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DOI: 10.1055/a-1981-1704
Handlungsempfehlungen für die Analyse von Abrechnungsdaten der privaten Krankenversicherung – Arbeitskreis hat sich konstituiert
Der AGENS Methodenworkshop im Februar 2022 bot neben spannenden Vorträgen auch die Möglichkeit, sich in Workshopsessions thematischen Schwerpunkten der Arbeit mit Sekundärdaten zu widmen. Im Workshop „Handlungsempfehlungen für die Analyse von PKV-Daten“ wurden nach einem Impulsvortrag erste Erfahrungen zur Erschließung, Aufbereitung und Analyse von Abrechnungsdaten privater Krankenversicherungen (PKV-Daten) ausgetauscht. Es wurde deutlich, dass insbesondere im Prozess der Entstehung der Daten zum Teil erhebliche Unterschiede zum System der gesetzlichen Krankenkassen bestehen, die eine direkte Auswirkung auf die enthaltenen Informationen sowie die Analyse der Daten haben. Exemplarisch hierfür lassen sich die unvollständige Erfassung von Diagnoseinformationen von eingereichten Rechnungen oder die bisher noch nicht abgeschlossene Implementierung einer eindeutigen Versichertennummer für PKV-Versicherte nennen. Eine fundierte Kenntnis dieser Besonderheiten ist daher entscheidend, um das Potenzial der PKV-Daten auch für gesundheitsökonomische, versorgungsforschungsbezogene und epidemiologische Analysen auszuschöpfen.
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Sekundärdatengestützte Analysen zur Betrachtung des Gesundheitsgeschehens erfolgen in Deutschland noch immer primär auf Grundlage gesetzlich krankenversicherter Bürger:innen, Daten der in Deutschland immerhin ca. 11% Privatversicherten werden hingegen selten genutzt. Potenziell bleiben damit auch die spezifischen Eigenschaften der PKV-Versicherten bei Analysen unberücksichtigt. In den vergangenen Jahren gab es nun zunehmend Aktivitäten, auch PKV-Daten in die Analysen einzubeziehen und damit der Empfehlung verschiedener Gutachten und Stellungnahmen nachzukommen. Gleichwohl kann für diese Daten noch nicht auf ein umfassendes methodisches Erfahrungswissen zurückgegriffen werden, wie es für die Routinedaten der gesetzlichen Krankenkassen der Fall ist.
Als Ergebnis des Workshops wurde daher der Entschluss gefasst, einen Arbeitskreis (AK) mit Vertreter:innen privater Krankenversicherungen, dem Wissenschaftlichen Institut der PKV sowie Sekundärdatenforscher:innen aus dem Umfeld der AGENS zu etablieren. Ziel des AK ist es, das vorhandene Wissen zu PKV-Abrechnungsdaten zu bündeln und in geeigneter Form interessierten Wissenschaftler:innen zur Verfügung zu stellen. Damit soll eine solide Grundlage für die Planung und Durchführung von Studien und Analysen geschaffen werden, die PKV-Daten für die Bearbeitung gesundheitsrelevanter Fragestellungen vorsehen. Das Thema PKV-Daten wird dabei aus der Perspektive einer Projektleitung betrachtet.
Der AK hat sich bis Juni 2022 drei Mal getroffen und das Ziel weiter konkretisiert. So sollen Handlungsempfehlungen in Form eines Manuals erarbeitet werden, die die Stärken und Schwächen der PKV-Daten benennen und entsprechende Empfehlungen für den Umgang damit geben. Hierbei sollen prozesshaft die Besonderheiten sowohl der Daten selbst wie auch deren Berücksichtigung bei der Planung und Durchführung von wissenschaftlichen Analysen adressiert und beschrieben werden. Das vom AK erarbeitete Manual wird der Community über die Webseite der AGENS (https://agens.group) zur Verfügung gestellt und soll in einer Kurzfassung im AGENS-Supplement von „Das Gesundheitswesen“ einem breiteren Leser:innenkreis bekannt gemacht werden. Bis zum finalen Ergebnis sollen die Fortschritte des AK im Rahmen von Fachkongressen vorgestellt und diskutiert werden. Weiter Interessierte, die sich aktiv an der Erarbeitung der Handlungsempfehlungen beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen, zum Erfolg des AK beizutragen.
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Interessenkonflikt
Christian Jacke erklärt, dass er in den vergangenen 3 Jahren von den Privaten Krankenversicherungen bezahlt wurde.
Publication History
Article published online:
20 March 2023
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Georg Thieme Verlag
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