Jourde-Chiche N.
et al.
Weaning of maintenance immunosuppressive therapy in lupus nephritis (WIN-Lupus):
results of a multicentre randomised controlled trial.
Ann Rheum Dis 2022;
81: 1420-1427
Das Absetzen der IST bei einer IST-Erhaltungstherapie über 2–3 Jahre
war mit einem höheren Risiko für schwere SLE-Schübe
verbunden. WIN-Lupus ist eine multizentrische, zweiarmige, randomisierte
Nicht-Unterlegenheitsstudie, die zwischen Februar 2011 und Dezember 2018 in 28
Zentren in Frankreich durchgeführt wurde. Die französischen Forscher
um Jourde-Chiche et al. schlossen LE-Patienten in die Studie ein, die
u. a.≥18 Jahre alt waren, mindestens 4 von 11 SLE-Kriterien des
American College of Rheumatology (ACR) erfüllten, eine Proteinurie und eine
Induktionsbehandlung mit hochdosierten Kortikosteroiden und intravenösem
Cyclophosphamid oder Mycophenolatmofetil und eine laufende IST-Erhaltungstherapie
mit entweder Azathioprin oder Mycophenolatmofetil seit 2–3 Jahren aufwiesen.
Die Wissenschaftler teilten die Patienten in zwei Gruppen ein; Arm 1 erhielt
weiterhin die IST-Erhaltungstherapie während der gesamten Studiendauer, Arm
2 reduzierte die IST-Erhaltungstherapie über 3 Monate und setzte sie
schließlich ab. Beide Studienarme erhielten fortlaufend Hydroxychloroquin
und bei Bedarf niedrige Dosen Kortikosteroide. Die Experten beobachteten die
Patienten nach 1 Monat (M1), 3 Monaten (M3) und danach alle 3 Monate bis M24 nach
der Randomisierung nach, es sei denn, sie wurden aufgrund eines Nierenrezidivs,
eines schweren SLE-Schubs oder eines schweren unerwünschten Ereignisses
früher ausgeschlossen. Als primären Wirksamkeitsnachweis evaluierten
die Forscher den Prozentsatz der Patienten mit einem Rückfall der
proliferativen LN zwischen Randomisierung und M24. Als wichtigsten
sekundären Wirksamkeitsendpunkt beobachteten die Experten den Prozentsatz
der Patienten mit einem schweren SLE-Schub (renal oder extrarenal), definiert durch
die Notwendigkeit einer Induktions-IST zwischen Randomisierung und M24.
Die Forscher schlossen 96 Patienten in die Studie ein: 48 in Arm 1, der die
IST-Behandlung fortsetzte, und 48 in Arm 2, der die IST-Behandlung abbrach. Die
meisten Patienten waren weiblich (84,5%) und kaukasisch (63,1%).
59,5% der Patienten hatten niedrig dosiertes intravenöses
Cyclophosphamid als Induktionstherapie erhalten, 78,6% bekamen
Mycophenolatmofetil als Erhaltungstherapie. Ein Rezidiv proliferativer LN trat bei
5/40 (12,5%) Patienten aus der IST-Erhaltungsgruppe und bei
12/44 (27,3%) Patienten aus der IST-Absetzungsgruppe auf. Die
Fortsetzung der IST-Behandlung war dem Absetzen der IST-Behandlung in Bezug auf das
Auftreten von Rückfällen proliferativer LN nicht signifikant
überlegen. Rückfälle traten im Median in beiden Gruppen nach
9 Monaten auf. Bei den Patienten in der IST-Absetzungsgruppe traten jedoch
signifikant mehr schwere SLE-Schübe auf als in der IST-Erhaltungsgruppe
(31,8% gegenüber 12,5%). Zudem war die Zeit bis zum
Auftreten schwerer SLE-Schübe bei den Patienten in der IST-Absetzungsgruppe
kürzer.
Das Absetzen einer immunsuppressiven Erhaltungstherapie (IST) bei Patienten mit
Lupusnephritis war mit einem höheren Risiko für schwere
SLE-Schübe verbunden. Dennoch kam es bei der Mehrheit der Patienten 2
Jahre nach Absetzen der IST zu keinem Rückfall. Die
größte Herausforderung bleibt laut den Experten die
Identifizierung und Auswahl von Patienten, die sicher von der IST abgesetzt
werden können.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen