Z Sex Forsch 2022; 35(03): 181-182
DOI: 10.1055/a-1873-3403
Buchbesprechungen

Lehrfilmreihe Handwerk der Psychotherapie. Staffel 3. Sexualtherapie Basics

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Steffen Fliegel, Hildegard Stienen und Andreas Veith. Lehrfilmreihe Handwerk der Psychotherapie. Staffel 3. Sexualtherapie Basics. Tübingen: dgvt 2019. 131 Minuten, EUR 19,80

In der Ausbildung zum*zur psychologischen Psychotherapeut*in und der ambulanten therapeutischen Tätigkeit sind sexuelle Funktionsstörungen und sexuelle Probleme von Patient*innen selten ein zentrales Thema – was daran liegen mag, dass Betroffene mit ihren Beschwerden möglicherweise zunächst Fachärzt*innen oder Paartherapeut*innen aufsuchen. Wenn nun doch einmal jemand mit einer sexuellen Funktionsstörung in der ambulanten Psychotherapie auftaucht, ist daher (vor allem bei Berufsanfänger*innen) häufig keine Routine vorhanden. Die Lehr-DVD „Sexualtherapie Basics“ ist Teil der Lehrfilmreihe „Handwerk der Psychotherapie“ (herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT)) und hat das Anliegen, praktische Vorgehensweisen und die Umsetzung von Interventionsmethoden bei der Diagnostik und Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen zu demonstrieren. Kann sie dabei helfen, einen effizienten Überblick zu liefern und Therapeut*innen mit geringer Erfahrung auf dem Gebiet praktische Anregungen zum therapeutischen Vorgehen zu geben?

Dem Ablauf einer Therapie folgend beginnt die DVD mit Beispielen zur Exploration sexueller Funktionsstörungen, geht über zu Diagnostik und Problemanalyse und wendet sich dann konkreten Interventionsmethoden in der Behandlung zu.

Vier Kapitel zur Exploration (z. B. „Sexualtherapeutische Exploration – Patientin mit vaginistischer Problematik“) greifen zunächst anschaulich verschiedene Störungsbilder auf, auch ein Beispiel zur Erhebung im Paargespräch wird gezeigt. Dabei ist es zunächst irritierend, dass die Zuschauer*innen direkt in die Beispiele hineingeworfen werden – eine allgemeine kurze Einleitung zur DVD fehlt. Auch werden keinerlei Informationen zu den Störungsbildern oder Erläuterungen zum Vorgehen in den Beispielszenen gegeben. Die dargestellten therapeutischen Gespräche sind anschaulich und klar strukturiert, sodass sie für Fachleute gut nachvollziehbar sind. Dennoch müssen die Zuschauenden sich vollständig selbst erschließen, was demonstriert werden soll und welchen Zweck die gezeigte Gesprächsführung verfolgt. Wünschenswert wäre eine kurze Information zu Ziel und Methodik, die den einzelnen Szenen vorangestellt oder per Untertitel eingeblendet wird. Inhaltlich fällt auf, dass in allen Beispielen das Thema Selbstbefriedigung vernachlässigt wird.

Bei den Kapiteln zur Diagnostik (z. B. „‚Mein Penis schreibt mir einen Brief‘ – Diagnostische Übung“) und Problemanalyse (z. B. „Problemanalyse 2 – 10-Stühle-Übung“) werden theoretische Informationen und kurze Erläuterungen der dargestellten Methoden eingeblendet, was das Anschauen der DVD direkt angenehmer macht. Die Zuschauer*innen wissen jetzt, was sie eigentlich gezeigt bekommen. Vier praktische Übungen werden demonstriert, die hilfreich und gut umsetzbar sind. Praxisrelevanz und Informationsgehalt der DVD nehmen zu. Außerdem fällt positiv auf, dass die dargestellten Methoden sich auch auf andere Störungsbilder und Anwendungskontexte übertragen lassen und so auch nützlichen allgemeinen Input für die therapeutische Tätigkeit bieten.

Es folgen 13 Kapitel zu praktischen Interventionsmethoden (z. B. „Spiegelübung Genitalien 1 – Anleitung zu einer Übung zur körperlichen Selbsterfahrung“, „‚Stopp-Start-Methode‘ – Instruktion bei Patient mit frühzeitiger Ejakulation“), die jeweils anschaulich erläutert und teilweise direkt in der Umsetzung gezeigt werden. Bedauerlicherweise werden nicht bei allen vorgestellten Übungen Indikation und Ziel konkret deutlich. Durch die breite Darstellung verschiedener Methoden wird jedoch ausreichend Verschiedenes angeboten, sodass jemand, der sich die DVD in der Hoffnung auf Anregungen für Behandlungsmöglichkeiten bei einem spezifischen Fall oder Störungsbild ansieht, in jedem Fall fündig werden kann. Für (angehende) Therapeut*innen mit vorhandener allgemeiner Praxiserfahrung, die sich spezifisch zu möglichen Interventionen bei sexuellen Funktionsstörungen und Problemen weiterbilden möchten, ist dieser Teil der DVD gut geeignet und bietet einen nützlichen Einblick in die Sexualtherapie. Die Inhalte sind leicht zu erfassen und werden anschaulich dargeboten, die dargestellten Methoden und Übungen lassen sich unproblematisch in der eigenen Tätigkeit anwenden. Positiv fällt auf, dass über die verschiedenen Kapitel hinweg nicht nur Patient*innen und Störungsbilder variieren, sondern auch drei unterschiedliche Therapeut*innen zum Zug kommen. Dadurch werden den Zuschauenden über das rein Inhaltliche hinaus auch verschiedene therapeutische Stile und Möglichkeiten der individuellen Gestaltung von Beziehung und Atmosphäre beispielhaft angeboten. Die drei Therapeut*innen agieren durchaus unterschiedlich und wirken dabei immer angenehm authentisch.

Insgesamt ist die DVD daher vor allem für Therapeut*innen mit vorhandener allgemeiner Therapieerfahrung, aber bisher wenig Berührungspunkten mit Sexualtherapie in der praktischen Tätigkeit eine gute Möglichkeit zur unkomplizierten (und auch durchaus unterhaltsamen) persönlichen Weiterbildung. Was theoretisches Wissen zu Ätiologie, Symptomatik und Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen betrifft, ist jedoch eine ergänzende Lektüre von Fachliteratur unerlässlich – entsprechende Referenzen werden am Ende der DVD angeboten.

Sophia Fürtjes (Dresden)



Publication History

Article published online:
06 September 2022

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