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DOI: 10.1055/a-1990-0201
Sarkopenie – Definition, radiologische Erfassung, klinische Bedeutung
Article in several languages: English | deutsch- Definition
- Radiologische Diagnoseverfahren
- Nicht radiologische Diagnoseverfahren
- Künstliche Intelligenz in der Sarkopenie-Diagnostik
- Klinische Bedeutung
- Prophylaxe und Therapie
- Schlussfolgerung/Ausblick
- References
Zusammenfassung
Hintergrund Bei der Sarkopenie handelt es sich um ein altersabhängiges Syndrom, welches durch einen Verlust an Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet ist. In der Folge wird die Selbständigkeit älterer Menschen eingeschränkt und die Hospitalisierungsrate sowie die Mortalität steigen. Die Entwicklung einer Sarkopenie beginnt oftmals bereits im mittleren Lebensalter durch Fehl- und Mangelernährung bzw. in Kombination mit mangelnder körperlicher Aktivität. Verstärkt wird dieser Effekt durch Begleiterkrankungen wie Adipositas oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus.
Methode Durch effektive präventiv-diagnostische Verfahren und die gezielte therapeutische Behandlung der Sarkopenie lassen sich die negativen Auswirkungen auf das Individuum reduzieren und negative gesundheitliche sowie sozioökonomische Effekte verhindern. Hierfür stehen verschiedene diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Neben einfachen klinischen Methoden wie der Messung der Muskelkraft lässt sich die Sarkopenie auch mit bildgebenden Verfahren erfassen, etwa mittels der Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA), der Computertomografie (CT), der Magnetresonanztomografie (MRT) oder der Sonografie. Die DXA bietet dabei als einfaches und kostengünstiges Verfahren eine dosisarme Möglichkeit der Erfassung der Körperzusammensetzung. Mit den schnittbildgebenden Verfahren der CT und MRT ergeben sich weitere diagnostische Möglichkeiten bis hin zur MR-Spektroskopie (MRS) zur nicht invasiven molekularen Analyse von Muskelgewebe. Durch die CT können auch bei im Rahmen anderer Fragestellungen durchgeführten Untersuchungen zusätzlich Parameter der Skelettmuskulatur erfasst werden (opportunistische sekundäre Verwendung von CT-Daten), so beispielsweise die abdominelle Muskelmasse (total abdominal muscle area – TAMA) oder der Psoas- sowie der Pektoralis-Muskel-Index. Die Bedeutung der Sarkopenie ist bereits für Patienten mit verschiedenen Tumorentitäten und auch Infektionen wie SARS-COV2 gut untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel der Bevölkerung wird die Sarkopenie an Bedeutung zunehmen. In dieser Übersichtsarbeit werden die Möglichkeiten zur Diagnostik der Sarkopenie, die klinische Bedeutung und Therapiemöglichkeiten beschrieben. Dabei können insbesondere CT-Untersuchungen, die wiederholt bei Tumorpatienten durchgeführt werden, zur Diagnostik herangezogen werden. Diese opportunistische Verwendung kann dabei durch den Einsatz künstlicher Intelligenz unterstützt werden.
Kernaussagen:
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Sarkopenie ist ein altersabhängiges Syndrom mit Verlust an Muskelmasse und kraft.
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Durch Früherkennung und Therapie lassen sich negative Effekte einer Sarkopenie verhindern.
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Zur Diagnostik stehen neben der DEXA auch Schnittbildverfahren (CT, MRT) zur Verfügung.
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Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bietet weitere Möglichkeiten bei der Sarkopenie-Diagnostik.
Zitierweise
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Vogele D, Otto S, Sollmann N et al. Sarcopenia – Definition, Radiological Diagnosis, Clinical Significance. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 393 – 405
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Key words
sarcopenia - radiological screening - body composition analysis - quantitative imaging - segmentationDefinition
Der Begriff „Sarkopenie“ setzt sich aus den beiden griechischen Worten „sarx – Fleisch“ und „penia – Mangel“ zusammen. Unter einer Sarkopenie versteht man den im Alter progressiven und generalisierten Abbau an Muskelmasse und -kraft. Die Ausprägung dieses primären Alterungsprozesses kann durch Komorbiditäten und körperliche Inaktivität verstärkt werden [1]. Auch bei Kindern und Jugendlichen kann eine Sarkopenie vorliegen, z. B. im Rahmen einer Tumorerkrankung wie dem Hepatoblastom, langandauernder Steroidtherapie, Muskeldystrophie oder einer chronischen Lebererkrankung [2] [3] [4]. Potenzielle Risikofaktoren für eine Sarkopenie sind in [Tab. 1] zusammengefasst. Neben funktionellen Einschränkungen bedeutet dies für die Betroffenen oftmals eine Zunahme von Traumata/Stürzen und daraus resultierende Verletzungen, die ihrerseits wiederum die Lebensqualität weiter einschränken können. Im siebten Lebensjahrzehnt sind etwa 20 %, bei den 75-Jährigen etwa die Hälfte aller Frauen und Männer von einer Sarkopenie betroffen [5]. Bei der Geschlechterverteilung werden je nach verwendeter Definition und Population teils bei Männern, teils aber auch bei Frauen höhere Prävalenzen angegeben oder geschätzt [6]. Es existieren bereits einige Studien mit großen Fallzahlen, die sich mit der Prävalenz, den Risikofaktoren und dem Screening der Sarkopenie beschäftigt haben [7] [8] [9] [10]. So ergab die „UK Biobank“-Studie mit 168 682 Teilnehmern ein erhöhtes Osteoporoserisiko bei präsarkopenen Männern und sarkopenen Frauen [10]. Soh und Won untersuchten in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen Sarkopenie und dem Sturzrisiko bei älteren koreanischen Erwachsenen. Dabei verwendeten sie Daten aus der „Korean Frailty and Aging Cohort Study“ [11]. Durch den demografischen Wandel der Bevölkerungsstruktur wird die Sarkopenie in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen.
Neben der Sarkopenie liegt häufig auch eine erhöhte Fettmasse vor. Die sogenannte „sarkopene Adipositas – sarcopenic obesity“ ist eine Sonderform der Adipositas. Normalerweise erhöht sich durch eine zunehmende Gewichtsbelastung die Muskelmasse. Dieser adaptive Mechanismus kann gerade bei älteren Menschen gestört sein [12]. Zudem führt ein verringerter Energieverbrauch nicht direkt zu einer Abnahme des Appetits [13]. In der Folge zeigen diese Menschen im Verhältnis zur erhöhten Fettmasse eine geringe Muskelmasse und -kraft. Auch bei Kindern und Jugendlichen zeigt sich eine deutliche Prävalenz der sarkopenen Adipositas. In einem Review wurde die Prävalenz mit 5,7 % bis 69,7 % bei Mädchen und 7,2 % bis 81,3 % bei Jungen angegeben. Auch ein Zusammenhang mit kardiometabolischen Ereignissen, dem Schweregrad der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung, Entzündungen und der psychischen Gesundheit wurde bereits beschrieben [14].
Von der Sarkopenie abzugrenzen ist der Begriff der „Kachexie“. Vereinbartes diagnostisches Kriterium für die Kachexie ist ein Gewichtsverlust (Fett und Muskelmasse) von mehr als 5 % in den letzten 6 Monaten oder von mehr als 2 % bei Personen, die bereits ein Untergewicht (Body Mass Index [BMI] < 20 kg/m²) oder eine Sarkopenie aufweisen. Ein internationaler Konsens eines Expertengremiums definiert die Sarkopenie bei Tumorpatienten als grundlegenden Teil der Kachexie und als wichtigen Teil der Beurteilung von Tumorpatienten [15] [16]. Der Unterschied einer Kachexie zur Sarkopenie bei Tumorerkrankungen definiert sich dadurch, dass bei ersterer eine Sarkopenie mit Gewichtsverlust vorliegen muss [15].
Diagnostik
Um eine Sarkopenie zu erfassen, stehen verschiedene Screening-Methoden zur Verfügung, die unter anderem von der European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP) aufgelistet werden [17]. Allgemein lassen sich diese in direkte und indirekte Methoden kategorisieren [18]. Zu den indirekten Messmethoden zählt die Erfassung molekularer und zellulärer Veränderungen in der Skelettmuskulatur etwa mittels Biomarkern. Auch die negativen Folgen einer Sarkopenie können analysiert werden. Dazu zählen zum Beispiel eine reduzierte Lebensqualität, eine erhöhte Sturzneigung und eine steigende Hospitalisierungsrate [19].
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Radiologische Diagnoseverfahren
Für die Diagnostik der Sarkopenie stehen verschiedene radiologische Verfahren zur Verfügung wie die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) oder auch die schnittbildgebenden Verfahren Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT). Eine zusammenfassende Übersicht gibt [Tab. 2]. Im Folgenden werden die wichtigsten Methoden näher erläutert.
Bildgebung |
Vorteile |
Limitationen |
DXA |
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CT |
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MRT |
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Sonografie |
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Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA)
Die DXA ist ein röntgendiagnostisches Verfahren mit vergleichsweise geringer Strahlenexposition und die am häufigsten verwendete Methode zur Analyse der Körperzusammensetzung [20]. Dieses Messverfahren beruht auf dem unterschiedlichen Absorptionsverhalten niedrig- und hochenergetischer Röntgenstrahlen durch Mineral-, Fett- und Weichteilgewebe [21].
Mit der DXA können üblicherweise folgende Werte bestimmt werden: lean mass (LM), fat mass (FM) und bone mineral content (BMC) bzw. areal bone mineral density (aBMD). Die LM ist dabei die Messung aller Gewebearten, die weder Fett noch Knochen entsprechen. Die Summe der LM der oberen und unteren Extremität, die sogenannte appendicular LM (ALM), wird zur Bestimmung der Muskelmasse verwendet. Durch die Korrelation mit der Körpergröße wird der ALM-Index (ALMI = ALM/Körpergröße2) berechnet. Die EWGSOP gibt einen ALMI von < 6 kg/m2 für Frauen und < 7 kg/m2 für Männer als Grenzwert für eine verminderte Muskelmasse an [20]. In [Abb. 1] sind Beispiele für die DXA dargestellt.
Als Limitation der DXA gilt die eingeschränkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Hersteller. Gegenüber CT und MRT liefert sie nur zweidimensionale Aufnahmen. Darüber hinaus erlaubt die DXA keine Aussage über die qualitative Zusammensetzung der Muskulatur, wie zum Beispiel in Bezug auf Fetteinlagerungen.
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Computertomografie
Mit der CT als am weitesten verbreitete Schnittbildgebung lässt sich die Skelettmuskulatur an verschiedenen Körperregionen analysieren. Neben der Muskelfläche bzw. dem -volumen können die Dichtewerte einzelner Muskeln oder Muskelgruppen bestimmt werden [22]. In der Regel erfolgen die Segmentierung der Muskulatur und die Bestimmung der cross sectional area (CSA) auf Höhe L3 oder L4. Analysiert werden auf dieser Höhe der Musculus psoas alleine oder die gesamte Muskelfläche [23]. Hierfür werden die Bauchwandmuskulatur, der Musculus psoas, die autochthone Rückenmuskulatur und der Musculus quadratus lumborum segmentiert. Zusätzlich kann auch das subkutane und viszerale Fettgewebe quantifiziert werden. Prinzipiell erfolgt die Durchführung der Muskelsegmentierung manuell. Alternativ können auch Masken mit vordefinierten Hounsfield-Einheiten (HU) verwendet werden. Goodpaster et al. definierten für die Muskulatur den Bereich zwischen 0 bis 100 HU, während Mitsiopoulos et al. den Dichtebereich zwischen –29 und 150 HU verwendeten [24] [25]. In einem direkten Vergleich der beiden HU-Bereiche zeigten sich signifikante Unterschiede bei den ermittelten Muskelflächen [26]. Durch den größeren HU-Bereich werden auch interstitielle Fetteinlagerungen (interstitial adipose tissue – IAT) im Muskelgewebe berücksichtigt. Bei Verwendung des geringeren HU-Bereichs wird dagegen nur der fettgewebsfreie Muskel (adipose tissue-free muscle – ATFSM) erfasst. Bei gesunden jungen Erwachsenen ist die anatomische Skelettmuskulatur nur geringfügig größer als die ATFSM. Allerdings nimmt die IAT im Alter, bei Adipositas und auch bei bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel der Muskeldystrophie zu [25]. Aus diesem Grund hat sich der Bereich von –29 bis 150 HU etabliert.
Darüber hinaus ergab der direkte Vergleich der ermittelten Skelettmuskelflächen aus nativen und kontrastverstärkten CT-Untersuchungen teils signifikante Unterschiede in Abhängigkeit des verwendeten HU-Bereichs. [26]. Auch in dieser Studie zeigte der Bereich zwischen –29 und 150 HU die zuverlässigsten Ergebnisse. Der verwendete HU-Bereich muss also bei der Auswertung, der Interpretation und dem Vergleich von Ergebnissen bedacht werden.
Die anhand einer CT-Schicht erhobenen Muskelflächen korrelieren sehr gut mit der gesamten Körpermuskelmasse [27] [28]. Meist werden die Ergebnisse der Muskelfläche mit der Körpergröße korreliert und der sogenannte skeletal muscle index (SMI) bestimmt (SMI = CSA/Körpergröße2). Für die Diagnose der Sarkopenie sind von der EWGSOP aktuell nur Grenzwerte für die DXA und die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) definiert [17]. In einigen Studien sind auch für den SMI entsprechende Grenzwerte angegeben [23] [29] [30]. Bei Tumorpatienten wurden als Referenz am häufigsten die CT-Daten von Prado et al. und Martin et al. verwendet. Die Daten von Prado et al. basieren auf der Analyse von insgesamt 2115 Patienten mit soliden Tumoren des Gastrointestinaltrakts oder der Atemwege [29]. In der Studie von Martin et al. wurde von 1473 Patienten mit einem Malignom der Lunge oder des Gastrointestinaltrakts der skeletal muscle index (SMI) bestimmt [30]. Auch für Kinder existieren bereits alters- und geschlechtsspezifische Perzentilenkurven für die total psoas muscle area (tPMA) [31].
Vorteil dieser Indizes ist, dass sich bei allen CT-Untersuchungen des Körperstamms zusätzlich zur primären klinischen Fragestellung die Muskelmasse erfassen lässt und entsprechende Berechnungen durchgeführt werden können (sekundäre Verwendung von CT-Daten). Die CT eignet sich insbesondere bei Tumorpatienten zur Sarkopenie-Diagnostik, da diese häufig schon bei der Diagnosestellung und anschließend in definierten Zeitabständen zur Evaluation des Therapieansprechens durchgeführt wird.
Die Analyse der Muskulatur auf den genannten Höhen (L3 und L4) ist nur bei abdominellen Untersuchungen möglich. Derstine et al. haben aus diesem Grund die Untersuchung der Skelettmuskulatur von Th10 bis L5 evaluiert [32]. Dadurch kann die Sarkopenie-Diagnostik prinzipiell auch bei der CT des Thorax angewendet werden. Ein zusätzlicher Vorteil der Abdomen-CT ist, dass neben der Skelettmuskulatur begleitend auch die abdominelle Fettverteilung erfasst werden kann (subkutanes und intraabdominelles Fettgewebe). Diese ergänzenden Messungen erlauben damit eine Körperanalyse in Anlehnung an die DXA [33].
Ein Beispiel für eine Analyse der Körperzusammensetzung anhand einer Routine-CT zeigt [Abb. 2].
Eine der Limitationen der CT stellt die hohe Dosisbelastung im Vergleich zur DXA dar. Als Größenordnung der applizierten effektiven Dosis bei einer Ganzkörper-DXA werden von der Strahlenschutzkommission 1–10 µSv angegeben [34]. Die typische effektive Dosis für eine CT des Abdomens und des Beckens liegt etwa bei 11 mSv [35]. Diese kann jedoch durch individuelle Faktoren variieren, wie zum Beispiel Geschlecht, Alter und Konstitution. Dieser Nachteil relativiert sich, wenn die CT-Bildgebung im Rahmen von Untersuchungen anderweitiger Fragestellungen erfolgt ist, zum Beispiel wie erwähnt im Rahmen von Routine-Staginguntersuchungen bei Tumorpatienten.
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Magnetresonanztomografie (MRT)
Neben dem Vorteil eines ausgezeichneten Weichteilkontrastes bietet sich die MRT v. a. als strahlungsfreie Alternative an. Neben der gezielten Darstellung einzelner Muskeln bzw. Muskelgruppen sind auch Ganzkörperuntersuchungen möglich. Zudem erlaubt die MRT nicht nur eine qualitative Darstellung – wie zum Beispiel einer fettigen Infiltration oder Fibrosierung – sondern auch die quantitative Bestimmung der Muskel- und Fettmasse [36]. Pons et al. beschreiben, dass die Volumetrie der Muskulatur mittels MRT sich als valide und zuverlässige Methode gezeigt hat. Neben der manuellen Segmentierung ist auch die (semi-)automatisierte Segmentierung bestimmter Muskeln möglich [37].
Neben der Muskelsegmentierung stehen mit dem Dixon-Verfahren und der MR-Spektroskopie (MRS) spezielle Techniken für die Diagnostik einer Sarkopenie zur Verfügung. Als wichtiger Faktor für die eingeschränkte Mobilität bei Patienten mit Sarkopenie gilt die fettige Infiltration der Skelettmuskulatur [38] [39] [40]. Zur Erfassung dieser Muskelverfettung bietet sich das sogenannte DIXON-Verfahren an. Dabei werden die unterschiedlichen Resonanzfrequenzen von Wasser und Fett genutzt, um die Anteile von Fett und Wasser am gesamten Protonensignal zu analysieren. Mit der ursprünglichen DIXON-Sequenz werden 2 Echos akquiriert, einmal mit Wasser und Fett in-phase (IP) und ein weiteres mit Wasser und Fett opposed-phase (OP) [41]. Durch die Addition und Subtraktion der OP und der IP lassen sich sogenannte Fett- und Wasserbilder erzeugen. Durch die akquirierten Bilder kann mit der ursprünglichen DIXON-Methode ein qualitativer Fettnachweis erfolgen. In der klinischen Routine wird diese Methode zum Beispiel zur Differenzierung von Nebennierentumoren eingesetzt. Die Weiterentwicklung der DIXON-Methode verwendet Echos zu mehreren Zeitpunkten und wird als Multi-Echo (ME)-Methode bezeichnet. Dieser Ansatz erlaubt durch die Berechnung parametrischer Karten eine direkte Wasser- und Fettquantifizierung. In klinischen Studien wurde die ME-Technik schon zur Quantifizierung der Leberverfettung verwendet [42] [43]. Zudem bietet sie die Möglichkeit über eine Kartierung die Fettverteilung in der Muskulatur zu analysieren [44] [45]. In [Abb. 3] ist ein Beispiel der Fettquantifizierung mit der ME-Dixon-Methode dargestellt.
Die MRS bietet eine weitere Option bei der Erfassung der Sarkopenie [21]. Im Gegensatz zur MR-Bildgebung ist das Resultat einer Spektroskopiemessung kein Schnittbild, sondern ein Intensitätsspektrum von Frequenzsignalen [46]. Durch diese volumenselektiven Messungen lassen sich Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper, z. B. in der Skelettmuskulatur untersuchen. Speziell mit der 31P-Spektroskopie können dabei das Spektrum der Phosphormetabolite und die Veränderungen der Konzentrationen dieser Metabolite während muskulärer Arbeit analysiert werden [47], zum Beispiel bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit [48] [49] [50]. Auch im Rahmen der Sarkopenie wurde mit der MRS ein Zusammenhang zwischen Veränderungen des Metabolismus der Skelettmuskulatur und einer abnehmenden Muskelmasse bzw. Veränderungen der Muskelfunktion beschrieben. Um die Ergebnisse zu bestätigen und zu vertiefen, sind weitere Studien nötig.
Die Reproduzierbarkeit und intermodale Konkordanz zwischen MRT und CT bei der abdominellen Muskelsegmentierung konnte bei Patienten mit Nierenzellkarzinom bereits gezeigt werden [51]. Beispiele für qualitative Veränderungen der Muskulatur zeigen [Abb. 4], [5].
Als Limitationen der MRT sind neben den Kosten und der teils eingeschränkten Verfügbarkeit auch die im Vergleich zu anderen Methoden langen Untersuchungszeiten zu nennen. Zudem existieren keine absoluten Grenzwerte für die Definition einer Sarkopenie. Der Einsatz erfolgt meist im Rahmen von Forschungsvorhaben in spezialisierten Zentren.
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Sonografie
Die Sonografie bietet als günstige, breit verfügbare und strahlungsfreie Methode eine gut reproduzierbare Alternative [52]. Ticinesi et al. konnten dabei über die Bestimmung des Querschnitts des Musculus rectus femoris das Volumen der gesamten Quadrizeps-Muskulatur erfassen. Zusätzlich zeigte sich eine sehr gute Korrelation zur Messung mittels MRT [53]. Die fehlende Standardisierung der sonografischen Erfassung sowie teils untersucherabhängige Qualität der Durchführung stellen Limitationen dar. Darüber hinaus können durch zu starken Druck durch den Schallkopf die muskulären Kompartimente zu stark komprimiert werden, was zu falsch kleinen Muskelvolumina führt.
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Nicht radiologische Diagnoseverfahren
Weitere nicht radiologische Diagnoseverfahren sind die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA), Elektromyografie (EMG), Bestimmung des Kaliumgehalts und anthropometrische Messungen, wie zum Beispiel der Umfang des Oberarms.
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Künstliche Intelligenz in der Sarkopenie-Diagnostik
In einigen Studien wurden die Muskulatur und das Fettgewebe in CT- und MRT-Datensätzen bereits mittels künstlicher Intelligenz (KI) analysiert [9] [54] [55] [56] [57]. Nowak et al. verwendeten in ihrer Studie mit 1143 CT-Datensätzen 2 neuronale Netze [57]. Mit dem ersten neuronalen Netz wurde die zu analysierende CT-Schicht auf Höhe L3 / L4 ausgewählt, durch das zweite anschließend die Skelettmuskulatur sowie das Fettgewebe segmentiert. Dabei zeigte sich eine hohe Übereinstimmung zwischen der manuellen und der automatischen Analyse durch die beiden neuronalen Netze. Pickhardt et al. verwendeten bei der Analyse der Skelettmuskulatur auf Höhe des 1. und 3. Lendenwirbelkörpers von 9223 CT-Datensätzen einen automatisierten Deep-learning-Ansatz [9]. Die dadurch ermittelten Daten zur Sarkopenie und insbesondere die Muskelverfettung zeigten sich bei der Vorhersage von Hüftfrakturen und Mortalität vergleichbar zu klinischen Risikoscores. Durch eine KI-basierte Auswertung kann der Zeitaufwand für die Segmentierung reduziert werden und die zusätzlich gewonnenen Daten in den radiologischen Befund übernommen werden.
Ein weiterer Ansatz zur Sarkopeniediagnostik stellt die Radiomics-Analyse der Skelettmuskulatur dar [58]. In einer Studie wurden Radiomics zur Erfassung der Sarkopenie aus den CT-Datensätzen von 247 Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom genutzt. Bei der Analyse wurde dafür ein Machine-learning-Modell verwendet. Um diesen vielversprechenden Ansatz weiter zu untersuchen, sind jedoch noch weitere Studien nötig.
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Klinische Bedeutung
Mit der zunehmenden Alterung der Weltbevölkerung wird das Auftreten der Sarkopenie deutlich zunehmen und zu zusätzlichen negativen Folgen und Schäden führen. Jedoch können auch altersunabhängig schwere Erkrankungen wie Malignome, COPD, chronische Herz- oder Nierenerkrankungen sekundär einen Verlust von Muskelmasse und -kraft verursachen. Ein frühzeitiges Screening und Intervention können die Ausgaben für das öffentliche Gesundheitswesen erheblich senken.
Aus den beschriebenen modalitätengestützten Verfahren zur Diagnostik der Sarkopenie ergeben sich mannigfache klinische Anwendungsmöglichkeiten. Im Folgenden werden einige exemplarisch dargestellt, hier beschränkt auf Tumoren sowie entzündliche/infektiöse Erkrankungen.
Tumor
Hauptanwendungsgebiet der Diagnostik der Sarkopenie sind sicherlich tumoröse Erkrankungen. Besonders Patienten mit Malignomen leiden häufig an ausgeprägter Gewichtsabnahme und den daraus resultierenden Folgen, bedingt durch die konsumierende Erkrankung selbst oder durch die therapieassoziierten Nebenwirkungen. Zudem ist gerade dieses Patientenkollektiv durch große Operationen sowie lange Krankenhausaufenthaltszeiten gefährdet.
In einer Kohorte von Patienten mit Malignomen des oberen Gastrointestinaltrakts zeigte sich gemäß DXA eine Prävalenz der Sarkopenie von 11,5 % gemäß der Schwellenwerte nach Suetta in einem dänischen Referenzkollektiv [59] bzw. von 19,1 % im Vergleich zu einem australischen Referenzkollektiv [60], wobei eine deutliche Diskrepanz zu den Schwellenwerten für die Sarkopenie-Diagnose gemäß CT im gleichen Kollektiv bestand [61]. Im Speziellen zeigte sich eine mittlere Differenz in der Quantifizierung von lean tissue von 1,4 kg [61]. Insbesondere die CT-Bildgebung wird in diesem Zusammenhang häufig zur Bestimmung der Körperzusammensetzung herangezogen, da Staging- und Follow-Up-Untersuchungen bei Patienten mit Tumoren wiederholt über den Krankheitsverlauf durchgeführt werden, sodass insbesondere die sekundäre Verwendung von CT-Daten im Fokus steht.
In Bezug auf den CT-basierten SMI zur Diagnostik der Sarkopenie zeigte sich, dass über die verfügbaren Studien bei onkologischen Patienten hinweg insbesondere die Schwellenwerte von Martin et al. [30] und Prado et al. [29] zur Anwendung kamen mit einem jeweiligen Anteil von ca. 30 % bzw. ca. 45 % [62]. Am häufigsten wurden in den bisherigen Studien Patienten mit kolorektalen Karzinomen untersucht, wobei sich eine Prävalenz von niedrigen SMI-Werten in 46,0 % zeigten (medianer Anteil von Patienten mit niedrigem SMI: 41,1 % bei kurativer Kohorte, 49,1 % in der Kohorte ohne kurativen Ansatz) [62]. Die höchste Prävalenz eines erniedrigten CT-basierten SMI zeigte sich allerdings bei Patienten mit ösophagealen und pulmonalen Karzinomen mit 49,8 % und 49,5 %, wobei die Kohorte mit nicht kurativen Krebsleiden jeweils – vergleichbar zu den kolorektalen Karzinomen – durch eine höhere Prävalenz charakterisiert war [62]. Über die einzelnen Tumorentitäten verteilt zeigt sich eine prozentuale Prävalenz von erniedrigten SMI-Werten zwischen 35 % und 50 %, was unter den einzelnen Tumortypen, Schwellenwerten und Krankheitsstadien ungefähr vergleichbar war, sodass eine reduzierte Muskelmasse bzw. -qualität anhand CT-basierter SMI-Werte endemisch unter onkologischen Patienten zu sein scheint [62]. Hierbei ist erwähnenswert, dass ein reduzierter SMI – zusammen mit der etwas seltener gebräuchlichen skeletal muscle density (SMD) – negativen Einfluss auf das Überleben von onkologischen Patienten zu haben scheint und somit unmittelbare klinische Relevanz hat [63] [64] [65]. In einer Metaanalyse von Shachar et al. wurden 38 Studien mit insgesamt 7843 Patienten mit der Diagnose eines soliden Tumors eingeschlossen [63]. Die häufigsten in den Studien untersuchten Tumorerkrankungen waren das hepatozelluläre Karzinom (n = 11), pankreatikobiliäre Tumore (n = 6), gastroösophageale Tumore (n = 4), Urothel-Karzinome, Nierenzellkarzinome und kolorektale Karzinome (je n = 3). Bei allen eingeschlossenen Studien zeigte sich der bei der Diagnose ermittelte SMI als negativer prognostischer Faktor für das Überleben. Dies galt für Patienten mit vorliegender Metastasierung wie auch für Patienten ohne Metastasen. Kim et al. ermittelten in einer retrospektiven Analyse bei Patienten mit Pankreaskarzinomen unter Erstlinien-Chemotherapie den SMI, SMD und Sarkopenie [65]. Ein niedriger SMI oder SMD zeigte sich als negativer prognostischer Faktor für das Überleben. Noch stärker war dieser Effekt bei gleichzeitig erniedrigtem SMI und SMD zu beobachten. Auch Nebenwirkungen der Chemotherapie wurden bei Patienten mit niedrigem SMI häufiger beobachtet. Die breitere Verwendung von MRT-basierten Methoden zur Diagnostik oder Verlaufsbildgebung der Sarkopenie steht demgegenüber noch weitgehend aus. In einer ersten Studie unter Einbezug von Patienten mit verschiedenen onkologischen Grunderkrankungen zeigte sich eine starke intermodale positive Korrelation zwischen der CSA und der paraspinalen muskulären Fettinfiltration gemäß CT- und MRT-Bildgebung [55]. Insbesondere die gute Korrelation zwischen CS-MRT-basierter Quantifizierung des Fettanteils der Muskulatur und Dichtewerten aus der CT-Bildgebung erscheint vielversprechend, um verhältnismäßig valide Marker opportunistisch aus der CT-Bildgebung gewinnen zu können, die der MRT-Bildgebung nicht unterlegen sein müssen [55]. Die Anwendung von DTI oder MRS könnte eine weitere Charakterisierung von Sarkopenie betroffener Kompartimente ermöglichen, kommt jedoch speziell bei Patienten mit Tumorerkrankungen noch nicht in repräsentativem Umfang zur Anwendung.
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Entzündung/Infektion
Eine weitere große Patientengruppe von Interesse für die Sarkopeniediagnostik findet sich bei den entzündlichen bzw. infektiösen Erkrankungen. Auch diese fördern katabole Stoffwechselreaktionen und führen zu einer Abnahme der Muskelmasse, ebenfalls verstärkt durch lange Liegezeiten, sei es im stationären oder ambulanten Umfeld [66] [67].
Gerade bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis oder bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist die Korrelation mit der Sarkopenie meist durch DXA-Messungen in mehrere Studien nachgewiesen worden, wie die systematische Auswertung von An et al. zeigt [68].
Im Hinblick auf entzündliche Veränderungen haben Modesto et al. eine gesunde Kontrollgruppe und 3 Patientengruppen mit unterschiedlichen Stadien der Pankreatitis untersucht [69]. Dabei wurde ein Erstereignis einer akuten Pankreatitis von einer rezidivierend-akuten Form sowie der chronischen Pankreatitis unterschieden. Zur Anwendung kam bei der Analyse ein abgewandelter Psoas-Index. Die Gruppe konnte zeigen, dass das Muskelvolumen der Psoasmuskulatur durchaus als Biomarker geeignet ist, um den Übergang von der akut-rezidivierenden zur chronischen Pankreatitis rechtzeitig zu erkennen und damit frühzeitig entsprechende therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. Es ergab sich jedoch auch hier das Problem eines fehlenden Schwellenwerts für das absolute Muskelvolumen, sodass nur vergleichende Analysen zwischen den Patientengruppen möglich waren. In einer weiteren Studie konnte bei Patienten mit nekrotisierender Pankreatitis ein Zusammenhang zwischen dem Verlust der Muskelmasse und der Mortalität innerhalb eines Monats nach Hospitalisierung gezeigt werden [70]. Ein Beispiel für die Reduktion der Skelettmuskulatur bei einem Patienten mit nekrotisierender Pankreatitis zeigt [Abb. 6].
Aber auch für die noch junge Erkrankung COVID-19 wurden in jüngster Zeit mehrere Untersuchungen bezüglich einer Sarkopenie publiziert. So konnten Gualtieri et al. mittels CT eine Abnahme der Muskelmasse während des Aufenthalts auf der Intensivstation dokumentiert werden [71]. Auch lässt sich anhand der Fläche der Pektoralismuskulatur eine Vorhersage hinsichtlich der Dauer des Krankenhausaufenthalts, der Intubation und der Mortalität bei COVID-19-Patienten ableiten [72]. In [Abb. 7], [8] ist der Verlauf der Skelettmuskulatur im Rahmen einer schweren COVID-19-Infektion dargestellt.
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Komplikationen, Hospitalisierungsdauer, Morbidität
Eine weitere interessante Option der Sarkopenie-Diagnostik ergibt sich aus der Möglichkeit, das Risiko postoperativer Komplikationen mittels einer perioperativen Muskelmassenbestimmung besser abschätzen zu können. Eine entsprechende Kenntnis kann dann zur besser personalisierten OP-Indikation mit ggf. umfassenderer physiotherapeutischer Vorbereitung und Aufklärung beitragen. So untersuchten Jang et al. 284 Patienten vor geplanter Pankreaschirurgie [73]. In einer präoperativ durchgeführten Bestimmung der auf das Körpergewicht standardisierten Muskelfläche in der Abdomen-CT konnte gezeigt werden, dass bei Sarkopeniepatienten hoch signifikant häufiger gefürchtete postoperative Pankreasfisteln mit entsprechend langer stationärer Behandlungsnotwendigkeit und hieraus resultierender Immobilisation resultieren. Andere untersuchte Parameter, wie der bislang zur Risikoabschätzung meist angewandte präoperative Durchmesser des Pankreashauptganges, zeigten dagegen keinen Einfluss auf eine postoperative Fistelbildung. Darüber hinaus konnte eine Korrelation des Psoas-Index bei älteren Patienten und bei Traumapatienten mit der Morbidität, der Hospitalisierungsdauer und der Komplikationsrate während des stationären Aufenthalts gezeigt werden [74] [75].
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Prophylaxe und Therapie
Bewegung stellt die bedeutendste Intervention im Zusammenhang mit der Prophylaxe und der Behandlung einer Sarkopenie dar. Die körperliche Betätigung hat eine positive Auswirkung auf die Muskelmasse, die Muskelkraft und die körperliche Funktion, indem sie den altersbedingten Verlust abschwächt [76] [77].
Für die Sarkopenie gibt es derzeit noch keine spezifische Behandlung, sie ist jedoch prinzipiell reversibel. Es gilt eine Verbesserung der Muskelmasse, -kraft und -leistung zu erzielen. Insbesondere bei frühzeitiger Intervention lässt sich den Abbauprozessen durch ein individuell angepasstes körperliches Training und adäquate Ernährung aktiv entgegenwirken [7] [78]. Aufgrund der gezielten muskulären Beanspruchung ist vor allem ein altersgerechtes und individuell angepasstes progressives Kraft- und Widerstandstraining zur Prävention und Behandlung geeignet [79] [80]. Neben der Muskelkraft lässt sich dadurch auch die Ausdauerleistung verbessern. Intensive alltägliche Aktivitäten (z. B. Haus- und Gartenarbeit) tragen außerdem zur Optimierung der Muskulatur und auch der Lebensqualität bei. Zur Minimierung des Sturzrisikos sollte das Training um ein Gleichgewichtstraining ergänzt werden [81]. Zur Verbesserung der Muskelproteinsynthese wird neben der individuell angepassten Proteinaufnahme ein ausreichend hoher Leucinanteil (z. B. vorhanden in Molkeprotein) empfohlen [82] [83].
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Schlussfolgerung/Ausblick
Aufgrund des demografischen Wandels wird die Sarkopenie als chronische Erkrankung eine zunehmende Rolle einnehmen. Nicht nur für ältere Patienten ist die Sarkopenie verbunden mit einer negativen Beeinträchtigung des Verlaufs diverser Erkrankungen häufig in Kombination mit einer erhöhten Hospitalisierungsrate und Morbidität. Für zahlreiche Tumorerkrankungen konnte die Sarkopenie als negativer prognostischer Faktor identifiziert werden. Die Erfassung und die Verlaufsbeurteilung können durch verschiedene radiologische Verfahren erfolgen. Die CT nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, da sie häufig im Rahmen anderer Fragestellungen durchgeführt wird, zum Beispiel beim Routine-Staging von Tumorpatienten. Dabei können begleitend Daten und Informationen zur Sarkopenie erfasst werden. Durch den wachsenden Einsatz KI-basierter Segmentierungen der Skelettmuskulatur kann zusätzlich der Zeitaufwand reduziert werden. Die Ergebnisse können dann ergänzend in den radiologischen Befund übernommen werden. Die Planung einer individuellen Therapie und die Verlaufsbeurteilung können in der Folge zur Verbesserung des Krankheitsverlaufs beitragen. Auch die Analyse von Radiomics-Daten der Skelettmuskulatur im Rahmen der Sarkopenie-Diagnostik wurde bei Patienten mit nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom bereits untersucht [58] [84]. Zusammen mit den Techniken der Dual-Energy-CT und dem Photon-Counting-CT ergeben sich weitere Möglichkeiten für die Sarkopenie-Diagnostik.
Eine wesentliche Voraussetzung für allgemeingültige Aussagen zur Sarkopenie-Diagnostik in der klinischen Routine sind etablierte absolute Referenzwerte. Hierzu liegen bereits einige Studienergebnisse vor [23] [29] [30] [31]. Große Bevölkerungsstudien können in diesem Zusammenhang einen Beitrag leisten, wie zum Beispiel die UK-Biobank-Studie oder die NAKO-Studie [85] [86]. So wurden im Rahmen der NAKO-Studie Ganzkörper-MRT-Untersuchungen von insgesamt etwa 30 000. Teilnehmern angefertigt, die zur Etablierung von Referenzwerten oder der Analyse der MR-Radiomics herangezogen werden können.
Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis die Sarkopenie-Diagnostik als feste Größe im therapeutischen Entscheidungsbaum zumindest bei Tumorpatienten etabliert ist. In der Zukunft wird möglicherweise nicht nur das Screening für das Vorliegen einer Sarkopenie einen höheren Stellenwert einnehmen, sondern auch die frühe Erfassung von Risikofaktoren. Bestimmte Radiomics-Auswertungen könnten hierbei insbesondere bei Tumorpatienten zum Beispiel als potenzielle Biomarker fungieren.
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Die Sarkopenie ist ein primär alterabhängiges Syndrom, welches sich verstärkt bei Patienten mit malignen Tumorerkrankungen manifestieren kann.
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Durch die Früherkennung und eine individuelle Therapie lassen sich negative Effekte auf den Krankheitsverlauf bei Tumorpatienten verhindern.
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Bei der radiologischen Diagnostik bietet sich die Computertomografie (CT) an mit dem Vorteil, zusätzliche Parameter zur Sarkopenie zu erfassen (opportunistische Verwendung).
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Für den flächendeckenden Einsatz bedarf es noch allgemeingültiger und etablierter Referenzwerte.
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Mittels künstlicher Intelligenz (KI) können die Daten schnell ausgewertet und in den radiologischen Befund implementiert werden.
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Die Analyse der Radiomics, die Dual-Energy-CT oder das Photon-Counting-CT bieten weitere Möglichkeiten bei der Sarkopenie-Diagnostik.
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Conflict of Interest
The authors declare that they have no conflict of interest.
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Correspondence
Publication History
Received: 08 June 2022
Accepted: 29 October 2022
Article published online:
11 January 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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