Goto S..
et al.
GARFIELD-VTE investigators The influence of anemia on clinical outcomes in venous
thromboembolism: Results from GARFIELD-VTE.
Thromb Res 2021;
203: 155-162
DOI:
10.1016/j.thromres.2021.05.007
Autoren um Goto aus Japan untersuchten in ihrer Register-Studie des GARFIIELD-VTE-Registers
die Grundcharakteristika, die Behandlungsmuster und die 24-Monate-Outcomes bei Patienten
mit oder ohne Anämie. Insgesamt schlossen die Autoren 7.698 Patienten von 10.679 aus
dem GARFIELD-VTE-Register ein. Die primären Endpunkte waren die Mortalität jeglicher
Ursache, rezidivierende VTE und Major-Blutungen bei VTE-Patienten mit oder ohne begleitende
Anämie innerhalb von 24 Monaten nach der Diagnose. Ereignisraten und 95 %-Konfidenz-Intervalle
wurden mittels Poisson-Regression geschätzt. Adjustierte Hazard-Ratios (HR) wurden
mittels Cox-Modell berechnet.
Ergebnisse
Die Verteilung von VTE-Ereignissen bei 2.771 Patienten mit Anämie und 4.927 Patienten
ohne Anämie waren ähnlich (TVT: 61,1 % versus 55,9 %; Lungenembolie + /- TVT: 38,9 %
versus 44,0 %). Patienten mit Anämie waren älter (62,6 Jahre versus 58,9 Jahre). Bei
VTE-Patienten mit Anämie waren folgende Risikofaktoren häufiger: Hospitalisierung
(22,0 % versus 6,8 %), operative Eingriffe (19,2 % versus 8,2 %), Tumorerkrankung
(20,1 % versus 5,6 %) und akute Erkrankungen (8,3 % versus 4,2 %). Patienten mit Anämie
erhielten häufiger eine parenterale Antikoagulation als alleinige Therapie (26,6 %
versus 11,7 %) und seltener eine direkte orale Antikoagulation (38,5 % versus 53,5 %).
Während Der 24-monatigen Nachbeobachtungszeit hatten Patienten mit Anämie ein höheres
Risiko für Mortalität (adjustierte HR: 1,84; 95 %-KI: 1,56–2,18), Major-Blutung (adjustierte
HR: 2,83; 95 %-KI: 2,14–3,75). Unter den Anämiepatienten hatten diejenigen mit einer
schweren Anämie ein höheres Risiko für Mortalität und Major-Blutung als diejenigen
mit einer geringgradig ausgeprägten Anämie.
Das GARFIELD-VTE-Register bietet einen umfassenden Überblick über das aktuelle VTE-
Management und klinische Outcomes bei VTE-Patienten mit Anämie und beinhaltet daneben
auch Daten zum Gebrauch von direkten oralen Antikoagulanzien. In der Analyse der Autoren
ist die Anämie ein wesentlicher Prädiktor für das Risiko einer Major-Blutung und Mortalität
jeglicher Ursache. Andererseits war die Rate der rezidivierenden VTE in den verglichenen
Gruppen vergleichbar. Die Ergebnisse zeigen damit den Bedarf für adäquate Management-Strategien
zur Senkung des Risikos von Major-Blutungen und Mortalität bei VTE-Patienten mit begleitende
Anämie an. Limitationen ihrer Studie sehen die Autoren in der nichtrandomisierten
Datenakquise sowie im Intention-to-Treat-Konzept, das die Behandlungsdauer oder den
Abbruch der Behandlung nicht berücksichtigt.
MOR Dr. med. Benedikt Lampl, Regensburg