Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(13): 745
DOI: 10.1055/a-2161-1911
Editorial

Rhinosinusitis und Asthma: Wie die oberen und unteren Atemwege zusammenhängen

Rhinosinusitis and asthma: How the upper and lower respiratory tract are connected
Michael Dreher

Die oberen und unteren Atemwege hängen nicht nur anatomisch zusammen. Sie sind häufig auch gemeinsame Ursache von Symptomen und spielen nicht selten als Ko-Morbiditäten eine Schlüsselrolle für das Erreichen einer stabilen Krankheitsphase. Mit dem Begriff sinubronchiales Syndrom ist keine Diagnose gemeint, sondern es liegt eine funktionelle Einheit zugrunde: Chronische Nebenhöhlenentzündungen können die Bronchien beeinträchtigen und umgekehrt kann ein Asthma bronchiale auf den Verlauf einer chronischen Rhinosinusitis Einfluss nehmen. Das sinubronchiale Syndrom bildet also die funktionelle pathophysiologische Verknüpfung der oberen und unteren Atemwege [1]. Bei Patienten mit Asthma bronchiale finden sich in zwei Drittel der Fälle radiologische Zeichen von Schleimhautverdickungen in den Nasennebenhöhlen als Zeichen einer chronischen Rhinosinusitis. Umgekehrt haben Patienten mit Polyposis nasi ein erhöhtes Risiko, ein Asthma bronchiale zu entwickeln [1]. Als Ursache liegen häufig Allergien zugrunde; die Patienten haben dann eine langjährige Anamnese einer allergischen Rhinitis.

Um dem Zusammenhang gerecht zu werden, finden Sie im aktuellen Dossier 2 Beiträge: Zum einen zu den oberen Atemwegen mit der chronischen Rhinosinusitis, zum anderen zu den unteren Atemwegen mit dem Fokus auf dem Asthma bronchiale. Am Beispiel des Asthma bronchiale ist sehr schön zu sehen, wie beide Bereiche zusammenhängen und dass es essenziell ist, über den eigenen Tellerrand, in dem Fall das eigene Fachgebiet, hinauszuschauen.

Marek Lommatzsch zeigt in seinem Beitrag sehr schön, wie sich die Therapieziele des Asthma bronchiale in den letzten Jahren grundlegend geändert haben. Das Erreichen einer Remission, also die Beschwerdefreiheit, in Kombination mit fehlenden Exazerbationen, einer guten Lungenfunktion und der Verzicht auf systemische Steroide ist aktuell das oberste Ziel der modernen Asthmatherapie. Dies erreichen wir unter anderem durch moderne Therapeutika wie z.B. die monoklonalen Antikörper. Auf der anderen Seite sind es aber häufig die Komorbiditäten, die – wenn sie nicht erkannt und behandelt werden – die Ursache für ein unkontrolliertes Asthma bronchiale darstellen, und es so verhindern, dass das Ziel der Remission erreicht wird.

Auch bei der Therapie der chronischen Rhinosinusitis haben sich die therapeutischen Möglichkeiten verbessert. So stellen Flurin Müller-Diesing und seine Ko-Autoren in ihrem Beitrag die konservativen und operativen Therapieschritte zur Behandlung der chronischen Rhinosinusitis dar und gehen unter anderem auf die neuen Möglichkeiten der Antikörpertherapie ein – eine Therapieoption, die beim Asthma bronchiale mit sehr viel Erfahrung seit Jahren zielgerichtet ihren Einsatz findet.

Und so kann man sagen, dass obere und untere Atemwege nicht nur anatomisch zusammenhängen und einander beeinflussen, es existiert auch unter therapeutischem Aspekt eine enge Beziehung, bei der nicht nur Erfolge, sondern auch Erfahrungen geteilt werden können.



Publication History

Article published online:
11 June 2024

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  • Literatur

  • 1 Bachmann-Harildstad G. Sinubronchiales Syndrom. In: Guntinas-Lichius O, Klußmann JP, Lang SH. Referenz HNO-Heilkunde, 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021: 436-436