Simon D.
et al.
Microstructural Bone Changes Are Associated With Broad-Spectrum Autoimmunity
and Predict the Onset of Rheumatoid Arthritis.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 418-426
Mikrostrukturelle Veränderungen bei RA-Risikopersonen stehen in
Zusammenhang mit einer breit angelegten Autoimmunität und können
eine zukünftige RA prognostizieren. Die Forscher der Klinik für
Innere Medizin 3, Rheumatologie und Immunologie, des
Universitätsklinikums Erlangen schlossen Probanden in die Studie ein,
die ein positives Testergebnis für Antikörper gegen zyklisches
citrulliniertes Peptid (CCP)-2 oder mutiertes citrulliniertes Vimentin (MCV) und
keine aktuellen oder früheren Anzeichen für Gelenkschwellungen
aufwiesen. Zu Studieneinschluss erhoben die Wissenschaftler das Alter,
Geschlecht, Gewicht und Größe sowie Rauchgewohnheiten und
Alkoholkonsum der Probanden. Bei der ersten Visite entnahmen die Forscher Serum
zur detaillierten Erstellung eines Autoantikörperprofils und
führten eine hochauflösende Computertomographie (HRpQCT) des
zweiten Mittelhandknochenkopfes durch, an der sie kortikale Mikrokanäle
(CoMiCs) quantifizierten. Darüber hinaus bestimmten die Wissenschaftler
die volumetrische Gesamtknochenmineraldichte (vBMD), die trabekuläre und
kortikale vBMD sowie die kortikale Dicke. Die Experten beobachteten die
Patienten im Hinblick auf die Entwicklung einer RA gemäß den
2010 ACR/EULAR-Klassifizierungskriterien durch
regelmäßige halbjährliche Besuche über einen
Zeitraum von insgesamt 30 Monaten.
Bis Ende 2018 rekrutierten die Wissenschaftler 75 ACPA-positive Risikopersonen.
Insgesamt 16 Personen wiesen eine geringe, 23 Personen eine mittlere und 36
Personen eine breite AMPA-Reaktivität auf. Die Gesamtmenge als auch die
Menge radialer CoMiCs zeigten sich bei Personen mit breiter
AMPA-Spezifität als statistisch signifikant erhöht.
Zusätzliche Analysen zeigten, dass bei Personen mit breiter
AMPA-Spezifität eine signifikant niedrigere Gesamt-, trabekuläre
und kortikale volumetrische BMD sowie eine signifikanten Ausdünnung der
kortikalen Knochenschale aufwiesen. 23 der 75 Personen entwickelten innerhalb
des 1-Jahres-Follow-up eine RA. Unter den drei AMPA-Untergruppen hatten
diejenigen mit breiter AMPA-Spezifität ein hohes Risiko, eine RA zu
entwickeln (48%), während die Progressionsrate bei denjenigen
mit mittlerer AMPA-Spezifität niedriger war (26%) und die
Ärzte bei denjenigen mit enger AMPA-Spezifität keine Progression
zur RA beobachteten (0%). Bei der Bewertung des Einflusses
mikrostruktureller Veränderungen auf das Fortschreiten der RA stellten
die Experten fest, dass Risikopersonen mit vielen CoMiCs
(>80CoMiCs/Gelenk) eine höhere Wahrscheinlichkeit
aufwiesen, eine RA zu entwickeln (44%) im Vergleich zu jenen mit
niedriger Anzahl an CoMiCs (10%). Außerdem korrelierte die
Anzahl der CoMiCs signifikant mit dem Zeitpunkt des Auftretens von RA innerhalb
des 12-Monats-Intervalls. Die Probanden mit niedriger und hoher Anzahl an CoMiCs
wiesen keine Unterschiede in Bezug auf Alter, Geschlecht, Körpergewicht
und Größe auf, auch Rauchgewohnheiten und Alkoholkonsum erwiesen
sich als ähnlich.
Mikrostrukturelle Veränderungen wie kortikale Mikrokanäle
(CoMiCs) an der periartikulären Kortikalis stellt ein Bindeglied
zwischen symptomatischer Autoimmunität und RA dar, so die Autoren.
Diese Daten stützen das Konzept der strukturellen
Vorschädigung der Gelenke durch Autoimmunität vor Beginn der
Entzündungsphase der Krankheit.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen