Correll CK.
et al.
Effectiveness and Safety of High-Dose Biologics in Juvenile Idiopathic Arthritis in
the Childhood Arthritis and Rheumatology Research Alliance.
Arthritis Care Res 2022;
74: 1770-1779
DOI:
10.1002/acr.24727
Diesen Fragen ging ein Forscherteam aus den USA und Kanada nach. Die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler identifizierten mithilfe des CARRA (Childhood Arthritis and Rheumatology
Research Alliance Registry)-Registers 5352 Kinder und Jugendliche mit einer JIA, die
nach Registereinschluss zwischen 2015 und 2019 neu mit Biologika behandelt worden
waren. Anschließend prüften sie, wie viele Patientinnen und Patienten die Medikamente
hoch dosiert (mindestens 40% höher als die Standarddosis) erhielten und welche Eigenschaften
diese Kinder und Jugendlichen auszeichneten. Die Effektivität von Therapieeskalationen
objektivierten die Forschenden anhand folgender Expositionsgruppen: Der „Hochdosisgruppe“
(Beginn mit der Standarddosis, später Hochdosisbehandlung mit dem selben Biologikum),
der „Switch-Gruppe“ (Umstellung von der Standarddosis eines Biologikums auf die Standarddosis
eines anderen Biologikums) sowie der „Keine-Veränderung-Gruppe“ (unveränderte Behandlung
mit der Standarddosis eines Biologikums). Die Studienendpunkte umfassten die Effektivität
der Behandlung im Hinblick auf die Krankheitsaktivität sowie die Rate schwerer unerwünschter
Ereignisse.
Ergebnisse
Insgesamt 1080 Kinder und Jugendliche (20,1%) hatten hohe Biologikadosen erhalten.
Einen großen Anteil von Hochdosistherapien beobachteten die Forschenden insbesondere
bei Infliximab, Adalimumab, Anakinra und Tocilizumab. Im Vergleich zu Patientinnen
und Patienten, die auf die Standarddosis eingestellt wurden, waren Kinder und Jugendliche,
welche auf eine Hochdosisbehandlung eingestellt wurden, bei der JIA-Diagnose sowie
bei Biologika-Therapiebeginn jünger. Bezüglich der Krankheitsaktivität, der JIA-Kategorie,
des Uveitis-Status, der begleitenden Behandlung mit DMARDs (disease-modifying antirheumatic
drugs) sowie verschiedener klinischer und Laborbefunde unterschieden sich diese beiden
Kollektive jedoch nicht. Die Hochdosis-, die Switch- und die Keine-Veränderung-Gruppe
umfassten 63, 162 bzw. 574 Personen. Die Hochdosis- und die Switch-Gruppe unterschieden
sich bezüglich des Behandlungsergebnisses nicht signifikant: In beiden Kollektiven
nahm die Krankheitsaktivität, welche die Forschenden unter anderem mit dem cJADAS-10
(clinical Juvenile Arthritis Disease Activity Score 10) und der Zahl aktiv entzündeter
Gelenke objektivierten, in ähnlichem Umfang ab. Die subjektiven Ergebnisse, beispielsweise
die Schmerzbelastung und die funktionelle Mobilität, verbesserten sich ebenfalls in
beiden Gruppen ähnlich stark. Schwere unerwünschte Ereignisse waren insgesamt in allen
Therapiegruppen selten. Obwohl die Rate schwerer unerwünschter Ereignisse in der Hochdosis-
und der Switch-Gruppe nummerisch höher lag als in der Keine-Veränderung-Gruppe, unterschieden
sich die Ereignisraten nicht wesentlich.
Etwa 20% der Kinder und Jugendlichen mit einer JIA erhalten Biologika in hoher Dosis,
so die Forschenden. Da sich durch eine Dosiseskalation offenbar die Krankheitsaktivität
ähnlich gut eindämmen lässt wie bei einem Wechsel des Biologikums, ohne dass dabei
vermehrt schwere Nebenwirkungen auftreten, halten sie die Hochdosisbehandlung für
eine vertretbare Therapieoption für Betroffene mit unzureichender Krankheitskontrolle
unter der Standarddosis. Prospektive, randomisierte Studien müssen nun folgen.
Dr. med. Judith Lorenz, Künzell