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DOI: 10.1055/a-1973-0915
Nachruf Jochen Schweitzer
Jochen Schweitzer ist in der Nacht zum 31. Oktober 2022 nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Das hat uns alle, die wir mit ihm in der Zeitschrift PiD – Psychotherapie im Dialog zusammengearbeitet haben, sehr getroffen und erschüttert, auch wenn der Abschied nicht ganz unerwartet kam. Wir werden ihn, seine Kreativität und seinen Humor sehr vermissen. Über die zehn Jahre seiner aktiven Mitarbeit hinaus hat Jochen den Charakter und den Stil der Zeitschrift entscheidend mitgeprägt.
Jochen war nicht nur vom Alter her der Jüngste der Gründungsherausgeber der Zeitschrift. Als der Vertreter auch der jüngsten Disziplin in der Psychotherapie, der Systemischen Therapie, hat er deren Vorstellungen beständig in unsere Runde eingebracht und engagiert vertreten gegenüber Selbstverständlichkeiten einer altehrwürdigen Psychoanalyse und einer schon etablierten Verhaltenstherapie. Dabei hat er in bewundernswerter Weise den Spagat geschafft, einerseits für das eigene Therapiesystem inhaltlich und berufspolitisch oft auch kompromisslos zu streiten und andererseits zugleich ein Höchstmaß an „Integration“ in der Psychotherapie einzufordern. Wir alle sind durch diesen „Dialog“ mit ihm deutlich „systemischer“ geworden.
„Ich hätte da noch eine Idee…“, war eine typische Einlassung von Jochen in den gemeinsamen Herausgeberrunden. Diesen Titel gab Jochen auch seinem letzten Buch, das kurz vor seinem Tod erschien [ 1 ]. Unser gemeinsames Jahrzehnt mit der PiD bezeichnet er darin als ein „psychodynamisch-behavioral-systemisches Gemeinschaftswerk“; er hat ihm viele gute Impulse gegeben und nachhaltig Akzente gesetzt.
Anfangen hat es mit einer „Küchensitzung“ von Wolfgang, Michael und Jochen in seiner Wohnung in Heidelberg, bei der er für die Gründung der gemeinsamen Zeitschrift unter systemischer Beteiligung gewonnen werden konnte. Ihn habe damals, gegen alle Bedenken, bewogen mitzumachen, dass er uns als „Menschen mit Schwung, Weitblick, Kollegialität und Fairness“ erlebt habe, mit denen „die Chemie stimmte“. Und genau so haben wir Jochen immer erlebt. Ohne Jochen und ohne diese Grundlage, auf der wir immer miteinander gestanden haben, wäre unser gemeinsames Projekt nicht so nachhaltig gelungen.
Im Namen der Herausgeber*innen und des Verlags
Als Gründungsherausgeber
Wolfgang Senf
Michael Broda
Publication History
Article published online:
17 November 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
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