Rofo 2023; 195(08): 735-737
DOI: 10.1055/a-2103-1446
DRG-Mitteilungen

neuroRAD 2023: Vernetzung auf allen Ebenen

 

    Die 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e. V. (DGNR) gemeinsam mit der 30. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neuroradiologie e. V. (ÖGNR) findet vom 4. bis 6. Oktober im Kongresspalais in Kassel statt – erneut in voller Präsenz als Live-Kongress. Das Kongresspräsidium um Prof. Dr. Elke Hattingen aus Frankfurt am Main für die DGNR und Prof. Dr. Johannes Pfaff aus Salzburg für die ÖGNR haben ein Programm unter dem Kongressmotto „Kommunikation und Vernetzung für eine starke Neuroradiologie“ zusammengestellt. Was die Besucher:innen erwarten dürfen und worauf sie sich am meisten in Kassel freuen, erfahren Sie im Interview.


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    „Kommunikation und Vernetzung für eine starke Neuroradiologie.“ lautet das Motto des neuroRAD 2023. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

    Hattingen: Wir haben gerade in der Neuroradiologie mit der interventionellen Schlaganfalltherapie einen Umbruch vollzogen. Die Legitimation hierzu ergab sich als Ergebnis guter Kommunikation und Vernetzung aus Multicenterstudien, die unsere Fachgesellschaften in Deutschland und weltweit auf den Weg gebracht haben. Nun steht die nächste tiefgreifende Veränderung vor der Türe, bei der es um Quantifizierung, Digitalisierung und Big Data geht. Diese anstehende Herausforderung lässt sich umso mehr nur zusammen meistern. Die Junge Neuroradiologie lebt uns gerade schon vor, wie man sich sinnvoll und gute vernetzt. Es ist also für uns an der Zeit, das auch als Motto auszusprechen.

    Pfaff: Frau Prof. Hattingen und Ihr Team in Frankfurt a.M. hatten dieses Thema ausgewählt und vorgeschlagen. Mich hat das Thema deshalb angesprochen, da es die Wiederbelebung der klassischen Kommunikationswege, welche durch die SARS-CoV-2-Pandemie in Mitleidenschaft gezogenen wurden, vorantreibt und gerade für einen gemeinsamen Kongress der ÖGNR und DGNR passend ist.

    Welche Schwerpunktthemen resultieren aus dem Kongressmotto?

    Pfaff: Der diesjährige DGNR/ÖGNR Jahreskongress bietet ein breites Spektrum an neuroradiologischen Themen. Die Sitzungsschwerpunkte umfassen die Bildgebung bei Epilepsie, neuroinflammatorischen und neuroonkologische Erkrankungen, intrakranieller Hypo- und Hypertension, bis hin zu den aktuellsten Entwicklungen in der MRT und CT Diagnostik, Neuropädiatrie und interventionellen Neuroradiologie. Hiermit werden gleichermaßen diagnostisch und interventionell tätige Kolleginnen und Kollegen angesprochen. Kernidee ist es die große Dynamik der Neuroradiologie in den letzten Jahren darzustellen, alte Kontakte wiederzubeleben und neue Kontakte zu knüpfen.

    Hattingen: Der Kongress selbst, der ja nach der Pandemie zum zweiten Mal wieder in Präsenz stattfindet, ist schon Ausdruck von Kommunikation und Vernetzung. Wir haben uns wiederholt dafür ausgesprochen, keine Hybridveranstaltung durchzuführen, obwohl es hierfür einige Für-Stimmer gab. Die Schwerpunktthemen ergaben sich vor allem aus ihrer Aktualität. Da hier viel Neues passiert, hoffen wir auf rege Kommunikation und lebendigen Austausch. Diese Themen sollen die Neuroradiologinnen und Neurologen animieren sich gut zu vernetzen, um weiter in diesen Themengebieten zu forschen.

    Gibt es Highlights, die Sie den Besucher:innen besonders empfehlen möchten?

    Pfaff: Mit Frau Univ.-Prof. Dr. Bettina Baeßler und Prof Dr. Benjamin Ellington konnten zwei hervorragende, international anerkannte Experten als Keynote Speaker gewonnen werden. Beide setzen mit Ihrer Arbeit in Forschung und Lehre neue Impulse für die Neuroradiologie der Zukunft.

    Ein kommunikatives Highlight des DGNR/ÖGNR 2023 wird der Gesellschaftsabend in der Brüderkirche.

    Hattingen: Beide Keynote Speaker stehen zudem für eine gute Vernetzung, Bettina Baeßler mit ihren Schwerpunkt-Themen Radiomics und künstliche Intelligenz in der Bildgebung sowie als Gründerin der LernRad Plattform, für die es gut funktionierende Netzwerkarbeit braucht. Benjamin Ellington hat international renommierte Experten an einen Tisch gebracht, um internationale Protokollempfehlungen und Big Data für die Hirntumoren auf den Weg zu bringen.

    Der neuroRAD 2023 ist ein gemeinsamer Kongress mit den Kolleg:innen aus Österreich. Welche Chancen ergeben sich daraus für die Neuroradiologie?

    Pfaff: „Kommunikation und Vernetzung für eine starke Neuroradiologie.“ spornt uns an die bestehenden Möglichkeiten für eine länderübergreifende Zusammenarbeit der Neuroradiolog:innen zu festigen und weiter auszubauen. Hiervon profitiert neben dem ärztlichen Nachwuchs und den wissenschaftlichen Kooperationen auch das Fachgebiet Neuroradiologie im Allgemeinen.

    Hattingen: Wir hoffen zudem, als Keimzelle guter Nachbarschaftsarbeit für andere Fachgesellschaften der Neuroradiologie als Vorbild zu dienen und durch gute internationale Vernetzung insbesondere dem Nachwuchs attraktivere Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.

    Finden sich die Schwerpunktthemen des Kongresses auch im MTR/RT-Programm wieder? Welche weiteren Themen und Angebote dürfen MTR/RT erwarten?

    Pfaff: Einzelne Themenbereich aus dem ärztlichen Hauptprogramm sind auch im Programm der Medizinischen TechnologInnen für Radiologie/ Radiologietechnolog:nnen wiederzufinden. So gibt es bspw. anknüpfend an die Themenblöcke „intrakranielle Hypo- und Hypertension“ und „Neue Entwicklungen in der MRT und CT“ Vorträge zu den Themen „Blutpatch im CT, warum und wie“ und „Was gibt es hier Neues für die Neuroradiologie?“ bei den MTR/RTs. Allerdings wird im MTR/RT-Programm mit einer Round-Table Diskussion zur beruflichen Ist- und Zukunftssituation

    der MTRs auch die Möglichkeit zu einem Austausch mit Bezug auf die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen am Arbeitsplatz/-markt eingeräumt.

    In der DGNR hat sich seit einigen Jahren eine starke Nachwuchsinitiative formiert, die Junge Neuroradiologie. In welcher Form ist sie auf dem neuroRAD 2023 vertreten?

    Hattingen: Die Programmgestaltung der JuNRAD hat neben fachlichen Themen vor allem berufspolitische Themen aufgestellt. Diese Fokussierung ist ein Novum des Kongresses.

    Pfaff: Die JuNRAD ist nach dem Erfolg des letzten Jahres erneut mit einem starken Programm, welches speziell auf die Wünsche des ärztlichen Nachwuchses ausgelegt ist, vertreten. Die Sitzungen werden mit Themenkomplexen wie „Chancengleichheit in der Neuroradiologie in der DGNR“ (in Kooperation mit der DGNR), „Must-know Medico-Legal & Health Policy Essentials“ und „Networking“ äußerst interessant sein. Ein besonderes Augenmerk gilt dem neuen Workshop „Research and Career“. Für die Gestaltung des JuNRAD-Programms wurde ganz im Sinne des Kongressmottos im Vorfeld der Brückenschlag zwischen den Vertretern der JuNRAD der DGNR und dem österreichischen Nachwuchs gemacht.

    Die Neuroradiologie ist als eine äußerst dynamische Disziplin bekannt und steht daher immer auch für neue Ansätze und Verfahren. Gibt es aktuelle Entwicklungen, denen Sie auf dem neuroRAD 2023 einen besonderen Stellenwert einräumen?

    Pfaff: Es gab in den letzten Jahren eine Vielzahl an Neuerungen in der Neuroradiologie. Eine treibende Kraft ist die künstliche Intelligenz, welche unser Fachgebiet und unsere Art und Weise zu Arbeiten verändert. Ebenso leiten neue wissenschaftliche Erkenntnisse einen Wandel unseres Verständnisses von Erkrankungen ein. Diesen Entwicklungen wird in unseren Sitzungen, aber insbesondere auch durch die Auswahl der Keynote Speaker für den DGNR/ÖGNR 2023 Rechnung getragen.

    Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?

    Hattingen: Am meisten freue ich mich darauf, Kolleginnen und Kollegen zu treffen und kennen zu lernen, und auf lebhafte Diskussionen mit Ärztinnen und Ärzten und den MTRs aus Deutschland und Österreich.

    Pfaff: Am meisten freue ich mich auf das persönliche Treffen und dem damit verbundenen Austausch von Wissen, Erfahrungen und Meinungen mit Freunden, Kollegen und der Industrie.

    Lieber Herr Kongresspräsident, bitte in möglichst einem Satz…

    Der neuroRAD ist für mich die willkommene Gelegenheit sich mit Themen und Entwicklungen in der Neuroradiologie zu beschäftigen, die nicht im alltäglichen Fokus meiner Aufmerksamkeit liegen.

    Auf keinen Fall verpassen auf dem neuroRAD 2023 sollte man die Möglichkeit Neues zu entdecken und Kontakte zu knüpfen.

    Wenn man schon mal in Kassel ist, sollte man sich überlegen die Gemäldegalerie Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe anzusehen.

    Das Schönste an meiner Arbeit als Neuroradiologe ist die Vielfältigkeit und Dynamik des Faches.

    Wenn ich meinen Beruf heute nochmal wählen könnte, würde ich mich freuen, wenn es erneut Kollegen und Vorbilder gibt, die mich für die Neuroradiologie begeistern.

    Der neuroRAD in 10 Jahren wird fest in meinem Terminkalender stehen.

    Liebe Frau Kongresspräsidentin, bitte in möglichst einem Satz…

    Der neuroRAD ist für mich die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, Neues zu erfahren und meine Erfahrungen weiterzugeben.

    Auf keinen Fall verpassen auf dem neuroRAD 2023 sollte man die anderen.

    Wenn man schon mal in Kassel ist, sollte man in den Bergpark Wilhelmshöhe und hinauf zum Herkules.

    Das Schönste an meiner Arbeit als Neuroradiologin ist, dass man nie aufhört zu lernen und die tägliche Herausforderung, dass kein Patient wie der andere ist.

    Wenn ich meinen Beruf heute nochmal wählen könnte,… Gut, dass das Leben einen dorthin führt, wo man hingehört, wenn auch auf Umwegen. Ein nochmal gibt es nicht.

    Der neuroRAD in 10 Jahren wird hoffentlich weiter ein Ort für Austausch und Miteinander sein.


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    Publication History

    Article published online:
    25 July 2023

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    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany


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