Penso L.
et al.
Risk of Inflammatory Bowel Disease in Patients With Psoriasis and Psoriatic
Arthritis/Ankylosing Spondylitis Initiating Interleukin-17 Inhibitors: A
Nationwide Population-Based Study Using the French National Health Data
System.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 244-252
DOI:
10.1002/art.41923
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten mithilfe nationaler
Gesundheitsdatenbanken 16793 Erwachsene mit einer Psoriasis und PsA/AS, die
zwischen 2016 und 2019 erstmals eine Therapie mit einem IL-17-Inhibitor begonnen
hatten. Patientinnen und Patienten, die im selben Zeitraum erstmals Apremilast
(n=20556) oder Etanercept (n=10294) verschrieben bekommen hatten,
jedoch nie mit IL-17-Inhibitoren behandelt worden waren, bildeten das
Kontrollkollektiv. Personen mit einer rheumatoiden Arthritis oder einer
vorbestehenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis
ulcerosa) schlossen die Forschenden von der Analyse aus. Als primären
Studienendpunkt definierten sie die Neudiagnose einer chronisch
entzündlichen Darmerkrankung.
Ergebnisse
Die mit Secukinumab, Ixekizumab und Brodalumab behandelten Personen (45%
Männer) waren im Schnitt 48,4 Jahre alt, die Apremilast-Anwenderinnen und
-Anwender (54% Männer) 52,6 Jahre und die Etanercept-Anwenderinnen
und -Anwender (44% Männer) 46,3 Jahre. Die Mehrzahl (71%)
der mit IL-17-Inhibitoren, aber nur 7% der mit Apremilast und 27%
der mit Etanercept Behandelten hatten im Vorfeld Biologika erhalten. In diesen 3
Gruppen entwickelten im Verlauf der Nachbeobachtungszeit 72 (0,43%), 11
(0,05%) bzw. 49 (0,48%) Patientinnen und Patienten eine chronisch
entzündliche Darmerkrankung. In allen 3 Kollektiven ereignete sich die
Mehrzahl der Neuerkrankungen nach mindestens sechsmonatiger Therapie. Eine
Propensity-Score-Analyse ergab: Im Vergleich zu Apremilast ging die Behandlung mit
einem IL17-Inhibitor mit einem signifikant erhöhten Risiko für eine
chronisch entzündliche Darmerkrankung einher (gewichtete Hazard Ratio 3,8;
95% KI 2,1–6,8). Das Risiko für einen Morbus Crohn
vervierfachte sich dabei (gewichtete Hazard Ratio 4,0; 95% KI
2,0–8,1) und das Risiko für eine Colitis ulcerosa verdoppelte sich
(gewichtete Hazard Ratio 2,0; 95% KI 1,0–4,3). Letzterer Unterschied
war jedoch statistisch nicht signifikant. Die auf IL17-Inhibitoren und die auf
Etanercept eingestellten Personen unterschieden sich bezüglich des Risikos
für chronisch entzündliche Darmerkrankungen nicht wesentlich
(gewichtete Hazard Ratio 0,8; 95% 0,5–1,2).
Psoriasiskranke mit PsA/AS, die erstmals IL-17-Hemmer erhalten, so das
Autorenteam, entwickeln im Vergleich zu Betroffenen mit neu begonnener
Apremilast-Therapie deutlich häufiger chronisch entzündliche
Darmerkrankungen. Im Vergleich zur Etanercept-Behandlung scheint das
diesbezügliche Risiko allerdings nicht erhöht zu sein.
Möglicherweise seien diese Beobachtungen auf eine unterschiedliche
Krankheitsschwere in den einzelnen Gruppen zurückzuführen.
Weitere Studien müssen diese Ergebnisse bestätigen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell