Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2149-4027
sNfL – Biomarker der Enzephalopathie zur Früherkennung der Pneumonie-Komplikation
Ein neuroaxonaler Schaden führt zur Freisetzung des Neurofilament Lightchain Polypeptids (NfL) ins Serum. Dies kann bei einer Vielzahl von neurologischen Erkrankungen beobachtet werden, aber auch im Rahmen der Infekt-getriggerten Enzephalopathie. Diese ist hauptsächlich charakterisiert durch Symptome eines Delirs mit (sub-)akuten qualitativen und quantitativen Bewusstseinsstörungen sowie Agitation, Halluzinationen, reduzierter Konzentrationsfähigkeit und einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus.
Chung HY, Wickel J, Oswald M, Dargvainiene J et al. Neurofilament light chain levels predict encephalopathy and outcome in community-acquired pneumonia. Ann Clin Transl Neurol 2023; 10: 204–212. doi: 10.1002/acn3.51711
Die Enzephalopathie kann verursacht werden durch eine systemische Inflammationsreaktion, bspw. durch eine schwere lokale Infektion wie die ambulant erworbene Pneumonie (community-acquired pneumonia, CAP).
Pneumonie-assoziierte Verwirrtheit ist ein häufiges Symptom der CAP, das mit einem schlechten Outcome der Patienten assoziiert ist. Die Autoren postulieren, dass das Auftreten des Delirs in CAP-Patienten mit einem messbar erhöhten Serum-NfL (sNfL)-Level einhergeht und sich sNfL daher als Biomaker zur Prognosebestimmung bei CAP-Patienten eignet.
Nach Einteilung von 150 Patienten aus der CAPNETZ-Studie, einer multizentrischen longitudinalen Beobachtungsstudie zur CAP bei Erwachsenen, in unterschiedliche Krankheitsschweregrade mit und ohne Delir-Symptomatik, stellte sich heraus, dass die sNfL-Konzentration mit der Delir-Symptomatik, jedoch nicht mit dem Krankheitsschweregrad korreliert (siehe [Tab. 1]). Unabhängig von der Pneumonieschwere – klassifiziert nach CRB – stellte sNfL sich zudem als prognostischer Marker für eine erhöhte Mortalität und einen verlängerten Krankenhausaufenthalt oder eine Überweisung in ein Pflegeheim oder ReHa-Zentrum im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt heraus. Als Schwellenwert für erhöhtes sNfL identifizierten die Autoren 38 pg/ml.
Aus ihren Ergebnissen leiten Chung et al. ab, dass das Auftreten der Enzephalopathie mit erhöhter sNfL-Konzentration im Rahmen der CAP als komplizierter Krankheitsverlauf mit schlechter Prognose angesehen werden kann. Limitierend verbleibt zu vermerken, dass unabhängig von der Delir-Symptomatik erhöhe sNfL-Werte auch bei Patienten erhöhten Alters und mit chronischen Lebererkrankungen festgestellt wurden. Zudem sollte bei der Auswertung des sNfL beachtet werden, dass der Marker stark von der Krankheitsdynamik abhängt und in frühen Krankheitsstadien (< 4 Tage) unterschätzt werden kann.
Anstieg des sNfL-Peptids im Blut während der CAP kann auf eine Enzephalopathie hinweisen. Diese ist als Pneumonie-Komplikation zu betrachten und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines negativen Outcomes unabhängig vom CRB-Schweregrad des Patienten.
Christina Julius
Publication History
Article published online:
11 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany