Moyon Q.
et al.
BNT162b2 vaccine-induced humoral and cellular responses against SARS-CoV-2
variants in systemic lupus erythematosus.
Ann Rheum Dis 2022;
81: 575-583
DOI:
10.1136/annrheumdis-2021-221097
An der Studie nahmen 126 Personen mit einem SLE teil. Alle erhielten im Abstand
von 21 bis 28 Tagen 2 Dosen der mRNA-Vakzine BNT162b2 (Pfizer/Biontech)
und absolvierten vor Beginn der Impfserie sowie an Tag 7 bis 14, an Tag 21 bis
28 sowie an Tag 42 verschiedene Untersuchungen. Diese umfassten unter anderem
die Dokumentation unerwünschter Ereignisse, die Bestimmung der
klinischen SLE-Aktivität bzw. von Erkrankungsschüben mithilfe
des SLEDAI (SLE Disease Activity Index) und des BILAG (British Isles Lupus
Assessment Group)-Score, die Veränderung der serologischen
Krankheitsaktivität, die Messung der Antikörperantwort gegen das
Spikeantigen, die Bestimmung der neutralisierenden Kapazität der
Antikörper gegen den historischen Virusstamm bzw. gegen
besorgniserregende Virusvarianten sowie die Quantifizierung der B-, T- und
natürlichen Killerzellen. Die SARS-CoV-2-spezifische T-Zellantwort
prüften die Forschenden mithilfe eines
Interferon-Gamma-Release-Assay.
Ergebnisse
Die Patientinnen und Patienten vertrugen die BNT162b2-Vakzine insgesamt gut.
Schwere unerwünschte Ereignisse beobachteten die Forschenden im
Studienkollektiv nicht. Weder bei den Personen mit einem aktiven noch bei den
Personen mit einem inaktiven SLE bei Studieneinschluss traten während
der Beobachtungsphase signifikante Veränderungen des SLEDAI- oder des
BILAG-Scores auf. Im Hinblick auf die Immunogenität der BNT162b2-Vakzine
zeigte sich: Die Behandlung mit Mycophenolat-Mofetil bzw. mit Methotrexat
korrelierte mit einer signifikant schlechteren Antikörperantwort gegen
das Spikeantigen. Ein hoher Serum-IgG-Spiegel bei Studieneinschluss sowie ein
hoher Anteil naiver B-Zellen gingen dagegen mit einer stärkeren
Antikörperantwort einher. Ein Zusammenhang zwischen der
Gesamt-Lymphozytenzahl oder der SLE-Aktivität und der humoralen
Immunantwort bestand dagegen nicht. Die Behandlung mit Mycophenolat-Mofetil bzw.
mit Methotrexat beeinflusste die virusneutralisierende Kapazität der
Antikörper gegen das Spikeprotein negativ, fanden die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus. Gleiches galt für
niedrige Zahlen naiver B-Zellen. Die neutralisierende Kapazität der
durch die Impfung induzierten IgG-Antikörper erstreckte sich allerdings
auch auf weitere Virusvarianten. Sie nahm gegenüber besorgniserregenden
Varianten mit einer E484K-Mutation der rezeptorbindenden Domäne zwar ab,
war aber insgesamt bei der Mehrzahl der Patientinnen und Patienten nachweisbar.
Abschließend beleuchtete die Arbeitsgruppe die SARS-CoV-2-spezifische
T-Zellantwort nach der zweiten Impfdosis. Hier zeigte sich: 57% der
Personen mit neutralisierenden Antikörpertitern aber nur 10% der
Personen mit nicht neutralisierenden Antikörpertitern entwickelten eine
T-Zellantwort. Die Stärke der neutralisierenden
Antikörperantwort korrelierte dabei mit der Interferon-Gamma-Produktion
der SARS-CoV-2-spezifischen T-Zellen.
Die BNT162b2-Vakzine löst keine SLE-Schübe aus, so die
Forschenden. Wie gut die Betroffenen auf die Impfung ansprechen,
hängt offenbar unter anderem von ihrem B-Zellstatus sowie der
immunsuppressiven Therapie ab, schlussfolgern sie. Anhand dieser Parameter
können vermutlich diejenigen Personen identifiziert werden, die von
einer Antikörperkontrolle bzw. einer dritten Impfdosis profitieren.
Eine humorale Impfantwort scheint, wenn auch reduziert, vor
besorgniserregenden Virusvarianten zu schützen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell