Rofo 2022; 194(09): 1042-1043
DOI: 10.1055/a-1888-9203
DRG-Mitteilungen

Erfolgreiches Radiologie update in Ulm

 

    In der Begrüßung klang es an – die Pandemie hat vieles verändert. Das Radiologie Update fand in diesem Jahr etwas später als gewohnt im Juni sowie im neuen Format der Hybridveranstaltung im Kongresszentrum Ulm statt. Bewährtes wurde dabei erhalten, so die Top-Qualität der ReferentInnen, die hochklassigen Diskussionen im Anschluss an die Vorträge wie auch der kollegiale Austausch.

    Eröffnet wurde das Update mit dem Bereich Uroradiologie durch Prof. Michael Uder vom Universitätsklinikum Erlangen. Neben modernster CT-Methoden zur verbesserten Differentialdiagnose von Nebennieren-Raumforderungen stand die Prostata-Bildgebung im Fokus. Es wurden u. a. MRT-gesteuertes Screening, verbesserte Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und die ersten Langzeitresultate zur Prostataembolisation vorgestellt. Neues gibt es auch zur Bosniak-Klassifikation.

    Ein Update zur Herzbildgebung gab Prof. Jörn Sandstede von der Radiologischen Allianz Hamburg. Mittels Herz-MRT lässt sich die Covid-bedingte Myokarditis eindeutig identifizieren, bei der subklinischen KHK steht die Plaques-Diagnostik im Fokus neuerer Studien und die Photon-Counting CT wird die Qualität der Herz-CT deutlich verbessern. Zudem wurden standespolitische Überlegungen (Kostenerstattung für die Herzbildgebung) thematisiert und intensiv diskutiert.

    Die Neuradiologie war Thema am Vormittag. Zunächst stellte Prof. Bernd Schmitz vom Universitätsklinikum Ulm neben vielen weiteren Aspekten die überarbeitete WHO-Gliomklassifikation, Neuerungen in der Behandlung von Liquor-Venen-Fisteln, Weiterentwicklungen im Monitoring bei Normaldruckhydrozephalus und Verbesserungen in der Diagnostik einer SLE-Beteiligung des Gehirns vor. Die Technik der SWI hat zunehmende Bedeutung bei einer Vielzahl von Erkrankungen.

    Ein Update zu interventionell neuroradiologischen Techniken gab Herr Dr. Alexandru Cimpoca von der Neuroradiologischen Klinik des Klinikums Stuttgart. Zunächst wurde der neue Ansatz eines distalen radialen Zugangs, anschließend neue interventionelle Ansätze zur Therapie des Hydrocephalus (e-Shuntsystem) und zur Behandlung der trockenen Makuladegeneration vorgestellt; abschließend der aktuelle Stand bei Embolisation der A. meningea media zur Behandlung des SDH.

    Prof. Jazan Omari, Universitätsklinikum Magdeburg, fasste den aktuellen Stand der Leberdiagnostik zusammen. Das LIRADS-System erfordert zunehmend multiparametrische Leber-MRT Darstellungen und auch die Verwendung von leberspezifischem Kontrastmittel. Anhand vieler PatientInnen- Beispiele wurden Aussagekraft und Differentialdiagnose moderner Leberbildgebung dargestellt.

    Neuerungen im Bereich der Pankreas- und GIT-Radiologie wurden von Prof. Stefan Schmidt vom Universitätsklinikum Ulm zusammengefasst. Große Bedeutung kommt der neuen S3-Leitlinie für das Pankreaskarzinom zu. Hier hat nicht nur die CT Diagnostik, sondern auch das MRT nun einen hohen Stellenwert. Weitere Themen waren IPMN-assoziierte Veränderungen, Klassifikationssysteme für die Pankreatitis, prädiktive Parameter hinsichtlich eines Diabetes Typ 2 im CT, Sarkopenie- und CED-Diagnostik.

    Frau Dr. Tonja Gaibler, aus der Sozietät Ulsenheimer Friederich Rechtsanwälte PartGmbB München/Berlin, stellte haftungsrechtliche Aspekte zusammen. Grenzen und Möglichkeiten der Delegation und die Bedeutung einer korrekten und auch individuellen Aufklärung standen im Fokus ihres Vortrages, welcher zu einer sehr intensiven und angeregten Diskussion führte. Wie schon in den Vorjahren zeigte sich, dass gerade rechtliche Aspekte sowohl im ambulanten als auch im stationären Versorgungsbereich der Radiologie eine besondere Bedeutung haben.

    Prof. Michael Forsting vom Universitätsklinikum Essen hielt einen faszinierenden Keynote-Vortrag, welcher die Herausforderungen, aber auch die immensen Chancen für die Radiologie in der Zukunft darstellte. Die Künstliche Intelligenz wird die tägliche Arbeit transformieren und dabei die Radiologen unterstützen, jedoch nicht ersetzen. Entscheidend wird sein, gemeinsame Datenbanken aufzubauen, um die Eigenständigkeit der Radiologie aufzuzeigen und zu behalten.

    Der zweite Kongresstag wurde durch Prof. Götz Richter vom Klinikum Stuttgart eröffnet, welcher Neuerungen aus dem Bereich der Gefäßdiagnostik darstellte. Neben der Weiterentwicklung von KM-freien Gefäßdarstellungstechniken im MRT wurde die Digital Variance Angiographie (DVA) vorgestellt. Neue Verfahren werden zu einer Reduzierung von Strahlendosis und Kontrastmittelmenge führen. Funktionelle Methoden wie die „Infinite Analytik“ verbessern das Verständnis von Gefäßpathologien.

    Prof. Rüdiger Schulz-Wendland fasste die Neuerung im Bereich der Mammadiagnostik zusammen. Neben der Bedeutung der Zertifizierung von Zentren und Neuerungen im BIRADS-Klassifikationssystem wurden Weiter- und Neuentwicklungen in Bezug auf Tomosynthese, second-look Ultraschall, Hybridmethoden (ABUS plus MX) sowie des Photon-Counting Brust-CT vorgestellt. Dies zeigt die enorme Spannweite sowie Innovationskraft in diesem Gebiet.

    Anschließend stellte Prof. Alexander Radbruch vom Universitätsklinikum Bonn neue Aspekte bezüglich des Managements bei Kontrastmittelextravasaten (neue ESUR-guidelines), der Studienzulage zu Gadolinium-Ablagerung im Gehirn, des glymphatischen Systems und zuletzt zu Möglichkeiten KI-gestützter Methoden für eine kontrastmittel-reduzierte Bildgebung dar.

    Für die Thoraxradiologie fasst Frau Prof. Julia Ley-Zaporozhan vom LMU Klinikum München zunächst die Neuerung der Indikationsempfehlungen der AG Thoraxdiagnostik zusammen. Weitere Schwerpunkte ihres Vortrages waren der aktuelle Stand zu Klassifizierung und Kontrollintervallen bei Lungenrundherden und die neue EAA-Klassifikation.

    In der Sitzung am Freitagnachmittag berichtete Dr. Wolfgang Fischer von der Radiologie Augsburg/Friedberg über den aktuellen Stand der MSK-Diagnostik. FAI-Diagnostik, Schultergelenks-Diagnostik und Tumordiagnostik waren die Hauptsäulen des facettenreichen Vortrages mit vielen für die Praxis hochrelevanten Aspekten. Zudem wurden neue MSK-Klassifikationsmethoden vorgestellt.

    Aktuelle Aspekte in der Kinderradiologie wurden von Prof. Meinrad Beer vom Universitätsklinikum Ulm vorgestellt. Dabei wurden optimierte Algorithmen zur Abklärung von neuroradiologischen Raumforderungen und neue Klassifikationssysteme für die perinatale Hypoxie ebenso thematisiert wie der Einsatz der Niederfeld-MRT in der Thoraxdiagnostik, Covid-bedingte Appendizitiden und Neuerungen in den Sarkom-Leitlinien.

    Begleitet von sommerlichen Temperaturen ergab sich ein ganz besonderes Feeling des Kongresses inklusive des so lange vermissten Austausches am Gesellschaftsabend. Bleibt vor allem Eines: Die Vorfreude auf viele weitere Radiologie Updates!

    Prof. Dr. med. Meinrad Beer
    Ulm


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    Publication History

    Article published online:
    26 August 2022

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