Schlüsselwörter
Schwangerschaft - Körperliche Aktivität - Sitzverhalten - Akzelerometrie
Key words
pregnancy - physical activity - sedentary behavior - accelerometry
Hintergrund
Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft geht mit positiven
gesundheitsbezogenen Auswirkungen sowohl für die Mutter als auch das
ungeborene Kind einher. Ein körperlich aktiver Lebensstil trägt dazu
bei, das Risiko für eine Frühgeburt, Präeklampsie und
Hypertonie sowie für orthopädische Beschwerden deutlich zu
reduzieren [1]
[2]. Darüber hinaus wird die Wahrscheinlichkeit einer Makrosomie
beim Ungeborenen verringert [3]. Im Vergleich
zu Schwangeren mit einem körperlich überwiegend inaktiven
Lebensstil, erholen sich aktive Frauen nach der Geburt deutlich schneller, erreichen
eher eine Gewichtsnormalisierung und entwickeln zudem seltener eine postnatale
Depression [4]. Auch negative gesundheitliche
Auswirkungen von übermäßigen sitzendem Verhalten
während der Schwangerschaft, wie z. B. eine verschlechterte
Stoffwechselfunktion der Mutter sowie ein verringertes Geburtsgewicht des Kindes,
konnten in Studien verifiziert werden [5].
Internationale Fachgesellschaften und die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
empfehlen während der Schwangerschaft und nach der Geburt mindestens 150
Minuten aerobe Aktivität pro Woche bei moderat-anstrengender
Intensität [1]
[6]. Die aktuelle Studienlage lässt
bislang keine quantifizierbare Empfehlung für den Umfang der mit sitzendem
Verhalten verbrachten Zeit zu [5]. Die
allgemeine Empfehlung der genannten Fachgesellschaften lautet daher, in der
Schwangerschaft möglichst wenig Zeit mit sitzendem Verhalten zu verbringen
[7]. Bisherige Studien zu Umfang und
Intensität körperlicher Aktivität und der mit sitzendem
Verhalten verbrachten Zeit während der Schwangerschaft basieren
überwiegend auf dem Selbstbericht, welcher aufgrund von Über- bzw.
Unterschätzung oftmals nicht präzise ist [8]. Deshalb wird der Einsatz direkter
Messmethoden durch sogenannte Wearables, wie z. B. einem Akzelerometer,
empfohlen [9]. Daten aus Studien, in denen
körperliche Aktivität Schwangerer direkt erfasst wurde, haben
gezeigt, dass die mit sitzendem Verhalten verbrachte Zeit zwischen 57 und
78% des Tages beansprucht [5],
während der Anteil moderat-anstrengender Aktivität zum Ende der
Schwangerschaft abnimmt [10] und weniger als
die Hälfe der Frauen die Empfehlungen der WHO erfüllt [11]. Mögliche Barrieren für
eine hinreichend körperliche Aktivität während der
Schwangerschaft stellen schwangerschaftsbedingte Beschwerden, wie z. B.
Energiemangel oder Müdigkeit dar, aber auch Zeitmangel [12]. Schwangere, die bereits ein oder mehrere
Kinder versorgen, sind weniger aktiv als Frauen, die ihr erstes Kind erwarten [13]. Ebenso kann die Sorge um die eigene
Gesundheit oder um die des Ungeborenen, nicht zuletzt aufgrund mangelnder
Informiertheit, dazu führen, dass körperliche Aktivität in
moderater bzw. anstrengender Intensität umgangen wird [12]. Daten der bislang einzigen und
nicht-repräsentativen Studie Deutschlands zufolge, fühlten sich
58% der befragten Schwangeren mindestens „gut“ zum Thema
„Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft“
informiert [14]. Direkt erfasste Daten zu
Umfang und Intensität von körperlicher Aktivität schwangerer
Frauen und zu deren sitzendem Verhalten liegen unseres Wissens aus Deutschland
bislang nicht vor. In der Pilotstudie „Fit für Zwei“ wurden
die Aspekte sitzendes Verhalten und körperliche Aktivität in den
Trimestern der Schwangerschaft per Akzelerometer erfasst. Anhand der Studiendaten
werden die Ergebnisse für die einzelnen Trimester im Hinblick auf (1) die
Adhärenz der Studienteilnehmerinnen am Trageprotokoll des Akzelerometers,
(2) Umfang und Intensität körperlicher Aktivität und mit
sitzendem Verhalten verbrachten Zeit sowie (3) Anteile der Schwangeren, die die
Empfehlungen der WHO für moderat-anstrengende körperliche
Aktivität erfüllen, präsentiert.
Methoden
Vorgehen
Die Pilotstudie „Fit für Zwei“ wurde von März
2020 bis Februar 2021 in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern)
durchgeführt. Vor Beginn wurde das Ethikvotum der
Universitätsmedizin Greifswald eingeholt (AZ BB 002/20). Die
Rekrutierung von Schwangeren erfolgte über Printmedien, z. B.
lokale Zeitungen, Flyer in Kitas und Einkaufzentren sowie über soziale
Medien, z. B. Facebook. Da bisher keine Erfahrungen in der Gewinnung von
Schwangeren für die direkte Erfassung körperlicher
Aktivität und deren Erreichbarkeit in der Frühschwangerschaft
vorlagen, wurde im Studienprotokoll definiert, Frauen bis zur 23.
Schwangerschaftswoche in die Studie aufzunehmen. Nach persönlicher
Aufklärung und schriftlich erklärter Studienteilnahme wurden die
Frauen gebeten, ein Akzelerometer zu tragen. Für jedes Trimester wurde
ein Zeitraum festgelegt, in dem das Gerät an sieben aufeinanderfolgenden
Tagen getragen werden sollte. Der Tragezeitraum lag im ersten Trimester zwischen
den Wochen 9 und 12, im zweiten bzw. dritten Trimester zwischen den Wochen 23
bis 26 bzw. 36 und 39. Unmittelbar im Anschluss an jeden Tragezeitraum erfolgte
eine selbstadministrierte Befragung im Untersuchungszentrum des Deutschen
Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung am Standort Greifswald. Als
Aufwandsentschädigung wurde den Teilnehmerinnen für jeden
absolvierten Tragezeitraum ein Warengutschein im Wert von jeweils 30 Euro
ausgehändigt.
Stichprobe
In die Pilotstudie wurden zwölf Frauen im ersten und 20 Frauen im zweiten
Trimester eingeschlossen.
Instrumente
Die direkte Erfassung des sitzenden Verhaltens und der körperlichen
Aktivität erfolgte mit dem ActiGraph GT 3X (Pensacola, FL, USA). Das
validierte Gerät zeichnet neben Dauer und Intensität
körperlicher Aktivität auch Ruhe- und Sitzzeiten auf. Eine
wesentliche Limitation von Daten aus der Akzelerometrie ist, dass zwischen
Sitzen, Liegen und Schlafen sowie Stehen auf der Stelle nicht unterschieden
werden kann. Als sitzendes Verhalten werden nach internationalem Standard somit
alle Aktivitäten definiert, welche einen Energieverbrauch von maximal
1,5 Metabolischen Äquivalent (MET) erfordern, und zwar
unabhängig davon, ob sie in sitzender, liegender oder stehender Position
erfolgen [15]. Moderaten bzw.
anstrengenden körperlichen Aktivitäten liegt ein Energieumsatz
von 3 bis 6 MET bzw. mehr als 6 MET zugrunde. Die Tragedauer des Akzelerometers
wurde definiert in Anlehnung an internationale Studien mit Schwangeren [10]
[16]. Das Gerät sollte an sieben aufeinanderfolgenden Tagen
tagsüber, vom Aufwachen bis zum Schlafengehen, an einem elastischen
Gürtel an der Hüfte getragen und nur zum Duschen oder Schwimmen
abgelegt werden. Die vom Gerät aufgezeichneten Beschleunigungsimpulse
wurden mit Hilfe einer Software in Counts umgewandelt. Die Klassifizierung der
Intensitäten erfolgte vorab und mittels validierter Schwellenwerte,
sogenannter counts per minute (cpm) [17].
Grundlage der Aufbereitung der Rohdaten für die Analyse war der von
Freedson entwickelte Algorithmus, wonach Aktivitäten mit einem
Schwellenwert kleiner als 100 cpm als sitzendes Verhalten galten,
leichte körperliche Aktivität bei Werten im Bereich zwischen 100
und 1951 cpm und moderat-anstrengende körperliche Aktivität ab
einem Schwellenwert von 1952 cpm angenommen wurde [18]. Die soziodemografischen Merkmale
Alter, Partnerschaft, Schulbildung (keine Hochschulreife, Hochschulreife),
Angaben zum Verlauf der Schwangerschaft, allgemeinen Gesundheitszustand
(ausgezeichnet, sehr gut, gut, schlecht, sehr schlecht) sowie zu sportlicher
Aktivität vor und während der Schwangerschaft wurden per
Fragebogen erhoben.
Statistische Analyse
Das Auslesen der Akzelerometerdaten erfolgte mit der Software ActiLife Version
6.12.0. Als Kriterium für eine gültige Messung pro Trimester
wurden fünf Tragetage mit jeweils mindestens zehn Stunden
Aufzeichnungsdauer festgelegt [17]. Eine
Teilnehmerin wurde in allen drei Trimestern und eine weitere im dritten
Trimester aus der Analyse der Daten ausgeschlossen, da sie die Kriterien nicht
erfüllten. Die deskriptive Analyse der Akzelerometerdaten (Mittelwert,
Standardabweichung und Spannweite) in Minuten pro Tag sowie der Fragebogendaten
erfolgte mit der Software STATA (Version 15.1). Den Umfang der einzelnen
Intensitäten haben wir zudem in prozentualen Anteilen der
durchschnittlichen Gesamttragezeit pro Tag berechnet. Als Kriterium, um die
Empfehlungen der internationalen Fachgesellschaften zu erfüllen, wurden
mindestens 150 Minuten pro Woche moderat-anstrengende Aktivität
festgelegt.
Ergebnisse
Die Stichprobe umfasst insgesamt 32 Frauen. Sie waren im Durchschnitt 29,8 Jahre alt
(SD±3,1), lebten zu 97% in einer festen Partnerschaft und
besaßen zu zwei Dritteln die Hochschulreife. Zum Untersuchungszeitpunkt im
zweiten Trimester waren 14 Frauen im Beschäftigungsverbot. Vier Frauen
bekamen ihr Kind vor dem geplanten Geburtstermin und konnten somit die Untersuchung
im dritten Trimester nicht wahrnehmen. In den Trimestern 1 bis 3 schätzten
die Schwangeren ihren allgemeinen Gesundheitszustand auf einer Skala von 1
(schlecht) bis 5 (sehr gut) im Mittel mit 4,3, 4,2 bzw. 4,2 ein. Vor der
Schwangerschaft waren 75% der Frauen sportlich aktiv. Das reduzierte sich in
der Schwangerschaft auf 25%, wobei der Anteil der Erstgebärenden
jeweils höher war als bei den Mehrgebärenden ([Tab. 1]). Die mittlere Tragezeit des
Akzelerometers pro Tag lag bei 807 Minuten im ersten, 811 Minuten im zweiten und 781
Minuten im dritten Trimester. Davon verbrachten die Frauen jeweils mehr als die
Hälfte der Zeit mit sitzendem Verhalten. Der Anteil leichter
körperlicher Aktivität lag über die Trimester hinweg bei
etwa 35%, während moderat-anstrengende Aktivitäten in der
Trimesterabfolge Zeitanteile von 2,5%, 4,7% und 3,8%
beanspruchten. Erstgebärende verbrachten im ersten Trimester mehr Zeit mit
sitzendem Verhalten als Mehrgebärende. Im zweiten bzw. dritten Trimester
waren es mit 61,8% bzw. 57,7% sowie 61,8% bzw. 59,8%
annähernd gleiche Anteile. Darüber hinaus waren
Erstgebärende im zweiten und dritten Trimester fast doppelt so lange in
moderat-anstrengender Intensität aktiv, verglichen mit
Mehrgebärenden ([Tab. 2]). Die
Empfehlungen für körperliche Aktivität von 150 Minuten
moderat-anstrengender Aktivität pro Woche erfüllten über ein
Drittel der Schwangeren im ersten und mehr als die Hälfte im zweiten und
dritten Trimester. Auch hier liegt der Anteil der Erstgebärenden deutlich
über dem der Mehrgebärenden ([Abb.
1]).
Abb. 1 Anteile der Schwangeren, die die Empfehlungen für
körperliche Aktivität erfüllten.
Tab. 1 Merkmale der Stichprobe und sportliche
Aktivitäten vor und in der Schwangerschaft
(N=32).
|
Gesamt N=32
|
Erstgebärende (EG) n=16
|
Mehrgebärende (MG) n=16
|
Soziodemografische Merkmale
|
Alter, Jahre, MW (SD)
|
29,8 (3,1)
|
29,2 (3,4)
|
30,3 (2,8)
|
Partnerschaft, n (%)
|
31 (96,9)
|
15 (93,8)
|
16 (100)
|
Hochschulreife, n (%)
|
22 (68,8)
|
12 (75,0)
|
10 (62,5)
|
Beschäftigungsverbot, n (%)a
|
14 (43,8)
|
5 (31,2)
|
9 (56,2)
|
Schwangerschaftsbezogene Merkmale, n (%)
|
Risikoschwangerschaft
|
4 (12,5)
|
0 (0)
|
4 (25,0)
|
Vorherige Fehlgeburt
|
6 (18,8)
|
1 (6,2)
|
5 (31,2)
|
Vorzeitige Entbindung
|
4 (12,5)
|
2 (12,5)
|
2 (12,5)
|
Subjektiver Gesundheitszustand, MW (SD)
|
1. Trimester b
|
4,3 (1,0)
|
4,5 (0,6)
|
4,1 (1,1)
|
2. Trimester c
|
4,2 (0,7)
|
4,4 (0,5)
|
4,0 (0,8)
|
3. Trimester d
|
4,2 (0,7)
|
4,4 (0,8)
|
4,0 (0,7)
|
Sportliche Aktivitäten, n (%)
|
Vor der Schwangerschaft
|
24 (75,0)
|
15 (93,7)
|
9 (37,5)
|
1. Trimester b
|
3 (25,0)
|
2 (50,0)
|
1 (14,3)
|
2. Trimester c
|
8 (25,0)
|
6 (37,5)
|
2 (12,5)
|
3. Trimester d
|
7 (25,0)
|
4 (28,6)
|
3 (21,4)
|
Abkürzungen: MW=Mittelwert, SD=Standardabweichung,
a erfragt im 2. Trimester, Anzahl der Befragten: b
n=12, davon n=4 EG; c n=32, davon
n=16 EG; und d n=28, davon n=14 EG
Tab. 2 Tragezeit des Akzelerometers und mit sitzendem
Verhalten sowie in körperlicher Aktivität verbrachte
Zeit in den Trimestern der Schwangerschaft (N=32).
|
1. Trimester n=11
|
2. Trimester n=31
|
3. Trimester n=26
|
Gesamt
|
Erst-gebärende n=4
|
Mehr-gebärende n=7
|
Gesamt
|
Erst-gebärende n=16
|
Mehr-gebärende n=15
|
Gesamt
|
Erst-gebärende n=14
|
Mehr-gebärende n=12
|
Tragezeit in Minuten/Tag; MW (SD)
|
807 (69)
|
815 (53)
|
802 (80)
|
811 (64)
|
803 (66)
|
819 (63)
|
781 (56)
|
768 (61)
|
796 (46)
|
Spannweite
|
683–897
|
742–868
|
683–897
|
697–914
|
717–914
|
697–882
|
676–884
|
767–850
|
729–884
|
Sitzendes Verhalten in Minuten/Tag; MW (SD)
|
512 (79)
|
598 (49)
|
462 (36)
|
485 (72)
|
496 (60)
|
472 (84)
|
475 (80)
|
475 (86)
|
476 (76)
|
Spannweite
|
405–637
|
529–634
|
405–513
|
242–631
|
407–631
|
242–607
|
315–656
|
346–656
|
315–570
|
Anteil in % pro Tag
|
63,4
|
73,4
|
57,6
|
59,8
|
61,8
|
57,7
|
60,8
|
61,8
|
59,8
|
Körperliche Aktivität in
Minuten/Tag; MW (SD)
|
Leichte Intensität
|
275 (94)
|
198 (17)
|
319 (91)
|
288 (78)
|
258 (62)
|
320 (82)
|
276 (87)
|
255 (72)
|
300 (100)
|
Spannweite
|
160–444
|
181–215
|
160–444
|
153–544
|
153–400
|
188–544
|
162–436
|
163–393
|
162–436
|
Anteil in % pro Tag
|
34,1
|
24,3
|
39,8
|
35,5
|
32,1
|
39,1
|
35,3
|
33,2
|
37,6
|
Moderat-anstrengende Intensität
|
20 (16)
|
19 (9)
|
20 (19)
|
38 (30)
|
49 (33)
|
25 (22)
|
30 (23)
|
38 (25)
|
21 (16)
|
Spannweite
|
7–59
|
7–28
|
7–59
|
2–128
|
7–128
|
2–75
|
2–106
|
2–105
|
6–52
|
Anteil in % pro Tag
|
2,5
|
2,3
|
2,5
|
4,7
|
6,1
|
3,1
|
3,8
|
5,0
|
2,6
|
Abkürzungen: MW=Mittelwert, SD=Standardabweichung
Diskussion
In der Pilotstudie „Fit für Zwei“ wurde erstmals in
Deutschland der Einsatz von Akzelerometern in der Schwangerschaft erprobt sowie das
sitzende Verhalten sowie die körperliche Aktivität über die
Trimester hinweg erfasst und analysiert. Die Daten zeigen eine hohe Adhärenz
am Trageregime des Akzelerometers in allen drei Trimestern. Obwohl das angewandte
Kriterium für die Erfüllung des Trageregimes im Umfang von
fünf Tagen sowie mit der Tragedauer von mindestens 10 Stunden pro Tag
strenger angesetzt war als in Mehrheit der Studien üblich [17], konnten die Daten von 30 der 32
Teilnehmerinnen komplett in die Analyse einbezogen werden.
Verglichen mit direkt erfassten Daten internationaler Studien verbrachten auch die
Teilnehmerinnen dieser Studie im Durchschnitt mehr als die Hälfte der
Tragezeit mit sitzendem Verhalten [10]
[19]. Zudem bestätigen unsere Ergebnisse
die einer Übersichtsarbeit, wonach dieses Verhalten über die
Trimester hinweg im Mittel nur wenig variiert [5]. Wie bereits in anderen Studien gezeigt [10]
[20]
[21], ist auch in unserer
Stichprobe der Anteil moderat-anstrengender Aktivität im dritten Trimester
geringer als im zweiten Trimester. Nur wenige Studien konnten ein gleichbleibendes
Aktivitätsniveau [16] oder eine
Abnahme über die Trimester hinweg feststellen [22]
[23].
Zudem zeigen die Ergebnisse unserer Studie sowohl für das sitzende Verhalten
als auch für den Umfang und die Intensitäten körperlicher
Aktivität hohe Spannweiten. So variiert die mit sitzendem Verhalten
verbrachte Zeit in Stunden pro Tag in den Trimestern eins, zwei sowie drei zwischen
6,5 und 10, 4 und 10 sowie 5 und 10 Stunden. Dies weist auf eine
Heterogenität der Schwangeren und ihrer Lebenssituation hin, die in
größeren Stichproben weiter untersucht werden sollte. Mehr als ein
Drittel der Teilnehmerinnen im ersten Trimester und mehr als die Hälfte im
zweiten und dritten Trimester erfüllten die Empfehlungen von 150 Minuten
moderat-anstrengender Aktivität pro Woche. Daten dieser Studie zeigen, dass
bereits ein kleiner Teil des Tages in moderat-anstrengender Aktivität
ausreicht, um die Empfehlungen zu erfüllen. Frauen, die ihr erstes Kind
bekommen, weisen im Vergleich zu jenen mit einem oder mehreren Kindern ein
höheres Aktivitätsprofil auf. Dies konnte auch in anderen Studien
gezeigt werden [13]. Zwei Drittel der
Erstgebärenden und ein Drittel der Mehrgebärenden erfüllten
im zweiten und dritten Trimester die Empfehlungen.
Einige Aspekte limitieren die Aussagekraft der Studie. Zum einen beruhen die
genannten Ergebnisse besonders im ersten Trimester auf Daten einer kleinen
Stichprobe. Die geringe Zahl an Studienteilnehmerinnen im ersten Trimester
verdeutlicht die Schwierigkeit der Erreichbarkeit der Frauen in den ersten Wochen
ihrer Schwangerschaft. Zum anderen begründet vermutlich das reaktive
Vorgehen bei der Rekrutierung den hohen Anteil von Teilnehmerinnen mit hohem
Bildungsabschluss und somit von Schwangeren, die überdurchschnittlich
körperlich aktiv sind [24]. Eine
weitere Limitation besteht darin, dass die Daten zum Zeitpunkt der Corona-Pandemie
erhoben wurden. Veränderungen im Bewegungsverhalten aufgrund eines
frühzeitigen Beschäftigungsverbotes oder weniger Sportangeboten
können nicht ausgeschlossen werden.
Akzelerometer sind für die direkte Erfassung körperlicher
Aktivität bei Schwangeren geeignet. Die Frauen verbrachten den
überwiegenden Teil des Tages mit sitzendem Verhalten. Etwa die
Hälfte von ihnen erfüllte die Empfehlungen internationaler
Leitlinien. Dies zeigt die Notwendigkeit, Schwangere zu mehr
körperlicher Aktivität und weniger sitzendem Verhalten zu
motivieren. Neben einer noch größeren Anzahl von Teilnehmerinnen
an zukünftigen Studien, sollten mehr Frauen mit niedrigerem
sozioökonomischem Status teilnehmen, um belastbarere Aussagen
über die Grundgesamtheit der Schwangeren treffen zu können.
Unsere Studie leistet einen wichtigen Beitrag, körperliche
Aktivität und sitzendes Verhalten in der Schwangerschaft stärker
in den Fokus der Präventionspraxis und -forschung in Deutschland zu
rücken.