Terpstra SES.
et al.
The association of clinical and
structural knee osteoarthritis with physical
activity in the middle-aged population: the NEO
study.
Osteoarthritis Cartilage 2021;
29: 1507-1514
Die Entstehung einer Kniearthrose war in vorliegender Studie nicht mit einer
niedrigen körperlichen Aktivität assoziiert. Zu diesem Ergebnis
kamen die niederländischen Forscher Terpstra et al., nachdem sie im
Rahmen der NEO-Studie eine bevölkerungsbasierte, prospektive
Kohortenstudie mit einer Stichprobe übergewichtiger Personen mit und
ohne Kniearthrose durchgeführt haben. Die Datenerhebung führten
die Forscher zwischen September 2008 und September 2012 durch. Die Teilnehmer
füllten zunächst einen allgemeinen Fragebogen aus, in dem sie
demografische, lebensstilbezogene und klinische Informationen sowie eine
Anamnese zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Fibromyalgie und
allgemeinen Begleiterkrankungen machten. Die körperliche
Aktivität bestimmten die Wissenschaftler anhand des validierten Short
Questionnaire to Assess Health-enhancing physical activity
(SQUASH)-Fragebogens. Der SQUASH-Fragebogen besteht aus drei Hauptabfragen:
aktive Tage pro Woche, durchschnittliche aktive Zeit pro Tag und
Intensität der Aktivität. Die Forscher rechneten diese Abfragen
in altersspezifische metabolische Äquivalente (METs) um. Kniespezifische
Symptome erfassten die Forscher anhand des Knee Injury and Osteoarthritis
Outcome Scores (KOOS), die gesundheitsbezogene Lebensqualität
anhand des Short Form (SF)-36. Die körperliche Aktivität
erhoben die Forscher an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit einem
Beschleunigungsmesser bei einer zufällig ausgewählten
Untergruppe der Studienpopulation. Außerdem bestimmten die Experten eine
strukturelle Kniearthrose im rechten Knie mittels Magnetresonanztomographie
(MRT). Diese lag vor, wenn ein eindeutiger Osteophyt und ein Knorpelverlust oder
eines dieser Merkmale mit mindestens zwei der folgenden Merkmale vorlag:
subchondrale Knochenmarksläsionen, Zyste, Meniskus-Subluxation,
Mazeration oder degenerativer Riss.
Die Studienpopulation für die statistische Auswertung bestand aus 6212
Teilnehmern. Eine klinische Kniearthrose lag bei 14% der Teilnehmer vor,
eine strukturelle Kniearthrose bei 12%. Personen, die eine klinische
Kniearthrose aufwiesen, waren körperlich aktiver und wiesen im Vergleich
zu Patienten ohne klinische Kniearthrose durchschnittlich 9,60 mehr MET-Stunden
pro Woche auf. Eine strukturelle Kniearthrose brachten die Experten mit 3,97
MET-Stunden pro Woche mehr körperlicher Aktivität in Verbindung,
im Vergleich zu Patienten ohne strukturelle Kniearthrose. Die Auswertung einer
Teilpopulation der Kohorte, die alle eine Kniearthrose aufwiesen, zeigte, dass
die körperliche Aktivität nicht mit Knieschmerzen, der
physischen Funktion oder der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in
Verbindung gebracht werden konnte.
Eine Kniearthrose bei Patienten der untersuchten, niederländischen
Kohorte mittleren Alters ist nicht mit einer geringen körperlichen
Aktivität verbunden, so die Autoren. Künftige
Forschungsarbeiten sollten zeigen, was die optimale Behandlungsempfehlung
für körperliche Aktivität für einzelne
Kniearthrose-Patienten ist. Laut Experten sollten Personen mit einer
Kniearthrose nicht davon abgehalten werden, körperlich aktiv zu
sein.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen