Schlüsselwörter
Weisheit - Weisheitsstrategien - unlösbare Probleme - Coping - Resilienz
Key words
wisdom - wisdom strategies - unsolvable problems - coping - resilience
Einleitung
Im Alltag treffen Menschen oft auf Situationen, in denen es keine eindeutige richtige
oder falsche Entscheidung gibt. Geht man mit der Familie für das gesunde
frische Lieblingsessen zum Vietnamesen, oder spart man das Geld, um noch gemeinsam
das Schloss zu besuchen? Riskiert man einen Streit mit einem Kollegen, um
kurzfristig eigene Ziele durchzusetzen – oder verhält man sich
kooperativ, um das langfristige Auskommen miteinander nicht zu gefährden?
Und sowohl im Arbeits- als auch im Privatleben gibt es noch weit unangenehmere
Situationen, auch solche, die nicht rückgängig gemacht oder
aufgelöst werden können, aber bewältigt werden wollen: So
werden Arbeitnehmer entlassen, obwohl sie sich für ihre Arbeit aufgeopfert
haben, oder ein Mensch erfährt nach dem Tod seines Partners, dass dieser
untreu war.
Um solche Situationen zu meistern, brauchen Menschen Weisheit [1]. Wenig ist darüber bekannt ist,
welche Weisheitsstrategien Menschen in verschiedenen Situationen für
hilfreich halten. In dieser Studie werden deshalb Weisheitsstrategien in zwei
verschiedenen fiktiven Lebenssituationen experimentell untersucht: einem
Arbeitsproblem und einem Privatproblem.
Die psychologische Weisheitsforschung hat sich aus der Lebensspannenforschung
entwickelt [2]
[3]. Weisheit geht einher mit Lebenszufriedenheit [4], subjektivem Wohlbefinden [5], Lebensqualität [6] und psychischer Gesundheit [7] und wird daher als ein Resilienzfaktor
angesehen [8]
[9]. Weststrate und Glück [10] beobachteten, dass weise Menschen auf eine bestimmte Art und Weise
reflektierten, die es ihnen wahrscheinlicher machte, aus schwierigen Erfahrungen zu
lernen, als weniger weise Menschen. Weisheit lohnt sich, um schwierige
Lebenssituationen besser zu bewältigen. Darüber hinaus wird Weisheit
als wichtige Ressource für ein gutes Leben angesehen, die Einsichten und
Orientierung in wesentlichen Fragen des Lebens ermöglicht [11].
Zwölf Weisheitskompetenzen und die 12-WD-Skala
Linden et al. [1] entwickelten ein
integratives Weisheitsmodell, das zwölf Weisheitsdimensionen aus
verschiedenen psychologischen Weisheitskonzepten [z. B. 2,
12–15] und aus dem Konzept der emotionalen Intelligenz [16] umfasst. Diese zwölf
Weisheitsdimensionen sind Fakten- und Problemlösewissen,
Kontextualismus, Wertrelativismus, Perspektivwechsel, Empathie, Problem- und
Anspruchsrelativierung, Selbstrelativierung, Selbstdistanz, Emotionswahrnehmung
und -akzeptanz, emotionale Serenität und Humor, Ungewissheitstoleranz
und Nachhaltigkeit. Diese Weisheitsdimensionen berücksichtigen sowohl
kognitive als auch affektive Komponenten.
Mit der 12-WD-Skala [1] steht
außerdem ein Selbstbeurteilungsfragebogen zur Messung allgemeiner
weisheitsbezogener Einstellungen und Strategien, Selbstwahrnehmung und
Selbstzuschreibungen zur Verfügung. Jede der zwölf Aussagen
steht für eine der zwölf theoretischen Weisheitsdimensionen. So
steht beispielsweise die Aussage Bevor ich auf ein Problem reagiere, ist es
mir wichtig, erst einmal zu verstehen, worin das Problem besteht
für Fakten- und Problemlösewissen und die Aussage Ich sehe
Krisen immer auch als Chance für die Zukunft für
Nachhaltigkeit. Linden et al. [1] zeigten,
dass der globale Weisheitswert positiv mit allgemeiner Lebenszufriedenheit
(r=0,23; p=0,001, DLB-Skala, [17]) und negativ mit Verbitterung
(PTED-Skala, [18]) korreliert. Je
höher der Weisheitswert, desto weniger ausgeprägt ist die
Überzeugung der Befragten, dass es in der Welt grundsätzlich
gerecht zugeht (GWAL-Skala, [19]).
Cronbachs Alpha der 12-WD-Skala liegt nach Linden et al. bei .81 [1].
Weisheitsstrategien als Voraussetzung für weises Handeln
Obwohl bereits verschiedene Weisheitskomponenten identifiziert wurden, hat die
psychologische Weisheitsforschung bisher [20] kaum zwischen innerlich weisen Grundeinstellungen und
äußerlich erkennbaren weisen Überlegungen oder weisem
Verhalten unterschieden. Nach der Balance-Theorie [21] wird Weisheit definiert als die
Anwendung von Wissen – vermittelt durch Werte – mit der Absicht,
ein Gemeinwohl zu erreichen. Das Berliner Weisheitsparadigma [2]
[11] definiert Weisheit als “an expert knowledge system
concerning the fundamental pragmatics of life” ([11] S. 122), also als Expertenwissen
über die grundlegende Pragmatik des Lebens. Dementsprechend wird
Weisheit häufig als das Ausmaß an weisem Denken in
herausfordernden Situationen bewertet [z. B. 13, 22, 23].
Spätestens seit den Samariterstudien von Darley und Batson [24] ist jedoch bekannt, dass situative
Bedingungen Einfluss darauf nehmen können, ob Menschen ihr Wissen in
Handlungen umsetzen. Es gibt also einen Unterschied zwischen der
grundsätzlichen Fähigkeit, sich z. B. weise zu verhalten
und tatsächlichem weisen Verhalten in einer konkreten Situation. Im
Zusammenhang mit Weisheit haben mehrere Studien gezeigt, dass sich die
Ergebnisse weisen Schlussfolgerns je nach Situation unterscheiden [25]
[26]. In diesen früheren Studien wurden die Unterschiede mit
Merkmalen der Situation erklärt, z. B. ob es sich um eine
soziale Situation handelt [27], oder
damit, wie relevant die Situation für eine Person ist [25]. Weises Schlussfolgern bedeutet, dass
Menschen (laut) darüber nachdenken, was eine Person in einer
weisheitserfordernden Situation tun oder denken könnte. Davon
unterscheiden kann man Weisheitsstrategien bzw. Weisheitseinstellungen.
Es ist offensichtlich, dass Menschen nur dann weise handeln oder auch weise
schlussfolgern können, wenn sie weise Einstellungen und Strategien
haben. Um in einer schwierigen Situation weises Schlussfolgern überhaupt
aktivieren zu können, ist es erforderlich, dass eine weise
Grundeinstellung vorhanden ist. Weisheitsstrategien in diesem Sinne
können als Grundannahmen oder Grundüberzeugungen über
das Leben verstanden werden [2]
[14]. Eine Pilotstudie hat gezeigt, dass
Menschen weisheitsorientierten Grundsätzen generell eher zustimmen [1].
Unseres Wissens wurde bisher noch nicht untersucht, ob Menschen in verschiedenen
Situationen unterschiedliche oder ähnliche Weisheitsstrategien
für sinnvoll halten. Daraus ergeben sich wichtige Implikationen
für die Gestaltung von Präventions- und
Interventionsmaßnahmen, die Menschen helfen sollen, schwierige
Situationen besser zu bewältigen. Zum einen können sich
Unterschiede dahingehend ergeben, dass eine Weisheitsstrategie im direkten
Vergleich in einer Situation für sinnvoller oder weniger sinnvoll als in
einer anderen Situation eingeschätzt wird. Zum anderen können
sich Reihenfolgeunterschiede ergeben, ordnet man die Weisheitsstrategien
getrennt nach Situationen danach, welche in der jeweiligen Situation als am
sinnvollsten bis am wenigsten sinnvoll eingeschätzt werden. Der Blick
auf die Rangreihe ermöglicht eine Einschätzung, ob einer
Weisheitsstrategie, die im direkten Vergleich zwischen zwei Situationen
auffällt, auch mit Blick auf die übrigen Weisheitsstrategien in
einer Situation eine besondere Bedeutung zukommt.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Weisheit trainiert werden kann
[13]
[22]
[23]
[28]
[29]. Bisherige Ansätze zur Förderung von Weisheit
unterscheiden bislang nicht zwischen verschiedenen Lebensbereichen, in denen
sich Probleme zeigen können. Sie beinhalten insbesondere Methoden, die
einen Perspektivwechsel anregen [13]
[22]
[23]
[28]. So kann eine
gedankliche Wolkenreise um die Welt eine Vielfalt an gesellschaftlichen Werten
aktivieren, bevor über ein konkretes Lebensproblem nachgedacht wird
[13] oder Tagebuchreflektionen
über eigene Tagesprobleme aus der Perspektive einer dritten Person regen
weise Bewältigungsideen von Lebensproblemen an [23]. In der Weisheitstherapie werden
Lebensprobleme gezielt aus der Perspektive verschiedener weiser Prototypen wie
einer älteren Person, einem Rechtsanwalt oder einer geistlichen Person
betrachtet [28]
[30]. Als effektive Kurzintervention hat es
sich außerdem bewährt, sich tatsächlich oder in der
Vorstellung mit einer anderen Person über ein Lebensproblem
auszutauschen, bevor Bewältigungsideen zusammengetragen werden [22]. Damit unterscheiden sich
Ansätze zur Weisheitsförderung von anderen
Trainingsansätzen wie z. B. Empathie- oder
Stressbewältigungstrainings. Um Weisheit noch effektiver zu trainieren,
wäre es hilfreich zu wissen, welche Weisheitsdimensionen in welchen
Lebenssituationen von Bedeutung sind.
Für wen sind Weisheitsstrategien bedeutsam?
Wenn je nach Situation unterschiedliche Weisheitsstrategien als bedeutsam
erachtet werden, könnte es sinnvoll sein, Weisheit bereichsspezifisch zu
trainieren, z. B. „Weisheitsstrategien am Arbeitsplatz“
oder „Weisheitsstrategien in der Familie“. Denkbar ist auch,
dass je nach situativem Kontext unterschiedliche Weisheitsstrategien als wichtig
erachtet werden, tatsächlich aber auch die als weniger bedeutsam
erachteten Weisheitsstrategien sinnvoll sind. In der Folge könnte es
hilfreich sein, sich auf die situationsspezifischen, weniger beachteten
Weisheitsstrategien zu konzentrieren. Forschung ist notwendig, um
herauszufinden, wie Menschen die Bedeutung verschiedener Weisheitsstrategien in
verschiedenen Situationen einschätzen.
In dieser Studie wird daher explorativ untersucht, ob Menschen unterschiedliche
oder ähnliche Strategien zur Bewältigung von zwei verschiedenen
Lebensproblemen für sinnvoll halten. Dazu untersuchten wir bei
Teilnehmenden aus der Allgemeinbevölkerung Weisheitsstrategien in Bezug
auf ein Problem aus dem Privatleben und ein Problem aus dem Arbeitsleben.
Methode
Wir haben eine experimentelle Studie mit Personen aus der
Allgemeinbevölkerung durchgeführt. Kerngedanke war dabei, die
Teilnehmenden zwei fiktiven ungerechten Situationen auszusetzen. Dazu verwendeten
wir zwei konkrete Beispiele ungerechter Lebenssituationen. Wir präsentierten
den Teilnehmenden zwei Situationsvignetten im Sinne einer Exposition in sensu.
Der Unterschied zwischen den beiden Beispielen bestand darin, dass sie Assoziationen
im Kontext unterschiedlicher Lebensbereiche aktivierten (Arbeitsleben versus
Privatleben). Wir verglichen, für wie sinnvoll die Teilnehmenden
verschiedene Weisheitsstrategien in Bezug auf die jeweilige fiktive Situation
bewerteten.
Stichprobe
Die Teilnehmenden wurden bei einem öffentlichen Vortrag zum Thema
„Weisheit“ an einer Universität, über Aufrufe in
den sozialen Netzwerken Facebook und LinkedIn sowie in einer psychosomatischen
Tagesklinik rekrutiert. Die Teilnehmenden aus der Tagesklinik (Tk) waren im
Durchschnitt etwas älter als die sonstigen Teilnehmenden
(M
Tk
=49,0;
SD
Tk
=10,6 vs.
M
Sonstige
=32,1;
SD
Sonstige
=15,8;
t
(357)
=12,669; p<,001;
d=1,257) und hatten weniger häufig einen
Universitätsabschluss (Tk: 26,7% vs. Sonstige: 50,0%;
χ2
(1)=22,75; p<,001;
Cramer’s V=,239). Die anteilige
Geschlechterzusammensetzung unterschied sich nicht (Tk: 60,4%; Sonstige:
66,5%;
χ
2
(2)
=2,26;
p=,323; Cramer’s V=,074). Eine
frühere Untersuchung hatte gezeigt, dass die Stichproben in Bezug auf
ihre Weisheitsstrategien ähnlich waren (Meier-Credner et al.,
under review).
Insgesamt nahmen 416 Personen im Alter von 18 bis 84 Jahren teil
(M=40,4; SD=15,9), wobei 63,5% der
Teilnehmenden weiblich waren. Ein Drittel (32,7%) hatte eine
abgeschlossene Berufsausbildung, über ein Drittel (37,3%) hatte
einen Hochschulabschluss, während 18,8% in der Ausbildung oder
im Studium waren. Weitere 3,4% hatten einen Meisterbrief, 3,8%
hatten keine Berufsausbildung und 4,1% machten dazu keine Angaben.
Durchführung
Nachdem die Teilnehmenden demografische Variablen zu Alter, Geschlecht und
Bildungsniveau angegeben hatten, erhielten sie eine kurze
Lebensdilemma-Beschreibung auf der Grundlage einer evaluierten Sammlung von
Lebensproblemen [30]. Jeder Person wurde
in zufälliger Reihenfolge eine Lebensdilemma-Beschreibung aus dem
Arbeitsleben und eine aus dem Privatleben vorgelegt. Solche Fallvignetten werden
in der Weisheitstherapie erfolgreich eingesetzt, um hilfreiche
Bewältigungsmöglichkeiten zu trainieren [29]
[30]. In der aktuellen Studie wurden die Teilnehmenden gebeten, sich
in die gegebene Lebensproblemsituation hineinzuversetzen und sich bei der
anschließenden Einschätzung der Weisheitsstrategien auf diese
Situation zu beziehen.
Zwei Fallvignetten, auf die die Weisheitsstrategien bezogen werden
Nachdem sie die erste Lebensproblemsituation gelesen hatten, wurden die
Teilnehmenden gebeten, einen Selbstbeurteilungsfragebogen zu Weisheitsstrategien
(12-WD-Skala, [1]) in Bezug auf diese
Situation auszufüllen. Danach erhielten sie die andere
Lebensproblembeschreibung und wurden gebeten, die 12-WD-Skala auch auf diese
Situation bezogen auszufüllen. Die beiden Vignetten lauteten wie
folgt:
Arbeitssituation: „Sie leiten seit 25 Jahren erfolgreich eine Abteilung.
Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt wegen eines Arbeitsunfalls
verlieren Sie Ihre Leitungsfunktion. Ihr neuer Vorgesetzter ist ein junger
Universitätsabsolvent.“
Privatsituation: „Sie sind in langjähriger Partnerschaft. Ihr
Partner/Ihre Partnerin verstirbt nach langer Krankheit. Sie erben
nichts, nur den Ehemann/die Ehefrau, der/die Ihre
Partnerin/Ihren Partner vor vielen Jahren erst betrogen und dann
verlassen hat.“
Manipulationscheck
Um zu überprüfen, ob die jeweilige Situation als ungerecht
empfunden wurde, wurden die Teilnehmenden gebeten, nach jeder Vignette
anzugeben, wie ungerecht sie die Situation empfanden: „Als wie ungerecht
nehmen Sie die Situation wahr? Bitte beurteilen Sie auf einer Skala von 0
(überhaupt nicht) bis 10 (sehr)“.
Außerdem wurden sie nach jeder Vignette gebeten anzugeben, wie gut sie
sich in die Situation der betroffenen Person hineinversetzen konnten:
„Wie gut konnten Sie sich in die Situation hineinversetzen? Bitte
beurteilen Sie auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 10
(sehr)“.
Weisheit: Ausfüllen der 12-WD-Skala
Nachdem die Teilnehmenden das Lebensproblem gelesen und angegeben hatten, wie
ungerecht ihnen dies erschien, wurden sie gebeten, auf der 12-WD-Skala
anzugeben, inwieweit sie den Weisheitsaussagen zustimmten, wenn sie über
die dargestellte Situation nachdachten. Die Antworten wurden auf einer
Likert-Skala von 0 (stimmt überhaupt nicht) bis 10 (stimmt genau)
gegeben.
Die Instruktion der 12-WD-Skala lautet: „Im Folgenden finden Sie ganz
unterschiedliche Aussagen und Leitsätze dazu, wie Menschen auf enorme
Schwierigkeiten und einschneidende Lebensbelastungen reagieren können.
Denken Sie bitte an die eben vorgestellte Situation. Entscheiden Sie für
jede Aussage, inwieweit das für Sie persönlich in dieser
Situation Sinn macht oder nicht.“
Ein globaler Weisheitswert kann als Durchschnittswert über alle Items
berechnet werden. Für eine genauere Differenzierung haben wir eine
Skalenanpassung von der ursprünglichen Skala von 1 bis 6 auf eine Skala
von 0 bis 10 vorgenommen. Zustimmungswerte ≤ 3 zeigen an, dass eine
Weisheitsstrategie für die betreffende Situation als wenig sinnvoll bzw.
nicht sinnvoll eingeschätzt wird. Zustimmungswerte ≥7 zeigen an,
dass eine Weisheitsstrategie in Bezug auf die betreffende Situation als sinnvoll
bzw. sehr sinnvoll eingeschätzt wird. Zustimmungswerte im mittleren
Bereich von 4 bis 6 zeigen an, dass die Weisheitsstrategie weder als sinnvoll
noch als nicht sinnvoll in Bezug auf die betreffende Situation
eingeschätzt wird.
Die Studie wurde von der Ethikkommission der Fakultät für
Lebenswissenschaften der Technischen Universität Braunschweig
geprüft und genehmigt (Nummer: FV-2019–10).
Statistische Auswertung
Der Grad der Zustimmung zu jeder Weisheitsstrategie in Bezug auf eine Vignette
(Privatsituation) wurde mit dem Grad der Zustimmung zu jeder Weisheitsstrategie
in Bezug auf die andere Fallvignette (Arbeitssituation) mit Hilfe von gepaarten
t-Tests verglichen. Um zu prüfen, inwieweit die Antwort auf die erste
und zweite Fallvignette miteinander zusammenhingen, wurden Pearson-Korrelationen
zwischen der Antwort auf die erste Fallvignette und der Antwort auf die zweite
Fallvignette berechnet. Die Daten sind auf Anfrage bei den Autoren oder
über open science framework erhältlich: https://osf.io/9aqyc/?view_only=d732080d23274c608724d1e27da8796d
Ergebnisse
Manipulationscheck
Wie eine Überprüfung der Wirksamkeit der Manipulation zeigte,
gaben die Teilnehmenden an, dass sie sich in die in den Fallvignetten
beschriebenen Situationen hineinversetzen konnten ([Tab. 1]). Auf die Frage, wie gut sie sich
in die Situation hineinversetzen konnten, gaben 67,7% der Teilnehmenden
in der Arbeitssituation und 61,1% der Teilnehmenden in der
Privatsituation einen Wert von 6 oder höher auf der Skala von 0
(überhaupt nicht) bis 10 (sehr) an. Die Teilnehmenden gaben an, dass sie
sich etwas besser in die Arbeitssituation hineinversetzen konnten als in die
Privatsituation.
Tab. 1
Vergleich des Zustimmungsgrades zu
weisheitsbezogenen Strategien der 12-WD-Skala nach einer
Vignette zu einer beruflichen oder privaten Problemsituation und
Überprüfung der Wirksamkeit der
Manipulation.
|
Präsentierte Vignette
|
|
|
|
Arbeit (N=386 bis 392)
|
Privat (N=386 bis 392)
|
Statistischer Unterschiedstest
|
|
Manipulationscheck
|
M (SD)
|
M (SD)
|
t-Test für gepaarte Stichproben
|
p-Wert
|
Effekt-größe d
|
Pearson-Korrelation der Antworten auf die beiden Vignetten
(Signifikanzniveau) N=383 bis 392
|
In der Lage, sich in die Situation hineinzuversetzen
|
6,72 (2,64)
|
6,05 (2,88)
|
4,638
|
<,001**
|
,236
|
,466 (p<,001)
|
Wahrnehmung der Situation als ungerecht
|
6,73 (2,68)
|
6,76 (2,85)
|
−0,185
|
,853
|
−,009
|
,289 (p<,001)
|
Weisheitsstrategien
|
|
|
Zweiseitige t-Tests und Bonferroniadjustiert
für 12 Tests.
|
|
1 Fakten- und Problemlösewissen
|
7,89 (2,18)
|
7,67 (2,36)
|
1,955
|
,616
|
,099
|
,531 (p<,001)
|
2 Kontextualismus
|
6,85 (2,54)
|
6,71 (2,64)
|
1,072
|
1,000
|
,054
|
,511 (p<,001)
|
3 Wertrelativismus
|
7,67 (2,39)
|
7,72 (2,49)
|
−0,377
|
1,000
|
−,019
|
,452 (p<,001)
|
4 Perspektivwechsel
|
6,73 (2,64)
|
6,21 (2,79)
|
3,822
|
,002*
|
,194
|
,521 (p<,001)
|
5 Empathie
|
6,79 (2,53)
|
6,64 (2,75)
|
1,177
|
1,000
|
,060
|
,550 (p<,001)
|
6 Problem- und Anspruchsrelativierung
|
7,37 (2,77)
|
7,96 (2,46)
|
−3,867
|
,001*
|
−,197
|
,350 (p<,001)
|
7 Selbstrelativierung
|
5,19 (2,90)
|
5,37 (2,86)
|
−1,420
|
1,000
|
−,072
|
,631 (p<,001)
|
8 Selbstdistanz
|
6,85 (2,59)
|
6,68 (2,76)
|
1,504
|
1,000
|
,077
|
,660 (p<,001)
|
9 Emotionswahrnehmung und -akzeptanz
|
7,84 (2,14)
|
8,02 (2,05)
|
−1,659
|
1,000
|
−,084
|
,509 (p<,001)
|
10 Emotionale Serenität und Humor
|
5,92 (2,74)
|
6,00 (2,76)
|
−0,678
|
1,000
|
−,034
|
,664 (p<,001)
|
11 Ungewissheitstoleranz
|
4,88 (2,84)
|
5,15 (3,01)
|
−2,356
|
,228
|
−,120
|
,695 (p<,001)
|
12 Nachhaltigkeit
|
6,24 (2,82)
|
6,15 (2,86)
|
0,773
|
1,000
|
,039
|
,689 (p<,001)
|
Globaler Weisheitswert
|
6,70 (1,40)
|
6,70 (1,43)
|
0,025
|
1,000
|
,001
|
,600 (p<,001)
|
Anmerkungen. *=sign. nach Bonferroni-Korrektur,
Alpha-Fehlerwahrscheinlichkeit von .05, ** =
sign. bei einer Alpha-Fehlerwahrscheinlichkeit von .001.
Die Teilnehmenden empfanden beide Situationen als gleichermaßen
ungerecht. 70,0% der Teilnehmenden in der Arbeitssituation und
67,7% der Teilnehmenden in der Privatsituation vergaben einen Wert von 6
oder höher auf der Ungerechtigkeitsskala von 0 (überhaupt nicht)
bis 10 (sehr).
Zustimmungsgrad zu den Weisheitsstrategien
Der Grad der Zustimmung zu jeder Weisheitsstrategie in Bezug auf eine Vignette
wurde mit dem entsprechenden Grad der Zustimmung in Bezug auf die andere
Vignette verglichen. Unabhängig davon, welche der beiden Vignetten der
12-WD-Skala vorausging, bewerteten die Teilnehmenden zehn der zwölf
Weisheitsstrategien als gleich bedeutsam. Dementsprechend ist auch der
Globalweisheitswert in Bezug auf die Arbeits- und die Privatsituation
ähnlich.
Zwei Unterschiede ergeben sich: Für die Arbeitssituation wird ein
Perspektivwechsel als bedeutsamer angesehen, während für die
Privatsituation Problem- und Anspruchsrelativierung als bedeutsamer angesehen
wird. Der statistische Effekt ist nach Cohen [31] gering.
Die Pearson-Korrelationen ([Tab. 1])
zeigen, dass die Weisheitsstrategien in Bezug auf die Arbeitssituation
ähnlich sind wie die Weisheitsstrategien in der Privatsituation. Die
Pearson-Korrelationen reichten von ,45 bis ,70, was einem moderaten bis starken
Effekt nach Cohen [31] entspricht.
Die durchschnittliche Zustimmung zu den Weisheitsstrategien schwankt zwischen 4,9
und 7,9 (Arbeitssituation) und 5,1 und 8,0 (Privatsituation). Keine der
Weisheitsstrategien wurde in Bezug auf eine oder beide Situationen als
überhaupt nicht sinnvoll eingestuft (Zustimmungsgrad ≤ 3) ([Tab. 1]). Cronbachs Alpha der 12-WD-Skala
beträgt in dieser Untersuchung .77.
Der Zustimmungsgrad der Teilnehmenden zu jeder der Weisheitsstrategien kann
für beide Vignetten in eine Rangfolge gebracht werden ([Tab. 2]). Die Reihenfolge der
Weisheitsstrategien variiert auf den ersten vier Plätzen. Fakten- und
Problemlösewissen, Emotionswahrnehmung und -akzeptanz, Wertrelativismus
sowie Problem- und Anspruchsrelativierung wurden von den Teilnehmenden als am
wichtigsten eingeschätzt. Die Reihenfolge der übrigen acht
Weisheitsstrategien ist in beiden Situationen identisch, nämlich
Kontextualismus, Selbstdistanz, Empathie, Perspektivwechsel, Nachhaltigkeit,
emotionale Gelassenheit und Humor, Selbstrelativierung und
Ungewissheitstoleranz, in dieser Reihenfolge.
Tab. 2
Rangfolge der Zustimmung der Teilnehmenden zu
den Weisheitsstrategien, in Bezug auf die Arbeits- bzw. die
Privatsituation.
Ranking
|
Arbeitssituation
|
M (SD)
|
Privatsituation
|
M (SD)
|
1
|
Fakten- und Problemlösewissen
|
7,89 (2,18)
|
Emotionswahrnehmung und -akzeptanz
|
8,02 (2,05)
|
2
|
Emotionswahrnehmung und -akzeptanz
|
7,84 (2,14)
|
Problem- und Anspruchsrelativierung
|
7,96 (2,46)
|
3
|
Wertrelativismus
|
7,67 (2,39)
|
Wertrelativismus
|
7,72 (2,49)
|
4
|
Problem- und Anspruchsrelativierung
|
7,37 (2,77)
|
Fakten- und Problemlösewissen
|
7,67 (2,36)
|
5
|
Kontextualismus
|
6,85 (2,54)
|
Kontextualismus
|
6,71 (2,64)
|
6
|
Selbstdistanz
|
6,85 (2,59)
|
Selbstdistanz
|
6,68 (2,76)
|
7
|
Empathie
|
6,79 (2,53)
|
Empathie
|
6,64 (2,75)
|
8
|
Perspektivwechsel
|
6,73 (2,64)
|
Perspektivwechsel
|
6,21 (2,79)
|
9
|
Nachhaltigkeit
|
6,24 (2,82)
|
Nachhaltigkeit
|
6,15 (2,86)
|
10
|
Emotionale Serenität und Humor
|
5,92 (2,74)
|
Emotionale Serenität und Humor
|
6,00 (2,76)
|
11
|
Selbstrelativierung
|
5,19 (2,90)
|
Selbstrelativierung
|
5,37 (2,86)
|
12
|
Ungewissheitstoleranz
|
4,88 (2,84)
|
Ungewissheitstoleranz
|
5,15 (3,01)
|
Diskussion
Diese Studie hat gezeigt, dass unabhängig davon, welche Art von Situation
(berufliches oder privates Lebensproblem) vorausging, der Zustimmungsgrad zu
verschiedenen Weisheitsstrategien situationsübergreifend weitgehend
übereinstimmt.
Bei zwei von zwölf Strategien ist – abhängig von der
vorangegangenen Fallvignette – ein Unterschied erkennbar. Werden die
Weisheitsstrategien pro Fallvignette nach Zustimmungsgrad geordnet, ergibt sich
für Perspektivwechsel jedoch kein Rangunterschied, während Problem-
und Anspruchsrelativierung in der Privatsituation zwei Ränge höher
(= stärkere Zustimmung) liegt als in der Arbeitssituation.
Pearson-Korrelationen deuten darauf hin, dass die Zustimmungsgrade zu den
Weisheitsstrategien nach der ersten und zweiten Vignette mäßig bis
stark zusammenhängen. Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass
Weisheitsstrategien weitgehend situationsübergreifend gelten. Dies steht im
Widerspruch zu früheren Ergebnissen, in denen Unterschiede zwischen
einzelnen Situationen beobachtet wurden [25]
[26]. In diesen früheren
Studien wurde jedoch nicht nach weiser Strategie, sondern nach weisem Schlussfolgern
gefragt.
Perspektivwechsel wird in der Arbeitssituation als etwas sinnvoller erachtet als in
der Privatsituation. So hielten es die Teilnehmenden vielleicht für
hilfreich, die Entscheidung aus der Perspektive des Arbeitgebers zu betrachten
(z. B. „der Betrieb muss auch bei Abwesenheit eines Mitarbeiters
weiterlaufen“), um eine Erklärung außerhalb ihrer selbst
für die ungerechte Situation zu finden (z. B. „es ging nicht
darum, mich zurückzustufen, sondern darum, den Betrieb am Laufen zu
halten“). Sie berichteten auch, dass die Vignette die Möglichkeit
offenließ, dass die Situation vorübergehend war, und sahen vor allem
Klärungsbedarf mit dem Arbeitgeber.
In der Privatsituation war kein solch entlastender Perspektivwechsel möglich.
In dieser Situation wurde Problem- und Anspruchsrelativierung mehr zugestimmt als in
der Arbeitssituation. Da der Tod des Partners bzw. der Partnerin endgültig
und unumkehrbar ist, die Motive des Partners bzw. der Partnerin, das Erbe nicht
anders zu regeln, nicht mehr geklärt werden können und die eigenen
Versäumnisse bei der Klärung des Erbes zu Lebzeiten nicht mehr
nachgeholt werden können, mag es nahe liegen, die eigenen Ansprüche
den unveränderlichen äußeren Umständen
anzupassen.
Der Zustimmungsgrad zu jeder der zwölf Weisheitsstrategien lag bei beiden
Fallvignetten etwa zwischen 5 und 8, wobei eine allgemeine Tendenz zur Zustimmung zu
beobachten war. Das bedeutet, dass sich die Mittelwerte auf der 12-WD-Skala von 0
bis 10 rechtssteil verteilten, was sich auch im globalen Weisheitsmittelwert von 6.7
für beide Fallvignetten widerspiegelt. Dieses Ergebnis stimmt
überein mit Linden et al. [1], die
ebenfalls eine Zustimmungstendenz beobachteten.
Die Rangfolge der Zustimmung zu jeder Weisheitsstrategie getrennt nach Vignetten
zeigt, dass die Reihenfolge der ersten vier Strategien variiert, während die
Reihenfolge der übrigen acht Strategien für beide Vignetten gleich
ist. Unter den Weisheitsstrategien auf diesen ersten vier Plätzen befindet
sich mit Problem- und Anspruchsrelativierung eine Weisheitsstrategie, bei der sich
auch im direkten Vergleich situationsabhängig Unterschiede ergaben. Problem-
und Anspruchsrelativierung liegt in der Privatsituation auf Platz 2 und in der
Arbeitssituation auf Platz 4. Der größte Rangplatzunterschied ergab
sich für Fakten- und Problemlösewissen (Arbeitssituation: Platz 1;
Privatsituation: Platz 4), diesbezüglich zeigte sich im direkten Vergleich
jedoch kein bedeutsamer Unterschied. Insgesamt werden die Rangplatzunterschiede auf
den ersten vier Plätzen daher für wenig bedeutsam
eingeschätzt.
Auch wenn nicht alle Aspekte weisen Denkens gleichermaßen nützlich
sein mögen [27], sind
Weisheitsstrategien, die mehr Zustimmung erhalten, nicht unbedingt
tatsächlich wichtiger für die Bewältigung schwieriger
Situationen. Möglicherweise spiegelt die Rangfolge eher die
Eingängigkeit und Vertrautheit mit den einzelnen Weisheitsstrategien wider.
Genau zu wissen, was das Problem ist (Fakten- und Problemlösewissen) und
nicht zu erwarten, dass man immer gute Stimmung hat (Emotionswahrnehmung und
-akzeptanz), ist unmittelbar verständlich. Auch die Vorstellung, dass jeder
auf seine Weise glücklich sein sollte (Wertrelativismus) und dass man mit
dem, was man hat, besser zufrieden ist (Problem- und Anspruchsrelativierung), ist
intuitiv naheliegend. Mehr Raum für Interpretationen lassen die
Weisheitsstrategien am anderen Ende der Skala, der Versuch, sich selbst nicht so
wichtig zu nehmen (Selbstrelativierung) und die Einstellung „es kommt, wie
es kommt“ (Ungewissheitstoleranz), die möglicherweise auch daher
weniger uneingeschränkte Zustimmung finden.
Folgende Grenzen der aktuellen Studie müssen berücksichtigt und die
Ergebnisse daher als vorläufig betrachtet werden: Den Teilnehmenden wurden
mehrere Weisheitsstrategien vorgelegt. Es ist unbestreitbar einfacher, vorgegebenen
möglichen Strategien zuzustimmen, als sie selbst in einer herausfordernden
Situation abzurufen oder gar anzuwenden. Im Alltag kann das Setting einer Situation
– z. B. beruflicher oder privater Kontext - beeinflussen, welche
Weisheitsstrategien unmittelbar abgerufen werden (z. B. eher Fakten- und
Problemlösewissen im beruflichen Kontext oder eher Emotionswahrnehmung und
-akzeptanz im privaten Kontext). Dabei könnte es hilfreich sein, gerade
diejenigen Weisheitsstrategien zu berücksichtigen, die in der jeweiligen
Situation weniger häufig einbezogen werden. In der aktuellen Studie wurde
nicht erfasst, in welchem Ausmaß die Personen die beschriebenen Situationen
als persönlich bedeutsam erlebten. In Situationen, die als
persönlich sehr bedeutsam erlebt werden, könnte es schwieriger sein,
sich zu distanzieren und spontan auf eine breite Palette grundsätzlich
vorhandener Weisheitsstrategien zurückzugreifen [27]. Möglicherweise haben die
Teilnehmenden bei der zweiten Messung der 12-WD Skala ähnlich wie bei der
ersten geantwortet, weil sie sich an die Antworten erinnerten und konsistent
erscheinen wollten. Beide Situationen waren mit einem Verlust verbunden.
Wie bei jeder Form der Untersuchung mittels Fallvignetten ist limitierend zu
berücksichtigen, dass die verwendeten Vignetten ein gewisses Maß an
Interpretationsspielraum lassen.
Künftiger Forschung obliegt es, zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse
dieser Studie auf andere Arten von Situationen übertragen werden
können und ob sich die spontanen Reaktionen der Teilnehmenden auf
verschiedene herausfordernde Situationen unterscheiden, wenn keine
Weisheitsstrategien zur Auswahl angeboten werden.
Zusammenfassend haben wir in dieser Studie Weisheitsstrategien in Bezug auf zwei
verschiedene Fallvignetten verglichen, eine aus dem privaten und eine aus dem
beruflichen Lebensbereich. Für beide Situationen aus den verschiedenen
Lebensbereichen werden weitgehend dieselben Weisheitsstrategien als sinnvoll
angesehen.
Für psychologische Weisheitstrainings bedeutet dies, dass kein Bedarf an
bereichsspezifischen Trainings erkennbar ist, sondern der Ansatz, grundlegende
Weisheitsstrategien zu fördern [z. B. 28], beibehalten werden kann.
So kann sich ein Weisheitstraining z. B. auf eine private Problemsituation
konzentrieren, wenn man ein berufliches Problem hat, und andersherum. Dies wird in
der Weisheitstherapie bereits so gehandhabt [29]. Darüber hinaus könnte es hilfreich sein, den Nutzen
der Weisheitsstrategien, denen die Teilnehmenden dieser Studie am wenigsten
zustimmten, nämlich Selbstrelativierung und Ungewissheitstoleranz, explizit
zu thematisieren. Weisheitsförderung zielt darauf ab, Weisheitsstrategien zu
trainieren, und ist bereits wirksam [29].
Zudem könnte es hilfreich sein, konkretes weises Verhalten praktisch zu
trainieren, z. B. wie man ein Gespräch beginnt, um
zusätzliche Informationen zu erhalten, oder wie man sich in einer emotional
überwältigenden Situation selbst reguliert, um weise Strategien
abrufen zu können.
Schlussfolgerung
Insgesamt stimmten die Teilnehmenden den Weisheitsstrategien in der Arbeits- und in
der Privatsituation in ähnlicher Weise zu. Das legt nahe, dass Menschen
grundlegenden Weisheitsstrategien unabhängig von situationsspezifischen
Hinweisen zustimmen und in verschiedenen Lebensbereichen ähnliche
Weisheitsstrategien für sinnvoll halten.
Fazit für die Praxis
-
Menschen stimmen grundlegenden Weisheitsstrategien
situationsübergreifend tendenziell zu.
-
Die Ergebnisse unterstützen den bisherigen Ansatz, grundlegende
Weisheitsstrategien lebensbereichsübergreifend zu
fördern.
-
Neben der Förderung weiser Einstellungen und Strategien
könnte es hilfreich sein, konkretes weises Verhalten praktisch zu
trainieren.
Beiträge der Autorinnen
B.M. konzipierte und supervidierte die Studie, stellte die Forschungsfrage und trug
zur Überarbeitung des Manuskripts bei. A.M.-C. trug zum Studiendesign bei,
sammelte und analysierte die Daten, schrieb den ersten Entwurf des Manuskripts und
nahm Überarbeitungen vor. M.E.-K. unterstützte die Datenerhebung und
trug zur Diskussion bei.