Dalbeth N.
et al.
Intensive Serum Urate Lowering With Oral Urate-Lowering Therapy for Erosive
Gout: A Randomized Double-Blind Controlled Trial.
Arthritis Rheumatol 2022;
74: 1059-1069
Ein Forscherteam aus Neuseeland prüfte diese Hypothese mithilfe einer
randomisierten Doppelblindstudie. An der Untersuchung nahmen 104 Patientinnen und
Patienten teil, die aufgrund einer erosiven Gicht unter einer oralen
harnsäuresenkenden Therapie standen. Der Serum-Harnsäurespiegel
aller Teilnehmenden betrug initial mindestens 30 mmol/l. Die
harnsäuresenkende Therapie erfolgte in Form eines standardisierten
Eskalationsprotokolls, welches die Wirkstoffe Allopurinol, Probenecid, Febuxostat
sowie Benzbromaron (als Mono- oder Kombinationstherapie) vorsah.
Gemäß Randomisierung wurde bei je der Hälfte der
Patientinnen und Patienten ein Serum-Harnsäure-Zielwert von unter
30 mmol/l (leitliniengerechte Standardtherapie) bzw. von unter
20 mmol/l (intensivierte Therapie) angestrebt, wobei die
Maximaldosen der Wirkstoffe ausgeschöpft werden konnten. Als
primären Studienendpunkt definierten die Forschenden die Veränderung
des Knochenerosionsscores an beiden Füßen. Hierzu wurden die
Patientinnen und Patienten bei Studieneinschluss sowie nach ein und 2 Jahren mittels
Computertomografie (CT) untersucht.
Ergebnisse
Die mehrheitlich männlichen Studienteilnehmenden waren im Schnitt 61 Jahre
alt und litten seit durchschnittlich 19 Jahren an der Gichterkrankung. In der Gruppe
mit intensivierter Therapie erfolgten signifikant mehr Medikationsänderungen
und es wurden signifikant häufiger Präparatekombinationen sowie
signifikant höhere Allopurinoldosen verabreicht (nach 2 Jahren:
746±210 vs. 497±186 mg pro Tag). Obwohl während des
Studienzeitraums in der Intensivtherapie-Gruppe im Vergleich zur Standard-Gruppe
signifikant niedrigere Serum-Harnsäurespiegel gemessen wurden, erreichten
deutlich weniger Personen nach einem bzw. 2 Jahren den angestrebten Zielwert (53 vs.
83% bzw. 62 vs. 83%). In beiden Studienarmen verschlechterten sich
im Verlauf von 2 Jahren die CT-Erosionsscores leicht, wobei sich die beiden Gruppen
diesbezüglich nicht wesentlich unterschieden. Gleiches galt im Hinblick auf
das OMERACT (Outcome Measures in Rheumatology)-Ergebnis nach 2 Jahren: In den
Kerndomänen (Gichtschübe, Tophi, Schmerzen, globale Bewertung der
Krankheitsaktivität, gesundheitsbezogene Lebensqualität,
Aktivitätseinschränkungen) stellten die Forschenden in beiden
Gruppen gleichermaßen Verbesserungen fest. Unerwünschte sowie
schwere unerwünschte Ereignisse traten in beiden Armen ähnlich
häufig auf.
Bei Personen mit einer erosiven Gicht gestaltet sich das Einstellen des
Serum-Harnsäurespiegels auf einen niedrigeren Grenzwert deutlich
schwieriger als das Absenken auf den Standard-Grenzwert, so das Fazit der
Autorinnen und Autoren. Die intensivierte orale harnsäuresenkende
Therapie gehe zudem mit einer hohen Medikamentenbelastung einher, verbessere
dabei aber nicht die Knochenerosionsscores. Auch im Hinblick auf das klinische
Behandlungsergebnis sei sie der Standardtherapie nicht überlegen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell