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DOI: 10.1055/a-1952-2640
Lupusnephritis: Hohe versus mittlere Prednison-Initialdosis
Die aktuell gültigen Leitlinien zur Therapie der Lupusnephritis empfehlen zur Remissionsinduktion initial Prednisondosen zwischen 0,3 und 1,0mg/kg pro Tag. Angesichts der damit verbundenen Nebenwirkungen ging ein kanadisches Forscherteam der Frage nach, ob niedrigere Dosen zu ähnlich guten Ergebnissen führen.
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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten hierzu die Daten von Patientinnen und Patienten, die nach einer neu diagnostizierten, bioptisch bestätigten Lupusnephritis regelmäßig an der Lupusklinik der Universität Toronto betreut worden waren. Zur Remissionsinduktion waren entweder Mycophenolat-Mofetil oder Cyclophosphamid oder Azathioprin in Standarddosen eingesetzt worden. Personen mit einer terminalen Niereninsuffizienz schlossen die Forschenden von der Auswertung aus. Mittels Propensity-Score-Matching bildeten sie 103 Patientenpaare, die sich bezüglich zahlreicher demografischer und klinischer Basisvariablen bestmöglich ähnelten: Je 103 Personen hatten zusätzlich zu den Immunsuppressiva hohe (≥40 mg pro Tag) bzw. mäßig hohe (≤30 mg pro Tag) Prednisondosen erhalten. Als primären Studienendpunkt definierten sie den Anteil der Personen, die nach 12 Monaten eine renale Komplettremission (Proteinurie<0,5 g pro Tag; Serumkreatinin ≤120% des Ausgangswerts) erreicht hatten. Ferner objektivierte die Arbeitsgruppe unter anderem die Glukokortikoid-Toxizität.
Ergebnisse
Im Hochdosiskollektiv betrug die initiale Prednisondosis im Schnitt 48,6±12,3 und im Niedrigdosiskollektiv 24,2±4,6 mg pro Tag. Im Hinblick auf das Therapieansprechen erwies sich die Hochdosisbehandlung als signifikant effektiver: 61,8% der mit hohen, aber nur 38,2% der mit mittleren Prednisondosen behandelten Patientinnen und Patienten erreichten nach 12 Monaten eine renale Komplettremission (p=0,024). Weiterhin prüften die Forschenden den primären Studienendpunkt in verschiedenen Subgruppen. Hierbei erwies sich die Hochdosis-Prednisontherapie im Vergleich zur niedrigeren Dosierung sowohl bei Personen mit einer proliferativen Lupusnephritis als auch bei einer Remissionsinduktion mit Mycophenolat-Mofetil oder Cyclophosphamid als auch bei einem Therapiebeginn nach 2003 als signifikant wirksamer. Bei Personen mit einer nichtproliferativen Lupusnephritis zeichnete sich dagegen kein wesentlicher Behandlungsvorteil der hohen Dosen ab. 60 Patientenpaare waren über 3 Jahre oder länger nachbeobachtet worden. Nach 24 und 36 Monaten war die hohe Prednisondosis der niedrigeren Dosis auch in dieser Subgruppe im Hinblick auf die Komplettremissionsraten überlegen (67,8 vs. 39%; p=0,002 bzw. 64,9 vs. 49,1%; p=0,025). Die Personen der Hochdosisgruppe erhielten im ersten Jahr eine signifikant größere, im zweiten und dritten Jahr dagegen eine etwas geringere kumulative Glukokortikoiddosis. Bezüglich der Häufigkeit Glukokortikoid-bedingter Schäden wie Katarakt, Osteoporose, Osteonekrose oder Diabetes mellitus unterschieden sich die beiden Gruppen nach 12, 24 und 36 Monaten nicht wesentlich, die Forschenden beobachteten jedoch in beiden Kollektiven im zweiten und dritten Behandlungsjahr eine Beschleunigung der Schäden.
Hohe Prednisondosen führen bei der neu diagnostizierten Lupusnephritis signifikant häufiger nach 12 Monaten zu einer renalen Komplettremission als mittlere Dosen, so die Forschenden. Dieser Vorteil besteht auch in verschiedenen Subgruppen und hält auch nach 3 Jahren an. Bezüglich der kumulativen Dosis sowie Glukokortikoid-bedingter Schäden unterscheiden sich die beiden Strategien nicht, in jedem Fall sei aber ein rasche Dosisreduktion anzustreben, um das Komplikationsrisiko zu minimieren.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
03 April 2023
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Georg Thieme Verlag
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