Delcoigne B.
et al.
Short-term, intermediate-term and long-term risks of acute coronary syndrome
in cohorts of patients with RA starting biologic DMARDs: results from four
Nordic countries.
Ann Rheum Dis 2022;
81: 789-797
Das Risiko für ein ACS bei RA-Patienten, die eine Biologika-Therapie
beginnen, ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht. Die
jeweiligen kurz-, mittel- und langfristigen ACS-Risiken der einzelnen Biologika
unterscheiden sich in der Routineversorgung kaum. Die skandinavischen Experten
führten eine Kohortenstudie durch, bei der sie prospektiv erhobene Daten
aus den klinischen Rheumaregistern in Dänemark (DANBIO), Finnland
(ROB-FIN), Norwegen (NOR-DMARD) und Schweden (SRQ-ARTIS) verwendet haben. Durch
Verknüpfungen dieser Register mit anderen nationalen Registern erfassten
die Forscher Daten über frühere und neu auftretende
ACS-Ereignisse, Kovariaten (z. B. demographische Daten, Laborparameter,
Komedikation, usw.), Emigration und den Vitalstatus während des gesamten
Studienzeitraums von Januar 2008 bis Dezember 2017. Die Wissenschaftler
studierten zehn arzneimittelspezifische Behandlungskohorten: Adalimumab,
Certolizumab Pegol, Etanercept, Golimumab, Infliximab, Abatacept, Rituximab,
Tocilizumab, Baricitinib und Tofacitinib. Ein ACS während des
Studienzeitraumes definierten die Ärzte als das erste registrierte
Ereignis eines Krankenhausaufenthalts aufgrund einer instabilen Angina pectoris
oder eines akuten Myokardinfarkts. Nach Einschluss der RA-Patienten
führten die Wissenschaftler nach 1, 2 und 5 Jahren Follow-ups durch.
Die Forscher werteten die Daten von insgesamt 24.083 Patienten aus, die 40.850
Behandlungen mit Biologika begonnen hatten. Davon war eine Therapie mit
Etanercept am häufigsten (27% aller Behandlungen), gefolgt von
Adalimumab (14%), Infliximab (13%), Rituximab (12%),
Tocilizumab (10%), Certolizumab Pegol (9%), Abatacept
(9%), Golimumab (6%) sowie Baricitinib und Tofacitinib
(<1%). Insgesamt stammten 47% aller Behandlungsepisoden
aus Schweden, 34% aus Dänemark und 14% bzw. 6%
aus Finnland und Norwegen. Während der maximalen Nachbeobachtungszeit
von 5 Jahren seit Beginn einer Behandlung beobachteten die Forscher 780
ACS-Ereignisse. Bei fast allen Follow-ups war die Rituximab-Behandlung mit der
höchsten ACS-Inzidenz verbunden. Unter sämtlichen statistischen
Vergleichen zeigte sich ein einheitliches Muster erhöhter ACS-Risiken
für Abatacept und Rituximab. Das ACR-Risiko für Infliximab stieg
mit zunehmender Dauer der Therapie leicht an. Insgesamt war die Inzidenz von ACS
bei RA-Patienten unter Biologika-Behandlung um 80% höher als in
der Allgemeinbevölkerung.
Die Forscher konnten zeigen, dass RA-Patienten, die Biologika in der
Routineversorgung einnehmen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
ein um 80% höheres Risiko für ein akutes
Koronarsyndrom aufweisen. Die kurz-, mittel- und längerfristigen
Risiken variieren zwischen den einzelnen Biologika kaum, so die Autoren.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen