Nervenheilkunde 2023; 42(09): 656
DOI: 10.1055/a-2050-0826
Gesellschaftsnachrichten

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.

Tom Bschor
 

Festsymposium zum 90. Geburtstag von Prof. Hanfried Helmchen

Am 24.06.2023 fand im traditionsreichen Hörsaal der Nervenklinik der Charité Campus Mitte (CM) ein Festsymposium zum 90. Geburtstag des langjährigen BGPN-Vorsitzenden Prof. Dr. Hanfried Helmchen statt, zu dem zahlreiche ehemalige Kollegen und Mitarbeiter von Helmchen aus ganz Deutschland und darüber hinaus anreisten.

Helmchen war von 1977–1985 Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie (Regionalgesellschaft West) und ist seit 1999 Ehrenmitglied. In fast 3 Jahrzehnten als Direktor der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin prägte er die klinische und universitäre Psychiatrie zunächst des Westteils der Stadt und ab der Wiedervereinigung in ganz Berlin. Großen Einfluss hatte er durch sein umfassendes Engagement und seinen enormen Arbeitseinsatz auf maßgebliche Entwicklungen in der Psychiatrie in ganz Deutschland. Er prägte mehrere Generationen von Psychiatern, die fast alle einflussreiche Positionen einnahmen, sodass das Festsymposium auch ein Klassen- und Netzwerktreffen war, das Helmchen – bei bester Gesundheit – im Kreis seiner Schüler sichtlich genoss.

Prof. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie der Charité CM und in spiritu Lehrstuhlnachfolger Helmchens, hatte zum Festsymposium geladen. Nach seiner Eröffnung hielt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Charité Prof. Ganten eine Laudatio auf den Geehrten. Der Medizinhistoriker Prof. Schmiedebach, langjähriger Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zeichnete in seinem Festvortrag die Entwicklung ethischer Vorstellungen und Normen in der Psychiatrie seit dem 18. Jahrhundert nach. Er griff hiermit ein intensiv und bis heute von Helmchen beforschtes Thema auf. Den zweiten Festvortrag hielt der Psychiater und Leiter der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion des „Deutschen Ärzteblatts“ Prof. Baethge ebenfalls aus historischer Perspektive. Er stellte – insbesondere am Beispiel der affektiven Erkrankung – die Entwicklung von Nutzen und Risiko psychiatrischer Behandlungen im epochalen Wandel dar. Die ‚Singing Shrinks‘, der einzige Chor weltweit, der nur aus Psychiatern, Neurologen und Psychologen besteht, rundete die Veranstaltung ab. Der Jubilar war auch hierüber erkennbar erfreut, waren die Shrinks doch einst zu seiner Emeritierung gegründet worden.

KURZBIOGRAFIE

Hanfried Helmchen, geboren vor 90 Jahren in Berlin, studierte Medizin in Berlin und Heidelberg. Er wurde 1956 am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg promoviert und arbeitete danach als Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin, wo er 1967 habilitiert wurde. Ab 1971 übernahm er als Direktor die Leitung der Klinik und wirkte dort bis zur Emeritierung 1999.

Die wichtigsten Arbeits- und Forschungsschwerpunkte von Helmchen waren Epilepsie, Depression, psychiatrische Therapieforschung, psychische Störungen im Alter und Demenz. Er war maßgeblich an der ‚Berliner Altersstudie‘ beteiligt, deren Erkenntnisse über Leben, Gesundheit und Krankheit bundesweite Gültigkeit haben. Ein wesentliches Anliegen sind ihm ethische Grundsätze ärztlicher Arbeit.

Langjährig war er Herausgeber der Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“. Helmchen war in zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien in leitender Funktion tätig. Ihm wurden etliche Ehrenmitgliedschaften verliehen, unter anderem der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde (DGP(P)N) und der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie.

Anja Bauer, Berlin

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Hanfried Helmchen mit seiner Frau Waltraut auf seinem Geburtstagsgeschenk sitzend, Foto: ©Helmchen

Beim anschließenden Empfang bekam Helmchen unter anderem von einer Gruppe früherer Mitarbeiter eine Gartenbank geschenkt (Abb.), wohl in der fraglichen Hoffnung, dass sich der quicklebendige 90-Jährige von nun an etwas mehr Müßiggang erlauben möge.

Tom Bschor, Berlin


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IMPRESSUM

Prof. Dr. Tom Bschor
Redaktion: Dr. Anja M. Bauer
Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.
Schlosspark-Klinik, Abteilung für Psychiatrie
Heubnerweg 2
14059 Berlin   
eMail: info@bgpn.de   

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2023

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Hanfried Helmchen mit seiner Frau Waltraut auf seinem Geburtstagsgeschenk sitzend, Foto: ©Helmchen