ergopraxis 2023; 16(01): 18-23
DOI: 10.1055/a-1930-1984
Therapie

Keine Angst vor der Technik! – Die Praxis digitalisieren

Sara Hiebl
,
Michael Atzmüller
 

Ab 2026 sind Ergotherapiepraxen dazu verpflichtet, an die Telematik-Infrastruktur angegliedert zu sein, um etwa digitale Heilmittelverordnungen entgegennehmen zu können. Dieser Beitrag nähert sich dem „Schreckgespenst Digitalisierung“ und gibt einen Einblick in die Grundlagen und Möglichkeiten einer digitalisierten Praxis.


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Lernziele

  • Sie kennen die Grundlagen, die bei der Digitalisierung einer Praxis zu beachten sind.

  • Ihnen sind die Prozessschritte bekannt, die bei der Digitalisierung vorzunehmen sind.

  • Sie erkennen die Vorteile, die die Digitalisierung mit sich bringt.

Es gibt sie tatsächlich: die technikaffinen Therapeuten, die gerne und scheinbar mit Leichtigkeit digitale Prozesse und Therapiemedien in ihre Arbeit einbinden. Allerdings machen diese noch einen relativ kleinen Anteil aus bzw. haben sie oft noch kein entsprechendes Umfeld, um ihr Potenzial voll einbringen zu können. Eine zeitnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung ist im Hinblick auf die digitale Anbindung ab 2026 (für Physiotherapeuten sogar jetzt schon möglich) für Praxisinhaber und Praxisleitungen jedoch unabdingbar [1]. Neben der gesetzlichen Verpflichtung zur digitalen Anbindung spielen auch Faktoren der Wirtschaftlichkeit und die Attraktivität für Mitarbeiter durch einen modernen Arbeitsplatz eine wesentliche Rolle.


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Digitalisierung oder digitale Anbindung – was denn nun?

Der Gesetzgeber hat mehrere Gesetze (unter anderem das Terminservice- und Versorgungsgesetz, TSVG, und das Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege, DVPMG) beschlossen, um die Akteure des Gesundheitssystems, und damit auch die Heilmittelbranche, digital zu vernetzen und dadurch die Patientenversorgung zu verbessern. Künftig sollen Patientendaten in einer elektronischen Gesundheitsakte gespeichert werden, auf die alle Beteiligten Zugriff haben. Darüber sollen die wichtigsten Daten etwa im Notfall schnell einsehbar sein.

Weiterhin werden alle Rezepte digitalisiert. Das heißt, dass die Ärzte ab 2026 verpflichtet sind, Heilmittel-Verordnungen elektronisch auszustellen, die die Heilmittelerbringenden wiederum annehmen und entsprechend verarbeiten müssen. Über die digitale Anbindung sollen alle Akteure im Gesundheitswesen datenschutzkonform digital kommunizieren können, um die Behandlung des Patienten miteinander abzustimmen. Weiterhin ist es Ziel des Gesetzgebers, die Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen (medizinische/therapeutische Apps) auszubauen [1].

Um die Vorgaben des Gesetzgebers umsetzen zu können, ist eine digitale Anbindung der Praxis an die sogenannte Telematik-Infrastruktur erforderlich. Um diese Anbindung zu ermöglichen, ist ein gewisser Grad an Digitalisierung in der Praxis Voraussetzung: Mindestens die Patientenverwaltung der Praxis sollte digital erfolgen, und dafür muss die notwendige technische Ausstattung vorhanden sein. Dazu gehört auch, dass alle Mitarbeiter ausreichend Zugang zu den technischen Geräten haben und im Umgang damit entsprechend geschult sind.


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Bis 2026 ist noch lange – oder?

Wer mit der Technik ohnehin auf Kriegsfuß steht und jetzt denkt, bis 2026 dauert es ja noch lange – Zeit vergeht sehr schnell, und um sich mit der Technik anzufreunden, braucht man vor allem eines: Zeit. Je weniger man sich bis jetzt mit dem Thema beschäftigt hat, je mehr man innerlich auf Abwehrhaltung ist, desto dringender sollte man sich nun mit der Digitalisierung auseinandersetzen.

Zeit ist der entscheidende Faktor, wenn man …

… sich langsam mit dem Thema anfreunden möchte, ohne sich überfordert zu fühlen.

… die Digitalisierung in kleinen Schritten umsetzen möchte, ohne gleich alles auf einmal machen zu müssen.

… die Umsetzung nicht im Hauruckverfahren und von 0 auf 100 durchziehen will.

… die Möglichkeit haben will, auch mal einen Fehler zu machen, ohne dass gleich der ganze Praxisablauf zusammenbricht.

… die Technik haben möchte, die auch zur eigenen Praxis passt und preislich erschwinglich ist, ohne Zeit- und Kostendruck.

… sich den IT-Dienstleister suchen will, mit dem man sich wohlfühlt, ohne Kompromisse.

… alle Mitarbeiter entsprechend schulen möchte, ohne jemanden zu überfordern.

… einen Puffer haben möchte für Unvorhergesehenes, ohne dadurch in Stress zu geraten.


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Die ersten Schritte

Hat man sich dazu entschieden, die Digitalisierung der Praxis anzugehen, orientiert man sich am besten an den nachfolgenden Schritten. Diese bieten eine gute Basis, um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können.

Wer kennt sich mit der Thematik aus?

Natürlich ist es möglich, ein Digitalisierungsprojekt auch allein umzusetzen – wenn man die notwendigen Fähigkeiten dafür besitzt. Für alle, die hier noch Lernpotenzial haben, stellen sich folgende Fragen:

  • Gibt es jemanden in meinem Team mit entsprechenden Kenntnissen/Fähigkeiten?

  • Kennt sich eine Person in meinem Verwandten-/Bekanntenkreis aus und kann mich bei meinem Projekt unterstützen?

  • Gibt es einen Berater, der mich in der Zusammenarbeit mit einem IT-Dienstleister unterstützen kann? Gibt es Empfehlungen?

  • Welche IT-Dienstleister gibt es in meiner Nähe, mit denen eine Zusammenarbeit möglich ist? Gibt es Empfehlungen?

Experten lassen sich, auch mit wenig Ahnung auf diesem Gebiet, sehr gut herausfiltern. Sätze wie „Wir kaufen jetzt einfach mal einen PC und dann schauen wir weiter“ deuten darauf hin, dass hier noch nicht der richtige Begleiter für ein Digitalisierungsprojekt gefunden wurde. Ein Experte stellt tiefgreifende Fragen über die Praxisstrukturen, um herauszufinden, in welches System die Digitalisierung eingebunden und in welchem Umfang sie umgesetzt werden soll.

Was ist schon vorhanden?

Zunächst gilt es eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Ausstattung und der bestehenden Praxisstrukturen zu machen:

  • Welche Hard- und Software ist ggf. schon vorhanden?

  • Welche Tätigkeiten werden bereits mit dieser Hard- und Software ausgeführt?

  • Wie gut und stark ist die Internetverbindung und könnte diese erweitert werden?

  • Gibt es schon eine Homepage und eine aussagekräftige Geschäfts-E-Mail-Adresse?

  • Wie groß ist die Praxis (Zweigstellen, Mitarbeiteranzahl, Hausbesuche oder Einsatz in Einrichtungen)?

  • Welcher Grad der Digitalisierung ist von Seiten der Praxis aktuell gewünscht bzw. in weiterer Zukunft eventuell geplant (was muss ich mindestens machen versus volldigitalisierte Praxis, Expansionspläne der Praxis berücksichtigen)?

  • Was gibt der rechtliche Rahmen vor (gesetzliche Regelungen im Gesundheitsbereich, Datenschutz)?

  • Welchen technischen Wissensstand haben die Mitarbeiter?

Auswählen der Möglichkeiten

Ein guter Berater oder IT-Experte ist in der Lage, aufgrund einer ausführlichen Bestandsaufnahme einen Überblick über die Möglichkeiten für die Digitalisierung der jeweiligen Praxis zu geben. Dabei sollte die individuelle Ausgangslage der einzelnen Praxis immer berücksichtigt werden. Zudem sollte man klar besprechen, welche Möglichkeiten das Minimum abbilden, um die digitale Anbindung zu gewährleisten, und welche Möglichkeiten zu einer vollständig digitalisierten Praxis führen. Dabei sollte der Praxisinhaber/die Leitung frei wählen können, welche der aufgezeigten Möglichkeiten sie in der eigenen Praxis umsetzen möchten und können.

Ausarbeitung eines Digitalisierungsplans

Je nachdem, welche Möglichkeiten für die Digitalisierung der Praxis ausgewählt wurden, geht es jetzt auf Basis dieser Auswahl an die Ausarbeitung eines grundlegenden Digitalisierungsplans. Dieser Plan orientiert sich an folgenden Punkten:

  • Wie viele Arbeitsplätze werden benötigt? Bei dieser Planung gilt es die Teamgröße, PC-Zeiten, Aufgabenverteilung, Sekretariatsmitarbeiter, geteilte Arbeitsplätze und/oder Vollarbeitsplätze etc. zu berücksichtigen.

  • Was brauche ich alles, um das Projekt umsetzen zu können? Was ist an Hard- und Software vorhanden, was muss angeschafft werden? Hier muss beachtet werden, dass beide Komponenten (Hard- und Software) miteinander kompatibel sind.

  • Installationsplan (Gesamtübersicht über das künftige digitale System: Hardware, Software, Zusammenarbeit einzelner Bausteine, Datensicherung)

  • In welchem Zeitrahmen ist die Umsetzung möglich? Die Zeitplanung orientiert sich an folgendem Raster:

    • Was ist zu tun?

    • Wer ist für was zuständig (Verantwortung, konkrete Aufgabenverteilung)?

    • Wie lange dauert der jeweilige Schritt?

    • Welche Personen sind in die jeweiligen Schritte involviert?

    • Was ist zu tun, damit jeder Mitarbeiter „im Boot ist“? (Stichwort: Kommunikationsstrategie)

    • Welche Unplanbarkeiten muss ich erfahrungsgemäß in die Zeitplanung mit einberechnen? (z. B. Krankheiten von Mitarbeitern)

Definitionen

Zentrale Begriffe

  • Hardware: alle materiellen Bestandteile der IT wie Computer, Notebook, Drucker, Bildschirm, Netzwerkgeräte etc.

  • Software: alle digitalen Bestandteile der IT wie Praxissoftware, Bürosoftware (Windows, iOS, Office), Apps, weitere PC-Programme etc.

  • Management von Veränderungsprozessen (Change-Management): Veränderungen von Organisationen, Prozessen, Systemen oder Technologien haben großen Einfluss auf davon betroffene Personen. Change-Management hat zum Ziel, die beteiligten Personen durch entsprechende Strategieentwicklung und -umsetzung dabei positiv und zielführend zu unterstützen [2].

Weiterhin ist die Zeitplanung abhängig von der Verfügbarkeit und der Lieferzeit der Hard- und Software, der Dauer des Aufbaus und der Installation durch den IT-Dienstleister, dem Schulungszeitplan (Einweisung und Schulung der Praxisleitung und der Mitarbeiter, die stark abhängig sind vom jeweiligen Wissensstand) sowie vom Zeitraum für Feedback, Nachkontrolle und Nachschulungen.

Umsetzung starten

Damit die Umsetzung gelingt, macht es Sinn, alle Mitarbeiter und Beteiligten ins Boot zu holen. Daher ist es notwendig, allen von Anfang an die Angst vor dem Projekt „Digitalisierte Praxis“ zu nehmen und ihnen Orientierung über die einzelnen Schritte zu geben. Hierbei hilft es, die Vorteile immer wieder transparent zu machen und den Nutzen zu erklären. Auch die Beteiligung an Entscheidungen und der Prozessgestaltung baut Vertrauen auf und stärkt das Wir-Gefühl in der Umsetzung. Zudem sind die Planer des Digitalisierungsprojektes nicht immer auch die Experten für einzelne Aufgabengebiete, und das Wissen von Abläufen, zum Beispiel seitens der Sekretärin, sollte mit aufgegriffen werden.

Änderungen erfordern eine Anpassung des Zeitplans. Zudem ist es hilfreich, die einzelnen Schritte und deren Bedeutung immer wieder zu kommunizieren. Als Praxisinhaber oder Leitung ist es zudem wichtig, Verständnis für die einzelnen Mitarbeiter und deren Herausforderungen in der Umsetzung zu haben, gleichzeitig aber auch konsequent zu sein, damit die Umsetzung durch alle erfolgt und sich die neuen Prozesse Schritt für Schritt etablieren (siehe auch Harvard-Konzept: „Hart in der Sache, weich zur Person“ [3]). Ohne die entsprechende Führungskonsequenz werden nicht alle Mitarbeiter von sich aus die neuen Prozesse schnell umsetzen. Gewohnte Muster werden nicht immer gerne verlassen, weil sie zunächst Instabilität mit sich bringen, bevor eine Stabilität in den neuen Prozessen entsteht [4], [5].

Um jedoch das eigene Team von der digitalen Praxis überzeugen und eine entsprechende Führungskonsequenz umsetzen zu können, ist die Grundlage, dass Sie als Praxisinhaber/Leitung selbst von diesem Projekt überzeugt sind. Auch hier ist Zeit wieder ein wichtiger Faktor, um sich in Ruhe mit dem Thema auseinandersetzen zu können und die eigenen Ängste und Zweifel abzubauen. Ein erfahrener Berater mit Schwerpunkt Digitalisierung in Praxen ist hier Gold wert, da dieser in der Lage ist, durch kompetente Beratung Sicherheit aufzubauen.

Feedback und Nachkontrolle

Ein aktives Projektmanagement umfasst fünf Phasen: Zieldefinition, Planung, Durchführung, Nachkontrolle, Anpassung/Abschluss [2]. Obwohl im Therapieablauf das Überwachen des Prozesses und ggf. die Anpassung sowie die Bewertung des Ergebnisses und bei Bedarf das Festlegen weiterer Ziele fest verankert sind [6], wird dem Schritt der Nachkontrolle bei der Umsetzung von strukturellen Projekten neben der Therapie in Praxen oft nicht die notwendige Bedeutung geschenkt. Die Erfahrung zeigt, dass die Schritte des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) „Planen“ und „Tun“ umgesetzt werden [7]. Läuft der Alltag dann ohne sichtbare Krisen oder offene Kritik weitestgehend weiter, geraten die Schritte „Überprüfen“ und „Anpassung“ oft in den Hintergrund. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass Prozesse nicht optimal und wirtschaftlich laufen und sich im schlimmsten Fall verdeckte Konflikte aufbauen. Um eine nachhaltige Umsetzung zu gewährleisten, ist daher ein aktiv gestaltetes Management der Veränderungsprozesse durch die Prozessverantwortlichen zwingend erforderlich. Es liegt daher in der Verantwortung der Praxisinhaber/Leitung, den Rahmen zu bieten, dass konstruktive Kritik – vor allem Verbesserungsvorschläge – vom Team eingebracht werden können. Dabei gilt es aktiv Feedback einzuholen und den Nutzen der veränderten Prozesse zu überprüfen.

Folgende Leitfragen sind dabei hilfreich:

  • Welche Verbesserungen sind durch die Digitalisierung entstanden?

  • Welche Prozesse müssen noch nachgebessert/verändert werden?

  • Wo muss nachgeschult werden?

  • Welche weiteren Ideen zur Digitalisierung sind entstanden?

Hören Sie sich alle Impulse zunächst neutral an und greifen Sie sie auf, um damit weiter arbeiten zu können. Das bestärkt Mitarbeitende, auch künftig Feedback zu geben und hilft dabei, die dem Problem zugrunde liegende Thematik ausreichend herauszuarbeiten.


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Beispiel aus der Praxis

Eine Praxis hat alle Mitarbeiter mit einem Tablet ausgestattet und sämtliche Prozesse weitestgehend digitalisiert. In den wöchentlichen Teamsitzungen wurde über einen gewissen Zeitraum nach der Umstellung das Feedback zur Digitalisierung als fester Besprechungspunkt verankert. Bei der Analyse, ob das Arbeiten mit den Tablets zu einer Reduzierung des Arbeitsaufwandes geführt hat wie geplant, äußerte eine Mitarbeiterin hingegen, dass sie für die Berichte nun doppelt so lange Zeit benötige wie vor der Prozessumstellung. Bei der Ursachenforschung stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin nicht mehr in Erinnerung hatte, wie sie mehrere Bearbeitungsfenster auf dem Tablet gleichzeitig nutzen konnte. Dadurch war ihre Vorgehensweise sehr zeitintensiv und wenig effizient. Die Lösung war eine entsprechende Nachschulung der Mitarbeiterin, und im weiteren Verlauf konnte auch sie bestätigen, dass die Tablets zu einer Reduzierung des Arbeitsaufwandes führten.

Die Praxis zu digitalisieren ist wie einen Berg zu besteigen: Man muss sich gut vorbereiten, kleine Schritte gehen und immer wieder Pausen einplanen.

Dieses Beispiel zeigt, dass der erste Gedanke „Die technische Umstellung kostet jetzt noch mehr Zeit als vorher; wir haben unser Ziel nicht erreicht“ nicht zutreffend war und dass erst auf den zweiten Blick durch eine ausführliche Analyse ersichtlich wurde, wo Handlungsbedarf bestand. Kritik, die geäußert wird, ist selten unbegründet. Die Zeit, die Ursachen für die Kritik zu ergründen, macht sich im Nachhinein bezahlt, da durch eine engmaschige Begleitung der Prozesse kein unnötiger Widerstand gegen die Veränderung aufgebaut wird. Jeder wird mit seinen Bedürfnissen gesehen und wenn möglich aufgefangen.


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Was nützt eine digitalisierte Praxis?

Langfristig ist eine digitalisierte Praxis neben der digitalen Anbindung auch aufgrund wirtschaftlicher Faktoren notwendig. So sind zwar die höheren Preisforderungen im Heilmittelbereich absolut berechtigt [8]. Sie sind aber nicht der einzige Faktor, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.Solange eine Abhängigkeit in der Preisgestaltung von den Krankenkassen besteht, liegt es umso mehr in der Verantwortung eines jeden Praxisinhabers, die Möglichkeiten, die im eigenen Gestaltungsspielraum liegen, voll auszuschöpfen. So tragen auch die Vereinfachung und Automatisierung von Prozessen und die dadurch gewonnene Zeit zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit bei. Zudem bietet eine digitalisierte Praxis auch eine höhere Attraktivität in der Mitarbeiterbindung, da sie zeitgemäß ist und den Therapeuten mehr Möglichkeiten in ihrem Tätigkeitsfeld bietet (Anwendung digitaler Medien in der Therapie, Telemedizin, flexiblere Arbeitsplatzgestaltung, zum Beispiel Homeoffice für Bürotätigkeiten). Gerade die junge Therapeutengeneration ist die digitale Welt gewöhnt und möchte diese Erleichterungen auch im Arbeitsumfeld nutzen.

Nachfolgend ist der Nutzen einer digitalisierten Praxis auf verschiedenen Ebenen aufgeführt:

Ersparnisse

  • Verbesserungen von Organisations- und Kommunikationsabläufen, was zu Zeitersparnis führt

  • Ressourceneinsparungen (Arbeitszeit, Papier etc.)

  • leichtere Planbarkeit (Übersichtlichkeit von z. B. Kalendern und Einsatzplänen)

  • weniger Kontrolle durch geringere Fehleranfälligkeit (System denkt mit)

  • Platzersparnis (weniger Akten und kleineres Archiv notwendig)

Erleichterungen

  • Kommunikationswege (kürzer, schneller, leichter verfügbar)

  • Schnittstellenvernetzung (Arbeit zwischen Teams)

  • keine „Zettelwirtschaft“ – modernere und professionellere Außenwirkung, mehr Ordnung und Struktur

  • zeitnahe Information von Klienten (z. B. Terminerinnerungen)

  • leichtere Prozesssteuerung und -organisation sowie Nachkontrolle

  • Entschlackung von Arbeitsabläufen (Wegfall überflüssiger Arbeitsschritte durch Automatisierung)

  • verbesserte Aktenführung und Ergebnisdokumentation (Schriftbild, Foto, Video)

  • leichtere Auswertbarkeit, Statistik und Nachweisbarkeit durch digitale Protokolle und Berichte

  • jederzeit alle Daten verfügbar (Klientenverwaltung, Terminplanung, Abrechnungswesen, Berichte, Dokumentation (z. B. auch für Homeoffice, Hausbesuche))

  • Die Möglichkeit, örtlich unabhängig arbeiten zu können, ist vor allem für Praxisinhaber eine große Entlastung.

  • Entlastung der Klienten (z. B. digitale Formulare, Videotherapie)

Einnahmen

  • Modernes Image erhöht Nachfrage.

  • Mitarbeiterbindung/-akquise, da höhere Attraktivität durch modernes Arbeitsumfeld)

  • Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten

  • Videotherapie: erleichtert interdisziplinäre Arbeit, reduziert ggf. Fahrtkosten, federt Ausfälle ab, ermöglicht oftmals niedrigschwelligen Zugang zur Therapie, erleichtert die Umfeldarbeit

Sicherheit

  • Datenschutz (Papier bietet wenig Datenschutz)

  • leichte Möglichkeit zur Datensicherung (kein Datenverlust)


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Fazit

Eine digitalisierte Praxis ist zwar ein großes Projekt – vor allem, wenn man noch ganz am Anfang damit steht. Geht man dieses Projekt jedoch mit entsprechendem Zeitspielraum an, holt sich die notwendige Unterstützung und stellt einen klaren Digitalisierungsplan auf, ist es ein machbares Unterfangen. Letzten Endes bietet eine digitalisierte Praxis eine Erleichterung auf vielen Ebenen, eröffnet neue Möglichkeiten und spart wertvolle Ressourcen ein. Nicht zuletzt bietet sie die Chance, die Wirtschaftlichkeit der eigenen Praxis zu erhöhen und zur Attraktivität für Mitarbeiter beizutragen. Durch die digitale Anbindung 2026 besteht zudem eine klare Notwendigkeit, die Digitalisierung in der eigenen Praxis rechtzeitig anzugehen, um ausreichend darauf vorbereitet zu sein. Es lohnt sich also, das Projekt jetzt zu starten!

Für alle, die schon mit der Umsetzung des Projektes begonnen haben oder sich mit dem Thema intensiver beschäftigen möchten: In der Februar-Ausgabe der ergopraxis erscheint ein weiterer Artikel zu dem Thema. Hier erhalten Sie einen Einblick, in welchen Bereichen und durch welche Möglichkeiten man konkret durch Digitalisierung Erleichterung schaffen kann, sodass mehr Spielraum für die therapeutische Arbeit entsteht.

Sara Hiebl, Michael Atzmüller


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Autor*innen

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Sara Hiebl (Jahrgang 1984) ist seit 2008 Ergotherapeutin. Sie hat seit 2010 eine Praxis für Pädiatrie und Neurologie in Gilching. Zudem ist sie Mitautorin des Gruppenkonzeptes „Ich bin stark!“ sowie des „Du+Ich-Konzepts“ und Autorin verschiedener Fachartikel. Mit Dr. Florian Wiedemann hat sie die Weiterbildung „Coaching in Gesundheitsberufen“ gegründet. Sie ist als Referentin zu den Themen „Du+Ich-Konzept“, „Ich bin stark!“, Elterncoaching, Coaching in Gesundheitsberufen, professionelle Praxisführung und Autismus tätig. Weiterführende Infos: www.coaching-gesundheitsberufe.de.
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Michael Atzmüller (Jahrgang 1982) ist Unternehmensbegleiter und Wirtschaftsfachwirt sowie Gründer der „Atzmüller Unternehmensbegleitung“. Er weist 15 Jahre an eigener Führungserfahrung in internationalen Konzernen auf. Seit 2010 ist er als Unternehmensbegleiter und -berater von therapeutischen Praxen tätig, unter anderem mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Verbandsmitglieder erhalten hierbei 20 Prozent Rabatt auf Beratungsdienstleistungen. Kontakt: mail@atzmueller-ub.de. Gemeinsam halten Sara Hiebl und Michael Atzmüller Vorträge zu professioneller Unternehmensführung. Aktuelle Termine sind unter www.atzmueller-ub.de/veranstaltungen zu finden.
  • Literatur

  • 1 Bundesministerium für Gesundheit.Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz – DVPMG). Im Internet. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/D/DVPMG_bgbl_S.1309.pdf Stand: 02.09.2
  • 2 Schawel Ch, Billing F.. Top 100 Management Tools. 6. Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler; 2018
  • 3 Fisher R, Ury W, Patton BM. Hrsg.Das Harvard-Konzept. Der Klassiker der Verhandlungstechnik. 24. Auflage. Frankfurt am Main/New York: Campus-Verlag; 2013
  • 4 Kruse P. Next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung. Offenbach: Gabal; 2005
  • 5 Kruse P. Next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung. Offenbach: Gabal; 2005
  • 6 Townsend EA, Polatajko HJ. Enabling occupation II: Advancing an occupational therapy vision for health, well-being & justice through occupation. Ottawa: Canadian Association of Occupational Therapists; 2013
  • 7 Deming E. Out of the Crisis. Cambridge: Massachusetts Institute of Technology; 1982
  • 8 IFG. Neubauer, Prof. Dr. G., Niedermeier, Ch. (2020) Wirtschaftlichkeitsanalyse ambulanter Therapiepraxen. WAT-Bericht Ergotherapie. München: Institut für Gesundheitsökonomik; 2020

Publication History

Article published online:
03 January 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

  • Literatur

  • 1 Bundesministerium für Gesundheit.Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz – DVPMG). Im Internet. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/D/DVPMG_bgbl_S.1309.pdf Stand: 02.09.2
  • 2 Schawel Ch, Billing F.. Top 100 Management Tools. 6. Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler; 2018
  • 3 Fisher R, Ury W, Patton BM. Hrsg.Das Harvard-Konzept. Der Klassiker der Verhandlungstechnik. 24. Auflage. Frankfurt am Main/New York: Campus-Verlag; 2013
  • 4 Kruse P. Next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung. Offenbach: Gabal; 2005
  • 5 Kruse P. Next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung. Offenbach: Gabal; 2005
  • 6 Townsend EA, Polatajko HJ. Enabling occupation II: Advancing an occupational therapy vision for health, well-being & justice through occupation. Ottawa: Canadian Association of Occupational Therapists; 2013
  • 7 Deming E. Out of the Crisis. Cambridge: Massachusetts Institute of Technology; 1982
  • 8 IFG. Neubauer, Prof. Dr. G., Niedermeier, Ch. (2020) Wirtschaftlichkeitsanalyse ambulanter Therapiepraxen. WAT-Bericht Ergotherapie. München: Institut für Gesundheitsökonomik; 2020

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Sara Hiebl (Jahrgang 1984) ist seit 2008 Ergotherapeutin. Sie hat seit 2010 eine Praxis für Pädiatrie und Neurologie in Gilching. Zudem ist sie Mitautorin des Gruppenkonzeptes „Ich bin stark!“ sowie des „Du+Ich-Konzepts“ und Autorin verschiedener Fachartikel. Mit Dr. Florian Wiedemann hat sie die Weiterbildung „Coaching in Gesundheitsberufen“ gegründet. Sie ist als Referentin zu den Themen „Du+Ich-Konzept“, „Ich bin stark!“, Elterncoaching, Coaching in Gesundheitsberufen, professionelle Praxisführung und Autismus tätig. Weiterführende Infos: www.coaching-gesundheitsberufe.de.
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Michael Atzmüller (Jahrgang 1982) ist Unternehmensbegleiter und Wirtschaftsfachwirt sowie Gründer der „Atzmüller Unternehmensbegleitung“. Er weist 15 Jahre an eigener Führungserfahrung in internationalen Konzernen auf. Seit 2010 ist er als Unternehmensbegleiter und -berater von therapeutischen Praxen tätig, unter anderem mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Verbandsmitglieder erhalten hierbei 20 Prozent Rabatt auf Beratungsdienstleistungen. Kontakt: mail@atzmueller-ub.de. Gemeinsam halten Sara Hiebl und Michael Atzmüller Vorträge zu professioneller Unternehmensführung. Aktuelle Termine sind unter www.atzmueller-ub.de/veranstaltungen zu finden.