ergopraxis 2023; 16(10): 18-20
DOI: 10.1055/a-2101-6263
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Umwelt beeinflusst Lernerfolg – Studierende mit Behinderung

Die sensorische Sensibilität beeinflusst stark die Wahrnehmung der Hochschulumgebung und den Lernerfolg von Studierenden. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher*innen des Trinity College Dublin und der Universität Dublin, Irland, unter der Leitung von Clodagh Nolan.

Die Forschenden befragten 150 Studierende mit Behinderungen wie Autismus-Spektrum-Störungen oder ADHS hinsichtlich ihrer sensorischen Wahrnehmung der Universitätsumgebung in einem Fragebogen. Aus der Analyse der erhobenen Daten konnten sie drei Hauptthemen identifizieren: Barrieren in der Umgebung, Reaktionen auf diese Barrieren sowie Verbesserungsmöglichkeiten.

In der Lern- und Sozialumgebung stellen Lärm, schlechte Beleuchtung, Überfüllung und fehlende visuelle Hinweise Hindernisse dar. Insbesondere das Lernen in Bibliotheken bezeichneten die Studierenden unter anderem aufgrund von Lärm durch umhergehende Menschen oder Geräuschen von Aufzügen als problematisch. In Bezug auf die Vorlesungsräume empfanden sie schlechte Beleuchtung und Hintergrundgeräusche als störend. Eine erhebliche Anzahl der Befragten gab an, dass die Tische in den Lernräumen zu nahe beieinanderstehen. Außerdem beeinträchtigen schwankende Raumtemperaturen und mangelnde Frischluftzufuhr das Lernen.

Die Studierenden erleben Umweltbarrieren als belastend und reagieren insbesondere auf sensorische Überforderung sowie häufige Änderungen im Stundenplan mit Unsicherheit und Anspannung. Sie schlugen verschiedene Verbesserungmöglichkeiten vor: Ein zentraler Aspekt war die Einrichtung „sicherer Räume“, die speziell auf die Bewältigung sensorischer Bedürfnisse ausgerichtet sind. Diese können über steuerbare sensorische Elemente wie gedämpftes Licht oder leise Musik verfügen. Darüber hinaus wünschten sich die Studierenden eine stärkere Sensibilisierung der Dozierenden und Kommiliton*innen, zum Beispiel durch Schulungen oder Informationsveranstaltungen zum Thema sensorische Wahrnehmung. Der letzte Punkt betraf die Entwicklung von Strategien und Anpassungen zur Bewältigung von Übergängen zwischen verschiedenen Orten auf dem Campus. Hierbei könnten zum Beispiel verbesserte Beschilderungen sowie Wegeleitsysteme und flexible Zeitpläne, die abrupte Wechsel minimieren, hilfreich sein.

Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass beispielsweise die Verfügbarkeit von Grünflächen, optimale Möblierung und reduzierte Ablenkungen die Lern- und Lebensqualität der Studierenden erhöhen könnten. Die Ergebnisse sind auch für die Ergotherapie relevant.

kb

Br J Occup Ther 2023; 86: 367–375

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Störende Geräusche in Bibliotheken beeinflussen die Konzentration von Studierenden. Quelle: © K. Oborny/Thieme


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Article published online:
06 October 2023

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