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DOI: 10.1055/a-2104-2644
Quo vadis Pflegeversicherung?
Quo Vadis Long-Term Care Insurance?
Zusammenfassung
Die Alterung der deutschen Bevölkerung stellt die Pflegeversicherung zunehmend vor Herausforderungen. Eine merkliche Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen wird Druck auf die Finanzen insbesondere der Sozialen Pflegeversicherung verursachen. In der Konsequenz wird der Beitragssatz zukünftig ansteigen müssen, um Leistungsversprechen halten zu können. Jüngste Reformen befeuern diese Notwendigkeit. Die Politik ist deshalb gefordert, einen langfristigen und nachhaltigen Reformansatz für die Pflege zu finden. Es bedarf grundlegender Strukturreformen, die neben einer Weiterentwicklung der Finanzierung auch die Versorgungsinfrastruktur im Blick haben.
Abstract
Germany’s ageing population poses growing challenges for long-term care insurance. A noticeable increase in the number of people in need of care will put pressure on the finances of social long-term care insurance in particular. Consequently, the contribution rate will have to rise in the future in order to be able to keep benefit promises. Recent reforms are fuelling this need. Politicians are therefore called upon to find a long-term and sustainable reform approach. Fundamental structural reforms are needed which, in addition to further development of financing, also focus on the care infrastructure.
1 In dieser Hinsicht dürfte auch die Inzidenz und Prävalenz von Demenzerkrankungen zukünftig eine größere Rolle spielen [6].
2 Die Zahl der Pflegebedürftigen und die Demografie Deutschlands haben sich auch in der COVID-19-Pandemie bemerkbar gemacht. Bedingt durch das höhere Alter und die oft präsente Multimorbidität wurde gerade die Vulnerabilität der Pflegebedürftigen bereits zu Beginn deutlich [8]. Auch wenn Deutschland insgesamt vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen ist [9], waren sowohl die ambulant [10] als auch die stationär versorgten [11] Pflegebedürftigen überproportional stark betroffen.
3 Im Basisszenario wird unterstellt, dass sich Einnahmen- und Ausgabenseite mit dem gleichen Wachstum fortentwickeln. Im Kostendruckszenario wird von einem stärkeren Ausgabenwachstum und damit einer Differenz zwischen Einnahmen- und Ausgabenentwicklung ausgegangen.
4 Stand: 1. Januar 2023. Im Bundesdurchschnitt liegt der pflegebedingte Eigenanteil bei 1.140 Euro.
5 Die potenziellen Auswirkungen des PUEG sind in den zuvor gezeigten Ergebnissen nicht enthalten.
6 Dies zeigt auch die rückblickende Entwicklung des Beitragssatzes, welcher zwischen 1996 und 2022 um fast 80% angestiegen ist. In der Gesetzlichen Krankenversicherung waren es hingegen – zum Vergleich – lediglich gut 18%.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
17. August 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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