Donovan RL.
et al.
Effects of recurrent intra-articular corticosteroid injections for
osteoarthritis at 3 months and beyond: a systematic review and meta-analysis in
comparison to other injectables.
Osteoarthritis Cartilage 2022;
30: 1658-1669
Wiederholte intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen führen im
Vergleich zu anderen Injektionsmitteln (einschließlich Placebo) nach 3
Monaten und darüber hinaus häufig zu einer reduzierten, bzw. nicht
verbesserten Symptomlinderung. Andere Injektionsmittel wie Hyaluronsäure
(HA) oder plättchenreiches Plasma (PRP) führten häufig zu
stärkeren Verbesserungen bei Schmerzen und Funktion bis zu 24 Monate nach
der Injektion. Es fehlen jedoch ausreichende Nachbeobachtungsdaten, um das
Fortschreiten der Arthrose und die Zeit bis zu künftigen Interventionen
bewerten zu können. Für vorliegende Metaanalyse durchsuchten die
Forscher aus Bristol, Großbritannien, systematisch die Datenbanken Medline,
Embase und Cochrane nach bis zum 07. Januar 2021 veröffentlichten
randomisierten kontrollierten Studien, die längerfristige Ergebnisse (3
Monate nach der Injektion und darüber hinaus) nach der Anwendung von
wiederkehrenden Injektionen zur Behandlung von Arthrose im Vergleich zu anderen
gängigen Injektionsmitteln (z. B. Botulinumtoxin, HA, PRP), Placebo
oder keiner Behandlung verglichen. Nach Abschluss der Recherchen sichteten die
Experten die Veröffentlichungen und importierten die Ergebnisse in das
bibliografische Online-Tool Rayyan. Die Wissenschaftler extrahierten Daten zum
Hauptautor, das Jahr der Veröffentlichung, den geografischen Standort, das
Studiendesign, die Anzahl der Teilnehmer, das Durchschnittsalter der Teilnehmer, den
prozentualen Anteil der Männer, das behandelte Gelenk, die Intervention, die
Vergleichsgruppen, die Indikationen, die Dauer der Nachbeobachtung und die
Ergebnismessungen. Als primäres Ergebnis betrachteten die Experten die von
den Patienten gemeldeten Ergebnisse, einschließlich Schmerzen und Funktion.
Zu den sekundären Ergebnissen zählten Lebensqualität,
Gelenksteifigkeit, unerwünschte Ereignisse (z. B. Infektionen,
kardiovaskuläre Ereignisse), ein Fortschreiten der Krankheit und die Zeit
bis zu künftigen Eingriffen (z. B. Arthroskopie, Arthroplastik).
Die Forscher schlossen 10 Studien in die Metaanalyse ein. Während die Studien
Verbesserungen gegenüber dem Ausgangswert bei Schmerzen, Funktion,
Lebensqualität, Steifheit und radiographischen Merkmalen für
wiederholte intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen über 3 Monate
und bis zu 24 Monate hinaus nachwiesen, zeigten die Vergleichsmedikamente
(einschließlich Placebo) in vielen Fällen eine gleichwertige oder
sogar bessere Wirkung. Zudem schwächte sich die Wirkung bei zunehmender
Dauer der Nachbeobachtung ab. In vielen Fällen boten alternative
Injektionsmittel (insbesondere HA und PRP) längerfristig einen
größeren symptomatischen Nutzen. Bei den wiederholten
Kortikosteroidinjektionen konnten die Forscher 12 und 24 Monate nach der Injektion
keine Überlegenheit gegenüber Placebo (Kochsalzlösung) bei
Schmerzen und Funktion nachweisen. Keine der eingeschlossenen Studien untersuchte
längerfristige Ergebnisse wie z. B. systemische Nebenwirkungen der
wiederholten Kortikosteroidgabe, die Frage, ob die wiederholte
Kortikosteroidinjektion das Voranschreiten der Arthrose beschleunige, oder inwieweit
die Zeit bis zu künftigen chirurgischen Eingriffen oder das Risiko einer
künftigen Protheseninfektion dadurch beeinflusst wird.
Wiederholte intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen bewirken im
Vergleich zu anderen Injektionspräparaten (einschließlich
Placebo) häufig eine geringere (oder nicht bessere) Symptomlinderung, so
die Experten. In den in vorliegender Metaanalyse ausgewerteten Studien fehlen
jedoch ausreichende Nachbeobachtungsdaten, um das Fortschreiten der Arthrose und
die Zeit bis zum nächsten Eingriff adäquat beurteilen zu
können, weitere Forschungsarbeiten sind daher notwendig.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen