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DOI: 10.1055/a-2103-4981
Die Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien (transkraniell)
Article in several languages: English | deutsch- Zusammenfassung
- Untersuchungsgang transorbital und Orbitasonografie
- Untersuchungsgang transkraniell
- Untersuchungsgang transnuchal
- Spezielle neurovaskuläre Anwendungsgebiete
- Literatur
Zusammenfassung
Die Sonografie der intrakraniellen Arterien ist eine nicht invasive und effektive Methode für die Diagnostik und Nachuntersuchung von Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen, die auch als bettseitige Untersuchungsmethode auf der Schlaganfall- bzw. Intensivstation ihre Anwendung findet. Um eine verlässliche Untersuchung und Interpretation der sonografischen Befunde zu gewährleisten, ist – neben einer guten anatomischen und pathophysiologischen Kenntnis der hämodynamischen Zusammenhänge hirnversorgender Gefäße und deren Kollateralkreisläufe – auch eine erweiterte Kenntnis anderer bildgebender Modalitäten, wie z. B. der CT- oder MR-Angiografie, notwendig. Der vorliegende Artikel beschreibt die standardmäßige notwendige Untersuchungstechnik der transkraniellen farbkodierten Duplex- (TCCS) und Dopplersonografie (TCD) in der Darstellung intrakranieller Arterien sowie typische pathologische Fallkonstellationen. Als ergänzende Untersuchungsmethode wird die transorbitale Ultraschalluntersuchung, u. a. für die Bestimmung des Optikusnerv-Scheidendurchmessers und angrenzender Strukturen mit beschrieben.
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Die transkranielle Ultraschalluntersuchung gehört zu den Standardtechniken in der neurovaskulären Medizin, nicht zuletzt wegen ihrer bettseitigen und nicht invasiven Anwendbarkeit. Aufgrund einer deutlich breiteren Verfügbarkeit hochwertiger Ultraschallgeräte mit integrierter Farbduplexsonografie und Dopplersonografie spielt die reine Dopplersonografie der hirnversorgenden Arterien heute in der täglichen Routine kaum noch eine Rolle. Die transkranielle Dopplersonographie (TCD) hat ihren Stellenwert in der bettseitigen Diagnostik, insbesondere bei Intensivpatienten oder als Ergänzung zu speziellen Untersuchungsmodalitäten, auf die im Text eingegangen wird. Die Erhebung und Interpretation intrakranieller Gefäßbefunde setzen gute anatomische und pathophysiologische Kenntnisse zerebraler Strukturen voraus. Eine ausreichend lange Einarbeitung unter Anleitung sowie eine dezidierte Kenntnis der alternativen bildgebenden Verfahren sind Voraussetzung für eine valide Bildinterpretation, insbesondere, wenn das Verfahren zur Verlaufskontrolle verwendet wird. Die Untersuchung der extrakraniellen Gefäße wird detailliert in einem anderen Artikel dargestellt [1]; aus didaktischen Gründen wird der transorbitale Ultraschall im vorliegendem Artikel mitbehandelt. Hinweise für die Basisdokumentation finden sich in dem Artikel zur extrakraniellen Gefäßdarstellung [1], – in Kurzform können die Empfehlungen in der [Tab. 1] eingesehen werden, zudem wird auf die gängige Standardliteratur und die Empfehlungen der Fachgesellschaften verwiesen [2] [3] [4] [5].
Untersuchungsgang transorbital und Orbitasonografie
Bei hochgradigen Stenosen oder Verschlüssen der A. carotis interna (ACI) kann ein Kollateralkreislauf über die Anastomose zwischen A. carotis externa (ACE) und A. ophthalmica durch die Untersuchung der A. supratrochlearis im medialen Augenwinkel nachgewiesen werden. Über die A. supratrochlearis besteht eine Verbindung zwischen den intra- und extrakraniellen Arterien. Im Normalfall (antegrade, orthograde Strömungsrichtung) nimmt bei Kompression der extrakraniellen Gefäßäste der ACE (A. temporalis superficialis, A. facialis) der Blutfluss auf die Sonde hin zu (= der Druck extrakraniell wird reduziert, es erfolgt eine Zunahme des physiologischen Strömungsgleichgewichtes von intra- nach extrakraniell). Bei einem vorgeschalteten Strömungshindernis der intrakraniellen Blutversorgung aufgrund einer hochgradigen Stenose oder eines Verschlusses der A. carotis interna kann sich in der Ableitung der A. supratrochlearis ein annähernder Nullfluss oder sogar eine retrograde Strömung (Strömung von extra- nach intrakraniell) zeigen, die charakteristischerweise nach Kompression eines extrakraniellen Astes abnimmt (= Druck extrakraniell wird reduziert, Abnahme der pathologischen retrograden Strömung von extra- nach intrakraniell) oder sich umkehrt. Die Untersuchung der A. supratrochlearis im medialen Augenwinkel gelingt am einfachsten mittels Continuous-wave- Dopplersonografie (auch CW-Dopplersonografie) unter Verwendung einer 8-MHz-Stiftsonde. Eine Kollateralisation über die Externa-Ophthalmica-Anastomose kann auch durch den Nachweis einer retrograden Strömungsrichtung in der A. ophthalmica diagnostiziert werden, wobei hierzu die A. ophthalmica über das transorbitale Schallfenster mit einem 7,5-MHz-Duplex-Linear- oder 2,5-MHz-Sektorschallkopf nach Reduktion der Sendeleistung (Mechanischer Index ≤ 0,2 im B-Mode) farbkodiert dargestellt wird. Die Untersuchung des Patienten findet in einer liegenden Position statt, es wird durch das geschlossene Lid mit ausreichend Kontaktgel, möglichst ohne Andruck der Sonde, geschallt ([Abb. 1]). Es gilt das ALARA-Prinzip: „as low as reasonably achievable“. Dies wird durch die Einstellung einer möglichst niedrigen Sendeleistung (auch bei der Hinzuschaltung des Duplex-Modus) und die Erhöhung der Empfangssensitivität realisiert. Ein voreingestelltes Preset hilft, dies nicht zu übersehen.
Bei den Geräteeinstellungen muss auf einen möglichst geringen Mechanischen Index (≤ 0,2) zur Vermeidung von potenziell denkbaren Schäden an Linse und Retina geachtet werden.
Typische Fragestellungen der Orbitasonografie sind die Einschätzung einer Stauungspapille, einer möglichen intrakraniellen Druckerhöhung mit Bestimmung der Weite der Nervenscheide des N. opticus (ONSD), sowie die Bestimmung des Dopplerspektrums und der Strömungsgeschwindigkeiten der A. centralis retinae.
Für die Bestimmung des ONSD wird die Sonde leicht lateral angesetzt und nach medial geschallt. Um Bulbusbewegungen zu vermeiden, kann der Patient bei geschlossenen Augen einen virtuellen Punkt fixieren. Damit einer Seitenverwechslung in der Dokumentation begegnet wird, sollte laborseitig eine einheitliche Beschriftungs- und Dokumentationsform festgelegt werden – eine einheitliche Konvention konnte sich allerdings noch nicht durchsetzen. Die Normwerte und die exakten Messpunkte für die Bestimmung des ONSD variieren laborspezifisch etwas; eine einheitliche Konvention wird sowohl durch die DEGUM als auch durch ein internationales Konsortium derzeit erarbeitet [6]. Als orientierender Normwert kann eine Weite von 5,4 ± 0,5 mm, gemessen 3 mm hinter der retinalen Ebene, verwendet werden [7].
Mittels Duplexsonografie kann im gleichen Untersuchungsgang die A. centralis retinae retrobulbär dargestellt werden; die niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten (Normwert: 10,3 ± 2 cm/s) sollten bei der Erstellung eines voreingestelltes Presets im Sinne einer niedrigen Pulsrepetitionsfrequenz (PRF) mitberücksichtigt werden. Ein aufgehobenes Flusssignal findet sich zum Beispiel bei einem Zentralarterienverschluss. In der Akutphase eines Zentralarterienverschlusses könnte die Orbitasonografie an Bedeutung gewinnen, da die Darstellung eines distalen Embolus in der Arterie mit dieser Methode in über der Hälfte der Fälle gelingt („Spot-sign“), während er sich in einer normalen CT-Angiografie nicht darstellen lässt ([Abb. 2]) [8] [9]. Aktuell wird untersucht, ob in Abhängigkeit vom „Spot-sign“ eine therapeutische Entscheidung bezüglich einer systemischen Lyse-Therapie abgeleitet werden kann. Es wird vermutet, dass ein darstellbarer stark echoreicher Thrombus wahrscheinlich einem nach distal embolisierten kalzifizierten Plaquebestandteil entsprechen dürfte und daher nicht so effektiv auf eine systemische Lysetherapie ansprechen könnte [9]. Im Gegensatz hierzu ist ein nicht darstellbares Spot-sign häufiger einem echoarmen Embolus zuzuschreiben, der besser auf eine systemische Lyse-Therapie ansprechen sollte.
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Untersuchungsgang transkraniell
Für die Untersuchung der intrakraniellen Gefäße wird neben dem oben angesprochenen transorbitalen Zugang ein transtemporales und ein transokzipitales bzw. transnuchales Schallfenster genutzt ([Abb. 1]). Zur Anwendung kommt hier entweder ein Phased-array-Duplex-Schallkopf (i. d. R. 2,5 MHz) oder eine 2-MHz-Stiftsonde. Als Standard hat sich in den letzten Jahren zunehmend die Duplexsonografie etabliert, da mit ihr eine bessere Gefäßidentifikation gelingt und zudem eine winkelkorrigierte Messung sowie eine Beurteilung intrakranieller Strukturen (Parenchym, Ventrikel etc.) erfolgen können [10] [11]. Ob eine Winkelkorrektur vorgenommen werden soll oder nicht, wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Die Winkelkorrektur sollte in einem ausreichend langen (ca. 15 mm) und geraden Gefäßsegment platziert werden, in dem der Hauptflussvektor identifiziert werden kann. Hierbei kann eine validere Messung der Flussgeschwindigkeit erfolgen, da durch anatomische Variationen die Messung dem Gefäßverlauf angepasst werden kann. Sollte die korrekte Positionierung der Winkelkorrektur nicht möglich sein, muss die Messung ohne Korrektur erfolgen und es werden die Maximalwerte der gemessenen Flussgeschwindigkeiten für die Beurteilung herangezogen. Bei insuffizientem Schallfenster kann die 2-MHz-Dopplersonde zum Einsatz kommen, da sich hiermit wegen der geringeren Auflagefläche und des schmaleren Schallstrahls auch kleine knöcherne Schallfenster nutzen lassen, die für eine Beurteilung mit der Duplexsonde nicht ausreichend sind. Sollte sich kein ausreichendes transtemporales Schallfenster einstellen lassen, kann mithilfe eines Ultraschallkontrastmittels (zum Einsatz als Schallverstärker) noch eine ausreichende Gefäßdarstellung erreicht werden.
Es ist zu beachten, dass die mit einem Ultraschallkontrastmittel gemessenen Strömungsgeschwindigkeiten falsch hoch sind und die Absolutwerte nicht verwendbar sind. Es besteht lediglich die Möglichkeit, im Seitenvergleich Differenzen aufzudecken.
Das beste transtemporale Schallfenster findet sich meist auf einer gedachten Verbindungslinie zwischen dem äußeren Augenwinkel und dem oberen Ohransatz. Ein gutes Schallfenster ist erreicht, wenn die Kalotten-Gegenseite (Einstellungstiefe 15 cm) suffizient dargestellt ist. Als intrakranielle Leitstruktur wird der Hirnstamm (Mesenzephalon) mit seiner typischen echoarmen, schmetterlingsförmigen Kontur mit umgebender echoreicher basaler Zisterne eingestellt. Nach Einschalten des Farbmodus (Einstellungstiefe: 10 cm) findet sich hier die A. cerebri posterior (PCA), die bogenförmig um den Hirnstamm verläuft. Etwas rostral hiervon, mit einer auf die Sonde zulaufenden Strömungsrichtung, lässt sich die A. cerebri media (MCA) (M1) darstellen, oft auch noch ihre Bi- bzw. Trifurkation mit den M2-Ästen ([Abb. 3], [4]). In ca. 3 % der Fälle liegt eine mediale Bifurkation vor, die wie ein „gedoppeltes M1-Segment“ wirkt.
Richtung Mittellinie findet sich, im Normalfall mit einer von der Sonde weggerichteten Strömungsrichtung („antegrad“), die A. cerebri anterior (ACA) (A1). Als häufigen pathologischen Befund findet sich hier bei proximal vorgeschalteter hochgradiger Stenose bzw. bei Verschluss in der ACI im Sinne eines Kollateralkreislaufes eine umgekehrte Strömungsrichtung („retrograde“ ACA, „anterior-cross-filling“). Die A. communicans anterior et posterior lassen sich größen- und anatomiebedingt nicht regelhaft darstellen. Eine Beurteilung des Karotis-T bzw. der kavernösen, distalen ACI und des Basilariskopfes wird durch eine senkrechte Kippung und Ausrichtung des Schallkopfes in Richtung des gegenüberliegenden Jochbogens möglich (koronare Schnittführung [[Abb. 1], [3]]). Zur Dokumentation ist für jeden untersuchten Gefäßabschnitt das Gefäß im Duplex-Modus (B-Bild plus Farbkodierung) darzustellen und gleichzeitig ein hieraus abgeleitetes Dopplerspektrum mit abzubilden. In geraden Gefäßsegmenten (Länge ca. 15 mm), in denen der Strömungsvektor eindeutig bestimmt werden kann, sollte die Ableitung des Dopplerspektrums winkelkorrigiert erfolgen [12]. Mit der Messfunktion des Ultraschallgerätes können die Spitzen-Strömungsgeschwindigkeit in der Systole („peak systolic velocity“, PSV) und die end-diastolische Strömungsgeschwindigkeit („end diastolic velocity”, EDV) bestimmt werden. Bei vielen Geräten wird zusätzlich automatisch die intensitätsgewichtete mittlere Strömungsgeschwindigkeit („mean flow velocity“, MFV; Berechnung: (PSV-EDV)/3 + EDV) berechnet. Letztere kann allerdings bei schlechten Knochenfenstern oder auch bei höhergradigen Stenosen – durch Artefakte im Dopplerspektrum bedingt – durch Aliasing, Turbulenzen oder ein schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis verfälscht werden.
Im nordamerikanischen Schrifttum wird bei der transkraniellen Doppler- und Duplexsonografie zur Messung der Strömungsgeschwindigkeiten weitgehend die MFV als Referenzmaß verwendet, während in Europa auch PSV und EDV üblich sind.
Als häufigste pathologische Befunde finden sich Strömungsbeschleunigungen der intrakraniellen Gefäße. Bei der Stenose-Graduierung hat sich eine Einteilung in größer bzw. kleiner als 50 % etabliert. Eine detaillierte Auflistung der PSV-Cut-off-Werte findet sich in [Tab. 2] zusammen mit den orientierenden Normwerten [4] [5] [13]. Verschlüsse intrakranieller Arterien sind schwieriger zu diagnostizieren, am sichersten gelingt dies bei gutem Knochenfenster für das M1-Segment der A. cerebri media. Bei Darstellbarkeit der ipsilateralen ACA und PCA ist ein fehlendes M1-Segment der MCA ein Beleg für einen Verschluss ([Abb. 5]).
PSV: systolische Spitzenströmungsgeschwindigkeit; SD: Standardabweichung
Für die Beurteilung von Vasospasmen, bspw. nach einer Subarachnoidalblutung, sind die Bestimmung der MFV sowie die Bestimmung eines Quotienten der MFV zwischen A. cerebri media und A. carotis interna (Lindegaard-Index [14]) üblich. Zur Anwendung kommt bei der Beurteilung von Vasospasmen immer noch häufig die TCD mit einer 2-MHz-Sonde. Diese hat sich insbesondere auf den Intensivstationen als dauerhaft verfügbar und verlässlich in der Anwendung gezeigt, sodass diese in der Praxis häufig gegenüber der Duplexsonografie bevorzugt zum Einsatz kommt.
Bei einer MFV höher als 120 cm/s spricht man von beginnenden Vasospasmen, ab 160 cm/s sind diese signifikant und ab 200 cm/s als kritisch zu werten ([Abb. 4]). Ebenfalls verdächtig auf intrakranielle Vasospasmen sind ein Anstieg der Strömungsgeschwindigkeit von über 50 % bzw. 40 cm/s pro Tag oder ein MFV-Quotient der MCA/ICA > 3 [15].
Eine weitere Differenzialdiagnose für eine erhöhte Strömungsgeschwindigkeit der intrakraniellen Gefäße stellt das seltene Hyperperfusionssyndrom dar, welches meist in den ersten Tagen nach der Revaskularisierung einer höchstgradigen Stenosierung der A. carotis interna auftreten kann. Hierbei kommt es post-interventionell, wahrscheinlich begünstigt durch eine bereits zuvor eingeschränkte zerebrovaskuläre Reservekapazität, zu einer deutlichen Zunahme des intrakraniellen Blutflusses – mit dem Risiko einer sekundären intrazerebralen Blutung oder der Provokation von epileptischen Anfällen. Auch wenn die Kriterien einer Hyperperfusion in der Literatur variieren, sprechen eine Zunahme um > 100 % der intrakraniellen Strömungsgeschwindigkeiten mit einer reduzierten Pulsatilität und ein verminderter Lindegaard-Index für eine zerebrale Hyperperfusion [16]. Meist bleibt diese ohne klinische Komplikationen und äußert sich lediglich durch leichte Kopfschmerzen und Unwohlsein des Patienten, ein effektives Blutdruck-Management (mit dem Ziel der Normotonie) ist Therapie der Wahl und kann ein manifestes Hyperperfusionssyndrom verhindern.
Beim Hyperperfusionssyndrom sind sowohl in den extrakraniellen als auch in den intrakraniellen Gefäßen die Strömungsgeschwindigkeiten erhöht, während bei Vasospasmen nur die Strömungsgeschwindigkeiten der intrakraniellen, nicht aber der extrakraniellen Gefäße, erhöht sind.
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Untersuchungsgang transnuchal
Bei der transnuchalen Untersuchung für die Beurteilung des vertebrobasilären Stromgebietes wird das Foramen magnum als hypoechogene Leitstruktur eingestellt. Die Sonde wird hierfür ca. 2–3 cm unterhalb des Okziputs angesetzt ([Abb. 1], [3]). Die virtuelle Schallebene geht in Richtung Stirn (Nasion), das Kinn des zu Untersuchenden sollte hierbei leicht zur Brust geneigt sein. Eine Seitenlagerung mit kleinem Kopfkissen, welches den Hals ausspart, erlaubt eine entspannte Untersuchungsposition. Sofern vom Patienten toleriert, kann diese Untersuchung auch in einer sitzenden Position durchgeführt werden. Im Farbmodus lassen sich beidseits die V4-Segmente darstellen, der Übergang in die A. basilaris (vertebrobasiläres „Y“, meist in 7–8 cm Tiefe) wird eingestellt und nach distal verfolgt. Wenn die Sonde etwas nach laterokaudal gekippt wird, lässt sich die A. vertebralis auch im V3-Segment darstellen. Die gesamte Darstellung der A. basilaris gelingt oft nicht [17], sodass hier auch auf indirekte Stenosekriterien geachtet werden muss. Hilfreich kann ergänzend der pw-Doppler (TCD) sein, mit dem gelegentlich ein größerer Bereich untersucht werden kann und der sich gut für bestätigte pathologische Befunde als Verlaufsmodalität eignet.
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Spezielle neurovaskuläre Anwendungsgebiete
In der ätiologischen Abklärung nach einem ischämischen Schlaganfall kann mittels eines „Bubble-Tests“ nach einem kardialen bzw. pulmonalen Rechts-links-Shunt (RLS) gescreent werden. Unter kontinuierlicher Ableitung der linken oder rechten A. cerebri media (unilaterales Monitoring, eine höhere Sensitivität wird unter der simultan bilateralen Ableitung erzielt) oder alternativ (bei insuffizienter transtemporaler Beschallungsbedingung), der A. basilaris oder extrakraniellen A. carotis interna, wird ein nicht lungengängiges Ultraschallkontrastmittel gespritzt und ein Valsalva-Manöver durchgeführt, welches bei korrekter Durchführung zu einer Flussminderung der Hirnbasisarterien führt. Als Kontrastmittel hat sich, nachdem das Präparat Echovist vom Markt genommen wurde, eine mit 1 ml Luft aufgeschäumte („agitierte“) Lösung aus 10 ml isotoner Kochsalzlösung bewährt. Nach möglichst rascher intravenöser Injektion (Kubitalvene rechts) wird das Valsalva-Manöver 5 Sekunden nach der Injektion begonnen, die Ableitung der A. cerebri media wird über insgesamt 30 Sekunden durchgeführt. Nach weiteren 5–7 Sekunden nach dem Valsalva-Manöver können bei einem RLS erste HITS („high intensity transient signals“) nachgewiesen werden ([Abb. 6]). Eine semiquantitative Abschätzung der HITS-Anzahl (> 10: V. a. relevanten RLS; „Schauer“: V. a. großen RLS) kann eine erste Einordnung geben [18] [19]. Über die exakten Zeitabläufe und die Größenbestimmung beziehungsweise Diagnose eines persistierenden Foramen ovale (PFO) nach der Anzahl der geshunteten Kontrastbläschen besteht kein genereller Konsens. Bei positivem Befund kann die Untersuchung ohne Valsalva-Manöver wiederholt werden, um einen spontanen Rechts-Links-Shunt zu detektieren. Die transkranielle RLS-Detektion erlaubt nur die Diagnose eines RLS generell, dies aber mit hoher Sensitivität. Anhand der Zahl der Mikrobläschen und aufgrund der Zeitverzögerung des Auftretens kann keine sichere Aussage über die Art (Shunt auf kardialer oder pulmonaler Ebene) und Größe eines PFO getroffen werden. Dies gelingt nur durch eine qualifizierte transösophageale Echokardiografie, mit der auch eine Beurteilung morphologischer Aspekte des PFO erfolgt.
Auch in der Beurteilung asymptomatischer Karotisstenosen hat die kontinuierliche Ableitung der A. cerebri media ihren Stellenwert. So ist das Auftreten von HITS bzw. MES (mikroembolischen Signalen) bei einer vorgeschalteten Stenose ein Indiz für eine erhöhte Emboligenität. Dies wird als Argument angesehen, auch eine asymptomatische Karotisstenose ggf. einer operativen oder interventionellen Therapie zukommen zu lassen [20]. Die Ableitung erfolgt 30–60 Minuten lang meist automatisiert, nach manueller Einstellung über eine spezielle Sondenhalterung, bei der Auswertung hilft eine softwarebasierte Vorselektion der Ereignisse. Die Abgrenzung von Artefakten erfordert eine gewisse Erfahrung: Typisch für HITS ist eine kurze Dauer (< 300 ms), mit einer um mindestens 3 dB größeren Amplitudenintensität im Vergleich zum Hintergrundsignal des Blutflusses, einem Auftreten unabhängig vom Herzschlag und charakteristischem „Chirp“-Geräusch. Wenn verfügbar, kann zusätzlich der Power-M-Modus für eine bessere Differenzierbarkeit gegenüber Artefakten sorgen. Hierbei werden mehrere Doppler-Detektionsvolumina in einer Schallrichtung kontinuierlich hintereinandergeschaltet und im M-Mode-Format abgebildet ([Abb. 6]) [21].
Ein weiteres Kriterium, welches auf ein erhöhtes Risiko für eine Emboligenität einer bislang asymptomatischen Karotisstenose hindeuten kann, ist eine erschöpfte vasomotorische Reservekapazität. Diese spiegelt eine gestörte zerebrovaskuläre Autoregulation wider und tritt bei hämodynamisch relevanten vorgeschalteten Stenosen oder Verschlüssen auf. Hierbei sind die intrakraniellen Arteriolen bereits maximal weit gestellt, sodass ein zusätzlicher vasodilatatorischer Reiz nicht mehr zu einer relevanten Zunahme des Blutflusses führt. Der zerebrale Perfusionsdruck ist in dieser Konstellation stärker von dem systemischen Blutdruck abhängig, als es bei intakter Autoregulation der Fall wäre. Die Testung der vasomotorischen Reservekapazität kann durch die Gabe eines 5 %igen CO2-Gas-Gemisches (CO2 stellt einen potenten vasodilatatorischen Reiz dar) erfolgen, während die Ableitung der Strömungsgeschwindigkeit in der proximalen A. cerebri media erfolgt. Bleibt eine relevante Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit der A. cerebri media aus (> 30 % des Ausgangswertes), spricht man von einer erschöpften bzw. eingeschränkten Reservekapazität, die mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einhergeht [22]. Alternativ kann statt CO2 auch Acetazolamid (1000 mg i. v.) appliziert werden, oder ein sog. „Breath-Holding-Test“ (Differenz zwischen Strömungsgeschwindigkeit bei Hyperventilation und Luftanhalten für > 30 s, Patienten-Compliance vorausgesetzt) angewandt werden.
Der Vollständigkeit halber sei auch das Anwendungsgebiet für den Nachweis des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls erwähnt, da die transkranielle Doppler-/Duplexsonografie bettseitig und ohne aufwendigen Patiententransport auf der Intensivstation ihren Einsatz findet. Für die detaillierten formalen und technischen Ausführungsbestimmungen wird auf die gängige Literatur verwiesen [23].
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Die Messung der Weite der Nervenscheide des N. opticus erfolgt 3 mm hinter der retinalen Ebene und beträgt bei Gesunden im Mittel 5,4 ± 0,5 mm.
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Mittels Orbitasonografie kann ein Verschluss der A. centralis retinae diagnostiziert und in manchen Fällen zusätzlich ein stark echoreicher Embolus (Spot-sign) nachgewiesen werden.
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Die transkranielle Duplexsonografie ermöglicht im Vergleich zur Dopplersonografie eine bessere Gefäßidentifikation, eine winkelkorrigierte Messung, sowie eine Beurteilung von Parenchym und Ventrikeln.
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Wichtigstes Kriterium für eine Stenose > 50 % der A. cerebri media (MCA, Hauptstamm) ist eine systolische Spitzengeschwindigkeit (PSV) > 220 cm/s.
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Kriterien von signifikanten intrakraniellen Vasospasmen sind eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit (MFV) > 160 cm/s, ein Anstieg der MFV > 50 % bzw. > 40 cm/s pro Tag oder ein MFV-Quotient der MCA/ICA > 3.
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Eine Zunahme der intrakraniellen Strömungsgeschwindigkeiten um 100 % mit einer reduzierten Pulsatilität in Kombination mit einem verminderten Lindegaard-Index sprechen für eine zerebrale Hyperperfusion.
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Mittels kontinuierlicher Ableitung der A. cerebri media kann nach intravenöser Injektion von agitierter physiologischer Kochsalzlösung und Durchführung eines Valsalva-Manövers ein kardialer bzw. pulmonaler Rechts-Links-Shunt detektiert werden.
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Bei hämodynamisch relevanten vorgeschalteten Stenosen oder Verschlüssen (z.B. der A. carotis interna) kann nach Applikation eines vasodilatatorischen Stimulus (CO2-Inhalation, Acetazolamid-Injektion oder „Breath-Holding-Test“) eine gestörte zerebrovaskuläre Autoregulation nachgewiesen werden.
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Insgesamt stellt die transkranielle Sonografie, insbesondere in der Neuro-Intensivmedizin, einen unverzichtbaren Bestandteil der apparativen Diagnostik dar.
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Correspondence
Publication History
Received: 09 February 2023
Accepted: 30 May 2023
Article published online:
13 October 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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