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DOI: 10.1055/a-1865-1822
Schlafmedizin
Aktivitäten der Sektion
Die Sektion 8 (Schlafmedizin) der DGP beschäftigt sich mit Erkrankungen oder Störungen, die im Schlaf auftreten oder den gesunden Schlafablauf beeinträchtigen. Der Mensch verbringt etwa ein Drittel seiner Lebenszeit schlafend. Ein gesunder Schlaf ist dabei für nahezu alle Körperfunktionen einschließlich der Gedächtnisbildung von großer Bedeutung. Dem gegenüber werden verschiedene Schlafstörung, insbesondere die schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) mit einer Vielzahl organischer Folgeerscheinungen einschließlich kardiovaskulärer, metabolischer, immunologischer und auch maligner Komplikationen sowie der Demenzentwicklung in Verbindung gebracht. Neben gesundheitspolitischen Aspekten der schlafmedizinischen Versorgung liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Sektion 8 bei den SBAS, insbesondere der obstruktiven und zentralen Schlafapnoe sowie allen Formen der nächtlichen Atmungsinsuffizienz. Letztere beinhalten u. a. die COPD, das Obesitas-Hypoventiationssyndrom (OHS), Zwerchfellparesen und andere neuromuskuläre Erkrankungen, bei denen sich eine respiratorische Störung oft schon im Schlaf zeigt, bevor sie im Wachzustand manifest wird.
Die Sektion 8 (Schlafmedizin) hat sich 2021/2022 im Rahmen der Sektionssitzung anlässlich des DGP-Kongresses in Präsenz sowie in kleineren Gruppen zu gezielten Fragestellengen mehrfach virtuell „getroffen“. Die SNAK-Tagung in Essen, die schon im Vorjahr der Corona Pandemie zum Opfer fiel, war für den Frühsommer 2022 geplant, wurde aber aufgrund des späten Termines des DGP-Kongresses auf das Jahr 2023 verschoben (Leitung: Prof. Dr. med. Christoph Schöbel).
DGP-Kongress
Die Sektion initiierte auf dem DGP-Kongress 2022 vier Symposien. Ein Symposium zu versorgungsmedizinischen Aspekten („Schlafmedizin, quo vadis. Aktuelle schlafmedizinische Versorgung zwischen Wunsch und Wirklichkeit“) wurde ebenso wie ein Symposium zu medizinischen Aspekten („Evidenz oder Eminenz – Ist die OSA-Therapie wirklich wirksam?“) sehr gut besucht und es fanden angeregte Diskussionen statt. Ebenfalls gut angenommen wurden die Symposien zu den Themen „Schlafbezogene Atmungsstörungen: Selten beachtete Modifikatoren und Folgen“ und „CO2, pathophysiologische Bedeutung und Therapieansätze“.
In der gut besuchten Sitzung mit Freien Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der Schlafapnoe wurden spannende und vielversprechende neue Aspekte der aktuellen schlafmedizinischen Forschung vorgestellt.
Ein Postgraduiertenkurs (Schlafmedizin für Fortgeschrittene mit interaktiver Fallbesprechung) und ein Frühseminar zur „Begutachtung der Fahrtauglichkeit bei OSA“ rundeten als bereits gut etablierte Veranstaltungen der Vorjahre das Angebot unserer Sektion 8 auf dem DGP-Kongress in Leipzig ab.
In einer Veranstaltung der AG YoungDGP (Enthusiast meets Experienced) widmete sich ein Themenblock der Schlafmedizin.
Für den DGP-Kongress 2023 sind neben dem o. g. sich stetig weiterentwickelnden Frühseminar und PG-Kurs erneut vier Symposien sowie ggf. ein Joint Symposium mit der DGSM in Planung.
Themenschwerpunkte
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Versorgungsmedizinische Aspekte der Betreuung schlafmedizinischer Patienten
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Digitalisierung der Schlafmedizin, Chancen durch die Telemedizin
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Bewertung aktueller Studienergebnisse zu kardiovaskulären Komplikationen der Schlafapnoe und protektiven Effekten der CPAP-Behandlung
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Einfluss klinischer, pathophysiologischer und polysomnografischer Parameter (Endo- und Phänotypen) auf die Komplikationen und den prognostischen Benefit verschiedener Therapieverfahren der SBAS
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Stellenwert der non-PAP-Therapien der OSA (UKPS, Rückenlagerverhinderung, Zungengrundschrittmacher)
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Therapie der residuellen Tagesmüdigkeit (rEDS) bei OSA
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Schlaf und Gehirn
Präsentationen, Publikationen und Stellungnahmen
Die Sektion 8 der DGP beteiligte sich auf Anfrage an den Verfahren des Gemeinsamen Bundesausschlusses im Rahmen von Bewertungsverfahren durch schriftliche Stellungnahmen und teilweise Teilnahme an entspr. GBA-Anhörungen zu folgenden Themen: Schlafpositionstherapie POSA, Erprobungsrichtlinie Schlafpositionstherapie bei leichter bis mittelgradiger lageabhängiger obstruktiver Schlafapnoe, Solriamfetol Nutzenbewertung.
Des Weiteren wurde eine Stellungnahme zum Rückruf Philips respironics für das BfArM verfasst und unsere Standpunkte zu einem vorgeschlagenen Strukturmodell mit dem Vorstand der DGSM in Form einer Stellungnahme kommuniziert, hierzu stehen weitere Gespräche an.
Ziel der Sektion bleibt es ferner, in Diskussionsforen vermehrt neue wissenschaftliche Projekte auszuarbeiten und auf künftigen Kongressen zu präsentieren. Die Arbeit der Projektgruppe „Kontroversen und Perspektiven in der Schlafmedizin“ mit dem Ziel einer Publikation bzw. Publikationsserie wird fortgesetzt.
Ausblick
Die Schlafmedizin befindet sich weiterhin in schwierigen Fahrwassern. Der zunehmende ökonomischen Druck der Kostenträger und eine unsichere Versorgungs- und Vergütungssituation gefährden eine qualitativ ausreichende Betreuung der Patienten ebenso wie eine adäquate Weiterbildung schlafmedizinisch qualifizierter Ärzte in der Zukunft. Beflügelt wird diese Debatte durch neue Studienergebnisse, die bei undifferenzierter und unkritischer Betrachtung den protektiven Nutzen der OSA-Therapie z. B. in Hinblick auf die Symptomatik, Lebensqualität und die allgemeine und kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität infrage stellen. Andererseits konnten wir in den vergangenen Jahren feststellen, dass die pathophysiologischen Grundlagen (Endotypen) und die klinischen Erscheinungsformen (Phänotypen) der Schlafapnoe weitaus komplexer sind als bisher angenommen mit daraus resultierenden differenzierten und individualisierten Therapiekonzepten, die eine ganzheitliche schlafmedizinische Bewertung zwingend erfordern. Ebenso zeichnet sich immer mehr ab, dass die herkömmliche und in der großen Mehrzahl der Studien und Empfehlungen vorgenommene Schweregradeinschätzung der Schlafapnoe nur anhand der Häufigkeit repiratorischer Ereignisse die Komplexität des Krankheitsbildes nicht adäquat wiedergibt. Aufgrund der sehr hohen Prävalenz der Schlafapnoe in der Gesamtbevölkerung (fast die Hälfte der Männer haben einen AHI > 15/h) kommt dieser Betrachtung aber eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung zu.
Die wichtigste Zielsetzung für die kommenden Jahre bleibt daher eine intensive Diskussion und Aufarbeitung dieser Aspekte mit dem Ziel, neue Wege der schlafmedizinischen Versorgung für die Umsetzung im klinischen Alltag aufzuzeigen.
PD Dr. med. Nikolaus Büchner, Duisburg,
Dr. med. Holger Woehrle, Ulm
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
22. Juli 2022
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