Rehabilitation (Stuttg) 2023; 62(01): 40-47
DOI: 10.1055/a-1819-1968
Originalarbeit

Umsetzungsstrategien einer diversitätssensiblen Gesundheitsversorgung und Unternehmensführung – Eine bundesweite postalische Befragung von Rehabilitationseinrichtungen

Implementation Strategies of Diversity-Sensitive Health Care and Administration – A Nationwide Postal Survey of Inpatient Rehabilitation Facilities
1   Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Department für Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
,
Fabian Erdsiek
1   Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Department für Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
,
Yüce Yılmaz-Aslan
1   Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Department für Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
2   AG3 Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
3   AG6 Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
,
Maria Mader
2   AG3 Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
,
Dennis Padberg
1   Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Department für Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
,
Oliver Razum
2   AG3 Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
,
Patrick Brzoska
1   Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Department für Humanmedizin, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten
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Zusammenfassung

Hintergrund Verschiedene Diversitätsmerkmale, wie beispielsweise eine Behinderung, das Geschlecht, das Alter oder ein Migrationshintergrund, gehen mit unterschiedlichen Versorgungserwartungen und -bedürfnissen einher. Werden diese in der Gesundheitsversorgung, einschließlich der Rehabilitation, nicht berücksichtigt, kann das die Versorgungszufriedenheit und den Behandlungserfolg negativ beeinflussen. Diversitätssensibilität kann die Nutzerorientierung in der Versorgung erhöhen und somit helfen, den vielfältigen Versorgungsbedürfnissen und -erwartungen Rechnung zu tragen. Ziel der vorliegenden Studie ist es zu untersuchen, welche Maßnahmen Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland nutzen, um eine diversitätssensible Versorgung anzubieten und welche möglichen Hindernisse bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen wahrgenommen werden.

Methodik Zwischen Mai und August 2019 wurden Verwaltungsleitungen aller stationären Rehabilitationseinrichtungen zur Teilnahme an einer bundesweiten postalischen Fragebogenerhebung eingeladen (n=1233). Der Fragebogen umfasste Fragen zum Umgang mit den Diversitätsmerkmalen von Mitarbeitenden und Rehabilitand*innen. Es lagen Antworten von insgesamt 223 stationären Rehabilitationseinrichtungen vor (Rücklaufquote: 18,9%). Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse Die Einrichtungsbefragung zeigt auf, dass Diversitätssensibilität für viele Rehabilitationseinrichtungen ein relevantes Thema ist. Diversitätssensibilität sei besonders von Bedeutung für die Zufriedenheit der Versorgungsnutzer*innen, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und den Behandlungserfolg von Rehabilitand*innen. Hindernisse bei der Umsetzung einer diversitätssensiblen Versorgung seien fehlende Anreize der Versorgungsträger, fehlende finanzielle Ressourcen und organisatorische Schwierigkeiten.

Diskussion Die Mehrheit der befragten Verwaltungsleitungen erkennt die Relevanz einer diversitätssensiblen Versorgung an, Instrumente zur Umsetzung dieser kommen allerdings nur selten und unsystematisch zum Einsatz. Zur Förderung von Diversitätssensibilität benötigen Gesundheitseinrichtungen Unterstützung bei der Kompetenzbildung und bei der Auswahl und Implementierung geeigneter Maßnahmen. Eine Handreichung mit praxisnahen Anleitungen zur Umsetzung einer diversitätssensiblen Versorgung kann hierfür eine Grundlage bieten.

Abstract

Background Diversity characteristics such as disability, gender, age or migration background are associated with different expectations towards health care. If these are not sufficiently considered in rehabilitative care, this may have a negative impact on the satisfaction with and outcomes of health care. Sensitivity towards the diversity of patients can promote patient-centered health care by helping to address different needs and expectations. The aim of the present study was to examine what measures inpatient rehabilitation facilities in Germany use to provide diversity-sensitive health care and which barriers prevent their proper implementation.

Methods Between May and August 2019, administrative managers of rehabilitation facilities were invited to participate in a nationwide postal questionnaire survey (n=1,233). The questionnaire included questions on addressing the diversity of employees and rehabilitation patients. Responses were received from a total of 223 inpatient rehabilitation facilities (response rate: 18.9%). Results were analyzed descriptively.

Results The survey shows that diversity-sensitive health care is a relevant topic for many rehabilitation facilities. It is regarded particularly important for the satisfaction of rehabilitation patients, treatment outcomes and employee satisfaction. Obstacles to the implementation of diversity-sensitive care comprise a lack of incentives on the part of health care organization, a lack of financial resources and organizational difficulties.

Discussion The majority of the administrative managers surveyed acknowledge the relevance of diversity-sensitive care. Instruments enabling it, however, are used only sparingly and unsystematically. To promote diversity-sensitive care, health care facilities need support in competence building and in selecting and implementing appropriate measures. A handbook with instructions on how diversity-sensitive care can be implemented can contribute to that goal.



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Article published online:
28 June 2022

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