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DOI: 10.1055/a-1903-4907
Kniegelenkersatz: Wie lange halten die erste, die zweite und die dritte Prothese?
Etwa jede sechste Frau und jeder zehnte Mann unterzieht sich einer Kniegelenkersatzoperation. Trotz der insgesamt hohen Erfolgsrate benötigt ein Teil der Betroffenen einen oder sogar mehrere Revisionseingriffe, beispielsweise aufgrund einer aseptischen Lockerung, einer Infektion oder einer Arthroseprogression. Wie häufig werden ein- oder mehrfache Revisionen erforderlich? Und wie viel Zeit vergeht in der Regel zwischen den Operationen?
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Diesen Fragen ging ein britisches Forscherteam mithilfe einer registerbasierten Studie nach. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten anhand des National Joint Registry 33292 Kniegelenkersatz-Erstrevisionen nach einer entsprechenden Primäroperation, die zwischen 2003 und 2018 in England und Wales durchgeführt worden waren. Als Revisionseingriff definierten sie dabei das Hinzufügen, die Modifikation oder das Entfernen eines Implantats. Anschließend prüften sie, wie häufig nach der ersten eine zweite oder dritte Revisionsoperation erforderlich wurden, welche Personen diesbezüglich am stärksten gefährdet waren und wie lange die jeweils implantierten Gelenkprothesen hielten.
Ergebnisse
3575 (10,7%) der Erstrevisionen wurden von einer zweiten und 574 (1,7%) von einer dritten Revision gefolgt. Die Eingriffskomplexität der Folgeoperationen nahm dabei mit jeder weiteren Revision zu: 84,1% der Erstrevisionen aber nur 67% der Zweit- und 61,5% der Drittrevisionen wurden in Form eines einzeitigen Eingriffs durchgeführt. Auch die Komorbiditätenbelastung der Operierten nahm mit jedem weiteren Eingriff zu. Bei Männern sowie bei jüngeren Patientinnen und Patienten stellten die Forschenden höhere Revisionsraten fest. Bezüglich des zeitlichen Verlaufs zeigte sich: 19,9% der Erstrevisionen erfolgten innerhalb von 13 Jahren nach der Primäroperation, wogegen 20,7% der Zweitrevisionen innerhalb von 5 und 20,7% der Drittrevisionen innerhalb von 3 Jahren nach dem jeweils vorangegangenen Eingriff stattfanden. Eine kürzere Zeitspanne zwischen den Revisionseingriffen korrelierte mit einem frühzeitigeren Folgeeingriff, berichten die Forschenden. Als häufigste Indikationen für die erste Prothesenrevision identifizierten sie die aseptische Lockerung/Lyse (27,1%), Infektionen (19%) sowie Schmerzen (16,4%).
Männer und jüngere Patientinnen und Patienten, die sich einer Kniegelenkersatzoperation unterziehen, müssen über ihr erhöhtes Risiko für multiple Revisionseingriffe aufgeklärt werden, meinen die Autorinnen und Autoren. Mit jeder Revisionsoperation steigt ihrer Einschätzung nach das Risiko für weitere Eingriffe und nach jeder weiteren Operation halbiert sich jeweils die Zeit bis zum nächsten Implantateingriff.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
20 February 2023
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Georg Thieme Verlag KG
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