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DOI: 10.1055/a-1952-2873
Arthrose des ersten Metatarsophalangealgelenks: Wie gut helfen Fußorthesen?
Eine Arthrose des ersten Metatarsophalangeal-Gelenks (MTP) verursacht starke Schmerzen, beeinträchtigt die körperliche Funktion und schränkt die Lebensqualität deutlich ein. Viele Betroffene bekommen zur Schmerzlinderung Einlagen verschrieben. Ob dies den Patientinnen und Patienten tatsächlich hilft, untersuchte nun ein australisches Forscherteam mithilfe einer randomisierten kontrollierten Multicenterstudie.
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An der Untersuchung nahmen 88 Personen im Alter von mindestens 45 Jahren teil, welche an einer symptomatischen, radiologisch bestätigten Arthrose des ersten MTP-Gelenks litten. Eine vorbestehende Orthesenversorgung, eine vorangegangene oder geplante chirurgische oder Injektionstherapie sowie ein Hallux valgus Grad 3 oder 4 stellten Ausschlusskriterien dar. Gemäß Randomisierung erhielten 47 Patientinnen und Patienten für beide Füße vorgefertigte konturierte Fußorthesen, welche die Ferse und das Fußgewölbe stützten. Zusätzlich erfolgte – sofern von den Betroffenen toleriert – ein Ausschnitt in Höhe des ersten MTP-Gelenks. Bei Bedarf konnte zusätzlich ein Varuskeil eingearbeitet werden. Die 41 Personen der Kontrollgruppe erhielten 3mm flache Scheineinlagen für beide Füße. Alle Studienteilnehmenden wendeten die Einlagen über 12 Wochen an, und zwar immer, wenn sie Schuhe trugen. Als primären Studienendpunkt definierten die Forschenden die mittels nummerischer Ratingskala objektivierte Veränderung der Schmerzbelastung am ersten MTP-Gelenk beim Gehen im Verlauf der 12 Wochen. Zusätzlich prüften sie weitere Gelenk- und Fußschmerzparameter, die funktionelle Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität sowie die körperliche Aktivität der Probandinnen und Probanden.
Ergebnisse
Von 87 Personen (99%) lagen Informationen zum primären Studienendpunkt vor. Die Studienteilnehmenden beider Gruppen hielten die jeweilige Einlagenversorgung für glaubwürdig und erwarteten sich von der Intervention einen Nutzen. In beiden Gruppen wurden die Einlagen im Schnitt über 7,1 Stunden pro Tag getragen. 35 Fußorthesen- (77,8%) und 35 Scheineinlagen-Anwenderinnen und -Anwendern (89,7%) attestierten die Forschenden eine Therapieadhärenz. Unerwünschte Nebenwirkungen, meist Fußschmerzen, erlitten 4 der mit Fußorthesen und 6 der mit Scheineinlagen versorgten Personen. Im Hinblick auf die Analgetikaanwendung unterschieden sich die beiden Studienarme nicht. Bezüglich des primären Studienendpunkts zeigte sich: Beide Einlagen linderten die Schmerzen am ersten MTP-Gelenk in ähnlichem Ausmaß, ein statistisch signifikanter Unterschied bestand hier nicht. Auch im Hinblick auf die verschiedenen sekundären Endpunktparameter erwies sich die Fußorthese gegenüber der Placebointervention nicht als überlegen.
Konturierte Fußorthesen, so das Fazit der Autorinnen und Autoren, haben gegenüber flachen Scheineinlagen offenbar keine wesentlichen Vorteile bei der Behandlung der schmerzhaften Arthrose des ersten MTP-Gelenks. Ihrer Ansicht nach muss nun weiter nach effektiven Behandlungsoptionen für Patientinnen und Patienten mit dieser beeinträchtigenden degenerativen Erkrankung gesucht werden.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell
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Publication History
Article published online:
03 April 2023
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Georg Thieme Verlag
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