Hebamme 2023; 36(03): 9-10
DOI: 10.1055/a-2060-2990
Studienergebnisse

Re-Evaluierung des EPDS

Archives of Gynecology and Obstetrics (2022). DOI: 10.1007/s00404–022–06525–0

Die Schwangerschaft ist heute als emotional vulnerable Phase für werdende Mütter anerkannt. Bei 7–20% der Schwangeren wird bereits in der Schwangerschaft eine Depression diagnostiziert, was das Risiko einer postpartalen Depression erhöht. Für eine adäquate Behandlung der Erkrankung ist ein frühzeitiges Erkennen auschlaggebend. Bestandteil der Hebammenarbeit ist auch die psychische Betreuung und Unterstützung, bei welcher verschiedene Assesment-Tools eingesetzt werden können.

In einem systematischen Review wurde die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) mit anderen gängigen Screening-Tools, wie dem Beck Depression Inventory oder der Kessler Psychological Distress Scale verglichen. Dabei sollte zum einen die Vorhersagewahrscheinlichkeit für eine Depression in der Schwangerschaft und der postpartalen Zeit herausgearbeitet werden, zum anderen wurde der EPDS den einzelnen Tools gegenübergestellt. 823 Studien mit insgesamt 2902 Frauen wurden von den Forschenden in ihre Arbeit eingeschlossen. Es kann festgehalten werden, dass der EPDS sich ausgezeichnet als Screening-Instrument für Depressionen bei Frauen über 18 Jahren eignet. Im Vergleich zu den anderen Messinstrumenten sollte der EPDS bevorzugt angewendet werden. In der Sicherheit der Diagnose ist der Beck Depression Inventory am ehesten mit dem EPDS vergleichbar.

Fazit

Peripartale Depressionen können in der Regel gut behandelt werden, wichtig ist dafür eine frühzeitige Diagnose. Der EPDS ist als Screening-Instrument in der Hebammenarbeit relativ bekannt und verbreitet. Zwar wurde er ursprünglich nur für die postpartale Periode entwickelt, ist nun aber auch in der Schwangerschaft als Messinstrument validiert.Da auch eine verkürzte Version existiert, die aus drei Fragen besteht, kann er gut in jede Betreuung integriert werden. Somit können die Daten vieler Frauen erfasst werden. In der vorliegenden Forschungsarbeit wurde vermutlich ausschließlich die Vollversion des EPDS verglichen. Inwiefern sich die Kurzversion eignet, um Frauen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Depression herauszufiltern, sollte untersucht werden. Weiterer Forschungsinhalt könnte sein, welche Veränderungen am EPDS oder dessen Anwendung vorgenommen werden müssten, damit sich dieser auch für Frauen unter 18 Jahren eignet.

Maureen Kuhn & Marlene Koch



Publication History

Article published online:
20 June 2023

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