Sportphysio 2022; 10(04): 157
DOI: 10.1055/a-1875-3165
Editorial

Medical Screening und das Flaggensystem

Christoff Zalpour
 

Christoff Zalpour

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Red Flags sind ein wichtiger Bestandteil des Medical Screenings im Rahmen der physiotherapeutischen Differentialdiagnose und damit auch ein bedeutsamer Faktor in der Debatte um die Berufsautonomie von Physiotherapeuten. Professionelles Handeln, auch das von Sportphysiotherapeuten, ist von Expertenwissen geprägt, das unter regelmäßiger Evidenzauffrischung an internationalen Standards ausgerichtet ist und in der modernen (akademischen) Physiotherapie längst Fuß gefasst hat. Berufspolitische Debatten z. B. um die Handlungshoheit sowie die ausschließliche Zuständigkeit im Erstkontakt von Ärzten sollten sich lieber an der internationalen Faktenlage der Versorgungsforschung orientieren, um so entspannter geführt werden zu können.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) zum Beispiel unterstützt bereits die derzeit laufende Kampagne um die Notwendigkeit der Vollakademisierung der Physiotherapie. Dies ist als gutes Zeichen für eine interprofessionelle Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu verstehen. Die internationale Studienlage hat längst und vielfach bewiesen, dass bei ausreichender Kompetenzschulung die arztunabhängige physiotherapeutische Versorgung nicht nur sicher ist, sondern auch kostengünstiger und von höherer Versorgungsqualität [1]! Mehr kann man nicht wollen.

Aber selbstverständlich gilt ebenso: Auch die interprofessionelle Zusammenarbeit ist ein wichtiger Garant für eine hohe Versorgungsqualität unserer Patienten. Wann immer es geht, sollte eine kollegiale, gleichrangige Teamarbeit von Sportphysiotherapeuten mit (Sport-)Medizinern und Sportwissenschaftlern angestrebt werden. Notwendige Bedingung für das physiotherapeutische Expertenhandeln ist sie aber nicht.

Im Einführungsartikel gehe ich auf die wichtigsten Begriffe im Themenfeld des physiotherapeutischen Erstkontakts ein, auch unter Verweis auf diesbezüglich bedeutende Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung. Auch zum Thema physiotherapeutische Diagnose und Differentialdiagnose erfolgen unmissverständliche Klarstellungen. Und schließlich wird das Flaggen-Konzept ausführlich erläutert.

Beim Artikel über Situationen am Spielfeldrand haben sich die Autoren, Harry von Piekartz und ich, in die Situation hineinversetzt, wie es ist, bei Wettkämpfen als Physiotherapeut die einzige gesundheitskompetente Person zu sein, und welche häufigen Fragen hier hinsichtlich einer Notfallversorgung auftreten können. Und schließlich haben sich die Sportphysiotherapeuten Annika Griefahn und Maximilian Perschk in ihrem Vertiefungsartikel einem besonderen Fall aus dem Fußball gewidmet.

Dass fast alle der Autoren, mich eingeschlossen, ihre klinische und wissenschaftliche Heimat an der Hochschule Osnabrück haben, ist vermutlich kein Zufall: Seit vielen Jahren vermitteln wir differentialdiagnostische Kompetenzen in unseren Bachelor- und Masterprogrammen für Physiotherapeuten, und bereits seit 2008 führen wir eine Erstkontaktsprechstunde in unserem Institut für angewandte Physiotherapie und Osteopathie (INAP/O) durch. Im Rahmen der Reakkreditierung unserer physiotherapeutischen Programme dehnen wir die Vermittlung von Medical Screening und Differentialdiagnose zukünftig sogar noch weiter aus.

Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe der Sportphysio wünscht

Christoff Zalpour


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  • Literatur

  • 1 Ojha HA, Snyder RS, Davenport TE. Access compared with referred physical therapy episodes – a systematic review. Physical Therapy 2014; 94 (01) 14-30

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Christoff Zalpour
Hochschule Osnabrück
Albrechtstr. 30
49076 Osnabrück
Deutschland   

Publication History

Article published online:
05 September 2022

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

  • Literatur

  • 1 Ojha HA, Snyder RS, Davenport TE. Access compared with referred physical therapy episodes – a systematic review. Physical Therapy 2014; 94 (01) 14-30

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