Wei L.
et al.
Patients with early-onset primary Sjögren’s syndrome have
distinctive clinical manifestations and circulating lymphocyte profiles.
Rheumatology 2022;
61: 597-605
Patienten mit einem im jungen Alter einsetzendem pSS zeigten ausgeprägte
klinische Manifestationen und eine stärkere Aktivierung des
zellulären Immunsystems, wiesen schwerere klinische Symptome und
immunologische Merkmale auf, hatten eine erhöhte Aktivierung der
zirkulierenden T-Zellen und eine ungünstige Prognose. Die chinesischen
Wissenschaftler führten eine monozentrische retrospektive Studie an
Patienten durch, die zwischen September 2016 und Februar 2019 in der Abteilung
für Rheumatologie des Hebei General Hospital behandelt wurden. Alle
eingeschlossenen Patienten hatten einen asiatischen Phänotyp. Die
eingeschlossenen pSS-Patienten teilten die Forscher je nach Alter zu Beginn der pSS
in zwei Gruppen ein (Alter≤35 Jahre = früher Ausbruch,
>35 Jahre=später Ausbruch). Die Experten erhoben klinische
(Alter, Dauer der Erkrankung, klinische Manifestationen etc.), biologische
(u. a. Immunglobuline, antinukleäre Antikörper; ANAs, C3-
und C4-Komplement) und labortechnische Variablen (Erythrozytensedimentationsrate,
Bluteiweißelektrophorese etc.) der pSS-Patienten aus den Krankenakten. Eine
extraglanduläre Beteiligung bewerteten die Experten anhand des EULAR SS
Disease Activity Index (ESSDAI) 2010, eine mukokutane Beteiligung
definierten die Forscher als kutane Vaskulitis. Eine Beteiligung des
Verdauungssystems lag per Definition dann vor, wenn Symptome und Anzeichen wie
Beeinträchtigungen der Speiseröhre, gastroösophagealer
Reflux, veränderte Leberfunktionstests oder ähnliches festgestellt
wurde. Die Krankheitsaktivität teilten die Wissenschaftler als gering,
mäßig und hoch ein. Die Experten untersuchten die Patienten alle 3
oder 6 Monate je nach klinischem Ermessen und führten im Anschluss eine
Analyse der Lymphozytenuntergruppen mittels Fluoreszenz-aktivierter Zellsortierung
(FACS) vor jeder Behandlung durch.
Die Forscher schlossen 333 frisch diagnostizierte Patienten in die Studie ein. 36
Patienten (10,81%) entsprachen der Definition eines früh
einsetzenden pSS. Das durchschnittliche Alter bei Ausbruch der frühen pSS
betrug 28,91 Jahre. In der Gruppe der Patienten mit einem frühen pSS traten
im Vergleich zur Gruppe mit spätem pSS häufiger erhöhte
Serum IgG-Werte (77,14% vs. 31,16%), niedrige C3- (41,67%
vs. 20,20%) und C4-Werte (27,78% vs. 6,40%), eine
Anti-SSA-Positivität (91,67% vs. 51,85%) und eine
Anti-SSB-Positivität (50% vs. 20,54%) auf. Sämtliche
Unterschiede waren statistisch signifikant. Zudem zeigte sich, dass in der Gruppe
der Patienten mit einem frühen Beginn des pSS eine hämatologische
Beteiligung mit 80,56% vs. 52,53%, eine renale Beteiligung mit
19,44% vs. 5,05% und eine mukokutane Beteiligung mit 50% vs.
22,56% signifikant häufiger vorkamen als in der Gruppe mit einem
späten pSS-Beginn. Darüber hinaus stellten die Experten bei
Patienten mit frühem Auftreten des pSS eine tiefgreifende
CD4þ-T-Zell-Lymphopenie fest.
Patienten mit einem pSS-Beginn unter 35 Jahren weisen im Gegensatz zu Patienten
mit später einsetzendem pSS ausgeprägtere klinische
Manifestationen und eine stärkere Aktivierung des zellulären
Immunsystems auf. Zudem haben diese schwerwiegendere klinische Symptome, eine
erhöhte Aktivierung der zirkulierenden T- und B-Zellen als auch eine
schlechtere Prognose, so die Autoren. Daher ist eine intensive
medikamentöse Behandlung und eine engmaschige Überwachung laut
Experten angebracht.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen