Rofo 2023; 195(02): 158-159
DOI: 10.1055/a-1990-6962
DRG-Mitteilungen

Für die Herausforderungen der kommenden Jahre gut aufgestellt

 

    PD Dr. Lukas Lehmkuhl, Chefarzt für Radiologie am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, ist neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Herz- und Gefäßdiagnostik in der Deutschen Röntgengesellschaft. Was fasziniert ihn an der Herzbildgebung? Welche Themen sind aktuell und in Zukunft wichtig für die AG? Wir haben PD Dr. Lukas Lehmkuhl gefragt.


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    Herr PD Dr. Lehmkuhl, Sie sind seit Kurzem Vorsitzender der AG Herz- und Gefäßdiagnostik der DRG: Was fasziniert Sie am Thema Herzbildgebung?

    PD Dr. Lehmkuhl: Die Herzbildgebung ist ein sehr innovativer, vielleicht sogar der innovativste Bereich der radiologischen Bildgebung. Kardiale CT und MRT haben sich in den vergangenen Jahren technologisch und in der klinischen Anwendung ausgesprochen rasch weiterentwickelt. Beide Verfahren haben längst ihren festen Platz in der kardialen Diagnostik, denken wir nur an die MRT zum Ischämienachweis und bei Kardiomyopathien oder die CT bei der Koronararteriendarstellung und etwa zur Interventionsplanung bei Klappentherapien. Beide Verfahren haben einen hohen prognostischen Wert und wir haben gesehen, dass immer wieder Limitationen der Verfahren im Hinblick auf die räumliche Auflösung, Bewegungsartefakte und auch die Strahlenexposition überwunden wurden. Die kardiale Bildgebung steht immer in einem sehr intensiven interdisziplinären Kontext mit Kardiologie, Herzchirurgie und Gefäßchirurgie. Das alles zusammengenommen ist faszinierend und dieser Faszination habe ich mich nie entziehen können.

    Welchen Stellenwert hat die Herzbildgebung Ihrer Ansicht nach in der Radiologie?

    Innerhalb der Radiologie messe ich der Herzbildgebung einen sehr hohen Stellenwert bei, wobei es sicherlich in einem Breitenfach wie der Radiologie wenig sinnvoll ist, die verschiedenen Fachausrichtungen konkurrierend zu betrachten. Dennoch ist die kardiale Bildgebung ein Bereich, in dem besonders viel Bewegung ist. Wir haben einerseits einen Paradigmenwechsel bei der Koronar-CT erlebt, die sich jetzt in den großen Leitlinien als eine Methode der ersten Wahl beim chronischen Koronarsyndrom und zunehmend auch beim akuten Koronarsyndrom darstellt. Wir haben andererseits im Hintergrund das Bewertungsverfahren des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA): Hier ist davon auszugehen, dass die Koronar-CT, zu einem späteren Zeitpunkt eventuell auch die kardiale MRT, Eingang in den Regelleistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung findet. Die Aufnahme in den Regelleistungskatalog und die fortschreitende Ambulantisierung der Medizin wird die Koronar-CT in zunehmendem Maße im niedergelassenen Bereich stattfinden lassen und hier den Grad der Interdisziplinarität um Hausärztinnen und -ärzte sowie Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner erweitern. Gleichzeitig gibt es intensive Bestrebungen, die Koronar-CT stärker an den Fachbereich der Kardiologie zu binden. Dies legt nahe, dass die kardiale Bildgebung innerhalb der Radiologie neben einem fachlichen Stellenwert einen immensen berufspolitischen Stellenwert hat und wir uns hier gemeinsam sehr gut aufstellen müssen.

    Welche Themen wollen Sie als Vorsitzender der AG Herz- und Gefäßdiagnostik setzen?

    Die AG Herz- und Gefäßdiagnostik hat vor mehr als 10 Jahren das Zertifizierungsprogramm für kardiale CT und MRT ins Leben gerufen und hierdurch sowohl Ausbildung als auch Kompetenznachweis in kardialer CT und MRT standardisiert. Das Zertifizierungsprogramm ist äußerst erfolgreich gelaufen, bis heute haben wir fast 500 zertifizierte Experten im Q2- oder Q3-Status sowie etwa 1.250 Mitglieder im Q1-Status. Dies soll weiter ausgebaut werden und aus diesem Grund hat die AG Herz- und Gefäßdiagnostik in diesem Herbst die „Zertifizierungsoffensive Herzbildgebung“ gestartet. Ihr Ziel ist, das Zertifizierungsprogramm über die Schwelle einer flächendeckenden ambulanten Versorgung zu heben. Hierzu sprechen wir zum Beispiel gezielt AG-Mitglieder an, die Q1-zertifiziert sind und weiteres Zertifizierungspotenzial haben. Wir behalten das umfangreiche Kursangebot zur Zertifizierung in hybrider Form online und in Präsenz bei und haben die Zertifizierungsgebühren bis 31.12.2023 um 50 Prozent reduziert, um die Hürden für eine erfolgreiche Zertifizierung niedrig zu halten.

    Wir würden Sie die Rolle des Fortbildungsangebots InstaRad bei Ihrer Zertifizierungsoffensive beschreiben?

    Wer neu in die Zertifizierung einsteigen will, dem ist das innovative Angebot InstaRad zu empfehlen: Unter der Leitung von Sebastian Reinartz und Katharina Fischbach wurde mit InstaRad ein Q1-Kurs Herz-CT erstellt, der auf der digitalen Lernplattform conrad als On-demand-Kurs verfügbar ist und mit dem alle Anforderungen an eine Q1-Zertifizierung – einschließlich der zu bearbeitenden Fälle – erfüllt werden können. Ein Q1-Kurs Herz-MRT wird in Kürze folgen.

    Welche Themen und Projekte stehen für die AG 2023/2024 im Fokus?

    Neben den genannten Schwerpunkten werden wir die Herzbildgebung in der Niederlassung im Fokus haben und haben hier mit unseren AG-Vorstandsmitgliedern Peter Hunold und Claas-Philip Nähle eine sehr gute Anbindung an die niedergelassenen Bereiche. Inhaltlich werden wir die kardiale Diagnostik durch die Weiterentwicklung der strukturierten Befundung unterstützen und haben dazu im Vorstand mit David Maintz viel Erfahrung an Bord. Darüber hinaus haben wir die Weiterentwicklung der InstaRad-Q-Kurse und der Online-Fallsammlungen (federführend zuständige Vorstandsmitglieder: Sebastian Reinartz, Katharina Fischbach) sowie der Weiterbildungsplattform Raducation (zuständige Vorstandsmitglieder: Isabel Langenbach, Jennifer Erley, Ricarda von Krüchten) im Blick. Auch wollen wir unsere Präsenz in den sozialen Medien verstärken, was Isabel Langenbach, Claas Philip Nähle und Sebastian Reinartz vorantreiben werden. Nicht zu vergessen ist das Engagement der AG bei der Programmgestaltung des Deutschen Röntgenkongresses, bei der wir im Vorstand auf die Erfahrung von Peter Hunold zurückgreifen können. Matthias Gutberlet wird sich in gewohnter Manier um die Deutschen Kardiodiagnostiktage und die Verbindungen zur ESCR kümmern, während Thekla Oechtering die neuesten Entwicklungen in der Forschung im Blick hat. Um gesundheitsstrategische Fragen kümmert sich neben anderen Vorstandsmitgliedern vor allem Malte Sieren, über den wir auch mit der AG Gesundheitspolitische Verantwortung vernetzt sind. Mit diesem starken Team sind wir für die Herausforderungen der kommenden Jahre gut aufgestellt!

    Info-Kasten

    Herz-CT bald Regelleistung für alle gesetzlich Versicherten? Der G-BA entscheidet 2024 – und die DRG startet eine Zertifizierungsoffensive Herzbildgebung

    Spätestens seit den Leitlinien der European Society for Cardiology (ESC) aus dem Jahr 2019 ist klar: Bei der Versorgung von Herzpatientinnen und -patienten kommt der kardiovaskulären CT und MRT eine entscheidende Rolle zu. Ganz besonders gilt das für die Diagnostik der chronischen koronaren Herzkrankheit (KHK). Dennoch zählen beide Methoden bisher nicht zum Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

    Für die Herz-CT könnte sich das bald ändern. Nachdem das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits 2020 im Rahmen einer vorläufigen Evidenzkartierung zu einer positiven Einschätzung der Herz-MRT und Herz-CT gekommen war (www.iqwig.de/projekte/ga20–01.html), hat der Gemeinsame Bundesausschuss im Februar 2022 ein Beratungsverfahren zum Einsatz der Computertomografie-Koronarangiografie zur Diagnosestellung bei Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine chronische KHK eröffnet (www.g-ba.de/beschluesse/5303).

    Aktuell erarbeitet das IQWiG im Auftrag des G-BA eine Bewertung der Methode auf Grundlage der verfügbaren Evidenz. Das Gutachten des IQWiG wird für das erste Quartal 2023 erwartet, für eine fristgerechte Beschlussfassung hat der G-BA dann bis Februar 2024 Zeit. Die DRG begleitet das gesamte Verfahren und nimmt alle Gelegenheiten für Stellungnahmen mit höchster Priorität und Sorgfalt wahr.

    Für die Positionierung der Radiologie ist es von großer Bedeutung, durch eine möglichst hohe Zahl von zertifizierten Radiologinnen und Radiologen und DRG-Zentren für Kardiovaskuläre Bildgebung zu demonstrieren, dass die Radiologie die Herzbildgebung in Deutschland flächendeckend mit hoher Qualität anbieten kann. Um die Zertifizierung von möglichst vielen Radiologinnen und Radiologen zu unterstützen, hat die DRG eine Zertifizierungsoffensive Herzbildgebung ins Leben gerufen, die unter anderem – befristet bis zum 31.12.2023 – eine Reduktion der Zertifizierungsgebühren um 50 Prozent vorsieht. Weitere Informationen zur Zertifizierungsoffensive finden Sie hier: www.ag-herz.drg.de/de-DE/10279/zertifizierungsoffensive-herzbildgebung.

    Bei allen Fragen zur Zertifizierung können Sie sich in der DRG-Geschäftsstelle an Frau Sabine Heinrich (heinrich@drg.de, 030/916 070–32) und Herrn Dr. Martin Völker (voelker@drg.de, 030/916 070–27) wenden.


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    Publication History

    Article published online:
    01 February 2023

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