Angewandte Nuklearmedizin 2023; 46(04): 281-306
DOI: 10.1055/a-2168-2063
CME-Fortbildung

Radioembolisation mit Harz- und Glas-Mikrosphären

Ein umfassendes Update von der Indikationsstellung bis zur NachsorgeRadioembolization using resin- and glass-microspheresA comprehensive update from indication to follow-up
Harun Ilhan
,
Lars Stegger
,
Hojjat Ahmadzadehfar

Die transarterielle Radioembolisation (TARE) ist eine lokal ablative Therapieoption bei primären und sekundären Lebertumoren mit leberdominanter Erkrankung. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die gängigsten Indikationen, die Patientenselektion, die Therapieplanung und -durchführung sowie die Nachsorge der Patienten. Der Fokus liegt auf Yttrium-90-beladenen Glas- und Harzmikrosphären, wobei weite Teile dieser Übersicht auch für Holmium-166 beladene Mikrosphären gelten.

Abstract

Transarterial radioembolization (TARE) or synonymously used selective internal radiotherapy (SIRT) is a local ablative therapy option for primary and secondary liver tumors with liver-dominant disease. Close cooperation of interventional radiology and nuclear medicine is necessary for the successful implementation of this therapy. This detailed educational article will provide an overview of the most common indications, patient selection, therapy planning and excecution, as well as patient follow-up. The main focus will be on yttrium-90 loaded glass and resin microspheres; however, large parts of this review will also apply to holmium-166 microspheres.

Fazit

Take Home Message

Nichtsdestotrotz zeigen diese Daten, dass Patienten in Abhängigkeit verschiedener klinischen Parameter (beispielsweise jüngeres Alter, Patienten mit niedriger Tumorlast, Patienten ohne ethyltoxische Genese des HCC und ohne Leberzirrhose) eher von einer Kombinationstherapie profitieren könnten. Weitere prospektive Studien, insbesondere im Vergleich mit anderen systemischen Therapieoptionen, sind derzeit bei HCC noch ausstehend.

Fazit

Take Home Message

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die 99mTc-MAA-Bildgebung eine wichtige Rolle bei der Bewertung der sicheren Durchführbarkeit einer TARE und der genauen Festlegung des Therapieplans spielt und daher bei jedem Patienten erfolgen sollte [80]. Darüber hinaus ist die 99mTc-MAA-Bildgebung für die prätherapeutische Dosimetrie bei Glas- und Harzmikrosphären obligat [92] [93].

Die Eignung des Patienten zur Durchführung einer TARE hängt neben klassischen Indikationskriterien auch von individuellen Befunden im Rahmen der Leberangiografie und 99mTc-MAA-Bildgebung ab, welche eine obligate Vorrausetzung vor Durchführung einer TARE darstellen.

Fazit

Take Home Message

Für jeden Patienten sollte das TARE-Team einen personalisierten, individuellen Therapieplan unter Berücksichtigung des hepatischen Zielvolumens, der Wirksamkeit und Toxizität der TARE in Übereinstimmung mit den Patientenmerkmalen und den strategischen Behandlungszielen definieren.

Fazit

Take Home Message

Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass die Inzidenz schwerwiegender Komplikationen nach einer TARE niedrig ist.

Fazit

Take Home Message

Eine Radioembolization induced Liver Disease (REILD) kann in den meisten Fällen durch die Überprüfung der Leberfunktion mit entsprechender Anpassung der therapeutischen Strategie und medikamentöser Prophylaxe verhindert werden.

Kernaussagen
  • Die Grundlage für die Durchführbarkeit einer transarteriellen Radioembolisation (TARE) ist die duale Gefäßversorgung der Leber durch die A. hepatica und die Pfortader. Während primäre und sekundäre Lebermalignome überwiegend über die A. hepatica versorgt werden, erfolgt die Versorgung der Hepatozyten größtenteils über die Pfortader. Dies ermöglicht nach intraarterieller Applikation von radioaktiv beladenen Mikrosphären hohe Tumordosen unter Schonung des gesunden Leberparenchyms.

  • Die TARE ist eine sichere und wirksame Therapieoption bei verschiedenen primären und sekundären Lebertumoren. Die aktuelle Datenlage rechtfertigt den Einsatz bei hepatozellulären Karzinomen (HCC), cholangiozellulären Karzinomen (CCC) sowie bei hepatisch metastasierten kolorektalen Karzinomen (CRC) und neuroendokrinen Tumoren (NET). Für andere Tumorentitäten ist die Datenlage aktuell limitiert, insbesondere prospektive Daten sind selten.

  • Die Indikation zur Durchführung der Therapie sollte im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz unter Berücksichtigung der klinischen Situation einschließlich Leberfunktion, potenziell lebertoxischer Vortherapien und Evaluation möglicher Alternativen gestellt werden.

  • Die Patientenselektion erfordert eine multidisziplinäre Evaluation verschiedener klinischer und bildgebender Verfahren durch das TARE-Team bestehend aus interventionellen Radiologen, Nuklearmedizinern, Medizinphysikern und, idealerweise, eines Hepatologen.

  • Die Eignung des Patienten zur Durchführung einer TARE hängt neben klassischen Indikationskriterien insbesondere von der Leberangiografie, der Verteilung von 99mTc-MAA-Bildgebung (MAA=makro-aggregiertes Albumin) in der Leber und etwaigen arteriovenösen Shuntverbindungen ab. Daher gilt die Durchführung der SPECT (idealerweise SPECT/CT) nach der MAA-Angiografie als obligate Voraussetzung vor Durchführung einer TARE.

  • Die TARE wird in enger Kooperation der interventionellen Radiologie und Nuklearmedizin durchgeführt. Die Applikation sollte langsam und unter ständiger Flusskontrolle erfolgen. Insbesondere ein Reflux muss frühzeitig erkannt werden und kann einen Therapieabbruch zur Folge haben.

  • Hepatische und extrahepatische Komplikationen nach einer TARE sind relativ selten. Eine sorgfältige Patientenselektion und Beurteilung der klinischen, laborchemischen und bildgebenden Befunde (z.B. MAA-SPECT/CT, ggf. Cone Beam CT) im Rahmen der prätherapeutischen Abklärung kann zur frühzeitigen Identifikation und Prävention zahlreicher therapieassoziierter Komplikationen beitragen.



Publication History

Article published online:
07 December 2023

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