Gisondi P.
et al.
Biological disease-modifying antirheumatic drugs may mitigate the risk of
psoriatic arthritis in patients with chronic plaque psoriasis.
Ann Rheum Dis 2022;
81: 68-73
Die Behandlung mit Biologika kann das Risiko eines Auftretens von PsA bei Patienten
mit mittelschwerer bis schwerer chronischer Schuppenflechte verzögern oder
sogar verringern. Die italienischen Forscher des Universitätsklinikums in
Verona führten eine retrospektive, nicht-randomisierte Interventionsstudie
durch, in die sie Psoriasis-Patienten einschlossen, die zwischen dem 1. Januar 2012
und dem 30. September 2020 die Dermatologische Ambulanz des Klinikums aufsuchten und
entweder Biologika oder eine Schmalband-UVB-Phototherapie zur Behandlung ihrer
chronischen Schuppenflechte erhielten. Geeignete Probanden für die Studie
waren mindestens 18 Jahre alt, wiesen eine klinisch bestätigte Diagnose
einer mittelschweren bis schweren chronischen Schuppenflechte auf und erhielten
entweder eine kontinuierliche Behandlung mit einem Biologikum über
mindestens 5 Jahre oder alternativ eine Behandlung mit mindestens drei Kursen
Schmalband-UVB-Phototherapie. Jeden Patienten stuften die Experten als Patienten mit
PsA ein, wenn die Kriterien der Klassifikationskriterien für
Psoriasis-Arthritis erfüllt wurden. Die Ärzte erfassten die Anzahl
der geschwollenen und schmerzhaften Gelenke und die Untergruppe der PsA (periphere
Arthritis, axiale Beteiligung, Enthesitis oder Daktylitis). Zudem erhoben die
Wissenschaftler demografische Variablen, den Raucherstatus, die Familienanamnese der
PsA bei Verwandten ersten Grades, metabolische Komorbiditäten (Adipositas,
Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie), Dauer und Schweregrad der
Psoriasis (anhand des Psoriasis Area and Severity Index PASI) sowie die
Beteiligung von Nägeln, Kopfhaut, Falten zu Studienbeginn. Die
jährliche und kumulative Inzidenzrate der PsA schätzten die Experten
anhand einer Ereignis-pro-Personenjahre-Analyse. Mit Hilfe von
Cox-Proportional-Hazards-Modellen ermittelten die Forscher das
Gefährdungsrisiko für PsA nach Bereinigung um
Störfaktoren.
Die Wissenschaftler schlossen 464 Psoriasis-Patienten in die Studie ein. 234
Patienten mit 1584 Personenjahren Nachbeobachtungszeit erhielten Biologika, 230 mit
1.478 Personenjahren Nachbeobachtungszeit wurden per Schmalband-UVB-Phototherapie
behandelt. Eine univariate Cox-Regressionsanalyse zeigte, dass jene Patienten, die
eine PSA entwickelten, im Durchschnitt älter waren und mit
größerer Wahrscheinlichkeit eine längere Psoriasis-Dauer,
eine größere familiäre Vorbelastung mit PsA, eine
verstärkte Lokalisierung der Psoriasis auf der Kopfhaut und den
Nägeln, eine Psoriasis-Dauer von mehr als 10 Jahren und einen
PASI≥10 bei Studienbeginn aufwiesen. Während der Studiendauer
entwickelten insgesamt 11% der Patienten eine PsA, darunter 8% in
der Biologika-Gruppe und 14 % in der Schmalband-UVB-Phototherapie. Dieser
Unterschied erwies sich als statistisch signifikant. Die PsA manifestierte sich in
84% der Fälle in einer peripheren Arthritis, gefolgt von Daktylitis
(20%), Enthesitis (16%) und axialer Beteiligung (6%).
Die Resultate der vorliegenden Interventionsstudie deuten darauf hin, dass eine
fortgesetzte therapeutische Intervention mit Biologika das Risiko eines
Auftretens von PsA bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer chronischer
Schuppenflechte im Vergleich zur Behandlung via Schmalband-UVB-Phototherapie
verringern kann. Künftige große prospektive Studien und
Interventionsstudien sind erforderlich, um diese Ergebnisse in
unabhängigen Stichproben weiter zu validieren, so die Experten.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen