PPH 2023; 29(05): 212-213
DOI: 10.1055/a-2112-8371
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Missbrauch in der Kindheit beeinträchtigt Gefühlsverarbeitung im Erwachsenenalter

Universität Leipzig

Wer in der Kindheit misshandelt oder vernachlässigt wurde, hat im Erwachsenenalter mit größerer Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten, eigene Emotionen einzuordnen und zu verarbeiten. Julia Ditzer, Absolventin des Wilhelm-Wundt-Instituts für Psychologie an der Universität Leipzig, hat diesen Zusammenhang zwischen Kindesmissbrauch und Alexithymie, also Schwierigkeiten, eigene Emotionen zu identifizieren und zu beschreiben, gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Psychological Bulletin“ veröffentlicht.

In einer Metaanalyse analysierte Julia Ditzer gemeinsam mit Forschenden der Stanford Universität (USA), der Hebrew University of Jerusalem (Israel) und der Adam Mickiewicz Universität Posen (Polen), ob es einen Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und Alexithymie gibt und welche Arten von Kindesmisshandlung besonders stark damit verbunden sind.

Ditzer und ihre Kolleg*innen werteten dafür 83 Studien aus der ganzen Welt zu der Thematik aus. Diese enthielten 99 unabhängige Stichproben und schlossen insgesamt 36 141 Studienteilnehmende ein, die sowohl über Details einer eventuellen Kindesmisshandlung als auch über die Ausprägung von Alexithymie im Erwachsenenalter berichteten.

Die Analyse bestätigte, dass Kindesmisshandlung mit der allgemeinen Erwachsenen-Alexithymie zusammenhängt. Darüber hinaus stellten die Forschenden fest, dass Alexithymie bei Erwachsenen besonders mit Fällen von emotionalem Missbrauch, emotionaler Vernachlässigung und körperlicher Vernachlässigung verbunden ist. Auch bei sexuellem und körperlichem Missbrauch sei der Zusammenhang nachweisbar, allerdings in etwas geringerem Maße. Ditzer erklärt diesen Zusammenhang damit, dass vernachlässigte Kinder weniger Positivbeispiele und weniger Gelegenheiten für eine gesunde Emotionsverarbeitung erleben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. September 2023

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