Krampfadern können sich an vielen Stellen des Körpers bilden. Meist geschieht dies jedoch an den unteren Extremitäten. „Anfangs verursachen Krampfadern kaum oder wenig Beschwerden“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Emilia Stegemann, Leiterin der DEGUM-Sektion Vaskulärer Ultraschall. „Da diese Erkrankung jedoch nicht von allein abklingt und sich eher verschlimmert, sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen und nur als ästhetisches Problem abgetan werden“, mahnt die Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Angiologie der Agaplesion Diakoniekliniken in Kassel.
Die Gefäßmedizinerin rät Betroffenen daher, ihre Krampfadern von Venenspezialistinnen und -spezialisten kontrollieren zu lassen, schon bevor Beschwerden auftreten. Hier kann abgeklärt werden, in welchem Zustand die Krampfadern sich befinden, wie weit fortgeschritten sie sind und welche Therapie gegebenenfalls notwendig ist. „Unbehandelt droht den Patientinnen und Patienten eine chronische Veneninsuffizienz, die nicht nur die Lebensqualität einschränkt, sondern auch gefährlich werden kann.“ Denn ein beeinträchtigter Abfluss des Blutes aus den Beinvenen und der damit einhergehende erhöhte venöse Blutdruck führt zu schmerzenden, angespannten Beinen, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe und Veränderungen der Haut. „Schlimmstenfalls entwickeln diese Patienten ein so genanntes ‚offenes Bein‘, welches bei Superinfektion sogar zu einem Beinverlust führen kann“, gibt Stegemann zu bedenken.
Erste Symptome für eine Varikose sind Schweregefühl, Schwellung, Juckreiz, Druckgefühl und manchmal Schmerzen nach längerem Stehen oder Sitzen. Eine ausführliche Diagnostik ist heutzutage einfach und dank moderner Bildgebungsverfahren auch schonend möglich. So kann man mit Ultraschall sowohl das oberflächliche als auch das tiefe Venensystem sichtbar machen und den Venen- und Gefäßklappenzustand meist sehr genau bestimmen. Laut aktuellen Leitlinien [1] ist die farbkodierte Duplexsonografie – ein Ultraschallspezialverfahren – als erstes apparatives Untersuchungsverfahren anzuwenden. „Der Ultraschall hat in den vergangenen Jahren viele strahlenbelastenden Methoden in Diagnostik und Therapie abgelöst – so auch in der Varikoseversorgung“, begrüßt Stegemann. „Das Verfahren ist weder invasiv noch strahlenbelastend und kann beliebig wiederholt werden.“ Auch für die Verlaufskontrolle ist dieses Ultraschallverfahren inzwischen Goldstandard. Ist die farbkodierte Duplexsonografie nicht verfügbar, kann ebenfalls eine Dopplersonografie erste Eindrücke liefern. Hier ist die Untersuchung jedoch deutlich ungenauer und gibt lediglich Hinweis auf ausgeprägte Befunde.
Ultraschall wird auch für die Therapie der Krampfadern eingesetzt. So können zum Beispiel bei der ultraschallüberwachten Radiofrequenzablation – einem Verfahren, bei dem mit hochfrequentem Strom gezielt Gewebe verödet wird – definierte Bereiche der Beinvenen verschlossen werden. „Und auch im Falle einer Operation sollte in jedem Fall die Operationsplanung mit einem Duplexultraschall erfolgen“, so Stegemann. Wichtig sei auch die Expertise des Ultraschallers. Betroffene sollten sich daher vor der Untersuchung informieren und bei der Auswahl des Arztes dessen Qualifikation beachten. Insbesondere bei bereits erfolgten Voroperationen ist eine gute Qualifikation des Arztes im Ultraschall wichtig. Eine Zertifizierung im Venenultraschall ist über die DEGUM möglich – alle zertifizierten Ärzte sind über die Internetseite der DEGUM abrufbar, rät Stegemann, die über eine DEGUM-Stufe-III-Zertifizierung verfügt.
Auch im nächsten Jahr, beim 46. Dreiländertreffen der DEGUM in Zusammenarbeit mit der Schweizer und Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin vom 11. Bis 14. Oktober 2023, wird Ultraschall bei Krampfadern Thema einiger Sitzungen sein.