Hauptteil
Hautveränderungen bei der lokalisierten Sklerodermie (LoS)
Klinisches Bild
Die Einteilung der LoS kann entsprechend der aktuellen
europäischen Leitlinien für die Diagnostik und Therapie
sklerosierender Erkrankungen der Haut in 6 Subgruppen erfolgen, denen
wiederum verschiedene Unterformen angehören (siehe [Abb. 1], [Tab. 1]). Durch die unterschiedliche
Beteiligung betroffener Strukturen, variiert das jeweilige klinische Bild
sehr deutlich. Allerdings ist die Beteiligung der LoS fast einheitlich auf
die vom Mesoderm abgeleiteten Gewebe beschränkt.
Tab. 1Klassifikation und klinische
Präsentation der lokalisierten Sklerodermie [3]
[9]
[10]
[19]
[26]
[27]. LoS, lokalisierte
Sklerodermie.
Subgruppen der LoS
|
Lokalisation
|
Unterformen
|
Klinisches Bild
|
Limitierte LoS
|
Überwiegend am Stamm
|
Morphea vom Plaque-Typ
|
-
Ovale Läsionen, umgeben von lividem
Randsaum („lilac ring“) als
Zeichen für aktives Stadium
-
In späteren Stadien mit zentraler
Sklerose und weißlicher oder
elfenbeinfarbener Färbung; alte
Läsionen können atroph und
hypopigmentiert werden
-
Hierdurch Haarausfall und Verlust der
Hautanhangsgebilde möglich
|
Morphea guttata
|
-
Mehrere gelbliche oder weißliche,
sklerotische Läsionen
(<1 cm) mit glänzender
Oberfläche
-
Frühe entzündliche
Läsionen können auch nur als
erythematöse Makulae auftreten
|
Stamm oder Extremitäten
|
Atrophoderma Pierini-Pasini (oberflächliche
Morphea)
|
-
Symmetrische, einzelne oder mehrere, scharf
begrenzte, hyperpigmentierte, nicht indurierte
Läsionen (<1 cm)
|
Generalisierte LoS
|
≥ 2 von 7 anatomischen Regionen
|
Generalisierte Form
|
-
≥ 4 verhärtete Plaques >
3 cm, die ≥ 2 von 7 anatomischen
Regionen (Kopf-Hals, jede Extremität,
vorderer und hinterer Rumpf) betreffen
-
Oft symmetrisch verteilt,
großflächig und konfluierend
|
Gesamtes Integument inkl. Gesicht und Kopfhaut
|
Pansclerotic disabling Morphea
|
-
Ausgedehnter Befall von Haut, Fettgewebe,
Faszien, Muskeln und Knochen –
„Einmauern des Patienten/der
Patientin“
-
Durch Fibrose häufig schwere Kontrakturen
und schlecht heilende, große Ulzerationen
und Nekrosen
-
Alopezie
-
Paramamilläre Höfe bleiben
frei
|
Lineare LoS
|
Extremitäten
|
Lineare Form
|
-
Lineare, bandartige Läsionen, die
Blaschko-Linien folgen können
-
Abheilung mit verbleibender Hyperpigmentierung
möglich
-
Schwere Wachstumsverzögerungen, Muskel-
und/oder Knochenatrophie,
Beugekontrakturen, Myositis und Arthritis
möglich
|
Überwiegend frontoparietal
|
„En coup de sabre“
|
-
Dellenbildung durch Atrophie des subkutanen und
knöchernen Gewebes
-
Ggf. Alopezie
-
Veränderung zentralnervöser
Strukturen
-
Krampfanfällen, Migräne,
Kopfschmerzen und Augenbeteiligung
|
Gesicht
|
Progressive faziale Hemiatrophie
(Parry-Romberg-Syndrom)
|
-
Fortschreitende Hemiatrophie des Gesichts mit
Beteiligung des subkutanen Gewebes (Fettgewebe,
Muskeln, Knochen)
-
I.d.R. ohne Hautsklerosierung
-
Kann zu schwerer Gesichtsasymmetrie
führen
-
Überlappung mit „en coup de
sabre“ Form in bis zu 40%
|
Gemischte LoS
|
Lineare Form+generalisierte Form
|
|
Lineare Form+Morphea vom Plaque-Typ
|
|
Tiefe Morphea (Morphea profunda)
|
Überwiegend an Extremitäten
|
-
Meist symmetrisch auftretend
-
Betrifft v. a. subkutane Strukturen
(Unterhautfettgewebe, Faszien und darunter
liegende Muskeln)
|
Eosinophile Fasziitis (Shulman-Syndrom)
|
Überwiegend an Extremitäten
|
|
-
Rascher Beginn mit erythematöser,
symmetrischer, ödematöser
Schwellung der Haut
-
Später Sklerosierung des kutanen und
subkutanen Gewebes mit typischem
‘‘peau
d’orange“-ähnlichem
Aussehen
-
Hautvenen können im Vergleich zum
umgebenden Gewebe gedrückt erscheinen
(‘‘negatives
Venenzeichen“)
|
Im Gegensatz zu Patient:innen mit einer SSc zeigen Patient:innen mit einer
LoS in der Regel kein Raynaud Phänomen (RS), keine
kapillarmikroskopischen Auffälligkeiten im Bereich der Nagelfalz und
weisen auch keine Sklerodaktylie auf.
Organe, die in der Region der jeweiligen Hautveränderungen liegen,
können auch bei der LoS (lineare Form) betroffen sein. Hierzu
zählen insbesondere Gelenke, Augen, Strukturen des zentralen
Nervensystems (ZNS) und des Zahnapparats [8]. Bei einigen Formen finden sich auch zirkulierende
antinukleäre Autoantikörper (ANA)1.
Die limitierte LoS kann in die Unterformen Plaque-Morphea,
Morphea guttata und Atrophoderma Pierini-Pasini eingeteilt
werden. Während die ersten beiden Formen v. a. am Stamm
lokalisiert sind, kann die dritte Form neben dem Stamm auch die
Extremitäten betreffen. Die Plaque-Morphea stellt die
häufigste Form im Erwachsenenalter dar und präsentiert sich
zu Beginn häufig mit ovalen, erythematösen Makulae. Im
aktiven Stadium zeigt sich meist ein sehr charakteristischer livider
Randsaum, der als „lilac ring“ bezeichnet wird (siehe [Abb. 2]). Das Zentrum dieser Makulae
kann im weiteren Verlauf in eine weißlich bis elfenbeinfarbene
kutane Sklerose übergehen. Ebenso gibt es Patient:innen ohne
deutlich fibrotische Umwandlung im Zentrum der Makulae, hier stellen sich
die Hautveränderungen oft nur livide bis erythematös oder
hyperpigmentiert dar. In späteren, inaktiven Krankheitsstadien
zeigen sich oft atrophe, hypo- oder hyperpigmentierte Makulae. Aufgrund der
übermäßigen Kollagenablagerung können in den
betroffenen Hautarealen Haarfollikel und Hautanhangsgebilde untergehen, was
wiederum Haarverlust und Anhidrose zur Folge haben kann[1]. Die Induration ist in der Regel auf
die Epidermis und Dermis beschränkt. Häufig entwickeln sich
die Morphea-Plaques in druckexponierten Arealen, wie im Bereich des
Hosenbundes und submammär [3]
[10].
Möglicherweise basiert dies auf einer Art
Köbner-Phänomen [1].
Oft werden die Plaques auch unbehandelt innerhalb von 3 bis 5 Jahren
weicher. Längere Krankheitsverläufe und wiederkehrende
Hautveränderungen sind jedoch typisch [11]. Die beiden anderen, der LoS
zugehörigen Formen, sind durch deutlich kleinere
Hautveränderungen von meist unter einem Zentimeter gekennzeichnet.
Beginnend mit erythematösen Makulae zeigen sich bei der Morphea
guttata im Verlauf nummuläre, gelblich oder
weißliche, teils sklerotische Plaques mit glänzender
Oberfläche. Die Hautveränderungen im Rahmen der
Atrophoderma Pierini-Pasini treten häufig symmetrisch auf
und imponieren meist scharf begrenzt, bräunlich-grau, glatt-atroph
und nicht induriert [3]
[10]
[12]. Sie liegen meist unterhalb des Hautniveaus mit einem gut
abgegrenzten, scharf abfallenden Randsaum [12]. Teilweise bemerken Patient:innen keine Beschwerden,
teilweise gehen die Hautveränderungen aber auch mit Schmerzen,
Pruritus und Parästhesien einher[1].
Abb. 2 Plaque mit „lilac ring“
Mit großflächig auftretenden Hautläsionen stellt die
generalisierte LoS eine der ausgeprägtesten Formen der
LoS dar (siehe [Abb. 3]). Betroffen
sind etwa 7 bis 9% der Patient:innen mit LoS, hiervon insbesondere
Frauen [11]
[13]. Es zeigen sich bei diesem Subtyp
meist 4 oder auch mehr verhärtete Plaques von mehr als 3 Zentimeter
Durchmesser. Diese entstehen in mindestens 2 von 7 anatomischen Regionen
(Kopf-Hals-Region, Extremitäten, Rumpf beidseits). Die
Läsionen sind meist symmetrisch angeordnet,
großflächig und können konfluieren [3]
[10]. Die paramamillären Höfe bleiben
typischerweise ausgespart. Ödematöse Schwellungen und
Sklerose der Finger erschweren möglicherweise die Abgrenzung zur SSc
[1]. Die generalisierte LoS kann
bei betroffenen Patient:innen zu Dyspnoe führen, da die normale
Atemexkursion aufgrund der Hautverhärtung im Bereich des Rumpfes nur
eingeschränkt möglich ist. Eine deutliche
Einschränkung der Lebensqualität kann zusätzlich
durch Myalgien, Arthralgien und Fatigue bedingt sein [11]
[14]
[15]. Eine Unterform und
die ausgeprägteste Variante stellt die „pansclerotic
disabling Morphea“ dar. Der ausgedehnte Befall von Haut,
Fettgewebe, Faszien, Muskeln und Knochen führt zur einer
„Einmauerung“ der Patient:innen. Im Unterschied zur
generalisierten Form können hier, neben dem gesamten Integument,
auch das Gesicht und die Kopfhaut betroffen sein. Auch hier kann durch den
Untergang von Haarfollikeln im Bereich behaarter Körperregionen eine
Alopezie auftreten. Zusätzlich können betroffene
Patient:innen im Rahmen der Hautsklerosierung dermatogene Kontrakturen im
Bereich der Gelenke entwickeln, auch schlecht heilende Ulzerationen
können entstehen. In diesem Zusammenhang ist auch das Risiko
für Plattenepithelkarzinome erhöht [3]
[10].
Abb. 3 Generalisierte LoS mit Aussparung der
paramamillären Höfe; LoS, lokalisierte
Sklerodermie.
Eine weitere Subgruppe bildet die lineare LoS mit den 3 Unterformen
lineare Form, „en coup de sabre“ Form und
progressive faziale Hemiatrophie (Parry-Romberg-Syndrom).
Betroffen sind überwiegend Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
[16]. Die lineare Form
(siehe [Abb. 4]) betrifft
v. a. die Extremitäten und ist charakterisiert durch
inflammatorisch-erythematöse Hautveränderungen, die entlang
der Extremitäten linear bzw. bandförmig angeordnet sind und
zum Teil auch den Blaschko-Linien folgen können. Kommt es zu einer
ausgeprägten Hautsklerosierung mit Beteiligung subkutaner
Strukturen, kann dies zu Wachstumsverzögerungen der betroffenen
Extremität, Muskel- und/oder Knochenatrophien, dermatogenen
Kontrakturen, Myositis und Arthritis führen. Hüftschiefstand
durch Längendifferenzen der Beine sollte früh ausgeglichen
werden, um spätere Schäden zu vermeiden. Die lineare
LoS vom Typ „en coup de sabre“ (siehe [Abb. 5]) ist frontoparietal
lokalisiert [17]. Es
präsentiert sich eine meist einseitig lineare Läsion, die
initial erythematös-livide erscheint und sich meist im Bereich der
Stirn paramedian bis hin zur Augenbraue entwickelt. Sie kann sich auch auf
die Nase sowie die Oberlippe ausbreiten. Im Verlauf kann durch eine Atrophie
der subkutanen Strukturen (subkutanes Fett, Muskeln, Knochen) eine
eingedellte Plaque entstehen, die aufgrund der Sklerosierung mit einer
narbigen Alopezie einhergehen kann. Die Oberfläche der betroffenen
Haut erscheint oft glatt, glänzend und manchmal hypo- oder
hyperpigmentiert. Zeigt sich eine ausgedehntere lineare Hautsklerosierung
fazial, können Kieferdeformitäten und damit einhergehende
Zahnanomalien auftreten. Weitere mögliche Folgen sind die
Beteiligung zentralnervöser Strukturen mit Krampfanfällen,
Migräne und Augenbeteiligungen [3]
[10]
[18].
Abb. 4 Lineare Form der LoS; LoS, lokalisierte
Sklerodermie.
Abb. 5 Lineare LoS vom Typ „en coup de sabre“;
LoS, lokalisierte Sklerodermie.
Eine seltenere Unterform stellt die progressive faziale Hemiatrophie
dar, die auch als Parry-Romberg-Syndrom bezeichnet wird. Durch die
einseitige atrophe Umwandlung subkutaner Gewebe (Fettgewebe, Muskeln,
Knochen) entsteht eine fortschreitende halbseitige Gesichtsasymmetrie.
Betroffen sind meist die Dermatome eines oder mehrerer Äste des
Nervus trigeminus. Diese Form zeichnet sich dadurch aus, dass die Haut nicht
sklerotisch verändert ist. Überlappungen mit der
„en coup de sabre“ Form finden sich in bis zu
40% [3]
[10]
[19]
[20]
[21].
Mit weniger als 5% der Fälle stellt die tiefe Morphea
(Morphea profunda) die seltenste Form der LoS dar (siehe [Abb. 6]) [8]. Sie tritt meist symmetrisch, oft am
Rumpf, auf. Wie der Name bereits suggeriert, sind neben der Haut auch die
darunter liegenden subkutanen Strukturen, wie Fettgewebe, Faszien und
Muskeln, in variablem Ausmaß betroffen [22]. Typischerweise gehen der tiefen
Morphea keine entzündlichen kutanen Läsionen voraus. Die
darüber liegende Haut kann normal, atroph oder verhärtet
sein, ist aber immer eingesunken und haftet am darunter liegenden Gewebe
[23]
[24].
Abb. 6 Tiefe Morphea (Morphea profunda).
Bei etwa 15% der Patient:innen mit LoS werden gemischte Formen
beobachtet, wobei häufiger Kinder betroffen sind [13]
[14]
[15]. Es kommt zum
Auftreten von zwei verschiedenen Subgruppen der LoS, insbesondere der
linearen Form mit der generalisierten Form oder der Plaque-Morphea [3]
[10].
Über die Zuordnung der eosinophilen Fasziitis zu den
verschiedenen Subtypen der LoS gibt es in der Literatur unterschiedliche
Auffassungen. Die aktuellen europäischen Leitlinien führen
die eosinophile Fasziitis als eigene Subgruppe. Eine mögliche
Zugehörigkeit zur generalisierten oder tiefen Form wird weiterhin
kontrovers diskutiert. Sie ist gekennzeichnet durch eine akut, meist
symmetrisch auftretende, erythematöse, ödematöse
Schwellung der Haut, v. a. an den Extremitäten. Im Verlauf
zeigt sich eine Sklerosierung im Bereich der Muskelfaszie, wodurch das
typische „peau d’orange“-ähnliche Aussehen
entsteht [3]
[10]. Die palmaren und plantaren
Aussparungen, sowie das Fehlen des RP und der ANAs, sind ein
Unterscheidungsmerkmal zur Sklerodaktylie bei der SSc [1]. Im Vergleich zum umliegenden Gewebe
können die Hautvenen eingedrückt erscheinen
(„negatives Venenzeichen“) [3]
[10]. Auch hier kann es
zu Gelenkkontrakturen und Sehnenretraktion kommen, die an den Händen
für das sogenannte „prayer sign“ verantwortlich
sind. Myalgien und eine proximale Muskelschwäche sowie eine
Polyarthritis der kleinen und großen Gelenke mit Morgensteifigkeit
können durch eine entzündliche Beteiligung des darunter
liegenden Perimysiums bedingt sein. Gewichtsverlust, Asthenie und
Karpaltunnelsyndrom sind ebenfalls häufige Begeleitsymptome [25].
Diagnostik
Die klinische Präsentation und die körperliche Untersuchung
führen in vielen Fällen zu einer eindeutigen Diagnose.
Verschiedene Scores wurden entworfen, um die Hautveränderungen
besser einordnen zu können (siehe [Tab. 2]). Der erste validierte Score mit der Bezeichnung
„modified Localized Scleroderma Skin Severity Index“
(mLoSSI) wurde 2009 entwickelt, und stuft die
Hautveränderungen entsprechend ihrer Aktivität ein [28]. Der später entstandene
„Localized Scleroderma Skin Damage Index“ (LoSDI)
bewertet den Hautschaden im Rahmen der LoS [29]. Zusammen mit dem Physician’s Global Assessment
bilden der mLoSSI und der LoSDI das „Localized Scleroderma
Cutaneous Assessment Tool“ (LoSCAT). Dieser Score vereint
die Parameter Physician’s Global Assessment,
Krankheitsaktivität und Hautschaden (siehe [Tab. 2]).
Tab. 2 Klinische Scores zur Beurteilung der
Hautveränderungen der LoS [3].
mLoSSI („modified Localized Scleroderma Skin
Severity Index“)
|
LoSDI („Localized Scleroderma Skin Damage
Index“)
|
-
Beurteilung: 18 anatomische Regionen
-
Parameter: Hauterythem, Hautdicke, Neuauftreten
oder Vergrößerung von
Hautläsionen
-
Skala: 0 bis 3
|
|
LoSCAT („Localized Scleroderma Cutaneous
Assessment Tool“)
|
-
Kombination Physician’s Global
Assessment, mLoSSI und LoSDI
-
Beurteilung der Krankheitsaktivität und
des Hautschadens
|
Ist der klinische Befund unklar oder bestehen Unsicherheiten, ist die Biopsie
aus einer typischen Hautveränderung ein weiteres diagnostisches
Mittel. Diese sollte ausreichend tief entnommen werden, da bei einigen
LoS-Subgruppen v. a. subkutane Strukturen betroffen sein
können. Mit Hilfe der Histopathologie ist es jedoch weder
möglich zwischen LoS und SSc zu unterscheiden noch zwischen
verschiedenen LoS-Subgruppen zu differenzieren. Daher ist die klinische
Korrelation der Hautveränderungen mit dem histopathologischen
Auffälligkeiten unabdingbar. Im frühen,
entzündlich-aktiven Stadium der LoS zeigen sich verdickte
Kollagenbündel in der retikulären Dermis, die parallel zur
Hautoberfläche verlaufen. Außerdem können dichte
Entzündungsinfiltrate aus überwiegend Lymphozyten,
Plasmazellen, aber auch Histiozyten und eosinophilen Granulozyten sichtbar
sein, die sich besonders zwischen den Kollagenbündeln,
perivaskulär und periadnexiell zeigen. Die darüber liegende
Epidermis kann sich entweder unverändert oder atroph darstellen. Im
späten Fibrosierungs-Stadium zeigen sich deutlich mehr
avaskuläre Areale mit nur geringer Inflammation. In der Regel zeigen
sich hier dicht gepackte, kondensierte, eosinophile Kollagenfasern. Die
Schweißdrüsen sind atroph oder nicht vorhanden. Kollagen
kann Fettzellen im subkutanen Gewebe ersetzen [10]
[30].
Laborchemisch empfiehlt sich die Bestimmung eines Differentialblutbildes
sowie weiterer Routinelaborparameter (insbesondere Nieren- und Leberwerte,
Entzündungsparameter wie BSG und CRP, LDH) und zusätzlich
der Kreatinkinase (CK) bei Muskelbeschwerden [3]. Bei Patient:innen mit linearer LoS
der Extremitäten und gleichzeitiger Gelenkbeteiligung können
erhöhte Werte des Rheuma-Faktors (RF) vorhanden sein, die manchmal
mit dem klinischen Grad der Arthritisaktivität korrelieren [31]. Des Weiteren werden manchmal ANA
nachgewiesen [8].
Patient:innen mit linarer LoS können unter neurologischen Symptomen
leiden, weshalb eine Bildgebung mittels MRT in Betracht gezogen werden
sollte. Andererseits sind viele Patient:innen asymptomatisch, selbst wenn
Anomalien festgestellt werden. MRT- und Computertomographie
(CT)-Untersuchungen können zur Erkennung von Muskel-, Gelenk- oder
Knochenbeteiligung, z. B. bei linearen LoS der Extremitäten,
hilfreich sein [3].
In klinischen Studien wurde über komplexe apparative diagnostische
Techniken berichtet, z. B. Ultraschalluntersuchung, Cutometer,
Durometer, Thermografie, Laser-Doppler-Durchflussmessung und ein
Computerized Skin Score. Diese können den Verlauf objektiver
erfassen, konnten sich in der Routinediagnostik jedoch nicht etablieren
[3].
Therapiemöglichkeiten
Ebenso wie das klinische Bild, variiert auch der Krankheitsverlauf von
selbstlimitierend über langsam bis sehr rasch progredient [6]. Obwohl eine kausale Therapie bisher
nicht existiert, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten,
abhängig vom Ausmaß und Schweregrad der LoS, zur
Verfügung. Während limitierte, auf die Dermis
beschränkte Formen topisch behandelt werden, erfordern
generalisierte, lineare oder tiefe Formen in der Regel eine Systemtherapie.
Insbesondere die aktiven Stadien bedürfen einer frühzeitigen
Behandlung.
Hoch- oder mittelpotente topische Glukokortikosteroide über einen
begrenzten Zeitraum sind bei limitierten Formen im aktiven Stadium initial
Mittel der Wahl. Alternativen sind Calcipotriol-haltige Externa oder
topische Calcineurininhibitoren [3]
[10]. Bei unzureichendem
Therapieansprechen oder multiplen Herden kann ergänzend oder
alternativ eine Phototherapie durchgeführt werden [3]
[10]. Die besten Ergebnisse in Studien zeigten sich für
die UVA1-Phototherapie, welche meist nur in spezialisierten Zentren oder
Unikliniken zur Verfügung steht [32]. Falls UVA1 nicht zur Verfügung steht, kann
alternativ eine Bade-PUVA Behandlung gewählt werden. Bei Kindern
sollte eine Phototherapie entsprechend der Nutzen-Risiko-Abwägung
nicht oder nur kurzzeitig mit Vorsicht eingesetzt werden [8].
Bei Formen mit Beteiligung tieferer subkutaner Strukturen besteht das Risiko
zunehmender Funktionseinschränkungen, was wiederum die
Lebensqualität der betroffenen Patient:innen deutlich
beeinträchtigen kann. Die frühzeitige Einleitung einer
systemischen Therapie ist hier von großer Bedeutung, um den
Krankheitsprogress frühzeitig aufzuhalten. Mittel der ersten Wahl
ist Methotrexat (MTX), das sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern
eingesetzt werden kann. Die Therapiedauer sollte mindestens 12 Monate
betragen und kann in den ersten Therapiewochen mit systemischen
Glukokortikosteroiden intensiviert werden [33]
[34]
[35]
[36]. Mycophenolat-Mofetil (MMF) sollte als Zweitlinientherapie in
Erwägung gezogen werden, wenn MTX eine unzureichende Wirkung zeigt
oder nicht vertragen wird. Der Einsatz anderer Systemtherapeutika ist nur
für schwere Fälle mit Kontraindikationen oder bei Versagen
der Standardtherapie in Betracht zu ziehen. Die Dosierungen sollten sich
nach den deutschen und europäischen Leitlinien richten [3]
[10].
Bei der Bewertung der Behandlungswirksamkeit muss berücksichtigt
werden, dass eine Verbesserung der Hautverhärtung frühestens
8 bis 12 Wochen nach Beginn der Therapie einsetzt [3]. Regelmäßige
Verlaufskontrollen sind zu empfehlen, um einen Krankheitsprogress mit neuen
und/oder zunehmenden Hautveränderungen, Gelenkfehlstellung,
Längendifferenzen betroffener Extremitäten und/oder
weiteren extrakutanen Manifestationen frühzeitig zu detektieren.
Physiotherapeutische Maßnahmen (Krankengymnastik, Lymphdrainage)
sind zur Vorbeugung dermatogener Kontrakturen von großer Bedeutung
und sollten regelmäßig durchgeführt werden. Eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit mit u. a. Dermatologen,
Rheumatologen, Orthopäden, Neurologen, Ophthalmologen und auch
Physiotherapeuten ist für die bestmögliche Versorgung der
Patient:innen sehr wichtig [8].
Hautveränderungen bei der systemischen Sklerodermie (SSc)
Klinisches Bild
Die SSc ist eine chronische Autoimmunerkrankung des Bindegewebes, die
am häufigsten durch das RP, Hautsklerose und proximale
Nagelfalzveränderungen gekennzeichnet ist und auch innere Organe wie
die Lunge, das Herz, den Magen-Darm-Trakt, den Bewegungsapparat und die
Nieren betreffen kann. Anhand der seit 1980 zur Verfügung stehenden
ACR-Kriterien konnten nur ausgeprägte SSc-Fälle erfasst
werden, sodass frühe Formen mit milden Symptomen oft nicht
identifiziert wurden. Im Jahre 2013 wurden daher neue
ACR/EULAR-Kriterien erstellt, die Patient:innen noch einfacher und
eindeutiger als SSc identifizieren sollen. Diese Klassifizierung erfolgt mit
einem Punktesystem und deckt auch Patient:innen mit sehr
frühen/milden klinischen Symptomen auf, die aber im Laufe
der Zeit ein gesteigertes Risiko haben, eine definitive SSc zu entwickeln
[37].
Mittels der LeRoy-Klassifikationskriterien lässt sich die SSc anhand
der Ausprägung der Hautbeteiligung in die limitiert kutane SSc
(lcSSc) und die diffus kutane SSc (dcSSc) einteilen [38]. Neben diesen 2 Hauptgruppen (dcSSc
und lcSSc) werden auch weitere Subgruppen unterschieden; hierzu
zählen zusätzlich das SSc-Overlap-Syndrom,
Patient:innen mit einer SSc sine Sklerodermie und Patient:innen mit
einer undifferenzierten/“very early“ SSc
(siehe [Tab. 3]) [6]
[39].
Tab. 3 Einteilung der systemischen Sklerose [6]
[38]
[39]. lcSSc, limitiert
kutane systemische Sklerodermie; dcSSc, diffus kutane
systemische Sklerodermie.
Subgruppen der SSc
|
Lokalisation
|
Eigenschaften
|
lcSSc
|
|
-
Lange Dauer des Raynaud Phänomens (bis
Hautveränderungen auftreten)
-
Späte pulmonal-arterielle Hypertonie
-
Oft Nachweis von Anti-Zentromer
Antikörpern (ACA9)
|
dcSSc
|
|
|
Systemische Sklerose sine Sklerodermie
|
|
|
Overlap-Syndrom
|
|
|
Undifferenzierte SSc/„very
early“ Sklerodermie
|
|
-
Auftreten eines Raynaud Phänomens neben
SSc-typischen kapillarmikroskopischen
Veränderungen, PAH und/oder
möglichen SSc-assoziierten
Antikörpern
-
Oft sehr milde Symptomausprägung
|
Die Klassifizierung anhand der Hautbeteiligung ist wichtig, da z. B.
die diffuse Form mit einem deutlich höheren Risiko für
Organbeteiligungen einhergeht und entsprechend eine schlechtere
Gesamtprognose hat. Die Ätiologie der SSc ist weitestgehend unklar;
diskutiert werden jedoch multifaktorielle Prozesse, die eine
Endothelzellschädigung, Immunaktivierung und erhöhte
Produktion von Kollagen und anderen extrazellulären Matrixproteinen
implizieren [40]
[41].
Das RP tritt als meist erstes Symptom bei mehr als 90% der
Patient:innen auf. Typischerweise präsentiert es sich an den
Händen, den Füßen, aber auch Zunge, Ohren und Nase
können in seltenen Fällen betroffen sein [42]
[43]
[44]. Das RP wird durch
Kälte und emotionalen Stress ausgelöst und wird verursacht
durch eine (1) akute Verengung digitaler Arterien mit oft schmerzhafter
Weißfärbung der Finger und Zehen. Darauf folgt eine (2)
Sauerstoffunterversorgung, was man an der Blauverfärbung der Akren
erkennen kann. In der dritten Phase kommt es zu einer (3) reaktiven
Hyperämie mit intensiver Rötung der Haut. Diese Farbabfolge
weiß-blau-rot wird auch als Tricolor-Phänomen bezeichnet.
Ein weiteres kutanes Zeichen für eine Vaskulopathie und eine
gestörte Vaskularisation ist das Auftreten von Teleangiektasien,
v. a. im Gesicht (siehe [Abb.
7]) und an den Handinnenflächen (siehe [Abb. 8]) [40]. Diese Teleangiektasien treten
meist bei der limitierten Form der SSc auf.
Abb. 7 Teleangiektasien im Gesicht und am Kapillitium bei SSc;
SSc, systemische Sklerose.
Abb. 8 Sklerodaktylie („Madonnenfinger), palmare
Teleangiektasien, digitale Pits und Ulzeration bei SSc; SSc,
systemische Sklerose.
Bei der dcSSc treten meist innerhalb des ersten Jahres nach Beginn des
RP weitere Haut- und/oder Organbeteiligungen auf. In der frühen,
aktiven Phase, insbesondere bei der dcSSc, neigen die Patient:innen zu
geschwollenen Fingern und Händen, auch ‘‘puffy
fingers/hands“ genannt (siehe [Abb.
9]). Die Schwellungen bleiben oft über einen
längeren Zeitraum bestehen. Später folgen sklerotische
Veränderungen, die man als Sklerodaktylie bzw. als sogenannte
Madonnenfinger bezeichnet (spindelförmige, spitz zulaufende Finger)
(siehe [Abb. 8]). Die Haut verursacht
durch ihre Sklerosierung/Verhärtung funktionelle
Einschränkungen. Es besteht die Gefahr dermatogene Beugekontrakturen
zu entwickeln (siehe [Abb. 10]).
Außerdem kann es aufgrund rezidivierender Hypoxien im Rahmen der
Raynaud Attacken sowie durch eine obliterative Vaskulopathie zu
Gewebsschäden an den Fingerspitzen kommen, was man als kleine
narbige Einziehungen (Pits) erkennen kann, welche wiederum zu schmerzhaften
Ulzerationen führen können (siehe [Abb. 11]). Diese digitalen
Ulzerationen heilen nicht nur aufgrund der schlechten Durchblutung, sondern
auch aufgrund der Hautsklerosierung deutlich schlechter.
Abb. 9 „puffy fingers/hands“.
Abb. 10 Dermatogene Beugekontrakturen der Finger bei SSc; SSc,
systemische Sklerose.
Abb. 11 Digitale Ulzerationen bei SSc; SSc, systemische
Sklerose.
Abb. 12 Mikrostomie mit radiärer Fältelung
(„Tabaksbeutelmund“) bei SSc; SSc, systemische
Sklerose.
Die Hautverhärtung verursacht auch eine sehr straffe Gesichtshaut,
die eine maskenhafte Hypomimie bedingt. Zudem entwickelt sich eine
Mikrostomie (eingeschränkte Mundöffnung) mit den
charakteristischen radiären, perioralen Falten (sog.
Tabaksbeutelmund) (siehe [Abb. 12]).
Eine typische Verkürzung des Zungenbändchens
(Frenulumsklerose) mit verringerter Beweglichkeit der Zunge sollte ebenfalls
kontrolliert werden. Gelegentlich treten zusätzliche Symptome wie
Haarausfall, vermindertes Schwitzen, Hyperpigmentierung, Depigmentierung
(salt & pepper-skin) oder schwerer Pruritus auf [3]
[40]. Bei der dcSSc korreliert die diffuse Hautbeteiligung mit
progredienter Sklerose von Rumpf, Gesicht und Extremitäten mit der
Beteiligung innerer Organe [3]
[40]. Typische Antikörper sind
Anti-Topoisomerase (ATA, Scl70) Antikörper und RNA-Polymerase
Antikörper (RNAP). Diese Patient:innen haben ein höheres
Risiko eine kardiopulmonale Beteiligung (Lungenfibrose, PAH,
Myokardfibrose), Ösophagusbeteiligung (Reflux, Dysphagie) und eine
Nierenbeteiligung/renale Krise (deutlich erhöhtes Risiko
wenn RNAP+) zu entwickeln.
Bei der lcSSc geht der Hautsklerose meist das RP für
längere Zeit (d. h. viele Jahre) voraus. Die im Verlauf
auftretende Sklerose ist v. a. akral und an den distalen
Extremitäten (unterhalb der Knie- und Ellenbogengelenke)
lokalisiert. Eine Beteiligung des Gesichts ist möglich.
Zusätzlich kann die kutane Vaskulopathie zusammen mit
entzündlichen Prozessen der Haut die Ablagerung von Kalk induzieren.
Diese als Calcinosis cutis bezeichneten Verhärtungen können
grundsätzlich bei allen SSc-Formen auftreten. Die subkutanen
Kalziumkarbonatablagerungen können entweder keine Beschwerden
verursachen, sie können aber auch zu oberflächlichen
Erosionen bis hin zu Ulzerationen führen. Liegen die
Kalkablagerungen in Gelenknähe oder kommt es dadurch zur Kompression
anderer Strukturen, können sie auch schmerzhaft und
funktionseinschränkend sein [3]
[40]. Diese Patient:innen
weisen häufig den Anti-Zentromer Antikörper (ACA) auf und
entwickeln weniger Organbeteiligungen. Meist sind sie durch eine
Ösophagusbeteiligung (Reflux, Dysphagie) und im späteren
Verlauf durch eine PAH belastet.
Nicht selten tritt die SSc gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auf.
In solchen Fällen spricht mach von SSc-Overlap-Syndromen. Bei
diesen Patient:innen zeigen sich neben SSc-typischen
Hautveränderungen und Organbeteiligungen häufig auch
Symptome anderer rheumatologischer/autoimmunologischer Erkrankungen.
Überlappungen sind mit einer Polymyositis/Dermatomyositis,
einer rheumatoiden Arthritis, einem Lupus erythematodes, oder einem
Sjögren’s Syndrom möglich. Auch weitere seltenere
Overlap-Syndrome wurden mit einer SSc beschrieben. Neben den Symptomen
helfen hier auch spezifische Autoantikörper (PmScl, U1RNP etc) dabei
die Patient:innen besser einzustufen [3]
[45].
Die systemische Sklerose sine Sklerodermie (systemic sclerosis sine
scleroderma, ssSSc) hingegen zeichnet sich durch eine fehlende
Hautverhärtung aus. Diese Patient:innen zeigen oft lcSSc-typische
Organbeteiligungen und auch den entsprechenden ACA. Nachdem eine
Organbeteiligung diagnostiziert wurde, kann es bei einzelnen Patient:innen
auch zum Auftreten von charakteristischen Hautveränderungen, wie
z. B. Teleangiektasien kommen [46].
Die undifferenzierte SSc oder “very early”
Sklerodermie ist gekennzeichnet durch das Auftreten eines RP neben
SSc-typischen kapillarmikroskopischen Veränderungen, “puffy
fingers”, PAH und/oder möglichen SSc-assoziierten
Antikörpern. Die LeRoy ACR Kriterien haben diese beiden Subtypen oft
aufgrund der sehr milden Symptome nicht erfasst [6]
[39].
Diagnostik
Die Diagnostik der SSc ist aufgrund der Heterogenität der
Krankheitsmanifestationen und des Krankheitsverlaufs komplex. Um den
Allgemein- und Organstatus der Patient:innen zu untersuchen, ist eine Reihe
von klinischen, labortechnischen und radiologischen Untersuchungen
angezeigt. Mit Hilfe der neuen ACR/EULAR-Klassifikationskriterien
werden nun auch Patient:innen mit sehr milden oder sehr frühen
Formen erfasst und als SSc verdächtig eingestuft [37]. Meist stellen sich die
Patient:innen initial mit einem RP vor, welches den ersten Haut-
und/oder Organbeteiligungen je nach Subtyp weniger als ein (dcSSc)
bis mehrere Jahre (lcSSc) vorausgeht. Um zwischen einem primären
Raynaud Syndrom (physiologisch, familiär gehäuft,
funktionell bedingt) und einem sekundären Raynaud Syndrom im Rahmen
einer autoimmunologischen Grunderkrankung zu unterscheiden, sollte eine
Kapillarmikroskopie durchgeführt werden. Die Kapillarmikroskopie ist
eine nicht-invasive diagnostische Methode, die Veränderungen der
Kapillardichte, aber auch Formveränderungen der Kapillaren im
Bereich der Nagelfalz identifizieren kann [42]. Beim primären Raynaud Syndrom zeigen sich keine
pathologischen Veränderungen, während man bei dem
sekundären Raynaud Syndrom zwischen Veränderungen im
frühen Stadium (Kapillarektasien), aktivem Stadium (Rarefizierung
des Kapillarbetts, Megakapillaren, Hämorrhagien) und spätem
Stadium (deutliche Rarefizierung der Kapillaren,
Büschelkapillaren/Neovaskularisation) unterscheiden kann
[47]. Zusätzlich sollten
verschiedene Laborparameter bestimmt werden. Hierzu zählen
Autoantikörper, die sich gegen zirkulierende nukleäre
Antigene richten und charakteristisch für die SSc sind [3]. Die Nachweishäufigkeit von
ANA bei SSc-Patient:innen liegt bei ca. 95% [48]. Zu den am häufigsten
nachgewiesenen ANA zählen Antikörper gegen fünf
spezifische Antigene: ACA, die am häufigsten bei Patient:innen mit
lcSSc und ssSSc nachweisbar sind, Anti-Topoisomerase (ATA, Scl70)
Antikörper und RNA-Polymerase Antikörper (RNAP), die meist
mit einer diffusen Hautsklerosierung assoziiert sind und PmScl, sowie U1-RNP
Antikörper, die oft bei Overlap bzw MCTD (mixed connective tissue
disease) Patient:innen nachweisbar sind [6]. Bei den Autoantikörpern ist zu beachten, dass sie
ähnlich wie die Ausprägung der Hautbeteiligung als Marker
für das Risiko einer Organbeteiligung genutzt werden können.
Um die Hautsklerosierung im Verlauf besser objektivieren zu können,
nutzt man den modified Rodnan Skin Score (mRSS). Der mRSS wird durch
manuelle Palpation einer Hautfalte an 17 verschiedenen anatomischen Regionen
ermittelt. Der Score beträgt 0, 1, 2 und 3 für nicht
betroffene Haut, leichte Verdickung, mäßige Verdickung bzw.
schwere Verdickung der Haut. Anschließend wird die Summe aller
anatomischen Regionen als Gesamthautscore ermittelt. Der mRSS wird in
klinischen Studien genutzt und wurde bereits für die Erst- als auch
Folgeuntersuchung der Haut validiert. Die Anwendung erfordert jedoch eine
gewisse Erfahrung [3].
Aufgrund der möglichen Beteiligung innerer Organe, ist eine weitere
organbezogene Diagnostik indiziert. Wichtig ist es bei dieser
Multisystemerkrankung die Patient:innen im frühen Stadium zu
identifizieren, damit bei Organmanifestationen frühzeitig therapiert
werden kann und so Schäden vermieden werden können. Aufgrund
der Chronizität der SSc wird eine lebenslange, mindestens
jährliche Nachsorge empfohlen. Bei Patient:innen mit
Krankheitsaktivität und fortschreitender Erkrankung, sollten die
Nachsorgeintervalle verkürzt werden [3].
Therapiemöglichkeiten der „harten Haut“
Derzeit gibt es keine zugelassene, kurative Behandlung der Hautsklerosierung.
Den Patient:innen wird insgesamt empfohlen die Haut gut zu pflegen und vor
Kälte, Feuchtigkeit und Traumata zu schützen.
Physiotherapeutische Maßnahmen sollten zur Vorbeugung dermatogener
Kontrakturen genutzt werden. Diese therapeutischen Maßnahmen
können bei leichten, nicht fortschreitenden Formen der Erkrankung
ausreichen. In frühen Phasen mit begrenztem oder lokalisiertem
Hautbefall sollte eine Phototherapie mit UVA1 oder Bade-PUVA in
Erwägung gezogen werden. Patient:innen verspüren meist eine
Verbesserung des Juckreizes und auch die Hautverhärtung kann sich
durch die UV-Therapie verbessern [3].
Da die SSc zu den chronisch entzündlichen Multisystemerkrankungen
zählt, ist eine immunsupprimierende Behandlung besonders in der
frühen, aktiven Phase von großer Bedeutung, um den Schaden
gering zu halten. Betroffene Patient:innen sollten je nach weiterer
Organbeteiligung an spezialisierten Zentren interdisziplinär
behandelt werden Patient:innen [40]
[49].
Da Patient:innen mit ausgeprägter Hautsklerosierung auch
häufig von einer Lungenbeteiligung (Interstitielle Lungenerkrankung,
Lungenfibrose) betroffen sind, wird aktuell MMF als bestmögliche
Therapieoption angesehen. Sollte MMF keine Verbesserung erzielen, kommen
Cyclophosphamid oder Rituximab als Alternativen in Frage [50]
[51]. MTX hat zwar auch eine Verbesserung der Hautsklerosierung in
zwei Studien zeigen können [52]
[53], wobei der
Evidenzgrad relativ niedrig ist. Dennoch wird MTX in den
EULAR-Therapieempfehlungen für die Behandlung in frühen
Stadien vorgeschlagen [54].
Für schwere und schnell fortschreitende Fälle besteht in
spezialisierten Zentren die Möglichkeit einer autologen
Stammzelltransplantation [40]. Die
Wirksamkeit weiterer Therapiemöglichkeiten mit dem
Tysrosinkinase-Inhibitor Nintedanib oder dem Interleukin-6-Rezeptorinhibitor
Tocilizumab scheint sich nur auf die Lungenbeteiligung zu beziehen [57]. Darüber hinaus ist
Tocilizumab aktuell nur in den USA in der Behandlung der SSc mit
interstitieller Lungenerkrankung zugelassen [58]. Weitere klinische Studien sind notwendig, um auch andere
Therapieansätze für die Hautsklerosierung identifizieren zu
können.
Für die Therapieempfehlungen der einzelnen Organbeteiligungen
verweisen wir auf die EDF Leitlinien [3], EULAR/EUSTAR-Therapieempfehlungen [54] und BSR/BHPR Leitlinien
[55].
Vergleich lokalisierte und systemische Sklerose
Bei der lokalisierten und systemischen Sklerodermie handelt es sich um zwei
separate Krankheitsbilder, die nicht ineinander übergehen
können. Sie sind histologisch nicht voneinander zu unterscheiden.
Merkmale wie der Verlust der Haarfollikel und Hautanhangsdrüsen,
Pruritus und das Risiko dermatogener Kontrakturen können in beiden
Krankheitsentitäten aufgrund der Hautsklerosierung entstehen. Es
existieren aber andere klinische Merkmale, die den behandelnden
Ärzt:innen helfen, die beiden Erkrankungen klar voneinander zu trennen
(siehe [Abb. 13]).
Abb. 13 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen LoS und SSc
(Quelle: Pia Moinzadeh, Vortrag: Lokalisierte Sklerodermie); LoS,
lokalisierte Sklerodermie; SSc, systemische Sklerose.
Differentialdiagnosen – sklerodermie-artige Erkrankungen
Neben der Sklerodermie existiert eine Reihe an Sklerodermie-artigen Erkrankungen,
sogenannten Pseudosklerodermien, die klinisch eine Sklerodermie imitieren
können. Aufgrund der Vielgestaltigkeit der Krankheitsverläufe
kann sich die Diagnose, insbesondere zu Beginn der Erkrankung, schwierig
gestalten. Ein standardisiertes diagnostisches Vorgehen ist hierbei von Vorteil,
welches zunächst aus Anamnese und klinischer Untersuchung besteht. Die
Verteilung der Hautfibrose, die Abklärung eines RP und weiterer Symptome
und der Nachweis von Autoantikörpern können dabei helfen, die
Diagnose einer sklerosierenden Erkrankung enger zu fassen. Sind weder ANA noch
ein RP nachweisbar, ist das Vorliegen einer SSc sehr unwahrscheinlich. Mittels
Hautbiopsie können möglicherweise histologische Hinweise
gewonnen werden ([Abb. 14]) [56].
Abb. 14 Differentialdiagnosen der Sklerodermie [3]
[10].