Anlässlich der Krisen der letzten Jahre – v. a. der
SARS-CoV-2-Pandemie, der Flutkatastrophe an Ahr und Erft und wiederholter
Hitzewellen – befasst sich der Sachverständigenrat zur Begutachtung
der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) in seinem Gutachten 2023
„Resilienz im Gesundheitswesen“ intensiv mit der potenziellen
Gefährdung des deutschen Gesundheitssystems durch Extremsituationen und mit
Wegen zur Bewältigung künftiger Krisen. Die aus seiner Sicht lange
Zeit verbreitete Selbstwahrnehmung, Deutschland sei dank seines ausdifferenzierten
Gesundheitssystems auch auf unvorhergesehene Entwicklungen sehr gut vorbereitet,
hält er für trügerisch. Der Sachverständigenrat
schätzt das Gesundheitssystem vielmehr als komplex, fragil und wenig
anpassungsfähig ein. Schon zu normalen Zeiten leide es an einer
unzulänglichen Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen,
einer defizitären Digitalisierung und einem
unverhältnismäßigen Datenschutzverständnis. Auf
Pandemien, Folgen des Klimawandels oder andere Krisen sei es nicht hinreichend
vorbereitet. Der SVR fordert daher, die strukturelle Widerstandsfähigkeit
des Systems zu stärken. Da krisenartige Herausforderungen verschiedene
Lebensbereiche gleichzeitig betreffen können, empfiehlt er einen
„All-Gefahren-Ansatz“. Außerdem müsse Gesundheit als
übergreifendes Prinzip in allen Politikbereichen gestärkt werden
(„Health in all policies“). Dazu müsse die verantwortliche
Datennutzung dringend vereinfacht werden.