CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen 2023; 85(10): 955-958
DOI: 10.1055/a-2110-6597
Kurzmitteilungen

ÖGD-Expertise in die Forschung bringen: eine Workshop-Reihe zu vektorübertragenen und weiteren zoonotischen Erkrankungen

Integrating Public Health Expertise in Research: a Series of Workshops about Vector-Borne and Other Zoonotic Diseases
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
,
Christiane Klier
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
,
Christina Princk
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
,
Kristin Meyer-Schlinkmann
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
,
Maren Mylius
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
,
Kerstin Dressel
2   Geschäftsführung, Süddeutsches Institut für empirische Sozialforschung e. V. – sine-Institut gGmbH, München, Germany
,
Sebastian Kleele
3   Sine-Institut, Süddeutsches Institut für empirische Sozialforschung e. V. – sine-Institut gGmbH, München, Germany
,
Fenja Winter
4   Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, WHO Collaborating Centre for Research and Training in the Human-Animal-Environment Interface, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
4   Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, WHO Collaborating Centre for Research and Training in the Human-Animal-Environment Interface, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover, Germany
,
Jürgen Rissland
5   Institut für Virologie/Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany
,
Anna Sternjakob
6   Institut für Virologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
,
Gerhard Dobler
7   Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, Bundeswehr, München, Germany
,
Rainer Oehme
8   Gesundheitsschutz, Infektionsschutz und Epidemiologie, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
,
Rainer Günter Ulrich
9   Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger, Friedrich-Loeffler-Institut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Greifswald – Insel Riems, Germany
10   Standort Hamburg-Lübeck-Borstel-Riems, Deutsches Zentrum für Infektionsforschung eV, Greifswald-Insel Riems, Germany
,
Johannes Dreesman
1   Infektionsepidemiologie, Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, Germany
› Author Affiliations
Fundref Information Bundesministerium für Bildung und Forschung — http://dx.doi. org/10.13039/501100002347; 01KI1721A
 

Zusammenfassung

Forschungsverbünde müssen die Bedürfnisse und Anforderungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) verstehen, um geeignete Werkzeuge und Strategien zu entwickeln, die ihn bei der Risikoidentifikation und - kommunikation unterstützen können. Die Forschungsverbünde für zoonotische Infektionen RoBoPub, Q-GAPS, TBENAGER und ZooBoCo haben ein Workshop-Format genutzt, um die Expertise des ÖGD in ihre Arbeit einzubinden. Wir stellen die Ergebnisse der drei Workshops dar, die im Rahmen des Jahreskongresses des Bundesverbandes der Ärzt:innen des ÖGD in den Jahren 2018, 2019 und 2022 mit Vertreter:innen des ÖGD durchgeführt wurden. Jeder Workshop dauerte 90 Minuten und wurde im World-Café-Format mit jeweils unterschiedlichen Themenschwerpunkten abgehalten. Im ersten Workshop wurden Probleme, Ziele, Lösungen und Anforderungen an die Forschungsverbünde bezüglich der beruflichen und privaten Exposition gegenüber Nagetier-übertragenen Infektionen, sowie dem Einsatz von Risikokarten zusammengetragen. Im zweiten und dritten Workshop wurden Risikokommunikationsstrategien anhand von Ausbruchsszenarien oder Szenarien mit neu identifizierten Risikogebieten erarbeitet. An jedem Workshop nahmen mehr als 20 Personen teil, von denen je mindestens die Hälfte in kommunalen Gesundheitsämtern tätig war. Die Workshops ergaben, dass von den Forschungsverbünden vor allem praxisbezogenes, zielgruppenspezifisches Material für die Risikokommunikation erwartet wurde. In der Erfahrung der Teilnehmenden ist der direkte Kontakt zu Betroffenen in der Risikokommunikation essentiell. Um Aufmerksamkeit für die Risikolage zu erzeugen und Kontakt zu den Zielgruppen herzustellen, können soziale Medien traditionelle Medien ergänzen, vor allem bei schwer erreichbaren Zielgruppen. Ihr Einsatz sollte jedoch vorab sorgfältig abgewogen und geplant werden. Das Workshop-Format erwies sich als geeignet, um den ÖGD in die Forschungsvorhaben einzubinden. Die Anforderungen des ÖGD konnten in den Verbünden in Form eines Leitfadens, eines Risikomanagementplans und Erregersteckbriefen umgesetzt werden. Bei der Integration des ÖGD sollte bedacht werden, wie die Arbeitsbelastung für ÖGD-Vertreter:innen gering gehalten und wie ein passendes Kollektiv erreicht werden kann.


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Abstract

Research groups must understand the needs and requirements of the public health service to be able to develop tools and strategies for supporting it in risk assessment and risk communication. The zoonotic research consortia RoBoPub, Q-GAPS, TBENAGER and ZooBoCo used the format of workshops to include the expertise of the public health service system in their work. We present the results of three workshops that were held with representatives of the German public health service as part of the annual congress of the Federal Association of Physicians of German Public Health Departments in 2018, 2019 and 2022. Each workshop, held in a world-café format, lasted 90 minutes and had its own thematic focus. In the first workshop, information on the goals, problems, solutions and expectations of the public health service from the research consortia concerning exposure to rodent-borne infections during their occupational and leisure-time activities as well as the use of risk maps was collected. In the second and third workshops, participants developed risk communication strategies based on scenarios of outbreaks and identifications of new risk areas. Each workshop had more than 20 participants, of which at least half worked for local public health authorities. Foremost, participants expected practical, target group-specific material for risk communication from the research groups. According to the experience of most participants, direct contact with the affected groups was essential for risk communication. To raise awareness of the situation and establish contact with the relevant target groups, social media can complement traditional media, especially for hard-to-reach groups. However, their use should be considered and planned carefully. The workshop format was appropriate for integrating the public health expertise in the research activities. The expectations of the public health service on material for risk communication could be translated into a guideline, a risk management plan and pathogen descriptions by the research groups. When integrating the expertise of the public health authorities in their work, research groups should consider how to reach a suitable panel of representatives and how to keep the workload for those at an acceptably low level.


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Einleitung

Die Information der Bevölkerung zu Themen des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung ist eine relevante Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), die bei räumlich begrenzten Risiken, wie Krankheitsausbrüchen, den lokalen Gesundheitsbehörden zufällt. Um den ÖGD dabei zu unterstützen, sollen Forschungsprojekte neue Erkenntnisse über Infektionserreger generieren und in Werkzeuge und Strategien für die Risikoidentifikation und -kommunikation übersetzen. Dazu müssen sie Wege finden, um die Expertise des ÖGD in ihre Arbeit einzubinden und seine Bedürfnisse und Anforderungen zu verstehen.

Die interdisziplinären Forschungsverbünde RoBoPub (Strengthening PUBlic health by understanding the epidemiology of ROdent-BOrne diseases), Q-GAPS (Q fever GermAn Interdisciplinary Program for ReSearch), ZooBoCo (Zoonotic Bornavirus Consortium) und TBENAGER (Tick-Borne ENcephAlitis in GERmany), die dem „Forschungsnetz zoonotische Infektionskrankheiten“ angehören, erforschen seit 2017 mehrere zoonotische Erreger. Der RoBoPub-Verbund befasst sich mit primär Nagetier-übertragenen Hantaviren und Leptospiren. Der Q-GAPS-Verbund beschäftigt sich mit dem Q-Fieber, für dessen Erreger Coxiella burnetii die Hauptreservoire in Deutschland v. a. Schafe und Ziegen sind. Im ZooBoCo-Verbund werden Bornaviren erforscht, die von Bunt- und Schönhörnchen sowie Spitzmäusen auf den Menschen übertragen werden können. Der Verbund TBENAGER befasst sich mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Virus, das von Zecken auf den Menschen übertragen wird. Die Verbünde haben eine Workshop-Reihe mit Vertreter:innen des ÖGD durchgeführt, um ihre Expertise in der Risikokommunikation und ihre Ansprüche an Hilfsmaterialien zu sammeln und in die Forschungsarbeit einzubinden.

Dieser Kurzbericht gibt eine Übersicht über Format und Ergebnisse der Workshops. Die Langversion des Berichts steht auf der Seite des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) zur Verfügung (https://www.nlga.niedersachsen.de/robopub/uebersicht-205134.html).


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Methodik

In den Jahren 2018 und 2019 wurde je ein Workshop durch den RoBoPub-Verbund und 2022 gemeinsam durch die Forschungsverbünde RoBoPub, Q-GAPS, ZooBoCo und TBENAGER im Rahmen des Jahreskongresses des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD-Kongress) veranstaltet. Die Workshops wurden vorab bundesweit in verschiedenen ÖGD-Netzwerken beworben.

Die Workshops dauerten jeweils 90 Minuten und erfolgten im World-Café-Format. Dabei bearbeiteten die Teilnehmenden Themen in Kleingruppen an drei bis vier Stationen mit Hilfe von Leitfragen. Die Ergebnisse wurden an Stellwänden dokumentiert. Die Moderation übernahmen jeweils Mitarbeitende der Verbünde. Durch einen Wechsel der Stationen konnten die Teilnehmenden mehrere Themen bearbeiten und die Antworten ihrer Vorgängergruppe diskutieren, sie ergänzen und ihren Zu- oder Widerspruch durch definierte Symbole dokumentieren. Abschließend wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeiten im Plenum vorgestellt. Jeder Workshop wurde durch die Moderator:innen und anhand der mündlichen Rückmeldungen der Kleingruppen evaluiert. Der Workshop 2022 wurde zusätzlich mittels Fragebogen evaluiert.

Der erste Workshop beschäftigte sich mit Erwartungen der ÖGD-Vertreter:innen an die Arbeit zu Nagetier-übertragenen Krankheiten des RoBoPub-Verbundes bezüglich

  1. beruflicher Expositionen

  2. privater Expositionen

  3. Einsatz von Risikokarten durch den ÖGD

Im zweiten und dritten Workshop sollten die Teilnehmenden anhand von Leitfragen Risikokommunikationsstrategien für verschiedene realitätsnahe Szenarien entwickeln, indem sie die Zielgruppen mit Rücksicht auf mögliche Zugangshürden, die Kommunikationswege mit Bedacht auf die Rolle sozialer Medien, sowie die zu transportierenden Inhalte definieren. Die Szenarien behandelten Erkrankungsausbrüche und Risikogebiete.

Im zweiten Workshop wurden folgende Szenarien vorgegeben:

  1. Erkrankungen an Botulismus durch Trockenfischprodukte, vertrieben in Supermärkten, die sich auf russische Spezialitäten fokussieren.

  2. Erkrankungen an Typhus durch schlechte Hygienebedingungen bei einem naturnahen Festival an einem abgelegenen Ort, mit Teilnehmenden aus verschiedenen Staaten.

  3. Erkrankungen an Hepatitis A bei Männern, die Sex mit Männern haben und sich über Dating-Apps verabreden.

Im dritten Workshop wurden folgende Szenarien vorgegeben:

  1. Ausbruch von Leptospirose unter saisonalen, osteuropäischen Arbeitskräften während der Ernte auf einer Erdbeerfarm.

  2. Ausbruch von Q-Fieber in einem naturnahen Stadtteil.

  3. Identifikation tödlicher Bornavirus-Infektionen in einem Risikogebiet.

  4. Geplante Einrichtung eines Waldkindergartens in der Nähe eines neuen FSME-Naturherdes.


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Ergebnisse

Beteiligung an den Workshops

2018 nahmen insgesamt 24, 2019 22 und 2022 24 Personen an den Workshops teil. Davon arbeiteten in den einzelnen Jahren je 24 (100%), 20 (91%) und 12 (50%) in lokalen Gesundheitsämtern. Die restlichen Teilnehmenden kamen aus Unikliniken, Gesundheitsbehörden auf Landesebene, Gesundheitsministerien und einem Bundesforschungsinstitut.


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Ergebnisse der Workshops

Im ersten Workshop wurde die Relevanz von Zielgruppen-spezifischen Informationsmaterialien für die Risikokommunikation betont. Es solle praxisnah und berufsbezogen sowie ggf. mehrsprachig und Piktogramm-gestützt sein. Da der Forschungsverbund über die Expertise und Ressourcen verfügt, solle er Fragebögen und Presseinformationen bereitstellen, die vom ÖGD bei einem Ausbruch schnell angepasst und zeitnah eingesetzt werden können. Eine weitere Unterstützung können digitale Karten bieten, die regelmäßig aktiv verteilt werden und möglichst kleinräumige Informationen darstellen sollten. Sie sollten ggf. durch Texte ergänzt werden. Dem ÖGD falle die Verknüpfung lokaler Akteure und die Sensibilisierung der lokalen Ärzteschaft für die Erreger zu.

Im zweiten und dritten Workshop waren die Teilnehmenden mehrheitlich der Ansicht, dass die traditionellen Medien wie Druck- und Rundfunkmedien nicht von allen Zielgruppen gleichermaßen genutzt werden, und für einige der spezifische Kontakt über soziale Medien eine wichtige Ergänzung sei. Es müsse jedoch jeweils ermittelt werden, ob und welche sozialen Medien von den Zielgruppen genutzt werden. Beispiele waren die Nutzung von Chatgruppen unter Festivalbesucher:innen und Erntearbeitenden oder Dating-Apps bei Nachtclubbesucher:innen. Soziale Medien sollen jedoch hauptsächlich für den initialen Kontakt zu der Zielgruppe und das Erzeugen von Aufmerksamkeit für das Geschehen genutzt werden. Tiefergehende Informationen sollen in Präsenzveranstaltungen oder über die Webseiten der Gesundheitsbehörden verbreitet werden. Eine unüberlegte weite Streuung auf sozialen Medien, welche sich primär an andere Bevölkerungsgruppen richten, sei zu vermeiden, da sie zur Verunsicherung von unbetroffenen Personen führen könne.

Wichtig seien zudem Multiplikator:innen, sprich Personen oder Einrichtungen, die Zugang zu der Zielgruppe haben und an diese Informationen weiterleiten können. Dies können u. a. Kirchengemeinden, Berufs- und Interessensverbände oder Beratungsstellen sein.


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Ergebnisse der Workshop-Evaluation

An der Evaluation des dritten Workshops nahmen 21 der 24 (88%) Teilnehmenden teil. Alle empfanden das Niveau der Veranstaltung als angemessen. Es schätzten 17 Teilnehmende (81%) ihren Lerneffekt als gut ein und 4 (19%) als angemessen. Die Veranstaltungsdauer bewerteten 18 Teilnehmende (86%) als angemessen und 3 (14%) als zu kurz. Als besonders gut wurde die interaktive Bearbeitung der praxisnahen, komplexen Szenarien in Kleingruppen, die Möglichkeiten zur spontanen Wortmeldung und der fachliche Beitrag der Moderator:innen empfunden, insbesondere bei den unbekannteren Erregern, wie den Bornaviren.


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Diskussion und Schlussfolgerungen

Das Workshop-Format erlaubte in kurzer Zeit einen intensiven Austausch der Beteiligten und brachte den ÖGD-Vertreter:innen und Forschungsverbünden einen gegenseitigen Nutzen. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Teilnehmenden einen Lerneffekt für ihren Arbeitsbereich sah. Gleichzeitig halfen die Einblicke in die Risikokommunikationsstrategien des ÖGD und seine Anforderungen an unterstützende Materialien den Forschungsverbünden ihre Arbeit zu fokussieren. Nach Abschluss der Forschungsförderung stehen die beteiligten Institutionen dem ÖGD als Ansprechpartner weiterhin zur Verfügung. Die bereitgestellten Materialien werden weiterhin gepflegt. Darüber hinaus hat sich aus der Zusammenarbeit in den Forschungsprojekten eine informelle Netzwerkbildung ergeben, die zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit beim Management mehrerer Infektionsausbrüche und besonderer infektiologischer Herausforderungen geführt hat.

Der Bedarf nach praxisnahem, Zielgruppen-spezifischem Material wurde im RoBoPub-Projekt durch die Erstellung eines Risikomanagementplans umgesetzt, der Informationsmaterialien, Vorlagen für Presseinformationen und Kontaktdaten für die Behörden-interne Kommunikation bei Fällen und Ausbrüchen enthält. Zudem wurde ein Prognosemodell für Puumala-Hantavirus-Infektionen für Nordrhein-Westfalen (NRW) und Niedersachsen erarbeitet, durch das ab 2022 jährlich Risikokarten auf Landkreis-Ebene generiert werden, die auf den Internetseiten des NLGA (https://www.nlga.niedersachsen.de/robopub/uebersicht-205134.html) und dem Landeszentrum für Gesundheit NRW (https://www.lzg.nrw.de/inf_schutz/surveillance/multires/hantavirus/index.html) verfügbar sind.

Um speziell Mitarbeitende des öffentlichen Gesundheits- und Veterinärwesen bei der Prävention und Bekämpfung von Q-Fieber zu unterstützen, wurde im Rahmen des Q-GAPS-Verbundes ein Q-Fieber-Leitfaden entwickelt. Dieser enthält Hintergrundinformationen über Q-Fieber bei Mensch und Tier, formuliert Handlungsempfehlungen für verschiedene Q-Fieber-Szenarien und stellt Begleitmaterial in Form von Fragebögen, Pressemitteilungen und Info-Flyern für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung. Sämtliche Materialien können als Vorlage frei genutzt und individuell angepasst werden, wenn in einem Landkreis ein Q-Fieber-Geschehen auftritt. Der Leitfaden legt dabei einen Schwerpunkt auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Kontrolle von Q-Fieber. Leitfaden inkl. Begleitmaterialien sowie weitere Informationen zu Q-Fieber und Kontakte zu den Expert:innen sind auf der Verbund-Webseite (www.q-gaps.de) verfügbar.

Da Bornaviren bisher noch relativ unbekannt waren, wurde durch das ZooBoCo-Konsortium Aufklärungsmaterial für die Allgemeinbevölkerung auf der Homepage des Robert Koch-Institutes (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Bornavirus/Bornavirus.html) und des Friedrich-Loeffler-Institutes (https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/bornaviren/) zur Verfügung gestellt.

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass lokale Gesundheitsämter soziale Medien bisher nur limitiert für die Risikokommunikation einsetzen. Die sorgfältige Abwägung von Vor- und Nachteilen des Einsatzes und die Planung bereits vor Krisensituationen wird auch vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) empfohlen [1]. In ihrer Leitlinie zur Risikokommunikation in gesundheitsbedrohlichen Krisensituationen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwar, dass soziale Medien ebenso wie traditionelle Medien Teil einer Kommunikationsstrategie bilden sollten, verweist jedoch ebenso darauf, dass ihr Einsatz Planung, sowie Zeit- und Personalressourcen erfordert, um Vertrauen aufzubauen [2].

Es zeigte sich, dass das Workshop-Format im Rahmen des BVÖGD-Kongresses den ÖGD-Vertreter:innen eine niedrigschwellige Teilnahme ermöglichte, ohne zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand für die Anreise zu einer eigenständigen Veranstaltung zu erfordern. Die Übersicht der Teilnehmenden zeigt, dass die Hauptzielgruppe, ÖGD-Vertreter:innen aus den lokalen Strukturen, erreicht werden konnte und diese bereit sind sich als Expert:innen in Forschungsprojekte einzubringen. Der verringerte Anteil von Teilnehmenden aus den lokalen Strukturen im Jahr 2022, geht vermutlich auf die andauernd hohe personelle Belastung durch die SARS-CoV-2-Pandemie zurück.

Wir haben einen erfolgreichen Weg beschrieben, den ÖGD in die Forschungsarbeit einzubinden, der auch für andere Forschungsverbünde umsetzbar ist. Es sollte dabei bedacht werden, wie die aktuelle Arbeitsbelastung der lokalen Behörden ist, wie man sie erreichen kann und ob die regionale Verteilung und somit die Auswahl von Teilnehmenden für die Projektarbeit relevant ist.


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Hinweis

Dieser Artikel wurde gemäß des Erratums vom 13.9.2023 geändert.


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Erratum

Im oben genannten Artikel wurde nur Schmitz S. R. als Erstautorin genannt. Richtig ist: Schmitz S. R. und Klier C. teilen sich die Erst-Autorenschaft.


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Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Danksagung

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden der Workshops für ihre Mitarbeit und Expertise und bei dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Finanzierung der Forschungsverbünde.

  • Literatur

  • 1 European Centre for Disease Prevention and Control. Social media strategy development – A guide to using social media for public health communication. Stockholm: ECDC; 2016.
  • 2 Christof C, Nußbaumer-Streit B, Gartlehner G. Risikokommunikation in gesundheitsbedrohlichen Krisensituationen: Zusammenfassung einer WHO-Leitlinie [Communicating Risk in Public Health Emergencies: A WHO Guideline for Emergency Risk Communication (Erc) Policy and Practice]. Gesundheitswesen 2019; 81: 846-849

Korrespondenzadresse

Dr. Johannes Dreesman
Niedersächsisches Landesgesundheitsamt
Infektionsepidemiologie Roesebeckstraße 4–6
30449 Hannover
Germany   

Publication History

Article published online:
21 August 2023

© 2023. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).

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  • Literatur

  • 1 European Centre for Disease Prevention and Control. Social media strategy development – A guide to using social media for public health communication. Stockholm: ECDC; 2016.
  • 2 Christof C, Nußbaumer-Streit B, Gartlehner G. Risikokommunikation in gesundheitsbedrohlichen Krisensituationen: Zusammenfassung einer WHO-Leitlinie [Communicating Risk in Public Health Emergencies: A WHO Guideline for Emergency Risk Communication (Erc) Policy and Practice]. Gesundheitswesen 2019; 81: 846-849