Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(04): 277
DOI: 10.1055/a-1793-6868
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Polymyositis/Dermatomyositis: Erhöhtes Risiko für Herzversagen

Lin CY. et al.
Time-Dependent Analysis of Risk of New-Onset Heart Failure Among Patients With Polymyositis and Dermatomyositis.

Arthritis Rheumatol 2022;
74: 140-149
 

Die Krankheitsmanifestationen der Polymyositis und der Dermatomyositis beschränken sich unter Umständen nicht nur auf die Skelettmuskulatur: In vielen Fällen werden auch die inneren Organe befallen. Ein Forscherteam aus Taiwan beleuchtete nun mithilfe einer retrospektiven Kohortenstudie, wie häufig die Betroffenen ein stationär behandlungsbedürftiges Herzversagen erleiden.


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Mithilfe der Datenbank einer nationalen Krankenversicherung identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2025 taiwanesische Patientinnen und Patienten, bei welchen zwischen 2000 und 2013 erstmals eine Polymyositis oder Dermatomyositis diagnostiziert worden war. Personen mit einer vorbestehenden Herzinsuffizienz oder anderen Autoimmunerkrankungen schlossen sie von der Analyse aus. Das Vergleichskollektiv bildeten 196109 Personen aus der Allgemeinbevölkerung, die weder an einer Polymyositis/Dermatomyositis noch an einer Herzinsuffizienz litten. Zusätzlich bildeten die Forschenden mittels Propensity-Score-Matching 2 je 1997 Personen umfassende Kollektive, die sich bezüglich des Alters, des Geschlechts, des Diagnosezeitpunkts, der Komorbiditäten sowie der Medikation bestmöglich ähnelten. Den Studienendpunkt bildete die kumulative Inzidenz der Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz bzw. das Herzinsuffizienzrisiko zu verschiedenen Nachbeobachtungszeitpunkten.

Ergebnisse

Die mehrheitlich weiblichen Personen mit einer Polymyositis/Dermatomyositis waren im Schnitt 50,2 Jahre alt. Ihre häufigsten Begleiterkrankungen umfassten die Hypertonie, den Diabetes sowie die Dyslipidämie. Die Auswertung der beiden Gesamtkollektive ergab: 4,4% der Patientinnen und Patienten mit einer Polymyositis/Dermatomyositis aber nur 1,4% der Kontrollen entwickelten während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 5,3 bzw. 6,5 Jahren eine Herzinsuffizienz. Mittels multivariater Analyse errechnete sich diesbezüglich eine adjustierte Hazard Ratio von 3,29 (95% KI 2,60–4,18). Die Propensity-Score-Matching-Analyse zeigte: 4,5% der Personen mit Polymyositis/Dermatomyositis aber nur 3,1% der Kontrollen entwickelten eine Herzinsuffizienz. Die kumulative Inzidenz der Herzinsuffizienz nach 3, 5 bzw. 10 Jahren betrug in der Polymyositis/Dermatomyositis-Gruppe 3,3, 4,4 bzw. 7,4% und lag damit um 1,8, 2,1 bzw. 3,0% höher als in der Kontrollgruppe. Auch im Propensity-Score-Matching-Kollektiv ging die Polymyositis/Dermatomyositis mit einem signifikant erhöhten Herzinsuffizienzrisiko einher (adjustierte Hazard Ratio 2,06; 95% KI 1,36–3,12). Den Berechnungen der Forschenden zu Folge persistiert das erhöhte Herzinsuffizienzrisiko über bis zu 10 Jahr nach der Diagnose. Am größten ist es dabei offenbar innerhalb des ersten Jahrs.

Fazit

Patientinnen und Patienten mit einer Polymyositis/Dermatomyositis haben über mindestens 10 Jahre nach der Diagnosestellung ein erhöhtes Risiko für ein stationär behandlungsbedürftiges Herzversagen, schlussfolgern die Autorinnen und Autoren. Angesichts dieser Beobachtungen empfehlen sie eine sorgfältige Überwachung der Betroffenen im Hinblick auf die klinischen Anzeichen dieser potenziell tödlichen kardialen Komplikation.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publication History

Article published online:
11 August 2022

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