Rademacher J.
et al.
Keep an Eye on the Back: Spondyloarthritis in Patients With Acute Anterior
Uveitis.
Arthritis Rheumatol 2023;
75: 210-219
Die Resultate zeigen eine hohe diagnostizierte als auch zuvor nicht diagnostizierte
SpA-Prävalenz bei AAU-Patienten. Zwischen Juli 2017 und April 2021 schlossen
die Forscher der Augenkliniken der Charité-Universitätsmedizin
Berlin prospektiv Patienten in vorliegende Studie ein, die eine ophthalmologische
Diagnose einer nicht-infektiösen AAU gemäß der
Standardization of Uveitis Nomenclature (SUN) aufwiesen und ein Alter von mindestens
18 Jahren aufwiesen. Die Ärzte untersuchten die Patienten und erhoben im
Rahmen einer ophthalmologischen Untersuchung Trübungen in der Vorderkammer
und im Glaskörper, als auch den Augeninnendruck und die Sehschärfe.
Zudem erfassten die Forscher das Vorhandensein von Hypopyon, Synechien und
fibrinösen Reaktionen. Ein Rheumatologe unterzog die Patienten einer
strukturierten Untersuchung und erhob demografische Daten, die Krankheitsgeschichte,
eine Bewertung von SpA-Parametern, die Beweglichkeit der Wirbelsäule,
zahlreiche Laborparameter, die Krankheitsaktivität (über den Bath
Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index, BASDAI) und die
körperliche Funktion (über den Bath Ankylosing Spondylitis
Functional Index, BASFI). Zusätzlich führten die
Wissenschaftler bei allen geeigneten Patienten eine Magnetresonanztomographie (MRT)
der Iliosakralgelenke durch. Für die Diagnose bewertete der Rheumatologe
alle klinischen, labortechnischen und bildgebenden Informationen. Zudem bewerteten
die Forscher die Leistung bestehender Überweisungsalgorithmen (Dublin
Uveitis Evaluation Tool, DUET und Assessment of SpondyloArthritis
International Society, ASAS) bei der Identifizierung von Patienten mit einer
hohen Wahrscheinlichkeit einer SpA.
Die Wissenschaftler schlossen 189 Patienten in die Studie ein, von denen 185
Patienten über MRTs des Iliosakralgelenks und 4 Patienten über
Röntgenbilder verfügten. Bei mehr als der Hälfte
(56%, n=106) der in diese Studie eingeschlossenen Patienten konnten
die Forscher eine SpA-Diagnose feststellen oder bestätigen. 93% der
SpA-Patienten wiesen eine axiale SpA, 7 Patienten eine periphere SpA auf. In einer
multivariablen logistischen Regressionsanalyse erwiesen sich eine Psoriasis, eine
HLA-B27-Positivität, erhöhte C-reaktive Proteinwerte und das
männliche Geschlecht als mit dem Vorliegen einer SpA assoziiert. Keiner der
ophthalmologischen Parameter erwies sich als prädiktiv für eine SpA.
Das DUET zeigte eine höhere Spezifität für die Erkennung von
SpA als das ASAS-Instrument für die frühzeitige Überweisung
von Patienten mit der Verdachtsdiagnose einer axialen SpA (Spezifität
für SpA 42% gegenüber 28%), während die
Sensitivität des ASAS-Instruments etwas höher war als die des
DUET-Instruments (Sensitivität für SpA 80% gegenüber
78%).
Die Forscher fanden eine hohe Prävalenz von sowohl diagnostizierte als
auch zuvor nicht diagnostizierte SpA bei AAU-Patienten. Auf der Grundlage dieser
Ergebnisse empfehlen die Wissenschaftler, dass alle Patienten mit AAU, die
über muskuloskelettale Symptome berichten, zur weiteren
Abklärung an einen Rheumatologen überwiesen werden sollten.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen