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DOI: 10.1055/a-2167-9392
Elf Tipps für respektvolle und gesunde Kommunikation – Kritikgespräche
Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Führungskommunikation: Kritikgespräche. Sie ermöglichen es, Probleme anzusprechen, Verbesserungen anzuregen und das Leistungsniveau im Team zu steigern. Doch oft werden Kritikgespräche als unangenehm empfunden und es können Konflikte entstehen, wenn sie nicht richtig geführt werden. In diesem Artikel bekommen Sie wertvolle Tipps, wie Sie Kritik respektvoll, gesund und konkret kommunizieren können, um positive Veränderungen herbeizuführen.
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Fehler sind menschlich, so sagt man. Also ist es letztendlich völlig normal, dass es zu „Fehlern“ kommt oder Abläufe nicht so umgesetzt werden, wie geplant. Doch warum tun sich viele Menschen schwer damit, Kritik zu verbalisieren? Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer der Hauptgründe ist die Angst vor Konflikten und negativen Reaktionen. Zudem besteht die Befürchtung, dass die Beziehung zur Gruppe oder das Ansehen in der Gruppe beeinträchtigt werden könnte. Eine weitere Hürde bildet die Unsicherheit darüber, wie die Kritik formuliert werden soll, um nicht verletzend oder angreifend zu wirken. Oft fehlt es auch an Kommunikationsfähigkeiten und dem Bewusstsein für den Nutzen konstruktiver und gesunder Kritik.
Richtig geführt können Kritikgespräche positive Veränderungen einleiten.
VORTEILE GESUNDER KRITIK
Lassen Sie uns gleich in die vielseitigen Vorteile eintauchen, die gesunde Kritik mit sich bringt.
Erstens ermöglicht sie eine ehrliche und offene Kommunikation, bei der Verbesserungspotenziale aufgedeckt und angesprochen werden können. Das schafft Raum für Weiterentwicklung. Konstruktive Kritik kann Verbesserungspotenziale identifizieren und führt dazu, dass diese gezielt angegangen werden, was individuelles Wachstum und Weiterentwicklung von Teams, Praxen, Abteilungen oder ganzen Organisationen mit sich bringt. Gesunde Kritik fördert die Selbstreflexion und das Bewusstsein für das eigene Verhalten und dessen Auswirkungen. Sie schafft die Möglichkeit für Lernprozesse und hilft dabei, Effizienz und Effektivität zu steigern. Darüber hinaus kann konstruktive Kritik das Vertrauen und die Zusammenarbeit in Teams stärken, indem sie eine Kultur des offenen Feedbacks und des respektvollen Umgangs miteinander etabliert. Indem wir Kritik als Chance zur Weiterentwicklung und zum persönlichen Wachstum betrachten, können wir ihr volles Potenzial nutzen und positive Veränderungen herbeiführen. Gesunde Kritik kann am Ende des Tages auch eine Art der Fortbildung sein.
Tipp 1
Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg
Analysieren Sie die Situation gründlich, sammeln Sie relevante Informationen und überlegen Sie sich ein konkretes Beispiel, das Sie im Gespräch nutzen möchten. Beispielsituationen können der Person, die das Feedback bekommt, helfen, es nachzuvollziehen. Zudem können Sie dadurch Ihre Kritikpunkte präzise und konkret formulieren. Machen Sie sich gern ein paar Notizen, die Sie mit ins Gespräch nehmen. Es empfiehlt sich – je nach Situation –, dass sich auch die Person, die Feedback bekommt, vorbereiten kann. Sie können beispielsweise die Person bitten, die Situation XY zu reflektieren, damit sie gemeinsam darüber sprechen können.
Tipp 2
Schaffen Sie eine positive Atmosphäre
Eine positive Gesprächsatmosphäre kann geschaffen werden, indem man auf eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation achtet. Es ist wichtig, aktiv zuzuhören und den Gesprächspartner ausreden zu lassen, ohne zu unterbrechen oder voreilige Schlüsse zu ziehen. Ein offener Dialog, in dem unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden, fördert die gegenseitige Offenheit und Vertrauensbildung. Zudem sollten Sie auf eine freundliche und zugewandte Körpersprache achten. Durch eine positive Gesprächsatmosphäre fühlen sich alle Teilnehmenden respektiert und ermutigt, ihre Gedanken und Ideen offen zu teilen.
Tipp 3
Vermeiden Sie persönliche Angriffe
Kritisieren Sie nicht die Person, sondern deren Verhalten oder Leistung. Trennen Sie die Kritik von der Identität der Person und fokussieren Sie sich auf konkrete Beispiele und Fakten. Vermeiden Sie verallgemeinernde Aussagen wie „Du bist immer …“ und „Du hast nie …“ und bleiben Sie bei beobachtbaren Verhaltensweisen. Es ist wichtig, persönliche Angriffe zu vermeiden, da sie zu einer negativen und konfrontativen Atmosphäre führen können, die die Beziehung und das Vertrauen zwischen den Gesprächspartner:innen beeinträchtigt. Durch den Fokus auf das Verhalten oder die Situation anstatt auf die Person selbst wird die Kritik konstruktiver, gesünder und zielführender. Es kann sogar dazu führen, dass die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert wird.
Tipp 4
Verwenden Sie die Ich-Botschaft
Formulieren Sie Ihre Kritik aus Ihrer eigenen Perspektive, indem Sie Ich-Botschaften verwenden. Statt zu sagen „Deine Doku ist fehlerhaft“ oder „Warum dokumentierst du so unregelmäßig?“ sagen Sie zum Beispiel „Es ist mir aufgefallen, dass die Dokumentation unserer gemeinsamen Klientin Frau X lückenhaft ist. Das hat mich besorgt, weil wir eine Dokumentationspflicht haben und ich nicht möchte, dass wir Schwierigkeiten bekommen. Kannst du das nachvollziehen?“ Dadurch wird die Kritik weniger anklagend und persönlich wahrgenommen. Die Verwendung von Ich-Botschaften bei der Formulierung von Kritik hat mehrere Vorteile: Indem Sie Ihre Kritik in Ich-Botschaften verpacken, übernehmen Sie Verantwortung für Ihre eigenen Gefühle und Wahrnehmungen, anstatt dem Gegenüber die Schuld zuzuweisen. Dies kann verhindern, dass die Kritik als persönlicher Angriff wahrgenommen wird und reduziert die Verteidigungsreaktionen beim Gegenüber. Die Kommunikation wird dadurch respektvoller und konstruktiver. Zudem wird das Stressniveau während des Gesprächs reduziert und es entsteht Raum für einen offenen Dialog und eine konstruktive Lösungsfindung.
Tipp 5
Vermeiden Sie die Warum-Frage
Die Frage nach dem Warum liegt einem natürlich auf der Zunge, sobald etwas nicht nach Plan gelaufen ist. Trotzdem lohnt sich die Vermeidung der Warum-Frage in Kritikgesprächen, um eine defensive Reaktion beim Gegenüber zu vermeiden und eine konstruktive Gesprächsatmosphäre aufrechtzuerhalten. Oftmals führt die Frage nach dem Warum zu rechtfertigenden oder rationalisierenden Antworten, anstatt zu einer offenen und lösungsorientierten Diskussion. Statt nach dem Warum zu fragen, ist es effektiver, sich auf beobachtbare Fakten und konkrete Beispiele zu konzentrieren und offene Fragen zu stellen, die zur Reflektion und Lösungsfindung anregen. Dies fördert einen konstruktiven Dialog und unterstützt die Entwicklung von Verständnis und Verbesserung.
Tipp 6
Lassen Sie sich die andere Perspektive schildern
Nachzufragen und sich die Perspektive der anderen Person schildern zu lassen, lohnt sich sehr. Bevor Sie irgendetwas sagen, unterhalten Sie sich doch erst einmal gemeinsam mit Ihrem Gegenüber über die Situation. So steht das „Problem“ nicht zwischen Ihnen, sondern Sie schauen gemeinsam auf das Problem. Das verändert die Perspektive aller Beteiligten und eröffnet vielfältige Perspektiven, die zur Lösungsfindung beitragen können.
Tipp 7
Kommunizieren Sie konkret und spezifisch
Bringen Sie Ihre Kritikpunkte auf den Punkt und geben Sie klare Beispiele, um Ihre Aussagen zu unterstützen. Vermeiden Sie vage Aussagen wie „Du bist unorganisiert“. Sagen Sie stattdessen: „In den letzten zwei Wochen habe ich bemerkt, dass du zweimal wichtige Termine verpasst hast.“
Tipp 8
Hören Sie aktiv zu
Geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit, die eigene Sichtweise darzulegen. Hören Sie aufmerksam zu, stellen Sie Fragen und zeigen Sie Verständnis. Dadurch fühlt sich die Person eher respektiert und es entsteht Raum für Dialog und gemeinsame Lösungen.


Tipp 9
Erarbeiten Sie gemeinsam konstruktive Lösungsvorschläge
Kritik allein reicht nicht aus. Sprechen Sie gemeinsam über konkrete Lösungen, wie die Situation verbessert werden kann. Dies zeigt, dass Sie nicht nur die Probleme aufzeigen, sondern auch bereit sind, Unterstützung anzubieten und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Alternativ können Sie einen Wunsch oder eine Bitte äußern, damit Ihr Gegenüber nachvollziehen kann, wie es in Zukunft besser wäre.
Tipp 10
Vereinbaren Sie klare Ziele und Maßnahmen
Definieren Sie gemeinsam mit Ihrem Gegenüber klare Ziele, um die besprochenen Punkte zu verbessern. Legen Sie konkrete Maßnahmen fest und vereinbaren Sie einen Zeitrahmen für die Umsetzung. Dadurch wird die Verantwortlichkeit gestärkt und es entsteht eine klare Ausgangsbasis für die zukünftige Entwicklung. Im besten Fall vereinbaren Sie auch schon einen Follow-up-Termin, um gemeinsam zu reflektieren.
Tipp 11
Beenden Sie das Gespräch positiv
Schließen Sie das Kritikgespräch mit einer positiven Note ab. Betonen Sie die Wertschätzung für die Person und deren Potenzial. Geben Sie Ermutigung und Unterstützung für die zukünftige Entwicklung. Eine positive Abschlussnote kann dazu beitragen, dass die Person motiviert ist, an sich zu arbeiten und Verbesserungen voranzutreiben. Wichtig ist natürlich, dass die Wertschätzung ehrlich ist und von Herzen kommt.
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POSITIVE VERÄNDERUNGEN
Kritikgespräche sind ein wertvolles Werkzeug für Führungspersonen, um Leistung und Zusammenarbeit im Team zu fördern. Durch eine respektvolle und konkret formulierte Kommunikation können Kritikgespräche zu positiven Veränderungen führen. Nutzen Sie die genannten Tipps, um Kritikgespräche effektiv zu gestalten und eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Gesunde Kritikgespräche können außerdem positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Indem wir konstruktive Kritik äußern und empfangen, schaffen wir eine offene Kommunikationskultur, die zur Verbesserung persönlicher und beruflicher Beziehungen beiträgt. Das Austauschen von Feedback ermöglicht es uns, unser Verhalten zu reflektieren und uns weiterzuentwickeln. Dadurch können wir effektiver arbeiten, unsere Fähigkeiten verbessern und ein Gefühl der beruflichen Erfüllung erleben.
Zudem kann der konstruktive Umgang mit Kritik Stress reduzieren, da wir lernen, mit Rückmeldungen nutzbringend umzugehen und sie als Wachstumschance zu betrachten. Eine positive Feedbackkultur fördert auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit in Teams, was sich wiederum positiv auf unser psychisches Wohlbefinden auswirkt.
Indem wir gesunde Kritikgespräche führen, können wir letztendlich zu einer positiven Arbeitsumgebung beitragen, die unsere Gesundheit und Zufriedenheit unterstützt.
Lisa Holtmeier
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ist Ergotherapeutin BSc, Gründerin von WORDSEED, Kommunikationscoach und Podcasterin. Sie hält Vorträge, gibt Fortbildungen und coacht Praxen im Bereich der internen und externen gesunden Kommunikation. Kommunikation wird in ihrer Arbeit als betriebliche Gesundheitsförderung eingesetzt. WORDSEED: Worte säen – Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation ernten. E-Mail: durchstarter@wordseed.de
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. Januar 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany


ist Ergotherapeutin BSc, Gründerin von WORDSEED, Kommunikationscoach und Podcasterin. Sie hält Vorträge, gibt Fortbildungen und coacht Praxen im Bereich der internen und externen gesunden Kommunikation. Kommunikation wird in ihrer Arbeit als betriebliche Gesundheitsförderung eingesetzt. WORDSEED: Worte säen – Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation ernten. E-Mail: durchstarter@wordseed.de



