Wu W.
et al.
Walking-related knee contact forces and associations with knee pain across
people with mild, moderate and severe radiographic knee osteoarthritis: a
cross-sectional study.
Osteoarthritis Cartilage 2022;
30: 832-842
Auf das Kniegelenk wirken verschiedene Kräfte ein, erläutern die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Die Knie-Kontaktkraft (engl. knee contact
force; KCF) setzt sich aus einer medialen und einer lateralen Komponente zusammen.
Zusätzlich existieren eine interne KCF-Muskelkomponente sowie eine externe
KCF-Belastungskomponente. Letztere resultiert aus der unmittelbar durch die
Bodenreaktionskraft verursachten KCF sowie den durch das Knieadduktionsmoment (KAM)
hervorgerufenen Kompressions- und Zugkräften. Welcher Zusammenhang zwischen
der Gesamt-KCF bzw. der medialen und lateralen KCF und Knieschmerzen innerhalb des
Spektrums verschiedener radiologischer Gonarthrose-Schwergrade besteht, untersuchten
die Forschenden anhand von 164 Teilnehmenden einer randomisierten Studie, welche den
Einfluss verschiedener Laufschuhe auf die Arthrosebeschwerden geprüft hatte.
Alle Patientinnen und Patienten litten an einer schmerzhaften Gonarthrose im
medialen Tibiofemoralgelenk. Den Arthrose-Schweregrad objektivierte die
Arbeitsgruppe radiologisch anhand der Kellgren-Lawrence (KL)-Kriterien (Grad 2:
leicht; Grad 3: mäßig; Grad 4: schwer). Die Quantifizierung der
Schmerzbelastung beim Laufen erfolgte mithilfe einer visuellen Analogskala
(Punktwert 0 bis 10). Alle Studienteilnehmenden hatten eine Ganganalyse absolviert.
Anhand der dabei gewonnenen Messdaten untersuchten die Forschenden nun mithilfe
eines validierten muskuloskelettalen Modells die Gangbiomechanik der unteren
Extremität, wobei sie die genannten Gelenkkräfte während der
verschiedenen Gangphasen berechneten.
Ergebnisse
Die medialen KCFs während der frühen und mittleren Standphase waren
bei Personen mit KL-Grad 3 und KL-Grad 4 signifikant größer als bei
Personen mit KL-Grad 2. Die lateralen KCFs waren dagegen bei Personen mit KL-Grad 2
in der mittleren und späten Standphase signifikant größer
als bei Personen mit KL-Grad 3 und KL-Grad 4 und in der sehr frühen
Standphase signifikant geringer als bei Personen mit KL-Grad 4. Die interne
KCF-Muskelkomponente war bei KL-Grad 2 im Vergleich zu KL-Grad 4 in der
frühen Standphase signifikant geringer, aber in der späten
Standphase signifikant höher. Auch Personen mit KL-Grad 3 hatten im
Vergleich zu Personen mit KL-Grad 4 in der späten Standphase eine
signifikant höhere interne Muskellastkomponente. Die externe Lastkomponente
(KAM) der medialen KCF während der mittleren bis späten Standphase
erwies sich bei KL-Grad 3 und KL-Grad 4 signifikant höher als bei KL-Grad 2.
Einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der medialen KCF und den
Schmerzen beim Gehen stellten die Forschenden in keiner der 3
Arthroseschwergrad-Gruppen fest.
Personen mit leichter, mäßiger und schwerer medialer radiologisch
gesicherter Gonarthrose unterscheiden sich zwar im Hinblick auf die medialen und
lateralen KCFs während der Gangphasen sowie im Hinblick auf die internen
und externen Beiträge zur medialen KFC, ein Zusammenhang zwischen der
medialen KCF und der Schmerzbelastung beim Gehen besteht allerdings offenbar bei
keinem der 3 KL-Stadien, so die Forschenden. Größere Studien
müssen diese Thematik nun weiter beleuchten, meinen sie.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell