Der "verhaltensauffällige" Patient – Entscheidungshilfen für den Notarzt

Verhaltensauffällige Personen stellen den Rettungsdienst vor große Herausforderungen. Kenntnisse über die korrekte Beurteilung psychiatrischer Notfälle sowie die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik auch gegen den Patientenwillen können zu einem besseren Management in der Notfallmedizin beitragen.

Abstract

People with behavioral problems mean a heavy load for emergency physicians. Training on the medical indication and legal basis for accommodation in a psychiatric clinic against the will can contribute to better emergency care.

Lernziele

Nach dem Lesen des Beitrags haben Sie Kenntnisse

• zu den Rahmenbedingungen bei der Beurteilung verhaltensauffälliger Personen,

• zum allgemeinen Vorgehen,

  • insbesondere hinsichtlich der medizinischen Indikationsstellung und

  • den zugehörigen rechtlichen Grundlagen,

• des Weiteren in der Beurteilung spezifischer psychiatrischer Störungsbilder,

• einschließlich Suizidalität

• und Intoxikation.

Kernaussagen

• Das richtige Management von verhaltensauffälligen und/oder aggressiven Personen in der Präklinik stellt für Notärzte eine besondere Herausforderung dar.

• Anhaltende Fehlzuweisungen dieser Personengruppe können die Notfallversorgung und die psychiatrische Versorgung gefährden.

• In der Rechtsprechung hat sich ein Wertewandel von der Pflicht zur gesellschaftlichen Fürsorge zur Individualautonomie vollzogen. Die im Rettungswesen Tätigen müssen lernen, dieses Spannungsfeld auszuhalten.

• Ein strukturiertes Vorgehen erleichtert die diagnostische und rechtliche Einschätzung.

• Die Entscheidung für die richtige Versorgungseinheit muss vor Ort erfolgen, um die Krankenhausnotaufnahmen zu entlasten.

Schlüsselwörter

verhaltensauffällige Person - Unterbringung - Suizidalität - PsychKG - psychiatric emergency - psychiatrischer Notfall

Keywords

behavioural person - psychiatric placement - suicidality - intoxcation

Publication History

Article published online:
07 August 2023

• Literatur

• 1 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (federführend). S2k-Leitlinie „Notfallpsychiatrie“. AWMF-Registernummer: 038–023. 13.04.2019 Accessed June 28, 2023 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/038–023l_S2k_Notfallpsychiatrie_2019–05_1.pdf
• 2 Jordan W. Tapfere neue Notfallmedizin – Wie gesellschaftliche Veränderungen die Notfallversorgung gefährden. Notarzt 2023; 39
• 3 Jordan W. Notfall Psyche – Diagnostik und Krisenintervention in der Präklinik. Notfallmed up2date 2020; 15: 19-36
• 4 Notfallpsychiatrie und psychotherapeutische Krisenintervention. Jordan W, Heinemann A, Marx A. Stuttgart; New York: Thieme;: 2016
• 5 Wittmann L, Groen G. Die Interaktion mit verhaltensauffälligen Menschen aus polizeilicher Perspektive. Psychiatr Prax 2021; 48: 31-36
• 6 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (federführend). S3-Leitlinie Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen. Accessed June 28, 2023 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/038–022k_S3_Verhinderung-von-Zwang-Praevention-Therapie-aggressiven-Verhaltens_2018–09.pdf
• 7 Jordan W. Psychotherapie bei Psychosen. Ein psychiatrisch-psychotherapeutischer Leitfaden zum Verstehen und Behandeln von Menschen mit Psychose. Stuttgart: Kohlhammer; 2019
• 8 Schulenberg D. Der Facharztstandard. Rh Ärztebl 2008; 4: 13
• 9 Wienke A. Der Facharztstandard im Spiegel der Rechtsprechung. Hess Ärztebl 2002; 8: 462-463
• 10 Schultze A, Mayer-Runge U. Notfallversorgung – Reformbedarf aus stationärer Sicht. Innere Med 2022; 63: 914-922