Praxisbuch Sucht

Therapie der stoffgebundenen und Verhaltenssüchte im Jugend- und Erwachsenenalter

Anil Batra, Oliver Bilke-Hentsch: Praxisbuch Sucht: Therapie der stoffgebundenen und Verhaltenssüchte im Jugend- und Erwachsenenalter. Stuttgart: Thieme, 2022; 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 368 Seiten, 28 Abbildungen, Mixed Media Product, 99,99 Euro; ISBN 9783132429376

Dieses schöne und kompakt geschriebene, optisch und haptisch ansprechende „Praxisbuch“, das durchaus auch Lehrbuchwissen vermittelt, wird in der 3. Auflage vorgelegt. Zahlreiche renommierte und deutschsprachige Autoren haben zu den einzelnen Kapiteln beigetragen. Während es relativ viele Lehrbücher für Sucht und suchtmedizinische Fragen gibt, gibt es nur wenige Bücher, die sich speziell an den wichtigen Bereich der Kinder- und Jugendmedizin wenden.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte gegliedert. In den ersten Bereichen werden die allgemeinen Grundlagen, einschließlich Diagnostik, Biologie der Sucht und Leitlinien in der Therapie von Suchterkrankungen dargestellt. Im zweiten Teil einzelne psychotherapeutische Verfahren, dies ist sicherlich eine Stärke dieses Buches. Biologische Suchttheorien werden recht knapp behandelt, aber es ist auch ein Praxisbuch. Warum systemische Suchtbehandlungen unter allgemeinen Grundlagen und nicht unter psychotherapeutischen Verfahren dargestellt werden, ist nicht ganz klar, letztlich aber unerheblich. Im dritten Teil werden die einzelnen stoffgebundenen Süchte mit ihrer Klinik und Folgeschäden beschrieben, das Themenspektrum reicht von Alkohol über Tabak bis zu Biodrogen. Im letzten und vierten Abschnitt werden die stoffungebundenen und Verhaltenssüchte – beginnend von der Glücksspielsucht, über Störung durch Computerspiele und Internet-Nutzungsstörungen, Kaufsucht, bis hin zu exzessiven Sexualverhalten, Sport- und Arbeitssucht dargestellt. Gerade im letztgenannten Bereich der stoffunabhängigen und Verhaltenssüchte gibt es neue diagnostische und therapeutische Ansätze.

Das Buch ist insgesamt kenntnisreich geschrieben, die einzelnen Kapitel sehr informativ, fast durchweg mit guter tabellarischer Darstellung. Wichtige Erkenntnisse sind farblich hervorgehoben. Auch der suchtmedizinisch erfahrene Rezensent wird das Buch mit Interesse lesen. Es ist nicht theorielastig, vermittelt aber durchaus viel Basiswissen. Ein bisschen offen bleibt in vielen Kapiteln allenfalls der spezielle jugendmedizinische Bezug, spezielle Unterkapitel dazu gibt es jedenfalls nicht. Allerdings werden familienorientierte Therapien ausführlich dargestellt. Im deutschsprachigen Bereich sicherlich ein gut geschriebenes, empfehlenswertes Standardwerk für suchtmedizinische Fragen, mit vielen Hinweisen auf weiterführende Literatur.

Michael Soyka, München

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
12. Juni 2023