Smeele H.
et al.
Modern treatment approach results in low disease activity in 90% of
pregnant rheumatoid arthritis patients: the PreCARA study.
Annals of the Rheumatic Diseases 2021;
80: 859-864
Rheumatische Erkrankungen können bereits im jungen Alter auftreten. Das gilt
auch für die rheumatoide Arthritis, die manchmal schon im Jugendalter
beginnt. Da die Erkrankung nicht ausheilt und nur eine dauerhafte Therapie bleibende
Schäden an den Gelenken verhindern kann, stehen Frauen bei einem
Kinderwunsch vor einem Dilemma: Müssen die Medikamente abgesetzt werden und
kann dies einen Krankheitsschub auslösen?
„Wir raten den Patientinnen heute, die Behandlung fortzusetzen“, sagt
DGRh-Präsident Prof. Andreas Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus
Berlin, und nennt dafür zwei Gründe. Zum einen erhöht die
Behandlung die Chance, dass es überhaupt zur Schwangerschaft kommt.
„Die Erfahrungen zeigen, dass eine hohe Krankheitsaktivität die
Fruchtbarkeit herabsetzen kann“, erklärt Krause: „Und im
Fall einer Schwangerschaft steigt das Risiko, dass das Kind bei der Geburt zu klein
ist“. Hinzu kommt, dass die Krankheit unbehandelt in den neun Monaten der
Schwangerschaft und der anschließenden Stillzeit fortschreiten kann und
Schäden verursacht, die nicht mehr umkehrbar sind.
Allerdings sind nicht alle Rheuma-Medikamente in der Schwangerschaft für das
Kind sicher. „Das häufig eingesetzte Methotrexat sollte ein bis drei
Monate vor der Schwangerschaft abgesetzt werden“, sagt Prof. Christof
Specker, Chefarzt der Rheumatologie am Evangelischen Klinikum Essen-Werden und
stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises „Schwangerschaft“ der
DGRh. „Auch Cyclophosphamid sollte wegen der Gefahr von
Fruchtschäden nicht eingesetzt werden. Andere Mittel wie Leflunomid werden
vorsichtshalber abgesetzt, weil wir nicht wissen, ob das Kind geschädigt
werden könnte“.
Bei den immer häufiger eingesetzten Medikamenten aus der Gruppe der
TNF-Blocker haben sich die Bedenken gelegt. Eine Expertengruppe der European League
against Rheumatism (EULAR) hat sich bereits 2016 für eine Fortsetzung der
Behandlung in der Schwangerschaft ausgesprochen. Den TNF-Blocker Certolizumab hat
inzwischen die Europäische Arzneimittel-Agentur für eine Anwendung
in der Schwangerschaft zugelassen.
Eine Studie aus den Niederlanden zeigt jetzt, dass die Behandlung in der
Schwangerschaft die Krankheitsaktivität gut kontrollieren kann. Ein Team um
Hieronymus Smeele von der Erasmus-Universität in Rotterdam betreute 308
Frauen während der Schwangerschaft, von denen 184 Medikamente einnahmen.
„Die Behandlung war nicht einfach, da bei einigen Schwangeren die
Medikamente gewechselt werden mussten“, erklärt Krause: „Ein
Medikationswechsel ist bei Rheumapatienten immer schwierig, da es zwischenzeitig zu
einem Schub kommen kann“.
In der Studie konnte dies jedoch meist vermieden werden. „Der Anteil der
Frauen, bei denen eine niedrige Krankheitsaktivität erreicht wurde, stieg
während der Schwangerschaft sogar von 75,4 auf 90,4% an“,
berichtet Krause. Das seien sehr gute Ergebnisse, da in einer früheren
Studie weniger als die Hälfte der Rheumapatientinnen problemlos durch die
Schwangerschaft kam. Auch die Kinder wurden gesund geboren. Die Ergebnisse zeigen
für den Experten, dass Frauen mit einer rheumatoiden Arthritis sich ihren
Kinderwunsch erfüllen können, ohne Nachteile für die
Gesundheit von Mutter und Kind befürchten zu müssen. Krause betont:
„Weil die Behandlung komplex ist, sollte sich jede Rheuma-Patientin
frühzeitig an einen Facharzt wenden und möglichst vor der
Schwangerschaft gemeinsam einen Fahrplan entwickeln“.
Nach einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie