Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(05): 386-388
DOI: 10.1055/a-1864-6930
Für Sie Notiert

Rheumatoide Arthritis: Immunantwort auf die SARS-CoV-2-Impfung unter Rituximab

Jyssum I. et al.
Humoral and cellular immune responses to two and three doses of SARS-CoV-2 vaccines in rituximab-treated patients with rheumatoid arthritis: a prospective, cohort study.

Lancet Rheumatol 2022;
4: e177-e187
 

Ein gutes Ansprechen auf die SARS-CoV-2-Impfungen setzt eine funktionierende B-Zellantwort voraus. Diese kann unter dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab eingeschränkt sein. In diesem Fall entscheidet unter Umständen die T-Zellantwort über den Infektionsverlauf. Ein norwegisches Forscherteam analysierte die humorale und zelluläre Immunantwort auf 2 bzw. 3 SARS-CoV-2-Impfdosen bei mit Rituximab behandelten Personen mit rheumatoider Arthritis (RA).


#

Das zwischen Februar und Mai 2021 gebildete Studienkollektiv umfasste 87 Patientinnen und Patienten (79,3% Frauen) mit einer RA, die an der an 2 Kliniken in Oslo durchgeführten und noch andauernden prospektiven longitudinalen Nor-vaC-Studie teilnahmen. Alle RA-Kranken standen unter Therapie mit Rituximab. Das Vergleichskollektiv umfasste 1114 gesunde Personen (76,7% Frauen), beispielsweise Blutspenderinnen und -spender oder Klinikpersonal. Alle Studienpersonen waren im Rahmen des norwegischen Impfprogramms mit einer der verfügbaren mRNA- und/oder einer vektorbasierten Vakzine immunisiert worden. Patientinnen und Patienten, mit einer unzureichenden serologischen Antwort auf 2 Impfdosen, also einer Antikörperkonzentration gegen die rezeptorbindende Domäne (RBD) des SARS-CoV-2-Spikeproteins<100 AU/ml, hatten eine dritte Impfdosis erhalten. Ein weiterer serologischer Test auf Antikörper gegen das gesamte Spikeprotein sowie die RBD erfolgte 2 bis 4 Wochen nach der zweiten und dritten Impfung. Von je 20 RA-Kranken und Kontrollen lagen Blutproben für eine zellbiologische Analyse vor, die vor sowie 7 bis 10 Tage nach der zweiten Impfung entnommen worden waren. 12 RA-Patientinnen und -Patienten, die eine dritte Impfung erhalten hatten, stellten zudem 3 Wochen nach dieser Impfung entnommene Blutproben zur Verfügung. Anhand dieser Proben prüften die Forschenden die T-Zellantwort, indem sie kryokonservierte periphere mononukleäre Zellen mit Spikeprotein-Peptiden stimulierten. Als primäre Studienendpunkte definierten sie den Anteil der Personen mit einem serologischen Ansprechen (Anti-RBD-Antikörperkonzentration≥70 AU/ml) bzw. einer T-Zellantwort auf die Spikeprotein-Peptide nach 2 bzw. 3 Impfdosen.

Ergebnisse

Die Patientinnen und Patienten mit einer RA waren im Schnitt 60, die gesunden Kontrollen 43 Jahre alt. 19 (21,8%) bzw. 1096 (98,4%) der Personen dieser beiden Gruppen zeigten ein serologisches Ansprechen nach der zweiten Impfdosis (p<0,0001). Mittels multivariater Analyse identifizierten die Forschenden die Zeit zwischen der letzten Rituximab-Infusion und der ersten Impfdosis (median 267 Tage bei den Personen mit versus 107 Tage bei den Personen ohne serologisches Ansprechen) sowie den Impfstofftyp (mRNA-1273 versus BNT162b2) als signifikante Einflussfaktoren bezüglich des serologischen Ansprechens. Die zellulären Analysen ergaben: Nach 2 Impfdosen zeigten 53% der Patientinnen und Patienten eine CD4+T-Zellantwort und 74% eine CD8+T-Zellantwort. Eine dritte Impfdosis erhielten – im Median 70 Tage nach der zweiten Dosis – 49 Patientinnen und Patienten. Nur 8 dieser Personen (16,3%) sprachen serologisch auf diese dritte Dosis an, aber alle 12 dieser Personen, welche Blutproben zur Analyse zur Verfügung gestellt hatten, zeigten eine CD4+und eine CD8+T-Zellantwort auf die dritte Dosis. Diese Antwort erstreckte sich dabei auch auf die Deltavariante des SARS-CoV-2-Virus (B.1.617.2). 48% der Patientinnen und Patienten mit einer RA und 78% der gesunden Kontrollen berichteten nach 2 Impfdosen über unerwünschte Ereignisse. Nach der dritten Dosis traten in 42% der Fälle Nebenwirkungen auf. Schwere Ereignisse oder Todesfälle beobachteten die Forschenden nicht.

Fazit

Trotz schlechter humoraler Immunantwort auf die SARS-CoV-2-Vakzinen unter Rituximab scheint die Impfung bei RA-Kranken eine gute T-Zellantwort zu induzieren, die durch eine dritte Dosis nochmals verstärkt wird, so die Forschenden. Betroffene, so ihre Empfehlung, sollten optimalerweise vor Beginn einer Rituximab-Therapie gegen COVID-19 geimpft werden bzw. das Intervall zwischen Rituximab und der Impfung sollte – für eine optimales Ansprechen – so lang wie möglich sein, am besten mindestens 9 Monate.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


#
#

Publication History

Article published online:
04 October 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany