Martinsson K,
Kling LL,
Roos-Ljungberg K.
et al.
Extramucosal Formation and Prognostic Value of Secretory Antibodies in
Rheumatoid Arthritis.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 801-809 PMID: 34927393
Im Rahmen der schwedischen Studie wurden drei unterschiedliche Patientengruppen
untersucht. Gruppe 1 bildeten dabei ACPA-positive Patienten mit
muskuloskelettalen Schmerzen ohne klinische Arthritis, wohingegen Gruppe 2 aus
Patienten mit kürzlich aufgetretener RA und Gruppe 3 aus Patienten mit
etablierter RA bestand. In den zu Studienbeginn entnommenen Serumproben (Gruppe
1 und 2), sowie in den gepaarten Proben der Synovialflüssigkeit (Gruppe
3), wurden die Gesamtmenge an sekretorischem IgA und sekretorischem IgM, die
freie sekretorische Komponente (SC) und das SC-enthaltende ACPA analysiert. Die
extramukosale Bildung von SC-enthaltendem ACPA wurde durch Vorinkubation der
RA-Seren und affinitätsgereinigtem ACPA mit rekombinantem freiem SC
untersucht.
Im Vergleich mit den gesunden Teilnehmern der Kontrollgruppe waren die
Serumspiegel des gesamten sekretorischen IgA und des gesamten sekretorischen IgM
sowohl bei Patienten mit früher RA als auch bei den Risikopatienten
erhöht (P<0,05). Patienten mit früher RA und einer
erhöhten Gesamtmenge an sekretorischem Ig wiesen während des
3-Jahres-Follow-up-Zeitraums eine signifikant höhere
Krankheitsaktivität auf als Patienten ohne diese erhöhten
Werte.
Risikopatienten, die während der Nachbeobachtungszeit eine Arthritis
entwickelten (39 von 82), wiesen zu Studienbeginn höhere Gesamtspiegel
an sekretorischen IgA auf als Patienten, bei denen dies nicht der Fall war
(P=0,041). Die galt jedoch nicht für die das gesamte
sekretorische IgM (P=0,37). In der Cox-Regression erwiesen sich weder
das gesamte sekretorische IgA, noch das gesamte sekretorische IgM als
signifikante Prognosefaktoren für die Krankheitsprogression
(P=0,96 bzw. P=0,25).
Bei einer etablierter RA lagen die Werte des gesamten sekretorischen IgA und des
gesamten sekretorischen IgM im Serum über denen der
Synovialflüssigkeit (P<0,0001). Allerdings waren die Spiegel der
SC-enthaltenden ACPAs, nach Anpassung auf die Konzentration des gesamten
sekretorischen Ig, in der Synovialflüssigkeit höher
(P<0,0001). Die SC-enthaltenden ACPAs zeigten hier eine moderate bis
starke Korrelation mit den Spiegeln der Gesamtmenge an sekretorischen Iga und
sekretorischen IgM im Serum (beide P<0,001).
Die Vorinkubation mit rekombinanter freier SC führte sowohl in den Seren
als auch in den affinitätsgereinigten IgA- und
IgM-ACPA-Präparaten zu einer erhöhten Reaktivität des
SC-enthaltenden ACPA. Die IgM-ACPAs zeigten im Vergleich zu den IgA-ACPAs eine
größere Bindung an die freie SC.
Zirkulierende sekretorische Ig sind sowohl vor als auch beim Auftreten einer
RA erhöht. In Gegenwart freier SC könnten sich sekretorische
Ig extramukosal bilden und sich SC-enthaltende ACPAs in Gelenken mit
rheumatoider Arthritis anreichern. Diese Ergebnisse liefern wichtige neue
Erkenntnisse über die mukosale Verbindung in der Entwicklung einer
RA. Die Rolle des sekretorischen Ig als prognostischer Biomarker in der
frühen RA sollte, nach Meinung der Autoren, Gegenstand weiterer
Studien sein.
Britta Brudermanns, Köln